AboReportage aus Riga«Wie bringen wir die Wahrheit nach Russland?»
Lettland hat bis im Sommer 247 russische Journalisten samt Familien aufgenommen. In Riga können die Geflüchteten sicher und unabhängig arbeiten – wären da nicht die Schwierigkeiten des Exillebens.
Ein Gedankenspiel. Ein Mensch strandet auf einer einsamen Insel. Hofft er darauf, dass ein Schiff kommt und ihn retten wird, oder nicht? Galina Timtschenko, Chefredaktorin der russischen Onlineplattform «Meduza», hat sich diese Frage bereits vor acht Jahren beantwortet, als sie mit «Meduza» nicht auf einer Insel, sondern in der lettischen Hauptstadt Riga strandete: Das Schiff wird nicht kommen. Es wird keine Rettung geben, Russland wird für lange Zeit ein Unort für unabhängigen Journalismus bleiben. Eine richtige Entscheidung, findet sie bis heute: «Ohne Hoffnung lebt man leichter», sagt sie: «Man baut dann sein eigenes Schiff.»