Der FC Zürich feiertUnd dann steckt der Muni fest
Ein Maskottchen sorgt für Trubel, Filipescu für Ekstase: Zum Jubiläum schenken die Canepas ihrem Anhang einen FCZ-Film. Am Sonntag ist Uraufführung.

Heliane Canepa ist entrüstet. Ein bisschen allerdings amüsiert sie sich auch. Es geht um ihren Mann. Und um den Frauenfussball beim FCZ.
Ancillo hat gerade in die Kamera geschaut und gesagt: «Da wir so ein bisschen affin sind für Gleichberechtigung …» Heliane sitzt neben ihm, lacht und kontert: «Wir sind für Gleichberechtigung!» Er sagt: «Jaja.» Und lacht auch.
Heliane ist 73, Ancillo 68. Seit 48 Jahren sind sie verheiratet. Sie teilen sich Haushalt, Bett und ihre Liebe zum FC Zürich. Zum 125-Jahr-Jubiläum des Clubs hat das Präsidenten-Ehepaar ein nächstes Herzensprojekt bezahlt. Einen FCZ-Film.

«Nie usenand gah» zeichnet die Vereinsgeschichte ab der Gründung am 1. August 1896 nach. Er berichtet über die ersten Spiele im Innenraum der 1911 abgebrochenen Velorennbahn Hardau. Er erzählt, dass der FCZ einmal eine Rudersektion hatte und der Vierer an den Olympischen Spielen 1936 Silber gewann. Oder wie Flammen 1929 die Letzigrund-Tribüne zerstörten und der FC Zürich das vereinseigene Gelände der Stadt verkaufen musste, um überleben zu können.
Der FCZ landet auf seiner Weltreise in Tahiti
Der Film ist ein liebevolles Stück über den selbst ernannten «Stadtclub». Er zoomt immer wieder nahe heran an die glückseligsten, aufwühlendsten oder kurligsten Momente. Er macht (noch einmal) erlebbar, wie Pelé im Letzigrund aufspielt. Wie der FCZ auf Weltreise aufbricht und in Tahiti landet. Oder wie Edi Naegeli 1960 den jungen Köbi Kuhn empfängt, den er «Köbeli» nennt. Ob der legendäre FCZ-Präsident auch mit dem Stumpen im Mund ins Bett gegangen ist, das verrät allerdings auch der Film nicht.
SRF-Redaktor Matthias Krobath ist in die Archive gestiegen, hat die Trouvaillen ausgegraben und Regie geführt. Er erzählt auch, wie Kevin Keegan vor dem Meistercup-Halbfinal 1977 mit Liverpool in Zürich landet und noch auf dem Rollfeld erklärt, dass er vom FCZ gar nichts wisse. Wie der vierbeinige Muni Maradona kein stilles Maskottchen sein kann, sondern verängstigt Spielern auf dem Letzigrund-Rasen nachjagt, dann auf die Tribüne klettert und zwischen den Stühlen stecken bleibt. Wie Yassine Chikhaoui den neuen Letzigrund mit einem sagenhaften Dribbling und Tor einweiht. Wie die FCZ-Frauen zu Titeln stürmen. Wie die FCZ-Männer Ekstase und Zorn auslösen. Wie der frühere Präsident und Mäzen Sven Hotz bei den Siegesfeiern tanzt, nachdem er so lang so wenig erreicht hat mit seinem vielen Geld. Was der Club dem Volk bedeutet.
Zwischen den Episoden reden Zeitzeugen, Clublegenden, Kultfiguren. Leider aber nicht Hotz – die Gesundheit des bald 92-Jährigen liess eine Rolle nicht mehr zu. Dafür kommt immer wieder das Ehepaar Canepa zu Wort, das sich unterstützt. Oder sich eben widerspricht. Eine Bereicherung ist.
93 Minuten dauert das Werk. Der Film feiert den Club und seine Helden, natürlich tut er das. Er zelebriert den 13. Mai 2006 und den ikonischen Moment, als Iulian Filipescu im Basler St.-Jakob-Park den Strom abstellt und dem FCZ den ersten Meistertitel nach 25 Jahren beschert. Aber er blendet schwierigere Momente und Tiefpunkte nicht völlig aus. Beim Blick auf die Fans in der Südkurve zum Beispiel mit all ihren Stärken und Schwächen.
Am Sonntag vor dem Heimspiel gegen Sion (14.15 Uhr) ist Uraufführung im Letzigrund. Das Stadion öffnet um 10 Uhr, der Film startet um 11, für den Eintritt genügt das Matchbillett. Etwas später wird «Nie usenand gah» auch auf dem TV-Kanal Blue Zoom zu sehen und im FCZ-Fanshop auf USB-Sticks zu kaufen sein.
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