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Experte der Stunde
Wenn es knapp wird, ist er der «Mister Energie»

Bastian Schwark ist in einer Mangellage für alle Energieträger zuständig – Gas, Strom, Erdöl, aber auch Holz.
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Auffällig oft wandte sich Bundesrat Guy Parmelin letzte Woche vor den Medien nach rechts und übergab das Wort dem Mann an seiner Seite. Es ging um eine drohende Energiekrise, einen möglichen Mangel an Gas und Strom im Winter. Bei Detailfragen zu Gaskontingenten, zu Auflagen für Haushalte, zur Überwachung des Verbrauchs musste Parmelin passen. Der Experte der Stunde war Bastian Schwark, dessen Namen und Gesicht die Öffentlichkeit bisher kaum kannte.

«Man arbeitet eigentlich hinter den Kulissen», sagt Schwark zu seiner neuen, überraschend öffentlichen Rolle. «Es ist völlig in Ordnung, dass der normale Bürger sich für unsere Aufgaben nicht interessiert, sondern einfach erwartet, dass alles funktioniert.» Jetzt, da sich die Lage zuspitzt und Gasleitungen, Stromnetze, Energiepreise für jede Bürgerin fast existenzielle Bedeutung erlangen, ist das Wissen von Leuten wie Schwark gefragt.

Er kann das selbst noch kaum fassen, lacht etwas ungläubig: «Ich hätte nie gedacht, dass sich das so entwickelt. Es ist eine ganz andere Art der Herausforderung.» Dass er den öffentlichen Auftritt kaum gewohnt ist, merkt man Schwark nicht an. Ruhig, deutlich und knapp geht der 43-Jährige auf die Fragen ein.

In der aktuellen Lage hält Schwark für sich und seine Familie – er ist verheiratet und hat zwei Kinder – vor allem eine Massnahme für sinnvoll: weniger heizen. «Wir könnten beim Heizen alle mehr tun», meint er.

Zwischen Swissgrid und einer Milizorganisation

Schwark ist Leiter des Fachbereichs Energie der wirtschaftlichen Landesversorgung (WL), einer 250-köpfigen Milizorganisation, die vorwiegend aus Experten aus der Wirtschaft besteht. Schwark hat im Hauptberuf eine führende Position bei Swissgrid, dem Unternehmen, das das Schweizer Übertragungsnetz für Strom betreibt.

Dass er Aufgaben der WL übernehme, gehöre quasi zu seiner Arbeit bei Swissgrid, sagt Schwark. Sollte es beim Strom zu einer Mangellage kommen, was derzeit noch nicht der Fall ist, würde Swissgrid zentrale Aufgaben übernehmen, im Extremfall sogar die Steuerung von Kraftwerken. «Deshalb ist es relativ natürlich, dass ich zur WL gekommen bin», sagt Schwark. Dort ist er für alle Energieträger zuständig, also auch für die Versorgungslage mit Gas, Mineralöl und sogar für Holz und Wasser. Mit einem offiziellen Pensum von 20 Tagen – pro Jahr.

Schwark hat in Deutschland und Frankreich studiert und kam in die Schweiz, um an der ETH Lausanne zu doktorieren. Schon 2006 plädierte er zusammen mit seinen Professoren in einem Zeitungsartikel für den Aufbau von Gas-Kombi-Kraftwerken, um Engpässe bei der Stromproduktion in der Schweiz zu überbrücken. Später arbeitete Schwark bei McKinsey in Zürich als Berater in Energiefragen, bevor er 2014 zu Swissgrid wechselte.

Notfallpläne für die Energieversorgung gebe es schon lange, sagt Schwark. Jetzt, da sie eventuell umgesetzt werden, müssten sie nur noch verfeinert und überprüft werden. Besonders kritisch sei dabei der Übergang von der normalen zur Mangellage. «Das ist ein Effort, bei dem es wichtig ist, dass die verschiedenen Organisationen optimal zusammenarbeiten», sagt er. Dass das möglichst nahtlos gelinge, würde er sich «als Bürger wünschen». «Wir sind da auf gutem Weg.»