Thalwiler Gemeinderat stört sich am Stillstand des Alexander
Der monatelange Stillstand auf der Baustelle des Hotels Alexander schade Thalwils Visitenkarte, sagt Gemeinderat Richard Gautschi. Er drängt deshalb, dass das Dauerprojekt endlich fertiggestellt wird.
Unweit der Gemeindegrenze zu Rüschlikon prangt am Thalwiler Seeufer seit längerem ein sonderbarer Bau: Aus ein paar nackten Mauern, Zwischenböden und Stahlträgern besteht er. Eingerüstet und eingehüllt sind sie. Das ganze Areal ist mit rosafarbenen Bauwänden abgesperrt. Innerhalb und ausserhalb der Wände wuchert das Unkraut. Meterhoch.
Als Schandfleck wird der Ort mittlerweile bezeichnet. Ausgerechnet. Denn hier stand von 1958 bis 2015 das edle Viersternhotel Alexander, das letzte Hotel im Bezirk mit Seeanstoss und eigenen Bootsplätzen. Eigentlich soll dieses auch wieder als exquisites Boutique-Hotel eröffnet werden. Doch seit einer gefühlten Ewigkeit herrscht auf der Baustelle Stillstand. Das sorgt für Unmut.
Täglich darauf angesprochen
«Wir werden von Bürgern täglich auf den Zustand des Hotels Alexander angesprochen», sagt Richard Gautschi (parteilos) stellvertretend für den Thalwiler Gemeinderat. Der Bauvorstand ist über den Stillstand des Umbauprojekts gar nicht glücklich. «Als Baubehörde wundern wir uns über das Vorgehen. Das Erscheinungsbild an solch prominenter Lage ist keine Visitenkarte für unsere Gemeinde.» In Thalwil gebe es kein anderes Bauprojekt, das derart schleppend vorankommt. «Für mich ist es völlig unverständlich», sagt Gautschi.
Er will die Besitzer deshalb zu einem schnelleren Vorgehen animieren und sagt: «Wir ziehen juristische Mittel in Erwägung, sollte dieser Zustand länger andauern.» Allerdings ist unklar, ob die Liegenschaftsbesitzerin und Bauherrin, die Corim AG mit Domizil in Zollikon, auf juristischem Weg überhaupt zu einem Weiterbau gezwungen werden könnte.
Der Inhaber der Corim AG, Rechtsanwalt Ernst Inderbitzin, will gegenüber der «Zürichsee-Zeitung» keine Stellung beziehen. Auch Verwaltungsratspräsident und Co-Investor Bruno Marazzi ist für die ZSZ nicht erreichbar. Im Hause Marazzi verweist man auf Sohn Renato Marazzi. Dieser sitzt ebenfalls im Verwaltungsrat der Corim AG und ist als Architekt mit der Planung des Umbaus beauftragt. Er sagt: «Wir sind zurzeit an der Ausführungsplanung.» Das heisst: Er verfasst die definitiven Pläne.
Im September sollen die Arbeiten an der Seestrasse dann wieder aufgenommen werden, versichert Marazzi. Dass das Hotel fertiggestellt werde, wurde allerdings schon häufig versprochen. Der erste angekündigte Eröffnungstermin lautete 2017.
Nun soll also in diesem Jahr der Umbau zumindest fortgesetzt werden. Doch warum erst jetzt? «Die Komplexität des Projekts ist vielen nicht bewusst», sagt Marazzi. Fakt ist: Bis jetzt konnte die Corim AG noch keinen passenden Hotelier verpflichten. Mit einem Betreiber, den man eigentlich unter Vertrag nehmen wollte, sei letztes Jahr eine Einigung gescheitert. Aktuell würden Gespräche geführt mit verschiedenen Betreibern, die im gehobenen Hotelsegment angesiedelt sind.
«Das ist etwas ganz anderes»
Trotzdem fragt man sich, weshalb die Familie Marazzi, die für ihre ehemalige Generalunternehmung und prestigeträchtigen Bauten bekannt ist, sich mit dem «kleinen» Hotel schwertut. «Ein Boutique-Hotel ist ein Nischenprodukt, das ist etwas ganz anderes.» Die Baukosten dafür seien enorm hoch und eine kostendeckende Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Bauvolumens schwierig.
«Für uns ist wichtig, dass das Hotel wirtschaftlich betrieben werden kann», sagt Marazzi. Mit dem ursprünglichen Entwurf scheint dies offenbar nicht möglich zu sein. Denn Marazzi hat die Pläne mehrfach revidiert. Um mehr Platz für Zimmer zu schaffen, wurde die einst eingeplante Hotelklinik inzwischen gestrichen. Die Tiefgaragenzufahrt soll durch einen Fahrzeuglift ersetzt werden. Und der Wellnessbereich wird verkleinert. All dies zugunsten von mehr Zimmern. 44 seien nun geplant.
Ob das neue Hotel mit der knappen Zimmerzahl überhaupt je rentabel betrieben werden kann, ist allerdings ernsthaft zu bezweifeln. Dies sagt zumindest ein Insider gegenüber der ZSZ. Und auch Martin von Moos äussert Bedenken. Der Geschäftsführer der Hotels Belvoir in Rüschlikon und Sedartis in Thalwil sagt: «Mit nur rund 40 Zimmern wird es schwierig.» Das Sedartis habe zwar auch nicht mehr, aber dank der Events und Seminare habe man ein Ertrag bringendes Zusatzangebot. Das künftige Alexander zu betreiben, scheint für die Belvoir- und Sedartis-Besitzer kein Thema zu sein.
Mehr Infos gefordert
Auch Olaf Reinhardt, welcher der letzte Hotelpächter des Alexander war, ist nicht interessiert. Er habe seit 2014 keinen Kontakt mehr zu den Besitzern gehabt, sagt er. Heute führt er ein Hotel in Flims.
In Thalwil ärgert man sich derweil vor allem auch darüber, dass die Alexander-Besitzer Anwohner und Öffentlichkeit im Unwissen über den Projektstand lassen. Gemeinderat Richard Gautschi sagt, er habe die Bauherrschaft deshalb darum gebeten, klarer zu informieren. Marazzi meint dazu: «Solange nichts klar ist, ist es schwierig, zu kommunizieren.»
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