Wegen «Hetzkampagne»Röschenzer Pfarrer Franz Sabo kündigt Rückzug an
Nach dem Segen hat Franz Sabo am Sonntag vor der Gemeinde in Röschenz eröffnet, er wolle sich auf unbestimmte Zeit zurückziehen. Hintergrund sind Vorwürfe sexueller Belästigung aus Sabos Anfangsjahren in Deutschland.
Ein Fall aus dem Jahr 1982 hat den Röschenzer Pfarrer Franz Sabo wieder eingeholt. Der «SonntagsBlick» hat vor einer Woche Vorwürfe eines Priesters aufgegriffen, der behauptet, Sabo habe ihn als damals 17-jährigen Klosterschüler in Bamberg mit Alkohol gefügig gemacht, um dann an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen.
Die Anschuldigungen wurden bereits 2010 öffentlich. Sabo hat stets bestritten, dass es sich um sexuellen Missbrauch gehandelt habe, er sprach von einvernehmlichen Handlungen. Die erneuten Vorwürfe seien dennoch zu viel für ihn, sagte Sabo am Sonntag laut dem katholischen Medienportal kath.ch vor seiner Gemeinde.
«Ich schäme mich, hier vor Ihnen zu stehen, wenn intimste Details aus meinem Sexualleben in der Öffentlichkeit breitgetreten wurden», soll er gesagt haben. Er gab, wie bereits in der Vergangenheit, erneut zu, damals «sein Amt als Priester aus Unerfahrenheit missbraucht» zu haben, dementierte aber klar einen sexuellen Missbrauch. Sabo spricht von einer «Hetzkampagne».
Röschenzer bleiben solidarisch
Nach über 25 Jahren in Röschenz verspüre er derzeit zum ersten Mal Misstrauen. Und das, obwohl die Röschenzer sich letzte Woche ein weiteres Mal hinter ihren Pfarrer gestellt hatten. Die Kirchgemeinde hat am Freitag in einem Communiqué, das sie in sämtliche Haushalte in der Baselbieter Gemeinde verteilte, festgehalten: «Vor über 40 Jahren, gerade erst zum Priester geweiht, ist Franz Sabo ein Verhältnis mit einem jungen Mann eingegangen, den er im Rahmen einer Beichte kennen gelernt hatte.»
Der Geistliche habe den Vorfall «nie verheimlicht», so das Communiqué weiter. Er sei sich dieses Fehltritts immer bewusst gewesen. Zudem hätten Hunderte von Kindern und Jugendlichen seither in Röschenz «eine schöne und lehrreiche Erfahrung als Kommunionkinder, Ministranten und Firmlinge erleben dürfen». Es habe «keinen einzigen Verdachtsfall, keine Reklamation» gegeben. Sabos Anwalt wollte gegenüber dem «SonntagsBlick» keine Stellung nehmen.
Keine Sonntagsmessen mehr
Sabo betonte laut kath.ch in seiner Rede vom Sonntag ebenfalls, dass er in seiner Zeit in Röschenz Hunderte Kinder getauft und zur Kommunion geführt habe und mit 200 Ministranten auf Freizeiten gewesen sei – und nie habe es nur ansatzweise den Vorwurf der sexuellen Belästigung gegeben. Nun würden ihn aber sogar seine Ministranten fragen, was dran sei an den Vorwürfen. Das habe ihn zutiefst erschüttert.
Sabo, der seit seiner Pensionierung in einem 50-Prozent-Pensum tätig ist, wird vorerst keine Sonntagsmessen mehr abhalten. Auf Wunsch von Gemeindemitgliedern wird er aber noch Zeremonien wie Taufen, Trauungen oder Beerdigungen durchführen.
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