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Missbrauchskandal in der katholischen Kirche
Felix Gmür soll von Missbrauchs­vorwürfen gewusst und nichts unternommen haben

Mgr Felix Gmuer lors de la conference de presse apres la ceremonie de Priere et Penitence en faveur des victimes d'Abus sexuels dans le contexte ecclesial a la basilique de Valere, ce lundi, 5 decembre 2016, a Sion. Les Eveques, des representant(e)s et superieurs majeur religieux de Suisse ainsi qu'une delegation de victimes ont pries ensemble. (KEYSTONE/Olivier Maire)
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Jahrelang lieferte sich die Kirchgemeinde Röschenz in Basel-Landschaft einen Streit mit dem damaligen Bischof von Basel, Kurt Koch, bei dem es um die Modernisierung der katholischen Traditionen und Hierarchien ging. Federführend bei der Kritik war der damalige Pfarrer von Röschenz, Franz Sabo. Recherchen des «SonntagsBlicks» werfen nun ein neues Licht auf den Fall: Sabo ist selber in einen Missbrauchsfall involviert, von dem der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, gewusst haben soll.

Der heute 57-jährige Priester Thomas Pfeifroth wirft Sabo vor, ihn als 17-Jährigen im bayrischen Bamberg missbraucht zu haben. Erst Jahre später zeigte Pfeifroth den Pfarrer an. Die Staatsanwaltschaft hält Pfeifroths Darstellungen für glaubhaft, stellte das Verfahren aber wegen Verjährung ein.

2011 strebte Pfeifroth ein kirchenrechtliches Verfahren gegen Sabo an, doch Gmür weigerte sich, Schritte einzuleiten. «Bischof Felix Gmür schützt einen Täter», kritisiert Pfeifroth nun gegenüber dem «SonntagsBlick». Gmür hätte den Fall 2011 nach Rom melden müssen. Es sei aber nichts passiert. Stattdessen habe er auf Umwegen erfahren, dass Sabo lediglich mit einem Busswerk bestraft worden sei. Gmür bestreitet, gegen das Kirchenrecht verstossen zu haben. Sabos Anwalt schweigt zu den Vorwürfen.

In einer heutigen Stellungnahme schreibt das Bistum Basel, der «SonntagsBlick» habe in seiner Darstellung Aussagen von Gmür unterschlagen: Dieser habe, weil sich der Missbrauchsfall ausserhalb der Schweiz ereignet habe, die Akten zum Vorfall an die zuständige Stelle in Rom weitergeleitet. Dies sei vor der Intervention des Betroffenen erfolgt. Gmür habe sich somit an die Urteile der staatlichen und kirchlichen Justiz gehalten.

Gmür soll von weiteren Missbrauchsfällen gewusst haben

Gmür wurde am 24. Mai dieses Jahres über verschiedene weitere Anschuldigungen gegen Kleriker informiert, wie der «SonntagsBlick» zudem schreibt. Kurz darauf erfuhr der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, davon. Rom schaltete sich ein und gab Bonnemain den Auftrag, gegen dessen Mitbrüder zu ermitteln. Doch auf die Idee, die Polizei zu informieren, kam niemand.

Demnach wurden die Bischöfe erst nach Recherchen der Zeitung aktiv. Die Kantonspolizei Freiburg und die Staatsanwaltschaft Waadt bestätigten, dass erst am Freitag, 8. September, Anzeigen eingegangen sind.

Das Bistum Chur begründet sein Zögern damit, dass es sich bei den beschriebenen Fällen um Anschuldigungen handle, bei denen viele Fragen offen seien und konkrete Angaben fehlen würden.

Jacqueline Fehr: Bern soll im Vatikan intervenieren

Die Zürcher Justizministerin Jacqueline Fehr kritisiert den Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsskandal. «Wir brauchen keine kircheninterne Pseudo-Gerichtsbarkeit. Es gibt die Staatsanwaltschaft und die Gerichte, und es gibt die unabhängigen Opferberatungsstellen», sagt Fehr in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». «Ich erwarte, dass die Bischofskonferenz in Rom einfordert, dass auch die dortigen Archive geöffnet werden. Die Aufarbeitung muss weitergeführt werden. Und ich erwarte, dass die kirchenrechtlichen Reglemente überarbeitet und den rechtsstaatlichen Prinzipien angepasst werden.»

Sollten die Bischöfe nicht aktiv werden, behalte sie sich Schritte vor. Auf die Frage, ob der Bund im Vatikan intervenieren solle, sagt Fehr: «Ich würde das begrüssen. Aber grundsätzlich sehe ich die Kirche in der Pflicht. Es ist wie bei einem Sportverband: Es ist nur die halbe Lösung, wenn sie von aussen kommt.»

SDA/sme