Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Dieser Schweizer WM-Gegner verblüfft
Vorsicht vor den Touristen!

Der heutige Schweizer Gegner hat in Riga Historisches erreicht.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es gab eine Rangelei vor dem Tor. Die Briten wehrten sich mit Handschuhen und Stöcken. Worauf ein Gegenspieler eher süffisant denn anerkennend meinte: «Nicht schlecht für ein Team voller Touristen.»

Das war im Frühling 2019, Eishockey-WM in Kosice, Grossbritannien verlor die ersten sechs Partien, Torverhältnis 5:38. Der Aufsteiger war gekommen, um zu gehen.

Torhüter Ben Bowns fühlte sich wie eine Schiessbudenfigur: 261 Pucks flogen im Turnier auf ihn zu, 230 parierte er. Nur fünf Goalies wehrten in diesem Jahrhundert an Weltmeisterschaften mehr Schüsse ab. Dann kam das Abstiegsspiel, Frankreich führte 3:0, alles klar also, doch die Briten reagierten, glichen aus, siegten in der Verlängerung, hielten sich sensationell in der A-Gruppe.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Vor zwei Jahren war Grossbritannien an der WM überfordert. In Riga ist das Team kompetitiv. Gegen Weissrussland gelang den Briten der erste 3-Punkte-Sieg auf höchster Stufe seit 1962. Gegen die Slowakei und Dänemark verloren sie nur mit einem Tor Differenz.

Der beste Brite spielte in Schwedens dritthöchster Liga

Der Schweizer Kontrahent vom Dienstag verblüfft also. Umso mehr, als die Vorbereitung auf die WM provinziell anmutet: kein einziges Testspiel, eine Trainingswoche – mehr lag nicht drin. Zudem hatten die meisten Spieler in den Monaten zuvor kaum Wettkämpfe bestritten. Die Saison der heimischen Elite Ice Hockey League (EIHL) war wegen der Pandemie gestrichen worden. Einige kamen kurzerhand im Ausland zu Wettkampfpraxis. Liam Kirk beispielsweise, der stärkste Spieler der Briten, fand Aufnahme bei Hanhals. Es handelt sich um ein Team aus Schwedens dritthöchster Liga. In Riga hat Kirk bereits fünf Tore erzielt.

«Ich durfte mich in den ersten Jahren glücklich schätzen, wenn im Training einige auf dem Eis standen, die nicht bei jeder Bewegung den Puck verloren.»

Corey Neilson, Trainer Grossbritannien

Nationaltrainer Corey Neilson kennt die Zustände im britischen Eishockey. Der Kanadier kam 2006 in die EIHL, war zuerst Spieler, dann Spieler-Trainer, übernahm 2013 als Headcoach bei Nottingham. Er erinnert sich: «Ich durfte mich in den ersten Jahren glücklich schätzen, wenn im Training einige auf dem Eis standen, die nicht bei jeder Bewegung den Puck verloren.»

Neilson investierte, reiste regelmässig mit einer Gruppe lernwilliger Briten nach Kanada, liess sie dort im Sommer während 10 Wochen trainieren. Vor vier Jahren bezwang Nottingham unter Neilson den SC Bern in der Champions Hockey League.

Selbst wenn das Niveau der britischen Spieler gestiegen ist: Noch immer wird die Liga von Nordamerikanern geprägt, die in Europa für eine Topliga nicht infrage kommen. 14 Ausländer sind pro Team spielberechtigt, die Löhne werden wöchentlich entrichtet. Sie bewegen sich zwischen 200 Pfund (rund 250 Franken) für einen jungen Briten und bis zu über 1000 Pfund für einen guten Ausländer.

Die Tätowierung nach durchzechter Nacht

All diese Faktoren machen die Entwicklung des Nationalteams noch erstaunlicher. Vor vier Jahren kämpften die Briten an der WM in der dritthöchsten Division gegen Holland. Heute treten sie den Schweizern mit der Überzeugung gegenüber, «dass wir mitspielen können und nicht 60 Minuten lang mit allem, was wir haben, verteidigen müssen». So formuliert es Robert Dowd. Der Assistenzcaptain (33) hat einen Mentalitätswandel festgestellt. 2019 seien sie in Ehrfurcht erstarrt. «Nun haben wir eine andere Einstellung, einen anderen Stolz.»

Apropos Stolz: Dowd fällt in Riga auch deshalb auf, weil er sich seine Trikotnummer 75 auf den Nacken tätowieren liess. Erzählt er die Geschichte dazu, ist es mit dem Stolz aber nicht mehr weit her. «Es geschah im Ausgang auf Mallorca. Ich war betrunken. Am nächsten Morgen wachte ich mit sturmem Kopf und wundem Nacken auf», erzählte er für einen Artikel der Turnier-Website. «Ich geriet in Panik, hoffte inständig, auf dem Nacken würde nun kein Schmetterling, Einhorn oder sonst was Lächerliches sein. Als ich die 75 sah, dachte ich: ‹Okay, damit kann ich leben.›»

Wie war das schon wieder mit der Touristentruppe?

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.