Siegesrede von Joe Biden«Jetzt ist die Zeit für Amerika, zu heilen»
Mit einer Botschaft der Versöhnung haben sich der neu gewählte US-Präsident Joe Biden und seine Vize Kamala Harris an die Nation gewandt. Wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze:
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat nach Erhebungen von US-Medien die Wahl in den USA gewonnen.
Biden will um 02.00 Uhr MEZ in Wilmington (Delaware) eine Siegesrede halten.
Amtsinhaber Donald Trump akzeptiert den Sieg seines Herausforderers nicht. Er hat bereits in mehreren Bundesstaaten juristische Schritte gegen die Ergebnisse eingeleitet.
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Diesmal lagen die Umfragen nicht daneben: Joe Biden hat die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen (hier gehts zum Ticker der historischen Wahlnacht).
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Fazit: Eine versöhnliche Rede
Das war ein kraftvoller Auftritt des gewählten nächsten Präsidenten der USA. Joe Biden hat seine gesamte Rede unter das Motto Einheit und Versöhnung gestellt. Es ist die Strategie, die nach vier Jahren äusserster Spannungen, gewaltsamen Protesten und einem Präsidenten, der die Stimmung ein ums andere Mal auch noch angeheizt hat, dringend nötig sein dürfte. Nach Bidens Rede kommt seine Frau Jill auf die Bühne, die beiden fallen sich in die Arme und verbleiben so für einige Zeit. Vom Himmel fällt Konfetti und als Hintergrundmusik läuft Tom Petty: «I won't back down.»
Biden erinnert an seinen verstorbenen Sohn
«Heute Abend schaut die ganze Welt auf uns», fügt Biden an. «Ich glaube, dass Amerika ein Licht für den ganzen Globus sein kann.»Anschliessend begrüsst Biden seine Frau und künftige First Lady Jill sowie seine Familie auf der Bühne.
Über dem Chase Center in Wilmington beginnt ein Feuerwerk den Nachthimmel zu erleuchten. Es soll symbolisieren, dass Bidens verstorbener Sohn Beau heute Abend über seinen Vaters wacht. Einer der Songs, der dazu gespielt wird, stammt von Beau Bidens Lieblingsband Coldplay. Der Leadsänger der Band Chris Martin spielte im Jahr 2015 sogar bei seiner Beerdigung.
«Jetzt ist die Zeit für Amerika, zu heilen»
Joe Biden wendet sich dann direkt an die enttäuschten republikanischen Wähler. Er versucht schon jetzt das Versprechen einzulösen, mit dem er angetreten ist: Er will versöhnen. «An alle, die für Donald Trump gestimmt haben», sagt Biden: «Ich verstehe eure Enttäuschung an diesem Abend. Aber jetzt lasst uns einander eine Chance geben.» Die Menschen aus beiden politischen Lagern in den USA seien keine Feinde. Sie seien Amerikaner. «Jetzt ist die Zeit für Amerika, zu heilen», sagt Biden.
Seine erste Handlung als Präsident werde deshalb auch darin bestehen, wissenschaftliche Berater und Experten zu benennen, die die Reaktion auf das Coronavirus leiten sollen.
«Wir müssen uns eine Chance geben»
«Ich bin demütig über das Vertrauen, das Sie mir entgegengebracht haben», sagt Biden zu seinen Anhängern. «Heute Abend erinnern wir uns aber auch an diejenigen, die so viele Jahre so hart dafür gekämpft haben. Einmal mehr hat Amerika den Weg der Gerechtigkeit gewählt.»
Auch Biden dankte den Walhelfern, die seit dem 3. November «unermüdlich» jeden Stimmzettel zählen. «Alle, die sich mitten in dieser Pandemie dafür freiwillig gemeldet haben, verdienen den besonderen Dank unserer gesamten Nation», sagt er.
Biden will Mittelklasse wieder stärken
Biden verspricht ein Präsident zu sein, «der nicht spaltet, sondern eint». Er sehe keine roten oder blauen Staaten, sondern nur die Vereinigten Staaten. Er arbeite dafür, die Mittelklasse wieder zu stärken und dafür zu sorgen, dass Amerika auf der ganzen Welt wieder respektiert werde. Er dankt seiner Familie, besonders für seine Frau Jill findet er liebevolle Worte. «Jill wird eine großartige First Lady sein, ich bin so stolz auf sie», sagt Biden.
Biden: «Für mich gibt es nur die Vereinigten Staaten»
Biden bedankt sich bei seinem Team und seiner Familie. «Ich bin Jills Ehemann. Und ohne ihre Liebe wäre ich nicht hier», sagte Biden in Richtung seiner Frau. Er erwähnt auch die berufliche Laufbahn seiner Frau als Professorin. «Es ist ein grossartiger Tag für alle Lehrer in unserem Land. Sie haben nun ihre eigene First Lady im Weissen Haus. Ich bin stolz auf sie.»
