Thalwil weiss nicht, wohin mit seinen Breiteli-Bewohnern
Im April könnten in der ehemaligen Arbeitersiedlung Breiteli die Bagger auffahren. Bis Ende März muss die Gemeinde darum die Bewohner aus elf betroffenen Notwohnungen umquartiert haben. Noch ist unklar, wie sie das schaffen will.
Bald sind sie 100 Jahre alt, die beiden braunen Mehrfamilienhäuser oberhalb des Kreisels bei der katholischen Kirche in Thalwil. Die Gebäude aus dem Jahr 1920 gehören zur gemeindeeigenen, ehemaligen Arbeitersiedlung Breiteli. Die 100-Jahr-Marke werden die beiden Häuser voraussichtlich aber nicht mehr erreichen. Denn gemäss privatem Gestaltungsplan, der Ende 2015 von der Gemeindeversammlung abgesegnet wurde, entstehen an jener Stelle vier neue grössere Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 35 Wohnungen.
Nachdem das Baurekursgericht letztes Jahr zwei Rekurse von Anwohnern abgelehnt hatte, hat das Projekt inzwischen auch die Baubewilligung erhalten. Gehen bis Ende dieser Woche bei der Gemeinde keine Einsprachen gegen die Baubewilligung ein, können die Bagger im Breiteli definitiv auffahren. Im April oder Mai soll der Rückbau starten, wie es bei der Zürcher Baugenossenschaft Zurlinden auf Anfrage heisst. Diese wurde von Thalwil mit dem Bauprojekt beauftragt.
«Die Situation ist prekär»
Zurzeit sind 13 der 15 Notwohnungen in den beiden Gebäuden immer noch bewohnt. Von Sozialhilfebezügern und Asylsuchenden. Doch bis Ende März müssen alle diese Familien und Einzelpersonen raus. Nur: Wohin? «Es gibt gewisse Optionen, aber definitive Anschlusslösungen haben wir immer noch keine», sagt Thalwils Sozialvorstand Peter Klöti (FDP). Für elf der betroffenen Wohnparteien muss das Sozialamt die Umplatzierung organisieren. Bis jetzt gestaltet sich die Suche laut Klöti «äusserst schwer».
Erschwerend komme hinzu, dass der Gemeinde ausgerechnet auf Ende März die Miete von vier weiteren Sozialwohnungen in Abbruchliegenschaften nahe Oberrieden gekündigt werden soll. «Das macht die Situation für uns noch prekärer», sagt Klöti mit besorgter Stimme.
Ausserdem habe vor kurzem ein Einzelfall, bei dem in einer Sozialwohnung «offenbar massive Sachschäden» festgestellt wurden, zusätzlich Schwierigkeiten geschaffen. «So etwas kann dazu führen, dass Vermieter weniger gewillt sind, dem Sozialamt Wohnungen zu vermieten.» Dabei sei man auf ein gutes Verhältnis mit den Vermietern angewiesen.
Passiert ist der genannte Fall in einer Wohnung an der Berghaldenstrasse. Eigentümerin ist die seit 2013 selbstständige Pensionskasse der Gemeinde Thalwil, die rund 60 Wohnungen in Thalwil, Oberrieden und Effretikon besitzt. Klöti hofft nun, dass mit der Pensionskasse trotzdem eine Lösung gefunden werden kann und sie dem Sozialamt für die heutigen Breiteli-Bewohner einige zusätzliche Wohnungen anbietet.
Mieter-Mix entscheidend
Präsident der Pensionskasse ist von Amtes wegen Thalwils Gemeindepräsident und somit Klötis Parteikollege Märk Fankhauser (FDP). Dieser beschwichtigt: Der Wohnungsschaden an der Berghaldenstrasse hindere die Pensionskasse nicht daran, Wohnungen ans Sozialamt zu vermieten. Aber: «Wir sind verpflichtet, die Renten des Gemeindepersonals zu sichern. Und dazu müssen wir Rendite erzielen», erklärt Fankhauser.
Bereits jetzt würden ja einige Wohnungen ans Sozialamt vermietet. Eine Aufstockung sei aber nur beschränkt möglich, denn: «In den Liegenschaften braucht es zahlenmässig ein gesundes Verhältnis zwischen normalen Mietern einerseits und Sozialhilfeempfängern und Asylsuchenden andererseits.» Dennoch ist Fankhauser nun mit der Verwaltungskommission der Pensionskasse im Gespräch, um festzulegen, ob die Pensionskasse weitere Wohnungen als Sozialwohnungen anbieten soll.
Peter Klöti seinerseits will betont haben, dass zwischen dem Sozialamt und den Vermietern ein gutes Verhältnis bestehe. Nun hofft er auch auf neue Mietangebote von anderen Hausbesitzern in Thalwil und sagt: «Wir sind dankbar für jede Unterstützung.»
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