Verbrecherjagd mit DNA-StammbäumenSchwedische Polizei nutzt kommerzielle DNA-Plattformen
Eine Netflix-Serie über einen der grössten ungelösten Kriminalfälle des Landes hat eine Diskussion um neue Methoden zur Suche nach Verbrechern ausgelöst.

Der Doppelmord von Linköping war einer der grössten ungeklärten Kriminalfälle Schwedens. Am 19. Oktober 2004 wurde der achtjährige Mohammed Ammouri auf dem Schulweg überfallen und niedergestochen. Dann wurde die 56-jährige Anna-Lena Svenson, die dem Jungen helfen wollte, ebenfalls attackiert. Sie erlagen beide ihrer schweren Verletzungen.
Obwohl der Mörder seine DNA am Tatort hinterliess, konnten ihn die Ermittler jahrelang nicht finden. Bis – 16 Jahre später – ein schwedischer Ahnenforscher eine Idee hatte: Dank einer Ausnahmeregelung durfte Peter Sjölund einen kommerziellen Anbieter für DNA-Stammbäume anzapfen. So konnte er zuerst mehrere Verwandte des Täters ausfindig machen und den Mörder schliesslich überführen.
Netflix-Serie löste Debatte aus
Heute, fast fünf Jahre nach der spektakulären Aufklärung, wurde der Doppelmord verfilmt. Die Netflix-Serie «Genombrottet» hat in Schweden erneut die Frage aufgeworfen: Soll die Suche nach Verbrechern in kommerziellen DNA-Datenbanken zugelassen werden?
Die schwedische Regierung hat nun entschieden, die sogenannte forensische DNA-Genealogie zu erlauben. Das Gesetz tritt ab dem 1. Juli 2025 in Kraft. Damit ist Schweden das erstes Land in Europa, das dieses Verfahren routinemässig bei der Aufklärung schwerer Straftaten erlaubt. Bislang war das nur in den USA erlaubt; in Grossbritannien, den Niederlanden und Australien nur in Einzelfällen.
Künftig auch in der Schweiz erlaubt?
In der Schweiz dürfen Ermittler seit der Reform des DNA-Profilgesetzes 2023 zwar in nationalen DNA-Datenbanken nach Verwandten von Tatverdächtigen suchen. Kommerzielle Plattformen wie «Ancestry» oder «23andMe» dürfen jedoch nicht genutzt werden.
Derzeit gebe es auch keine Pläne, das zu ändern, heisst es vom Fedpol auf Anfrage von SRF. Cordula Haas, Expertin für forensische Genetik an der Universität Zürich, erwarte jedoch, dass auch die Schweiz die forensische DNA-Genealogie bei kommerziellen Anbietern langfristig zulassen werde. «Diese Methode ist extrem vielversprechend. Ich glaube, dass sich die Schweiz dem nicht dauerhaft verschliessen wird», sagt Haas gegenüber SRF.
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