Dann kommt Biden auf seinen Wahlsieg zu sprechen. «Die Menschen dieses Landes haben gesprochen. Der Wahlkampf ist nun vorbei», sagt er und fährt fort, dass er überrascht sei, von den Feiern auf den Strassen. Biden spricht von «Hoffnung und erneuertem Glauben an ein Morgen, dass einen neuen Tag bringen wird».
Der 78-Jährige joggt auf die Bühne
«Nun möchte ich ihnen den künfitgen Präsident der USA vorstellen», sagt Harris.Joe Biden joggt auf die Bühne, der 78-Jährige wirkt kein bisschen müde, sondern vielmehr euphorisiert. Er wendet sich an alle Amerikaner und die Menschen aus Delaware im Besonderen. Er tritt hier in seiner Heimat auf. «Folks», sagt er, «die Menschen dieser Nation haben entschieden». Das Publikum jubelt.
«Ich werde nicht die letzte Vizepräsidentin sein»
Die künfitge Vizepräsidentin kommt in ihrer Ansprache auch auf ihre Herkunft zu sprechen. Als Tocher von Einwanderern hätten ihre Eltern sich wohl nie vorgestellt, dass sie eines Tages hier stehen würde. «Aber wir, das Volk, haben die Macht, eine bessere Zukunft zu schaffen.»
Sie sei wohl die erste Frau im Amt der Vizepräsidentin in der Geschichte der USA, «aber ich werde nicht die letzte sein», fügt Harris an.
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Harris: «Demokratie ist nicht gesichert»
Joe Biden spricht am Samstagabend (Ortszeit) in seinem Wohnort Wilmington, Delaware, zur Nation. Bevor der gewählte Präsident jedoch vor seine jubelnden Anhänger tritt, kommt die künftige Vizepräsidentin der USA, Kamala Harris, auf die Bühne. «Guten Abend», sagt die strahlende Harris mehrmals.
Zum Beginn ihres Statements zitiert Harris den verstorbenen, republikanischen Kongressabgeordneten John Lewis und erinnert die Amerikaner daran, dass «Demokratie nicht gesichert ist». Demokratie sei nur so stark, wie die Bereitschaft des Volkes dafür zu kämpfen. «Und als unsere Demokratie auf dem Spiel stand, haben Sie einen neuen Tag eingeläutet», sagt Harris. Die Amerikaner hätten mit Joe Biden als US-Präsident Hoffnung und Einheit, Anstand, Wissenschaft «und ja, Wahrheit» gewählt.
Harris dankt allen Helfern im Wahlkampf. «Die sicher gestellt haben, dass alle Stimmen gezählt werden», betont sie.
Medien: Biden will sich an die Nation wenden
Joe Biden will sich nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl in den USA an die Nation wenden. Die Ansprache mit der designierten US-Vizepräsidentin Kamala Harris soll um 02.00 Uhr MEZ stattfinden. Das berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf Bidens Wahlkampfteam.
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Trump will Wahlergebnis nicht anerkennen
Amtsinhaber Donald Trump machte aber sofort deutlich, dass er sich in die Niederlage nicht fügen will. Er erklärte: «Die einfache Tatsache ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist.»
Damit stehen den Vereinigten Staaten nach einem beispiellos harten Wahlkampf weitere schwierige Wochen bevor. Trump hat bereits eine Heerschar von Anwälten auf den Weg gebracht, um seinen Abschied aus dem Weissen Haus zu verhindern. Der 74-Jährige will bis vors Oberste Gericht ziehen, den Supreme Court. Seit der Wahlnacht spricht er immer wieder von Betrug, ohne dafür irgendwelche Beweise vorzulegen. Anders als in den USA üblich verzichtete Trump auch darauf, den Gewinner anzurufen und seine Niederlage einzugestehen.
Trump ging golfen
Trump, der das Weisse Haus zuvor tagelang nicht verlassen hatte, hielt sich in den letztlich entscheidenden Stunden auf dem Golfplatz auf. Auf Twitter verbreitete er dann die Botschaft: «Wir alle wissen, warum Joe Biden sich voreilig fälschlicherweise als Sieger ausgibt und warum seine Medienverbündeten so sehr versuchen, ihm zu helfen: Sie wollen nicht, dass die Wahrheit ans Licht kommt.» Biden sei «nicht als Sieger irgendeines Staates bestätigt».
