Feiern in der Corona-ZeitVor den Festtagen wächst die Angst
Wegen Weihnachten und Silvester könnte die Zahl der Neuinfektionen wieder in die Höhe schiessen. Deshalb bereiten der Bund und die Kantone spezielle Massnahmen vor.
Bis Freitag ist die Zahl der Neuansteckungen weiter gesunken, von 10’539 Anfang November in Wellen auf 4946. Dennoch ist Gesundheitsminister Alain Berset beunruhigt, wie er am Donnerstag während seines Besuchs im Tessin sagte. Ihm machen die Festtage, vor allem aber der Silvester Sorgen, denn Familientreffen und Partys könnten die Zahlen rasch wieder in die Höhe treiben. «Wir werden nicht wie gewohnt in grossen Gruppen feiern können, sondern müssen einen anderen Weg finden, das neue Jahr zu beginnen», sagte er.
Schwierigkeiten bereitet aber bereits die Adventszeit. Berset will nächste Woche die Kantone an einem Treffen darauf drängen, dass sie die Risiken des Weihnachtsshoppings eindämmen. Denkbar sei es, die Ladenöffnungszeiten auszuweiten und mehr Sonntagsverkäufe anzubieten, heisst es im Bundeshaus. Oder den Zugang der Kundschaft zu den Geschäften zu begrenzen, etwa mit einem Slotsystem. Solche Massnahmen könnten es schwer betroffenen Westschweizer Kantonen erlauben, ihre Läden für das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft wieder zu öffnen.
Erste Warenhäuser haben aber bereits selbst zu solchen Massnahmen gegriffen. Globus etwa hält in der Adventszeit einzelne Warenhäuser an bestimmten Abenden bis 21 oder gar 22 Uhr offen und führt vor wie auch nach Weihnachten Sonntagsverkäufe durch.
Bundesrat erarbeitet Massnahmen für den Winter
Für die Feiertage selber arbeitet der Bund an einer Kommunikationsstrategie. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt dies auf Anfrage, sagt aber, dass es noch zu früh sei, über die Umsetzung zu informieren. Das liegt auch daran, dass sich nicht abschätzen lässt, wie sich die Ansteckungszahlen entwickeln und wie die Kantone darauf reagieren werden.
Die Bundesbehörden wollen dem Vernehmen nach ihre Empfehlungen für Weihnachten Anfang Dezember vorstellen. Dabei gehe es nicht darum, Familientreffen zu untersagen, sondern konkrete Tipps für ein möglichst sicheres Fest zu geben. Bald soll auch ein sogenanntes Winterpaket mit Massnahmen folgen, die schweizweit bis im Frühling gelten sollen.
Thomas Steffen, Kantonsarzt von Basel-Stadt, gab schon am Freitag an der Medienorientierung des BAG Tipps für Weihnachten. Die Bevölkerung solle bereits jetzt, wo die Warenhäuser noch nicht überfüllt sind, die Geschenke kaufen und sich zwei Wochen vor Weihnachten in eine Art Vorquarantäne begeben. Das bedeute mehr Homeoffice und weniger soziale Kontakte. So lasse sich in dieser kritischen Zeit, während der viele Leute zusammenkämen und Viren austauschten, die Gefahr einer Ansteckung reduzieren.
Dabei muss man sich aber bewusst sein, dass ein Restrisiko bleibt, wie Steffen sagte. «Vielleicht ist es aber gar nicht so schlecht, mit den Eltern über solche das Leben berührende Fragen zu reden.» Solche Gespräche könnten zu Weihnachten passen.
Weihnachten in Quarantäne
Die anstehenden Feiertage beschäftigen auch die Kantone. Der Kanton Bern etwa erwägt eine Informationskampagne über die sozialen Medien, wie Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion, sagt. Der Kanton, der schon vor Wochen strengere Massnahmen ergriffen hat als der Bund, will diese nicht weiter verschärfen, sondern wenn möglich wieder lockern. Die heutigen Massnahmen sind bis 7. Dezember befristet.
«Vielleicht werden es die Kinder sein, die die Eltern auffordern, Rücksicht auf die Grosseltern zu nehmen.»
Auch Giebel glaubt, dass Weihnachten weniger das Problem sein werden als Silvester. An Weihnachten würden sich die Generationen vermischen, und gerade Kinder und Jugendliche seien es von der Schule her gewohnt, Masken zu tragen und Rücksicht zu nehmen. «Vielleicht werden sie es sein, die ihre Eltern auffordern, Rücksicht auf die Grosseltern zu nehmen.»
Zuerst lanciert der Kanton aber wie der Bund eine Kampagne, um die Bevölkerung dazu zu bringen, sich vermehrt testen zu lassen. Schon heute tut sie es nicht so oft, wie man es sich beim Kanton wünscht, und vor Weihnachten könnte sie es noch weniger tun, wie Giebel sagt: «Dann verzichten unter Umständen selbst Personen mit klaren Symptomen darauf – weil sie befürchten, dass sie sonst die Feiertage in Isolation verbringen müssen.»
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