Regierungsrat verschärft MassnahmenAb Donnerstag müssen in Zürcher Geschäften Masken getragen werden
Mundschutz beim Einkaufen, Kontaktdaten-Pflicht in Beizen, weniger Leute in Clubs: Die Zürcher Regierung verschärft Corona-Massnahmen.
Das Wichtigste in Kürze
In Zürich steigen die Corona-Fallzahlen seit Wochen. Jetzt hat die Regierung die Massnahmen verschärft. Es gilt ab Donnerstag:
- Maskenpflicht in Geschäften, Einkaufszentren und geschlossenen Märkten.
- Restaurants müssen zwingend die Daten ihrer Gäste erfassen.
- Nicht mehr als 100 Personen in Restaurant- und Clubräumen. Im ganzen Betrieb (Restaurants, Bars, Clubs) dürfen sich maximal 300 Personen aufhalten.
- Veranstaltungen: Falls Schutzmassnahmen wie Masken oder Abstand nicht möglich sind, sind höchstens 100 Personen zugelassen.
Welche Massnahmen in Zürich aktuell gelten, finden Sie auch in unserer Übersicht.
Zusammenfassung der Medienkonferenz
Der Regierungsrat verschärft die Massnahmen. Ab Donnerstag gilt eine Maskenpflicht in allen Geschäften und Märkten in Innenräumen. Ebenso müssen Restaurants zwingend die Daten ihrer Gäste erfassen. Ausserdem sind in Innenräumen nicht mehr als 100 Personen erlaubt, Clubs werden auf 300 Personen beschränkt. Ebenfalls gilt eine Beschränkung von 100 Personen für Veranstaltungen ohne Schutzkonzept.
Mario Fehr stellte fest, dass die Schweiz bisher gut gefahren sei und dass die Bevölkerung sich umgewöhnt habe. Meistens würden sie die Regeln beachten. So schüttle niemand mehr Hände, sagte er.
Kantonsärztin Christiane Meier erklärt, wieso das Contact Tracing teils lange dauert. Sie macht ein Beispiel:
Am 1. Tag geht eine Frau an eine Party, am 3. Tag spürt sie Symptome, am 5. Tag wird sie getestet, am 6. Tag liegt das positive Resultat vor. Die Frau ist ein Indexfall. Am Tag 7 hat das Tracing-Team eine Liste mit allen Kontakten der Party. Es verschickt Massen-SMS und -E-Mails. Da die Inkubationszeit 14 Tage beträgt, kann es dauern, bis weitere Angesteckte eruiert sind.
Was in Zürich gilt, sehen Sie auch in unserer Übersicht.
Ende
Die Medienkonferenz ist beendet, danke fürs Reinschauen.
Gilt bis zum 30. September
Die neuen Regeln wie die Maskenpflicht in Läden gelten ab kommenden Donnerstag, 27. August, und sind vorläufig bis zum 30. September befristet.
Für die Zeit danach wird der Regierungsrat wiederum neue Regeln formulieren, weil Grossveranstaltungen wieder erlaubt sind. Das hatte der Bundesrat entschieden. Wie der Kanton Zürich die Bewilligungen für diese Veranstaltungen handhaben wird, ist noch nicht klar.
Was ist mit den Märkten und Bahnhöfen?
Die Maskenpflicht gilt nur für Innenräume, also auch für geschlossene Märkte, aber nicht für die Märkte im Freien.
Die neuen Massnahmen gelten nicht für alle öffentliche Räume. Auch im Flughafen oder an Bahnhöfen gilt keine Maskenpflicht. «Betreiber können aber weitergehende Hausregeln erlassen», ergänzte Mario Fehr.
Am besten: Maske und Abstand in Läden
Die Maskenpflicht in den Läden bedeutet nicht, dass die Abstandsregeln nicht mehr gelten. «Am besten ist, sich auch mit Masken an die Abstandsregeln zu halten», sagte Kantonsärztin Meier.