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Die Aussagen des amtierenden Präsidenten haben zunächst keinerlei rechtliche Auswirkungen. Sie markieren aber eine Zuspitzung des politischen Streits um die Wahl. Trump hatte sich noch in der Wahlnacht im Weissen Haus zum Sieger erklärt. Den Demokraten warf er sofort vor, die Wahl «stehlen» zu wollen.
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Joe Biden gewinnt die Wahl
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat die historische Wahl in den USA gewonnen. Mit einem Sieg im Schlüsselstaat Pennsylvania kam der 77-Jährige am Samstag nach einem tagelangen Wahlkrimi über die Marke von 270 Wahlleuten, die für einen Erfolg erforderlich sind. Der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama zeigte sich in einer ersten Reaktion «geehrt und demütig».
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Biden wird in den USA jetzt schon «President Elect» (‹Gewählter Präsident›) genannt. Seine Vereidigung ist für den 20. Januar nächsten Jahres geplant. Für den Ex-Senator bedeutet der Wahlsieg die Krönung einer mehr als vier Jahrzehnte umfassenden Karriere. Von 2008 bis 2016 war er Obamas Vize. Mit dann 78 Jahren wäre er der älteste Präsident, der in der Geschichte der Vereinigten Staaten das Amt übernimmt. Als seine Vizepräsidentin wäre die Senatorin Kamala Harris (56) die erste Frau und die erste Schwarze in diesem Amt.
Ende eines tagelangen Wahlkrimis
Mit dem Erfolg Bidens geht ein Wahlkrimi zu Ende, wie ihn die USA in dieser Form noch nie erlebt haben. Als erster ging nach einer tagelangen Zitterpartie der Nachrichtensender CNN am Samstag kurz vor 17.30 Uhr MEZ mit dem Sieg Bidens auf Sendung. Der Sender schlug Biden auch den Bundesstaat Pennsylvania zu, der über 20 Wahlleute verfügt. Damit übersprang Biden die magische Marke von 270 Stimmen. Kurz darauf folgten dann auch die anderen Sender, darunter auch Trumps bevorzugter Sender Fox News. Auch der umkämpfte Staat Nevada wurde dann als Erfolg für Biden gewertet. .
In den USA ist es üblich, dass die Präsidentenwahl auf der Basis von Prognosen grosser Medienhäuser entschieden wird – normalerweise noch in der Wahlnacht. Die amtlichen Ergebnisse kommen teils erst viel später. Wegen der Corona-Pandemie hatten Millionen Amerikaner dieses Jahr aber per Brief abgestimmt, weshalb sich die Auszählung der Stimmen hinzog. Der US-Präsident wird nur indirekt vom Volk gewählt. Die Stimmen der Wähler entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums, das den Präsidenten dann im Dezember wählt. Für einen Sieg braucht ein Kandidat die Mehrheit der 538 Wahlleute.
Auf den Strassen New Yorks und anderer Grossstädte löste die Nachricht grossen Jubel aus
Biden will die USA wieder vereinen
Biden hatte vor der Wahl versprochen, das tief gespaltene Land als Präsident aller Amerikaner zu einen und aus der «Zeit der Dunkelheit» zu führen. Er will die Corona-Pandemie mit einer nationalen Strategie eindämmen, die Beziehungen zu Verbündeten in aller Welt kitten und die USA in internationale Abkommen zurückführen. Zum Beispiel hat er eine Rückkehr der USA ins Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt. Die Mitgliedschaft der USA dort endete am Mittwoch, nachdem Trump sie aufgekündigt hatte.
Der gewählte Präsident ist in zweiter Ehe mit Jill Biden (69) verheiratet. Die Demokraten standen im Kampf um das Weisse Haus zuletzt geschlossen hinter Biden, der zum moderaten Flügel der Partei gehört. Zudem hatten ihm einige Republikaner den Rücken gestärkt, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Wegen der Corona-Pandemie bestritt Biden einen extrem zurückhaltenden Wahlkampf – zunächst überwiegend digital, später auch mit einigen öffentlichen Auftritten. Im Unterschied zu Trump zeigte er sich stets mit Maske. Der Amtsinhaber wurde Anfang Oktober selber positiv auf das Coronavirus getestet.
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Mehrheit im Senat noch nicht entschieden
Bei der Abstimmung am Dienstag standen auch die 435 Sitze des Repräsentantenhauses und rund ein Drittel der Sitze im Senat zur Wahl. Beim Regieren könnte Biden auf die Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus setzen. Seine Partei konnte sich zunächst aber nicht die Kontrolle in der zweiten Parlamentskammer, dem Senat, sichern. Über die Mehrheit im US-Senat für die kommenden zwei Jahre entscheiden voraussichtlich erst zwei Stichwahlen im Bundesstaat Georgia Anfang Januar. Alle Resultate dazu finden Sie in unserem Ticker.
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