Schiedsrichter bei der Fussball-WMWarum die WM-Spiele in Katar länger dauern als bisher
Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina erklärt die Regeln für das Turnier in Katar. Eine neue Technologie hat im Eröffnungsspiel bereits einen prominenten Auftritt.
Pierluigi Collina hatte am Samstag das Pech, dass am selben Tag noch eine andere Pressekonferenz stattfand, nämlich die von Gianni Infantino. Und gegen die bizarre Rede des Fifa-Präsidenten hatte der 62-jährige Italiener natürlich keine Chance. Dabei hatte Collina durchaus spannende Themen im Gepäck.
Wie bei jeder WM werden in den nächsten Wochen auch die Schiedsrichter und – in Katar zum ersten Mal – Schiedsrichterinnen im Fokus stehen. Zudem können sich die Fans darauf einstellen, dass Offside-Entscheidungen künftig schneller getroffen werden, die Partien aber trotzdem länger dauern.
Zum ersten Mal pfeifen auch Frauen bei einer WM
Zum ersten Mal in der WM-Geschichte stehen in Katar auch Schiedsrichterinnen im Aufgebot: Stéphanie Frappart aus Frankreich, die 2020 als erste Frau eine Partie in der Champions League gepfiffen hat und in der Ligue 1 zum Einsatz kommt. Salima Mukansanga aus Ruanda, die unter anderem beim Afrika-Cup 2022 im Einsatz stand. Und die Japanerin Yoshimi Yamashita, die regelmässig Spiele der J-League leitet.
Zudem sind auch drei Assistentinnen bei den Spielen in Katar im Einsatz: Neuza Back aus Brasilien, Karen Diaz Medina aus Mexiko sowie die US-Amerikanerin Kathryn Nesbitt.
«Ich hoffe, dass das Aufgebot von Schiedsrichterinnen für wichtige Wettbewerbe der Männer bald keine Sensation mehr ist, sondern eine Selbstverständlichkeit», sagt Collina. Aber besonders in Katar, wo die Rechte der Frauen eingeschränkt sind, ist die Nominierung der sechs Schiedsrichterinnen besonders.
Collina hält aber fest, dass es keinen Fall geben wird, bei denen die Schiedsrichterinnen aus religiösen Gründen bei Spielen von Katar, Saudiarabien oder dem Iran nicht eingesetzt werden können. «Sie sind als Fifa-Referees hier und bereit für jedes Spiel», sagt der Schiedsrichter-Chef.
Insgesamt sind bei der WM 36 Hauptschiedsrichterinnen und Hauptschiedsrichter im Einsatz.
Das neuste Spielzeug hilft bei Offside-Entscheidungen
Nachdem bei der WM in Russland zum ersten Mal der Video Assistant Referee (VAR) zum Einsatz gekommen ist, hat die Fifa jetzt ihr nächstes Spielzeug präsentiert: die halbautomatische Abseits-Erkennung. «Sie soll die Arbeit des Videoschiedsrichters leichter machen», sagt Collina.
Ähnlich wie beim Hawk-Eye im Tennis vermessen zwölf Kameras im Stadion die Bewegungen aller Spieler und senden 50-mal pro Sekunde die Position von 29 Messpunkten, die für eine Offside-Entscheidung relevant sind. Zudem befindet sich auch im Ball ein Sensor, der 500-mal pro Sekunde exakte Daten übermittelt.
Mithilfe einer künstlichen Intelligenz werden die Spieler sowie die Position und die Bewegungen des Balls vermessen. Liegt eine Offside-Position vor, erhalten die Video-Assistenten einen automatisierten Alarm. So soll die Abseits-Überprüfung nicht mehr länger als 25 Sekunden dauern.
Einen ersten prominenten Auftritt hatte die Technologie im Eröffnungsspiel am Sonntag: Das vermeintliche 1:0 von Ecuador wurde in einer undurchsichtigen Situation aberkannt – und das dauerte deutlich länger als die angepriesenen 25 Sekunden.
Dem Zeitspiel wird der Kampf angesagt
Wer kennt es nicht? In einer Halbzeit fallen drei Tore, die alle entsprechend bejubelt werden wollen. Es gibt mehrere Wechsel, ein verletzter Spieler muss behandelt werden, plötzlich lässt sich das führende Team gaaaanz viel Zeit – und trotzdem werden am Ende nur drei Minuten nachgespielt.
Das soll es in Katar nicht geben, wie Collina ankündigt. Die Schiedsrichter sind angehalten, die Nachspielzeit während der WM strenger zu interpretieren, als es zum Beispiel in der Super League oft der Fall ist. «Seien Sie nicht überrascht, wenn sieben oder acht Minuten nachgespielt werden», sagt der Italiener – selbst nach einer Halbzeit, in der nichts Aussergewöhnliches passiert ist.
Es wird wieder mehr Platzverweise geben
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Platzverweise während einer WM immer weiter gesunken: 2006 waren es in Deutschland stolze 28 – allein im denkwürdigen Achtelfinal zwischen Portugal und Holland wurden vier Spieler des Feldes verwiesen. In Südafrika waren es 2010 dann nur noch 17 Platzverweise, in Brasilien zehn und zuletzt in Russland vier.
Diese Zahl dürfte in Katar wieder ansteigen. Denn Fouls, die die Gesundheit der Spieler gefährden, sollen konsequenter geahndet werden als zuletzt. Collina sagt: «Wann immer etwas passiert, das die Sicherheit der Spieler gefährdet, sollten die Trainer mit der härtesten Strafe rechnen – einer Roten Karte.»
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