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Schweizer an der Handball-WM
Nach den Turbulenzen hoffen sie auf den Geist von Gizeh

Ein Erfolg als Teamerlebnis: Die Schweizer Spieler und der Nationaltrainer feiern Andy Schmid.
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Manchmal ist es auch schön, wenns einfach nur normal läuft. Als die Schweizer am Freitag im WM-Hotel in Gizeh erwachten, sahen sie einem geregelten Tag und einer Weltmeisterschaft entgegen, die ihnen noch viel Spass bereiten könnte. An der Sonne bei üblichen 20 Grad, Sicht auf die Pyramiden, ein Spaziergängchen durch den Garten. Viel mehr ist allerdings nicht möglich, das Hotel darf nur für Trainings und Spiele verlassen werden.

Von einer «kleinen Oase» spricht Nationaltrainer Michael Suter – ohne einen Hauch von Ferienfeeling aufkeimen zu lassen. Die Schweizer sind hier, um ihren starken Auftritt gegen Österreich zu bestätigen. Von nun an können sie sich so vorbereiten, wie es sich für ein Turnier dieses Kalibers ziemt. Oder wie Rechtsaussen Cédrie Tynowski sagt: «Jetzt fühlt es sich langsam wie eine WM an. Das am Donnerstag war ein Abenteuer.»

Richtig normal läuft am Freitag dann doch nicht alles: Sehr kurzfristig wird das Abendtraining vorverlegt. «Uns kann nichts mehr erschüttern», meint Suter nur und fasst so auch gleich die Ereignisse der letzten Tage zusammen.

Das Training war das erste seit genau einer Woche. Damals waren die Schweizer in Siggenthal und verabschiedeten sich am Samstag – ehe Dienstagnacht das WM-Aufgebot eintraf. Es folgten, man weiss es, zwei kurze Nächte, Isolation, drei Corona-Tests, am Donnerstag zehn Stunden Reise und am Abend in Kairo das 28:25 über Österreich, der bedeutendste Schweizer Sieg seit dem 7. Platz an der WM 1995, der die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta einbrachte.

Der Trainer ist der Schlüssel

Diese seltsame WM-Vorgeschichte scheint den ohnehin schon guten Teamspirit der Schweizer noch gefestigt zu haben. «Mit Freude und Gelassenheit», wie Suter beschreibt, traten sie gegen Österreich zum bisher wohl wichtigsten Länderspiel ihrer Karrieren an. «Wir hatten genau die richtige Einstellung.» Die wollen sie für den Rest des Turniers behalten.

Der Nationaltrainer ist der Schlüssel. Er findet den Ton, sein Fachwissen ist sowieso unbestritten, mit einigen Spielern arbeitet er seit zwölf Jahren, die Mischung stimmt, der Zusammenhalt auch, die Freude ist da. Einer wie Andy Schmid, 37-jährig und Spieler von Weltformat, betont und zeigt sie immer wieder. Gegen Österreich haben die Schweizer aus einer widerwärtigen Situation das Beste herausgeholt, ein Beweis der internen Stärke. Deshalb wollten sie sich an diesem Freitag nicht nur, wie Suter sagt, «erholen und bewegen», sondern auch das: «Die mentale Balance halten.»

Ein gewisser Wunsch nach Normalität mag sich auch auf die kommenden zwei Runden beziehen. Schweizer und Österreicher treffen am Samstag und Montag als Aussenseiter auf Norwegen und Frankreich, den Zweiten und Dritten der letzten WM. «Wir wollen schauen, dass sie gegen uns richtig gut spielen müssen», betont Suter.

Normal wären je zwei Niederlagen der Schweizer und Österreicher. Dann stünde die Schweiz in der Hauptrunde. Auf sicher hat sie noch nichts, aber die Aussichten sind seit dem Startsieg sehr verlockend. Und: In der Hauptrunde würden unter Algerien, Marokko, Island oder Portugal drei Gegner warten, die nicht unerreichbar sind. «So weit nach vorne schaue ich nicht», bemerkt Suter. «Auch nach einem wunderbaren Erlebnis wie am Donnerstag werden wir nicht überheblich.»