Verdichten, aber die Idylle erhalten
Fünfzig in die Jahre gekommene Wohnungen will die St. Galler Gebäudeversicherung (GVA) im Südquartier abreissen, mehr als hundert neue will sie bauen. Die Grünfläche zwischen Obersee- und Mürtschenstrasse bleibt aber erhalten. Ein Sondernutzungsplan machts möglich.

Das Quartier ist eine Idylle. Das findet auch Christian Grünenfelder. Der stellvertretende GVA-Direktor und Jurypräsident weiss jedoch auch, dass die siebzigjährigen Wohnungen nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen. Sie sind klein, haben keine Abwaschmaschinen, dafür viele Türschwellen und andere Hindernisse.
Ausserdem gibt es nur Wohnungen mit drei und vier Zimmern.Die GVA entschloss sich deshalb im Frühling für einen klaren Schnitt: Die zehn Mehrfamilienhäuser werden abgerissen und durch sechs Neubauten ersetzt. In den viergeschossigen Häusern wird es von der Anderthalb- bis zur Fünfeinhalbzimmerwohnung alles geben. Dass der bestehende Grünraum erhalten bleibe, sei der GVA von Anfang an wichtig gewesen, sagt Grünenfelder. Ein Drittel der voraussichtlich 116 Wohnungen sind als Familienwohnungen geplant. Das entspricht auch einem Wunsch der Stadt.
Sieger kommen aus Luzern
Mit dieser hat die GVA frühzeitig das Gespräch gesucht, wie Markus Häne am Donnerstag ausführte. Der Vizepräsident des GVA-Verwaltungsrates lobte die kompetente Begleitung des bisherigen Prozesses durch Stadtbaumeister Marcel Gämperli. Die GVA schrieb einen anonymen Wettbewerb aus, den die Luzerner Architekten Meyer Gadient mit ihrem Projekt «In den Lauben» für sich entschieden. Insgesamt sind 54 Projekte eingereicht worden.
Die Architekten haben das Gebiet zwischen Obersee- und Mürtschenstrasse ausführlich analysiert. Ueli Gadient spricht von einem ausgesprochen schönen Quartierbild mit Mehr- und Einfamilienhäusern. Das Siegerprojekt erreicht mit der doppelten Wohnungszahl eine massiv höhere Dichte, behält dabei aber ein lockeres Erscheinungsbild. Die sechs Gebäude sind L-förmig und bestehen aus zwei leicht verdrehten Teilen. Der eine springt zurück und ragt in den Park hinein, sodass jeweils nur die Hälfte des Bauvolumens von der Strasse her sichtbar ist. Den so entstehenden grossen Innenhof wünscht Architekt Gadient sich mit «dichter, fast wilder Bepflanzung». Für die Autos wird eine Tiefgarage mit 90 Plätzen gebaut.
Alle Häuser haben ein Foyer, von dem man entweder in den Park oder zur Strasse gelangt und in welchem Begegnungen zwischen den Bewohnern möglich werden sollen. Als Baumaterial steht Holz im Vordergrund. «Holzfassaden sollen eine neue Stimmung ins Quartier mit seinen hauptsächlich weiss verputzten Häusern bringen», sagt Gadient. Die grossen Balkone sind als eigenständige Räume im Stil von Loggien gestaltet, darum heisst das Projekt «In den Lauben». Helmut Dietrich, der in der Jury als Fachpreisrichter amtete, lobte die Durchlässigkeit der geplanten Überbauung und sprach von verdichtetem Bauen in einer nicht verdichteten Umgebung.
Die gut hundert Wohnungen, die ab 2021 im Südquartier entstehen werden, entsprechen dem Wohnungszuwachs eines ganzen Jahres in Rapperswil- Jona. Der städtische Bauchef Thomas Furrer lobte die GVA als mustergültigen Bauherrn, der einen vorbildlichen Prozess angestossen habe. Aus Sicht der Stadt handle es sich bei dieser ersten grossen Holzbausiedlung um ein wunderbares Projekt.
Vier statt drei Geschosse
Als Nächstes wird die GVA bis im Sommer den Sondernutzungsplan ausarbeiten lassen. Dank diesem ist es möglich, auf dem Areal mit vier statt mit drei Vollgeschossen zu bauen. Mieter und Anwohner will die GVA laufend informieren. Mit Mietern, welche die 70 überschritten haben und teilweise seit Jahrzehnten in ihren Wohnungen leben, sucht Vizedirektor Christian Grünenfelder persönlich das Gespräch, wie er am Donnerstag erklärte.
Die GVA hat auch die umliegenden Wohnungseigentümer wie die St. Galler Pensionskasse kontaktiert, damit sie von frei werdenden Wohnungen erfährt. Es gebe Mieter, die sich bereits auf die Warteliste für die neuen Wohnungen setzen liessen, sagte Grünenfelder. Mit welchen Mietzinsen sie dereinst rechnen müssen, das hänge vom Markt ab, deshalb könne er dazu noch nichts sagen. Auch zum Investitionsvolumen des Grossprojekts äusserten sich die GVA-Verantwortlichen nicht. Fest steht dafür, dass die geschützte Eiche in der Nordwestecke des Grundstücks stehen bleibt.
Sämtliche Wettbewerbsprojekte sind bis Sonntag im Stadtsaal Kreuz ausgestellt. Öffnungszeiten: Freitag 14 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 16 Uhr.
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