Kleine Schritte statt grosse Sprünge
Silvia Steiner sagte, es sei kein einfacher Entscheid gewesen, flächendeckende Massnahmen zu ergreifen, da jede Gemeinde anders betroffen ist.
«Es ist die Zeit der kleinen Schritte und nicht jene der grossen Sprünge», resümierte Steiner. «Auch wenn das für uns Zürcher nicht einfach ist», wie Steiner schmunzelnd sagte.
«Die Leute halten sich an die Quarantänebestimmungen»
Mario Fehr stellte fest, dass die Schweiz bisher gut gefahren sei und dass die Bevölkerung sich umgewöhnt habe. Meistens würden sie die Regeln beachten. So schüttle er persönlich seit langem niemandem mehr die Hand, sagte er.
«Wir machen mehr als andere Kantone», so Fehr. «Und wir möchten Anfang Oktober grössere Veranstaltungen genehmigen können.»
Am Flughafen sind seit Anfang August 19'200 Datensätze von Airlines ausgewertet worden, 4750 allein für den Kanton Zürich.
550 Quarantänekontrollen hat der Kanton gemacht, nur drei Verzeigungen waren nötig. «Die meisten Leute halten sich an die Quarantänebestimmungen», schloss Fehr daraus.
«Contact Tracing hinkt hinterher»
Meier schilderte an einem Beispiel, wieso das Contact Tracing «hinterher hinkt»:
Am 1. Tag geht eine Frau an eine Party, am 3. Tag spürt sie Symptome, am 5. Tag wird sie getestet, am 6. Tag liegt das positive Resultat vor. Die Frau ist ein Indexfall. Am Tag 7 hat das Tracing-Team eine Liste mit allen Kontakten der Party. Es verschickt Massen-SMS und -E-Mails. Da die Inkubationszeit 14 Tage beträgt, kann es dauern, bis weitere Angesteckte eruiert sind.
«Contact Tracing hinkt notgedrungen hinterher», sagte Meier. Das liege aber nicht an einem schlechten Contact Tracing, sondern in der Natur der Sache.
Kantonsärztin «sehr glücklich»
Kantonsärztin Christiane Meier gibt sich «sehr glücklich» über die beschlossenen Massnahmen der Regierung. Aber damit sei es nicht getan.
Hygiene und Abstandsregeln seien nach wie vor die wichtigsten Regeln, sagte Meier.
Da die meisten Neuinfizierten zwischen 20 und 40 Jahre alt sind, brauche es nun einmal Beschränkungen in Bars und Clubs.
Lesen Sie mehr über Kantonsärztin Meier: Sie wurde ins kalte Wasser geworfen – und hat überlebt
Bis 100 Fälle verkraftet das Contact-Tracing-Team
Nun müsse alles getan werden, dass das Coronavirus nicht mehr in die Alters- und Pflegeheime komme, hielt Rickli fest. Risikopatienten müssten geschützt werden.
100 neue Fälle könne das Contact Tracing verkraften. Das seien mehrere tausend Telefonate - täglich.
31 neue Fälle
In den letzten 24 Stunden verzeichnet der Kanton Zürich 31 Neuinfizierte. Das sind wenige im Vergleich zu den letzten Tagen, aber die Zahlen bleiben hoch, sagte Natalie Rickli.
Es wird viel getestet, sagte Rickli. Die neuste Zahl: 11'714 haben sich testen lassen, 3,6 Prozent waren positiv.
4096 Personen sind in der Reisequarantäne.
In Isolation sind 515 Personen.
In der «normalen» Quarantäne sind weitere über 800 Personen.
Die Fallzahlen steigen, aber auf der Strasse ist dies nicht spürbar, stellte die Gesundheitsdirektorin fest. Deshalb müssten neue Massnahmen der Bevölkerung wieder vermehrt bewusst machen, dass das Virus noch da ist.
