Überragender Sieg am Grand PrixDominic Lobalu ist nicht zu bremsen – dann macht er eine Ansage
Der 25-Jährige aus St. Gallen gewinnt den GP zum zweiten Mal in Folge – solo. Bei den Frauen reüssiert Fabienne Schlumpf. Und eine Bernerin schreibt eine spezielle Geschichte.

Eine Spitzengruppe um Dominic Lobalu und Victor Kiplangat läuft nach sieben Kilometern in den Dählhölzli-Wald hinein. Doch als die Läufer kurz danach den Wald wieder verlassen, läuft einer vorneweg: Lobalu. Zur Rennhälfte hat sich der Superläufer aus der Ostschweiz von den engsten Konkurrenten abgesetzt, beträgt sein Vorsprung rund 50 Meter – und er wird stetig grösser. «Das war genau der Plan», hält er nach getaner Arbeit lächelnd fest. Weil er auf den nassen Pflastersteinen in der Altstadt nicht zu viel riskieren wollte, schaltete er erst nach dem Thunplatz und auf Asphalt einen Gang höher.
Weil sein Plan genau aufgeht, verkommt das Duell zwischen ihm und Marathon-Weltmeister Kiplangat zu einer Ein-Mann-Show. Als Lobalu zurück durch die Altstadt rennt, wird er von Tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern bejubelt. Lobalu lacht und winkt in die Menge, ja er klatscht hie und da sogar mit Kindern ab. Der 25-Jährige, der sich nach einem Wettkampf vor rund fünf Jahren in die Schweiz abgesetzt hatte, geniesst das Bad in der Menge sichtlich. Letztlich reüssiert er in 47:05 Minuten und ist damit noch 36 Sekunden schneller als bei seinem Sieg im Vorjahr. Und er stellt bereits klar, dass er auch nächstes Jahr zum GP antreten möchte: «Ich will hier dreimal gewinnen.»
Erst vor Wochenfrist – und nach etlichen Interventionen von Swiss Athletics – hat der Weltverband grünes Licht erteilt, damit Lobalu an internationalen Meisterschaften für die Schweiz starten darf. Eine grosse Erleichterung für den Athleten – und das merkt man ihm auf den zehn Meilen durch Bern auch an. Nun folgen für ihn die Diamond-League-Meetings in Oslo und Stockholm, ehe er in Rom an der EM über 5000 und 10’000 Meter antreten wird – erstmals unter rot-weisser Flagge. Selbiges tut übrigens auch der mehrfache OL-Weltmeister Matthias Kyburz, allerdings im Halbmarathon. Nach seinem starken Marathondebüt in Paris, wo er sich gleich das Olympiaticket sicherte, überzeugt der Aargauer auch in Bern. Kyburz wird Zweiter.

Ebenso solo wie Lobalu gewinnt Fabienne Schlumpf. Die Zürcherin reiste direkt aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz in die Bundesstadt. Doch der Strapazen zum Trotz ist sie bei der GP-Premiere nicht zu bremsen. «Dabei fühlte ich mich in den letzten Tagen richtig müde. Aber heute war diese Müdigkeit weg, ich hatte gute Beine», hält sie fest. In der Altstadt übernimmt sie die Führung und gibt sie nicht mehr ab. Vor allem schaut Schlumpf bis kurz vor dem Ziel nie zurück – «bewusst, ich wollte mich nach vorne orientieren». Letztlich gewinnt sie in 54:31, die Kenianerinnen Cynthia Kosgei und Rebecca Chepkwemoi komplettieren das Podest.
Delia Sclabas mit überzeugendem Comeback
Nachdem Delia Sclabas im letzten Jahr verletzungsbedingt nur einen Wettkampf hat bestreiten können, meldet sie sich nun mit dem Sieg am Altstadt-GP eindrücklich zurück. Die 23-Jährige aus Kirchberg gewinnt über die 4,7 km in 15:25 Minuten. Sclabas triumphierte bereits 2016 als 15-Jährige in Bern, und auch in den Folgejahren führte kein Weg an ihr vorbei. Als Wunderkind der Schweizer Leichtathletik wurde sie gerühmt, weil sie die Nachwuchsrekorde von Anita Weyermann brach und unter anderem an U-20-Europameisterschaften triumphierte und 2018 an der U-20-WM über 800 und 1500 m Bronze holte. Zuletzt aber wurde es ruhiger um Sclabas. Nun darf sie einen schönen Prestigeerfolg feiern.
Bei den Männern gewinnt derweil Fabian Aebersold. Der Orientierungsläufer aus Brügg braucht für die 4,7 km 13:50 Minuten. Interessant: Beinahe wäre es zum Familien-Doppelsieg gekommen, denn seine Schwester – OL-Weltmeisterin Simona Aebersold – wird hinter Sclabas Zweite.

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