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Meinung

Zum Ende der Maskenpflicht
Warum ich noch nicht bereit bin, die Maske abzulegen

Brauchen wir sie wirklich nicht mehr? Corona-Schutzmaske.
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Ich greife in den Schrank, ziehe meinen Mantel an. Routine-Check: Handy, Portemonnaie, Schlüssel, alles dabei. 

Und ja, auch eine Maske habe ich eingesteckt, in die Innentasche, wo sie vor fast zwei Jahren ihren Platz gefunden hat, zusammen mit dem Portemonnaie.

Ich habe es nicht kommen sehen, dass unsere Beziehung mal so gut, so stabil werden würde. Als damals, am 6. Juli 2020, in der Schweiz die Maskenpflicht verordnet wurde, war das zuallererst vor allem eines: gewöhnungsbedürftig.

Die Maske war Zeichen dafür, dass wir der Pandemie etwas entgegensetzen können.

Doch die Maske ist mir ans Herz gewachsen, das spüre ich jetzt, wo ich sie nirgends mehr aufsetzen muss. Es geht für mich nicht ohne sie, noch nicht.

Natürlich haben wir zunächst mal eine Zweckbeziehung geführt. Die Maske versprach Schutz, ganz pragmatisch, für meine Mitmenschen und für mich selbst – in einer Zeit, als sich Corona richtig hartnäckig und unheimlich zeigte.

Sie war dabei ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir der Pandemie etwas entgegensetzen können. Und dass wir alle etwas dazu beitragen können – ja, müssen. Fast alle haben mitgemacht, 22 Monate lang. Ein kleines Stück Gewebe, eine grosse Geste. Wir gehen da zusammen durch.

Und alle haben mitgemacht: Publikum bei einem Konzert von Patent Ochsner im Juni 2021.

Das Masketragen hatte für mich stets auch etwas Liebevolles. Den besonders gefährdeten Personen in meinem Umfeld konnte ich mit der Maske zeigen: Ich nehme euch ernst, ich sorge mich um euch. Nichts konnte das deutlicher zeigen, als die FFP2-Maske, die während Begegnungen oder bei längeren ÖV-Fahrten fest auf Nase und Mund sass. 

Die Maske war ein willkommenes Schutzschildchen.

Jetzt, in diesen Polarluft-Tagen, spürt man auch noch mal, was in anderen Regionen der Erde schon längst Allgemeingut ist: dass die Maske ja nicht nur vor Sars-CoV-2-Viren schützt, sondern auch allerlei andere Krankheiten am Eintritt ins körpereigene System hindern kann. 

Und die Maske kann noch mehr: Sie war hin und wieder ein willkommenes Schutzschildchen, wenn ich mich der Welt nicht ganz so direkt aussetzen wollte – und sie hat so manchen Small Talk effizient abgekürzt, weil es einfach schwieriger ist, nur mit dem halben Gesicht und verdecktem Mund zu kommunizieren. Die Maske hat Treffen distanzierter, Gesichter teils unleserlich gemacht, aber sie hat mir auch Ruhe verschafft.

Ich bin noch nicht bereit, sie abzulegen. Im Tram sehe ich, es geht nicht nur mir so.