Geldblog: Ultralockere GeldpolitkWelche Anlagen bieten Inflationsschutz?
Aufgrund der Geldflut sollten sich Anleger langfristig auf eine Teuerung vorbereiten. Unser Experte gibt Tipps.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Milliarden, die die Notenbanken in die Märkte fliessen lassen, nicht zu einer Inflation führen. Wie sehen Sie das und wie kann man sich schützen? Gold habe ich schon. Leserfrage von H.A.
Momentan ist die Teuerung bei uns kein Problem. Wegen der Coronakrise bewegt sich die Teuerung aktuell sogar in der Minuszone. Mit der Wirtschaftserholung wird die Teuerung aber wieder etwas anziehen. Kurzfristig erwarte ich aber weiterhin nur tiefe Teuerungswerte. Interessanter ist allerdings der Aspekt, den Sie ansprechen. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank haben signalisiert, dass sie nicht nur an der ultralockeren Geldpolitik festhalten, sondern weitere Wertpapieraufkäufe tätigen dürften. Dies bedeutet, dass weitere Milliarden in die internationalen Finanzmärkte fliessen werden.
Geld hat bereits seit Jahren keinen Wert mehr. Zinsen auf Guthaben gibt es in Schweizerfranken kaum noch und auf hohen Cashbeständen läuft man Gefahr, Negativzinsen abliefern zu müssen. Angesichts der Geldflut stellt sich die berechtigte Frage, wie die Notenbanken die Geldmenge irgendwann wieder zurücknehmen wollen. Aus heutiger Sicht scheint dies unmöglich. In der Wirtschaftsgeschichte folgte auf Phasen mit langer lockerer Geldpolitik irgendwann eine Inflation.
Wie gefährlich Inflation für den Sparbatzen ist, kann man derzeit in der Türkei verfolgen, die unter einer hohen Inflation leidet und wo die Landeswährung massiv an Wert verloren hat. Auch auf globaler Ebene steigen langfristig die Inflationsrisiken. In den letzten Jahren sind die Schuldenberge weltweit stark angestiegen und werden im Zuge der Coronakrise noch mehr ansteigen. Die Staaten dürften kaum mehr in der Lage sein, diese Kredite zurückzuzahlen. Und die Schuldenstaaten haben ein grosses Interesse an einer steigenden Inflation.
Ebenso wie das Gold sind inflationsgeschützte Anleihen eine empfehlenswerte Depotbeimischung.
Wann dies Realität werden wird, weiss ich nicht. Als Anleger sollte man sich meines Erachtens aber auch gegen dieses Risiko absichern, da eine hohe Inflation den Wert des Geldes vernichtet und am Vermögen frisst, das man sich vielleicht während langer Zeit aufgebaut hatte. Ein klassisches Mittel gegen die Inflation ist Gold, das Sie bereits im Depot haben. Gold halte ich für eine sinnvolle Depotbeimischung, würde es aber auch nicht zu stark gewichten, da es keine Rendite abwirft und ebenso wie andere Rohstoffe und Aktien starken Kursschwankungen ausgesetzt ist.
Einen Inflationsschutz bieten auch Immobilien und Aktien. Zusätzlich absichern können Sie sich gegen das Inflationsrisiko mit inflationsgeschützten Anleihen. Diese bieten einen nachhaltigen Schutz vor einer steigenden Teuerung und ermöglichen es, auch bei hohen Teuerungsraten eine kaufkrafterhaltende reale Rendite zu erzielen. Für diese Instrumente spricht auch die Tatsache, dass sie eine geringe Korrelation gegenüber Aktien und nominalen Anleihen aufweisen. Allerdings würde ich nicht in einzelne inflationsgeschützte Anleihen investieren, sondern dies mittels kostengünstigen Exchange Traded Funds ETF tun.
Möglich ist dies beispielsweise mit dem iShares Global Inflation Linked Govt Bond Ucits ETF USD des US-Vermögensverwaltungsriesen Blackrock. Damit kann man breit diversifiziert in globale inflationsgebundene Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating investieren. Die meisten Positionen sind in US- und britischen Papieren, wo am meisten inflationsgeschützte Anleihen herausgegeben werden. Ausschüttung gibt es keine, der ETF ist thesaurierend. Mit einer Gesamtkostenquote Total Expense Ratio TER von 0,25 Prozent sind die Gebühren gering. Grösstes Risiko ist meines Erachtens der US-Dollar, der allerdings schon tief notiert. Ebenso wie das Gold sind aus meiner Sicht inflationsgeschützte Anleihen eine empfehlenswerte Depotbeimischung und ermöglichen es, sich für den Fall frühzeitig abzusichern, dass die Inflation später eben doch wieder ein Problem wird.
Fehler gefunden?Jetzt melden.