Zum neuen Jurassic-Park-FilmWie konnte der 250 Kilogramm schwere Herrscher der Lüfte fliegen?
Der Flugsaurier Quetzalcoatlus zeigt im neuen Kinofilm «Jurassic World» enorme Flugkünste. Fachleute rätseln aber, wie die riesige Echse sich in die Luft erhoben hat.
Ein Warnlicht im Cockpit leuchtet auf, ein Schrei, und schon ist er da. Ein riesiger Flugsaurier stürzt vom Himmel, greift das Flugzeug der Helden an, zerfetzt dessen Turbinen mit seinem meterlangen Schnabel und hebt wieder ab. Universal Pictures wirbt mit dieser Szene für den sechsten Teil der Jurassic-Park-Filmreihe. Und schon dieser Vorgeschmack macht klar: Herrscher der Lüfte sind in dem Film gigantische Flugechsen.
«Jurassic World: Ein neues Zeitalter» kommt am Donnerstag in die Schweizer Kinos. Es gibt in allen Filmen der Reihe wissenschaftliche Unschärfen; so waren die meisten Dinosaurier zum Beispiel wohl keine grünbraun-schuppigen Wesen wie dargestellt, sondern gefiedert und knallbunt. Nun haben einige Wissenschaftler aus Japan und Frankreich die Aerodynamik verschiedener Urzeit-Giganten untersucht und folgern in der Fachzeitschrift «PNAS Nexus»: Der Flugsaurier hätte wohl nie irgendeinen Luftraum beherrscht. Er konnte nur mehr schlecht als recht fliegen. Die meiste Zeit verbrachte er auf dem Boden.
Der im Film gezeigte Flugsaurier ist ein Quetzalcoatlus; die Gattung ist benannt nach einem mittelamerikanischen Gott, der oft als gefiederte Schlange dargestellt wird. Quetzalcoatlus gilt mit einer Flügelspannweite von mehr als zehn Metern als grösster bekannter Flugsaurier und lebte in der Oberkreide, war also ein Zeitgenosse von Tyrannosaurus und Triceratops. Und wie diese starb er vor 66 Millionen Jahren nach einem Asteroideneinschlag aus.
Wie startete der Flugsaurier?
Der Flug des Quetzalcoatlus gibt Forschern schon lange Rätsel auf. Wie gelang es dieser riesigen Echse, die nach jüngeren Schätzungen rund 250 Kilogramm wog, zu fliegen? Schon der Start erscheint schwierig: Der Quetzalcoatlus ähnelt stehend einer Giraffe; wegen seiner relativ kurzen Beine war sein Rumpf wohl zu nahe am Boden, als dass das Tier effektiv mit den Flügeln hätte schlagen können. Sprang er also für den Start von einer Klippe, oder rannte er wie ein Gleitschirmflieger einen Abhang hinab?
Zuletzt hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass der Quetzalcoatlus mit allen vieren in die Luft sprang, um abzuheben. Doch wenn er erst einmal oben war, wie blieb er oben? Bei seiner Grösse, urteilten Forscherinnen und Forscher schon vor Jahren, wäre das unverhältnismässig anstrengend gewesen. Sie gingen davon aus, dass die Tiere durch die Luft glitten und segelten sowie Aufwinde nutzten wie ein heutiger Adler oder Geier.
Doch auch damit war es beim Quetzalcoatlus offenbar nicht weit her. Wissenschaftler um Yusuke Goto vom französischen Forschungszentrum CNRS haben berechnet, wie gut moderne und ausgestorbene Vögel sowie die Flugsaurier Pteranodon und Quetzalcoatlus in der Lage waren, Aufwinde zu nutzen, um in die Lüfte emporzusteigen. Alle untersuchten ausgestorbenen Tiere waren demnach ziemlich gute Segelflieger. Der Quetzalcoatlus aber fiel aus der Reihe. Während alle anderen laut den Berechnungen bei thermischen Aufwinden mühelos nach oben stiegen, kreiselte der Riese nach unten.
Schlechte Flugeigenschaften
Der Quetzalcoatlus war einfach zu schwer. Er schneidet mit seinen Flugeigenschaften schlechter ab als die heutigen Riesentrappen – das sind bis zu knapp 20 Kilogramm schwere afrikanische Vögel, die vor allem auf dem Land leben und nur im Notfall fliegen, um Jägern zu entkommen. So ähnlich stellen sich die Wissenschaftler auch das Verhalten des Quetzalcoatlus vor. Der spazierte demnach meist über die Erde, auf Beinen und Flügelarmen. Um zu jagen oder zu fliehen, konnte er für kurze Strecken durch die Luft flattern. Mehr liess sein Gewicht nicht zu.
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