Matrix für neue Massnahmen
Covid-19-Sonderstabschef Bruno Keller sagt, die Lage werde stetig neu beurteilt. Dabei seien die Kapazitäten der Gesundheitsinstitutionen stets im Auge zu behalten.
Der Sonderstab hatte Kriterien, ab wann er dem Regierungsrat neue Massnahmen vorschlägt. Es gebe eine entsprechende Matrix.
Jetzt seien die Kriterien erreicht worden.
Läden
In Einkaufsläden gilt neu die Maskenpflicht. Die Regel gilt ab Donnerstag.
Veranstaltungen
Falls keine Schutzmassnahmen möglich sind wie Masken oder 1,5 Meter Abstand, sind höchstens 100 Personen zugelassen.
Gastronomie
Die Gastronomie muss die Kontaktdaten der Gäste aufnehmen. Es genügt eine Person pro Gruppe oder Familie.
In Gastrobetrieben werden die Gastzahlen beschränkt. Erlaubt sind nicht mehr als 100 Personen pro Raum. Das gilt für Restaurants, Bars und Clubs. Im gesamten Innen- wie Aussenbereich eines Gastrobetriebs oder Clubs sind 300 Personen erlaubt.
Neue Massnahmen
Silvia Steiner sagt, nun sei der Zeitpunkt gekommen für weitere (Präventiv-)Massnahmen. Diese dürften aber die Wirtschaft nicht zu fest einschränken. Es werde in den nächsten zwei, drei Wochen keine weitere Massnahmen geben, kündigte Steiner an.
Streit um Maskenpflicht
Die Frage um Gesichtsmasken in Geschäften entzweit gar Parteikolleginnen. Am Wochenende hat sich Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» für eine Ausweitung der Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden oder Läden ausgesprochen. Die Stadt Zürich befinde sich angesichts der hohen Fallzahlen in einer besorgniserregenden Lage.
Fast gleichzeitig hat Parteikollegin und Justizdirektorin Jacqueline Fehr auf Twitter und auf ihrer Website eine ganz andere Position vertreten. Die Zahlen seien sehr tief, deshalb hinterfrage sie zum aktuellen Zeitpunkt auch weitere Eingriffe in die Grundrechte.
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Regierungsrat informiert
Um 16.30 Uhr will der Regierungsrat gemeinsam Stellung beziehen und über das weitere Vorgehen zur Bekämpfung der Pandemie informieren.
Es orientieren Regierungspräsidentin und Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP), Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP), Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP), Kantonsärztin Christiane Meier und Bruno Keller, Kommandant der Kantonspolizei Zürich und Leiter Sonderstab Covid-19.
Neuinfektionen nehmen zu
Es geht aufwärts. Nicht mit der Wirtschaft, sondern mit den Neuinfektionen. Langsam, aber kontinuierlich breitet sich das Corona-Virus im Kanton Zürich aus. Am Freitag wurde ein neuer Rekord seit Aufhebung des Lockdowns gemeldet: 83 Neuinfektionen an einem Tag. Zwar sind die Zahlen nicht mit der rasanten Ausbreitung des Coronavirus im März vergleichbar, doch sie bereiten vielen Menschen Sorgen: 514 Personen sind aktuell in Isolation, 9335 in Quarantäne. 25 Personen werden im Spital behandelt, sechs werden künstlich beatmet.
Andere Kantone reagierten bereits. In Basel-Stadt etwa gilt ab heute Montag eine Maskenpflicht in Geschäften. Im Kanton Zug richtet sich die Regierung nach einem Ampelsystem. Ginge es nach diesem, bestünde in Zürich Handlungsbedarf (lesen Sie dazu hier mehr). Die Kantonsregierung hat dies bislang anders beurteilt, es gab weder neue Massnahmen noch öffentliche Auftritte zur Einschätzung der aktuellen Lage.
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