Unwetterschäden im Tessin und WallisDie Suche nach den Vermissten im Maggiatal ist unterbrochen
Der Tessiner Umweltvorsteher fordert ein neues Alarmsystem. Einen Zeitplan für die provisorische Brücke über die Maggia gibt es noch immer nicht. Besser sieht die Lage im Wallis aus.
Die Suche nach den verbleibenden drei als vermisst gemeldeten Personen im Maggiatal ist am Mittwoch unterbrochen worden. An einer Medienkonferenz in Locarno erklärte der Verantwortliche des Tessiners Krisenstabs, Antonio Ciocco, dass die Suche nach den Vermissten jederzeit wieder aufgenommen werden könne. Eine auf das gesamte Maggiatal ausgedehnte Suche habe jedoch keinen Sinn.
Zwei der tot aufgefundenen Vermissten hätten sich an ganz unterschiedlichen Orten aufgehalten, seien jedoch beide bei Riveo geborgen worden. Diese Tatsache zeige, dass der Notfallstab ohne Hinweise in einem «riesigen Gebiet» suchen müsste.
Wasserstand erschwert Untersuchungen
Als temporärer Ersatz infolge der Zerstörung der Visletto-Brücke soll in den nächsten Wochen eine provisorische Brücke über die Maggia gebaut werden. Zuständig für den Bau der provisorischen Brücke ist die Schweizer Armee. Der Tessiner Notfallstab konnte am Mittwoch allerdings keinen Zeitplan präsentieren. Einerseits dauere die Konstruktion einer solchen Brücke normalerweise mehrere Monate, hielt Diego Rodoni, Leiter der Abteilung Bauwesen, fest.
Andererseits sei noch nicht klar, welche Art von Untergrund man unterhalb der Erdoberfläche finden werde. Aufgrund des hohen Wasserstandes der Maggia hätten diese Untersuchungen nicht so rasch durchgeführt werden können.
Die während des Unwetters vor zehn Tagen gemessene Abflussmenge der Maggia war die höchste je gemessene. Dies erklärte der Tessiner Kantonsgeologe Andrea Pedrazzini. Demnach habe die Maggia zum Zeitpunkt des Unwetters bei der Messstation bei Bignasco im oberen Maggiatal die Durchflussmenge von 800 bis 900 Kubikmeter pro Sekunde überschritten.
Der Vorsteher des Tessiner Bau- und Umweltdepartement, Claudio Zali, sah aufgrund der Unwetter Bedarf nach neuen Sicherheitsvorkehrungen und einem neuen Alarmsystem. Die erhöhte Frequenz solcher Unwetter sei das Resultat der Klimaveränderung.
Ende der «besonderen Lage» im Wallis
Besser sieht die Lage im Wallis aus. Die Kantonsregierung rief das Ende der so genannten «besonderen Lage» aus. Sie hatte diesen Zustand am 30. Juni während des Hochwassers der Rhone und der Seitenflüsse verkündet.
Zwar seien noch zahlreiche Instandsetzungsarbeiten im Gang, doch die Lage habe sich derzeit stabilisiert, teilte der Kanton Wallis mit. Aus diesem Grund habe der Staatsrat beschlossen, die «besondere Lage» aufzuheben. Dieser Zustand erlaubte es dem Kanton, bei Schadensereignissen zusätzliche Mittel einzusetzen und die Hilfe der Armee anzufordern.
Wie geplant beendet die Schweizer Armee ihren Einsatz im Rahmen der Katastrophenhilfe am Mittwoch. Insgesamt waren 157 Armeeangehörige seit Anfang vergangener Woche im ganzen Kanton im Einsatz.
Um weitere Unterstützung haben die Gemeinden Goms und Val de Bagnes gebeten. Die ersten Kontakte zwischen der Armee und den Gemeinden seien aufgenommen worden, sagte der Einsatzleiter der Armee, Jean-Claude Gagliardi, am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir werden die Machbarkeit dieser Unterstützung prüfen. Wenn die Gesuche erfolgreich sind, wird die zeitliche Befristung des Einsatzes mit den Gesuchstellern besprochen.»
Zugstrecke bleibt unterbrochen
Die Bahnstrecke zwischen Visp und Täsch im Oberwallis bleibt mindestens bis Mitte August unterbrochen. Die durch das Mattertal fliessende Vispa und deren Zuflüsse hatten während des Hochwassers an mehreren Stellen der Strecke erhebliche Schäden verursacht.
«Die Situation zwischen Kalpetran und St. Niklaus ist besonders kritisch», sagte Egon Gsponer, Leiter der Infrastruktur bei der Matterhorn Gotthard Bahn. Die Instandsetzung der Gleise sei schwierig, weil das Ausmass der Schäden und der schwierige Zugang zu diesen Orten den Transport von Material und Baumaschinen erschwerten.
SDA/nlu
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