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Vergewaltigungsprozess in Avignon
Gisèle Pelicot will Betroffenen Mut machen

epa11677035 Gisele Pelicot (L) leaves the criminal court in Avignon, France, 23 October 2024, where her ex-husband stands trial. Dominique Pelicot is accused of drugging and raping his then-wife Gisele Pelicot. He is also accused of inviting dozens of men to rape her while she was unconscious at their home in Mazan, France, between 2011 and 2020. Fifty other men are facing trial for their alleged involvement. Dominique Pelicot could face a maximum sentence of 20 years in prison if convicted.  EPA/GUILLAUME HORCAJUELO
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Das in Frankreich berühmt gewordene Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot will mit ihrem Auftritt vor Gericht anderen betroffenen Frauen Mut machen. «Ich will nicht, dass sie sich schämen. Es ist nicht an uns, sich zu schämen, sondern an ihnen», sagte sie am Mittwoch bei dem Prozess in Avignon mit Blick auf die Täter. 

Die 71-Jährige war von ihrem Mann über Jahre hinweg mit Medikamenten betäubt und sowohl von ihm als auch von zahlreichen Internetbekanntschaften ihres Mannes vergewaltigt worden. 

«Ich bin eine völlig zerstörte Frau», sagte sie. «Ich weiss nicht, wie ich darüber je hinwegkommen soll», fügte sie hinzu. Sie bekräftigte, dass sie sich für einen öffentlichen Prozess eingesetzt habe, «damit alle Frauen, die vergewaltigt wurden, sich sagen: Frau Pelicot hat es getan, wir können es auch», erklärte sie. «Sie sollen sich nicht dafür schämen», bekräftigte sie. Sie hoffe, dass der Prozess dazu beitrage, «die Gesellschaft zu ändern». 

Pelicot ist seit Beginn des Prozesses im September in Frankreich zu einer Heldin geworden. Am vergangenen Wochenende waren im ganzen Land zum wiederholten Mal zahlreiche Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen sexualisierte Gewalt zu demonstrieren. «Die Scham muss die Seite wechseln», skandierten manche von ihnen – das Argument von Pelicot, mit dem sie zuletzt durchgesetzt hatte, dass die Bilder von den Vergewaltigungen vor Gericht in Anwesenheit von Journalisten und Zuschauern gezeigt werden. 

Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique Pelicot hat gestanden, seine Frau von 2011 bis 2020 immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die Dominique Pelicot in Internetforen kontaktiert hatte. 

Die 71-Jährige sagte vor Gericht, dass sie noch immer nicht verstehe, wie ihr mittlerweile geschiedener Mann dies tun konnte. Während ihres gemeinsamen Lebens, das 50 Jahre lang gedauert habe, sei sie eine «glückliche Frau» gewesen. «Ich versuche zu verstehen, wie dieser Ehemann, der der perfekte Mann war, so weit kommen konnte», sagte sie. «Wie mein Leben so aus den Fugen geraten konnte. Wie du diese Menschen in unser Haus lassen konntest, obwohl du wusstest, wie sehr ich Partnertausch ablehne», fügte sie hinzu. Dies sei für sie ein «unermesslicher Verrat».

In den vergangenen Wochen hatten viele der insgesamt 50 Mitangeklagten den Vorwurf der Vergewaltigung zurückgewiesen. Manche argumentierten damit, sie hätten gedacht, es handele sich um ein gemeinsames Sex-Spiel des Ehepaares und die Frau stelle sich nur schlafend. Dominique Pelicot bekräftigte jedoch mehrfach vor Gericht: «Sie haben alle Bescheid gewusst.»

Den Angeklagten in dem Prozess drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Die Urteilsverkündung wird für Mitte Dezember erwartet.

AFP/sas