Zürich sucht «Stadtideen»Was mit 9999 Franken für Klima und Kinder tun?
Die Stadt sucht Vorschläge für Quartiernutzungen und testet so das partizipative Budget. Das Geld stammt von der ZKB-Jubiläumsdividende.
Was für ein Freipass! Da hat die Stadt Zürich ein Budget, das noch keinen Verwendungszweck hat, und will, dass jede Zürcherin und jeder Zürcher mitbestimmen darf, wofür das Geld verwendet wird.
Einige Einschränkungen gibt es dann doch noch. Die Ideen müssen im Quartier und dürfen nicht etwa privat umgesetzt werden. Zudem müssen die Vorschläge gemeinnütziger Art sein und einen Bezug zu den Themen Klima und Umwelt sowie Kinder und Jugendliche haben. Das Projekt darf samt Umsetzung nicht mehr als 9999 Franken kosten.
Mit dieser «Stadtidee» testet die Stadtentwicklung der Stadt Zürich ein partizipatives Budget in der ganzen Stadt, wie sie am Donnerstag mitteilte. Vorschläge können zwischen dem 10. Juli und dem 4. September online abgegeben werden. Sie sollen einen der vier Stadtteile betreffen – Zürich-Nord, -Süd, -Ost oder -West.
Nach der Ideensammlung findet eine Machbarkeitsprüfung durch die Stadt Zürich statt. Anschliessend kann die Bevölkerung im Oktober und November 2021 auf der Onlineplattform über die Aufteilung des Budgets auf die Ideen abstimmen. Gesamthaft stehen 540’000 Franken für die selbstständige Umsetzung der Ideen zur Verfügung.
Test: Wipkingen erhält ein Backhaus
Die Stadtentwicklung Zürich führt das Pilotprojekt im Rahmen der Smart-City-Strategie und des Strategieschwerpunkts «Smarte Partizipation erproben» des Stadtrats durch. Finanziert wird das Projekt über die ausserordentliche Jubiläumsdividende der ZKB, wie es Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) Anfang 2020 angekündigt hatte. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen der Stadt eine Grundlage liefern, ob das partizipative Budget ein geeignetes Instrument darstellt, um die Mitwirkung der Bevölkerung zu stärken.
In die «Stadtidee» flossen auch wichtige Erfahrungen aus dem Projekt «Quartieridee» ein, das die Vereine Nextzürich und Urban Equipe vergangenen Herbst in Wipkingen getestet hatten. Dafür standen 40’000 Franken zur Verfügung. Acht Projekte hat die Bevölkerung ausgewählt. Sie werden im Lauf des Jahres umgesetzt. Darunter sind etwa ein Streetfood-Festival, ein Backhaus, Rundtische um die Bäume auf dem Röschibachplatz oder mobile Skaterelemente.
Partizipative Budgets werden bereits in vielen europäischen Städten umgesetzt, so zum Beispiel in Paris, Helsinki oder Barcelona. Die Stadtidee setzt bei der Plattform auf die Open-Source-Software «Decidim» aus Barcelona.
Ein weiterer Teil der ZKB-Dividende von gesamthaft 13,6 Millionen Franken fliesst in den Projektwettbewerb «Für Züri». Dieser ist bereits am 2. Juli 2021 gestartet.
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