4. Sieg in LexingtonTeichmann steht in der Tennis-Blase im Final
Die Bielerin hat in Kentucky erstmals einen Final eines Hartplatzturniers der WTA-Tour erreicht. Am Samstag schlug sie auch die Bezwingerin von Serena Williams.
In einem normalen Tennisjahr wäre Jil Teichmann, nach Belinda Bencic die zweitbeste Schweizerin, gar nicht am neuen WTA-Turnier in Lexington angetreten. Da hätte die Sandspezialistin aus Biel vergangene Woche das Turnier in Palermo bestritten und wäre dann nach Prag gereist – zwei Turniere, die sie im vergangenen Jahr beide gewinnen konnte.
«Weil wegen Corona in den Jahren 19/20 nur das bessere Turnier für die Weltrangliste zählt, wenn man es zweimal bestritten hat, hätten mir Prag und Palermo gar nichts gebracht», erklärt die 23-Jährige ihre Turnierplanung. Sie war mit tiefen Erwartungen in den Bundesstaat Kentucky gereist – und steht nun nach einem 6:3, 6:2 über Shelby Rogers im Final, ihrem ersten auf Hartplatz und in den USA.
«Nun gehe ich mit viel Vertrauen ins Endspiel», sagte die Bielerin, die am Sonntag auf die 25-jährige Jennifer Brady (WTA 49) trifft, die gegen Cori Gauff 6:2, 6:4 gewann. Die Turniersiegerin erhält 25’000 Dollar Preisgeld und 280 WTA-Punkte. Damit würde Teichmann, zurzeit die Nummer 63, erstmals in die Top 50 vorstossen.
Die Schweizer Linkshänderin hatte zuvor die Qualifikantin Anna Kalinskaya, die Kasachin Yulia Putinzewa und die junge Kalifornierin Cici Bellis geschlagen, alle ohne Satzverlust. Vieles deutete danach auf einen Halbfinal gegen Serena Williams hin, doch das erste Treffen Teichmanns mit der Amerikanerin platzte. Die 23-fache Grand-Slam-Siegerin scheiterte trotz klarer Führung 6:1, 4:6, 6:7 an Shelby Rogers (WTA 116), die nur dank einer Wildcard ins Feld gekommen war.
Nur eine heikle Szene auf dem Weg in den Final
Teichmann hat bisher alle acht Sätze gewonnen. Allerdings musste sie im Viertelfinal gegen Bellis härter kämpfen, als es das Resultat (6:2, 6:4) ausdrückt. Im zweitletzten Game, das 26 Punkte umfasste, vergab sie als Aufschlägerin sechs Matchbälle und wurde noch gebreakt. «Da zeigten sich meine Nerven und ich begann, zu viel nachzudenken», sagt sie. Gegen Rogers wurde sie im Halbfinal zwar gleich im ersten Game gebreakt, übernahm dann aber die Kontrolle. Im zweiten Satz hatte sie nur eine heikle Szene zu überstehen, als sie bei 3:2 drei Breakbälle in Folge abwehren konnte.
Lexington ist das erste Turnier der WTA-Tour in den USA seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Gespielt wird ohne Zuschauer und mit reduziertem Personal auf dem Court, die Spielerinnen bewegen sich in einer Blase. «Ich freute mich einfach, wieder ein Turnier spielen zu können», sagte Teichmann. «Wir respektieren die Regeln, halten Abstand und bewegen uns nur in unserer Blase. Das funktioniert gut, ich kann nicht klagen.» Ungewohnt sei es zwar schon, ohne Publikum zu spielen, «aber im Gegensatz zu Serena Williams spiele ich ja ohnehin meistens nur auf kleineren Courts».
Die in Spanien zur Welt gekommene Teichmann, die ihre Trainingsbasen in Biel und Barcelona hat, freute sich, endlich auch auf Hartplatz glänzen zu können. «Mein Spiel auf Sand ist viel natürlicher, auf diesem Belag wuchs ich auch auf. Es brauchte viele Stunden harter Arbeit mit meinen Coachs, um mein Spiel auf Hardcourts zu finden.» Trainiert wird sie von zwei ehemaligen spanischen Tourspielern – Alberto Martin und Arantxa Parra Santonja, von der sie in Kentucky begleitet wird. Von Lexington aus geht es für Teichmann nach New York, wo erst das aus Cincinnati verlegte WTA-Turnier stattfindet (ab 21. August), ehe an gleicher Stelle das US Open steigt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.