Daniela Ryf zum WM-Sieg«Viele glaubten nicht mehr an mich. Das motivierte mich»
Die Solothurnerin dankt ihren Kritikern nach ihrem fünften Ironman-WM-Titel – und erzählt von ihrem Innenleben während des Rennens.
«Kann sie es noch?», fragte sich so manche Beobachterin, so mancher Beobachter. Von 2015 bis 2018 hatte Daniela Ryf alle vier WM-Rennen auf Hawaii gewonnen, dann folgten 2019 wegen Magenproblemen ein schwaches Rennen, die Corona-bedingten WM-Ausfälle von 2020 und 2021 sowie gesundheitliche Probleme. Hinzu kam die Trennung von Langzeitcoach Brett Sutton.
Die ersten Rennen danach waren meist so gar nicht Ryf-like, weshalb die Super-Triathletin vor dieser Ironman-WM in St. George nicht die grosse Favoritin zu sein schien. Nach 8:34:59 Stunden aber war sie fast neun Minuten vor der Britin Kat Matthews im Ziel, primär dank einer Radperformance über die 180 km, die verdeutlichte: Ryf kann es noch immer. Danach sprach sie in einer längeren Nachricht aufs Band, hier die Zusammenfassung ihrer Eindrücke.
Ein Auftakt mit Problemen
«Beim Schwimmen war mir sehr kalt, meine Hände froren fast ein. Ich hatte Mühe, gut zu schwimmen. Ich hatte jedoch schon 2018 kein optimales Schwimmen (Ryf wurde unmittelbar vor dem Start von einer Qualle gestochen, hatte starke Armschmerzen, die Red). Aber es scheint mir Glück zu bringen, wenn ich nach dem Schwimmen nicht führe.»
Aufholen mit Köpfchen
«Ich musste auf dem Rad zwar einen Rückstand von drei Minuten aufholen, aber der Abstand brachte mich nicht aus der Ruhe. Ich konnte rasch Zeit gutmachen und meinen Rhythmus fahren, war auch nicht ungeduldig und versuchte nicht, möglichst schnell die Differenz zu verringern.
Ich merkte rasch, dass ich powern konnte, und fühlte mich viel, viel besser als im vergangenen September (damals war sie auf der gleichen Strecke über die halbe Ironman-Distanz chancenlos, die Red.). Das war ein schönes Gefühl, dass ich an den Aufstiegen nicht gleich ans Limit kam. Ich fühlte mich kraftvoll und stark auf dem Rad.»
Taktieren mit Freude
«Die Führende Kat Matthews pushte auf dem Rad, ich folgte ihr ein paar Kilometer. Wir konnten taktisch zusammen agieren, wussten, dass hinter uns mit Anne Haug die beste Läuferin folgte. Dieses gemeinsame Pushen machte echt Spass. Ich dachte: ‹Selbst wenn ich nicht gewinnen sollte, hatte ich heute viel Freude.› Und das ist wichtig. Ich konnte auf dem Rad also so richtig geniessen und hart drücken, was mich zusätzlich motivierte.»
Die perfekte Strategie
«Mein Plan war, allein vom Rad zu steigen. Das ist die angenehmste Position. Es verlangt, dass man auf dem Rad doch ziemlich Gas gibt, was ich konnte. Insofern ging mein Plan perfekt auf. Denn ich merkte nach 80 Kilometern, dass meine Beine richtiggehend wirbelten. Ich begann zu drücken und konnte mir rasch einen kleinen Vorsprung erarbeiten, den ich mit einer zweiten Tempoerhöhung ausbauen konnte. Ich fühlte mich extrem gut, fuhr hart, aber kontrolliert – zumal zwei harte Aufstiege zu bewältigen waren. Ich wollte mich darum nicht ins absolute Delirium bringen, aber viel Vorsprung herausholen.»
Die Überraschung beim Laufen
«Beim Wechsel auf die Laufstrecke wies ich einen Vorsprung von knapp sieben Minuten auf. Ich wusste, dass ich einen soliden Lauf zeigen musste, wusste aber nicht, ob ich nach diesem Radabschnitt noch ausreichend Power dafür hatte. Ich war dann positiv erstaunt, weil ich mich bei den zwei vorangegangenen Triathlons im Laufen wegen muskulärer Probleme sehr schlecht gefühlt hatte. In den Aufstiegen spürte ich, dass die vier Trainingswochen in Sedona perfekt aufgingen. Ich trainierte da das Rauf- und Runterlaufen intensiv.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Das Leiden und die Zweifler
«Die letzten zehn Laufkilometer waren brutal, ich wollte nur noch auf den Boden liegen. Aber mein Team und das Publikum halfen mir. Ich merkte im Vorfeld, dass viele nicht mehr an mich glaubten. Das motivierte mich gar.»
Die Bedeutung des 5. WM-Titels
«Es war nach zweieinhalb Jahren ohne Ironman-WM ein sehr emotionaler Sieg. Es lief mir seit 2019 und gesundheitlichen Problemen nicht immer rund. Darum fühlt sich dieses Comeback wunderschön an.»
Die nächsten Etappen
«Ich freue mich nun auf Freunde und Familie, weil die sozialen Kontakte in der langen Vorbereitung zu kurz gekommen sind. Ich werde es zumindest die kommenden Tage locker angehen. Das nächste Rennen dürfte der Halb-Ironman von Rapperswil am 19. Juni sein. Und im Oktober folgt mit der Ironman-WM auf Hawaii schon bald der nächste Höhepunkt.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.