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Lehrerin hat Corona
Vater aus Wädenswil will Tochter nicht in Quarantäne schicken

Weil eine ihrer Lehrerinnen positiv getestet wurde, müsste die Tochter für zehn Tage in Quarantäne. (Symbolbild)
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F. M. aus Wädenswil versteht die Welt nicht mehr: Da seine siebenjährige Tochter engen Kontakt zu einer Lehrerin hatte, die positiv auf Corona getestet wurde, hat er die Weisung erhalten, sie für zehn Tage in Quarantäne zu stecken. Doch dagegen wehrt er sich, berichtet 20 Minuten.

Informiert wurde er von der Schule seiner Tochter, danach schrieb ihm das Contact-Tracing eine SMS mit den Anweisungen. «Ich habe daraufhin angerufen und sie gefragt, wie sie sich das vorstellen. Soll ich meine Tochter einfach in ein Zimmer sperren und ihr Essen vor die Türe stellen?» Der Contact-Tracer habe ihm daraufhin geraten, seine Frau könne sich zusammen mit dem Kind in Quarantäne begeben.

«Kinder haben das Recht, frei zu sein»

«Ich habe den Leuten vom Contact-Tracing dann schriftlich erklärt, dass ich meine kerngesunde Tochter unter keinen Umständen zehn Tage lang einsperren werde», sagt M. «Kinder haben das Recht, 365 Tage im Jahr frei zu sein, ob mit oder ohne Corona. Sie zehn Tage wegzusperren, kommt für mich einer Kindsmisshandlung gleich.»

Er betont, das Virus nicht verharmlosen zu wollen oder gar zu leugnen: «Aber wir müssen endlich einsehen, dass dieses Virus nun einmal da ist, und lernen, damit zu leben.» Kinder haben laut M. schon auf viel verzichten müssen. «Wenn ein Kind krank ist, macht es Sinn, dass es zu Hause bleibt. Wenn wir aber alle Kinder mit Symptomen oder Kontakt zu positiv Getesteten in Quarantäne stecken, sind die Schulen im Winter leer, weil alle erkältet sind.»

Auch für Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, ist es «zumindest fragwürdig», Siebenjährige ohne Symptome in Quarantäne zu stecken: «Erst müsste einmal sauber abgeklärt werden, wie ansteckend Kinder wirklich sind.» Bigler gibt zu bedenken: «In vielen Haushalten arbeiten beide Elternteile. Für sie ist es sehr schwierig, auf die Schnelle eine Lösung zu finden. Das führt zu vielen Arbeitsabsenzen, was der sowieso schon gebeutelten Wirtschaft zusätzlich schadet.»

Busse bis zu 10’000 Franken droht

Von der Vorgabe des Bundesamts für Gesundheit, dass Personen bei engem Kontakt mit einer infizierten Person während mehr als 15 Minuten in Quarantäne müssen, sind Kinder nicht ausgenommen. Marcel Odermatt, Kommunikationsverantwortlicher der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, erklärt: «Die Anweisungen zur Quarantäne sind vom Bundesamt für Gesundheit. Der Kanton Zürich vollzieht diese Anordnungen.»

Zu Einzelfällen könne die Gesundheitsdirektion keine Stellung nehmen. «Wir suchen aber immer das Gespräch mit den betroffenen Personen und sind uns bewusst, dass Isolation und Quarantäne für sie schwierig sind. In den allermeisten Fällen finden die Personen sich aber gut damit zurecht, und es gibt keine Probleme», sagt Odermatt.

Weigert sich M. weiterhin, drohen Massnahmen: Die kantonalen Behörden haben laut der Verordnung des BAG die Möglichkeit, die Quarantäne mit polizeilichen Massnahmen durchzusetzen. Widersetzt sich jemand der Verordnung, droht eine Busse bis zu 10’000 Franken. Das wurde auch M. mitgeteilt.Der Zürcher Regierungssprecher Andreas Melchior sagt, seit dem 1. August seien im ganzen Kanton 1134 Quarantäne-Kontrollen durchgeführt worden. «Es kam zu zehn Verzeigungen zuhanden der zuständigen Statthalterämter, die dann allfällige Bussen verfügen.»

Weigerung ist problematisch

Dass sich Eltern weigern, das Kind in Quarantäne zu schicken, hält auch Heidi Zinggeler Fuhrer für problematisch. Sie ist Kinderärztin und Vizepräsidentin der Hausärzte Schweiz. «Die Regeln des BAG gelten für alle, auch für Kinder. Das Risiko, dass ein Kind sich ansteckt und das Virus verbreitet, ist nach aktuellem Wissensstand zwar geringer als bei Erwachsenen. Trotzdem: Würde sich bei Kindern niemand an die Quarantäneregelungen halten, könnte sich das Virus schneller verbreiten», sagt sie im Beitrag von 20 Minuten.

Heidi Zinggeler Fuhrer ist Kinderärztin und Vizepräsidentin der Hausärzte Schweiz.

Es sei natürlich eine Herausforderung, wenn ein einzelnes Kind in Quarantäne müsse: «Selbstverständlich kann man das Kind nicht einfach in ein Zimmer sperren und ihm Essen und Trinken hinstellen.» Doch meist könnten Lösungen gefunden werden, etwa indem sich ein Elternteil mit dem Kind in einem Teil der Wohnung in Quarantäne begebe oder der Rest für diese Zeit woanders wohne. Oder die ganze Familie begebe sich in Quarantäne, falls die Situation am Arbeitsplatz der Eltern zum Beispiel mit Homeoffice das erlaube.

Um die Quarantäne für das Kind möglichst angenehm zu gestalten, sei es wichtig, dass ein Elternteil da sei: «Wenn die räumliche Situation es erlaubt, ist es auch gut, wenn das Kind hin und wieder auf den Balkon oder die Terrasse an die frische Luft gehen kann. Weiter helfen Beschäftigungen wie Spiele oder Bücher, und auch die Hausaufgaben können gemacht werden», sagt Heidi Zinggeler Fuhrer. Medien wie Whatsapp würden helfen, dass das Kind den sozialen Kontakt zu Personen ausserhalb der Quarantäne nicht verliere. Für das Kind sei die Situation natürlich unangenehm. Heidi Zinggeler Fuhrer ist aber überzeugt: «Eine Siebenjährige versteht in der Regel durchaus, dass wir uns in einer ausserordenltichen Situation befinden.»

red