Ungeklärter Da-Vinci-DealRussischer Oligarch verklagt Sotheby’s
Dmitri Rybolowlew behauptet, das britische Auktionshaus habe den geschätzten Wert der Kunstwerke, die er kaufen wollte, überhöht. Nun soll ein Gericht in New York den Fall klären.

Die Affäre schwelt schon seit einigen Jahren – und scheint nun in die finale Phase zu gehen. Der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew, der zwischen 2002 und 2014 rund 2 Milliarden Dollar ausgegeben hatte, um eine Kunstsammlung von Weltrang zu erwerben, verklagt Sotheby’s. Der Russe wirft dem renommierten Auktionshaus vor, dem Genfer Kunsthändler Yves Bouvier geholfen zu haben, ihn zu betrügen.
Bouvier erwarb im Auftrag von Rybolowlew Werke von Leonardo da Vinci, Gustav Klimt, Henri Matisse und anderen Meistern. Rybolowlew ging laut eigenen Angaben davon aus, dass er Bouvier zwei Prozent Provision pro Kunstwerk zahlte. Doch Bouvier hat die Werke selbst zu einem bestimmten Preis gekauft und dem russischen Oligarchen dann zu einem massiv höheren Preis in Rechnung gestellt. Es soll sich um mehrere Hundert Millionen Dollar handeln.

Rybolowlew leitete rechtliche Schritte gegen Bouvier ein – in Monaco, Singapur, New York, Hongkong und auch in der Schweiz. Der Genfer bestritt die Vorwürfe; letzten Monat regelten die beiden die Sache aussergerichtlich, wie der «Guardian» berichtete.
Sotheby’s streitet Vorwürfe ab
Doch nun ist Sotheby’s in den Fokus des Russen gerückt. Rybolowlews Anwälte behaupten, das Auktionshaus habe Bouvier bei der Begehung von Betrug und der Verletzung seiner Treuepflichten unterstützt – zum Teil durch die Erstellung überhöhter Bewertungen für die Kunstwerke, die dazu dienten, Bouviers hohe Gewinnspannen zu verbergen. Sotheby’s bestreitet die Behauptungen.
Sotheby’s habe sich bei der Transaktion der Kunstwerke streng an alle gesetzlichen Vorschriften, finanziellen Verpflichtungen und die besten Praktiken der Branche gehalten, wird eine Sprecherin von Sotheby’s im «Guardian» zitiert: Jede Andeutung bezüglich Fehlverhalten oder betrügerischer Absichten sei falsch.
Die «New York Times» verspricht sich vom Prozess «einen seltenen Einblick in die geheimnisvollen Abläufe des Kunsthandels» – unabhängig vom Ausgang. Ein auf Kunstwerke spezialisierter Anwalt geht noch weiter: Punkto Transparenz und Loyalität auf dem Kunstmarkt handle es sich um den «grössten Fall». Wie lange das Verfahren in Manhattan dauern wird, ist unklar.
nag
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