Alcaraz gewinnt WimbledonUnd dann beginnt Djokovic zu weinen
In einem spektakulären Final ringt Carlos Alcaraz (20) den siebenfachen Champion Novak Djokovic in fünf Sätzen nieder. Danach wird der Serbe emotional.
Was ging im Kopf von Carlos Alcaraz vor, als er zum Wimbledon-Titel aufschlug und den ersten Punkt verloren hatte? Begann er zu zögern? Schlichen sich bei ihm Zweifel ein? Im Gegenteil! Der Spanier spielte Novak Djokovic mit einer Kombination von Stoppball und Lob aus und blickte danach nicht mehr zurück. Nach 4 Stunden und 43 Minuten verwertete er seinen ersten Matchball zum 1:6, 7:6 (8:6), 6:1, 3:6, 6:4 in einem epischen Endspiel – und fügte Djokovic so die erste Niederlage auf dem Centre Court Wimbledons seit zehn Jahren zu.
Es war passend, war auch Andy Murray im Publikum, dem dies 2013 als Letztem gelungen war. Der Schotte, der diesmal in Runde 2 gegen Stefanos Tsitsipas verloren hatten, war für einen Kurzurlaub mit der Familie verreist und für dieses Endspiel in den All England Club zurückgekehrt. Murray versteht etwas von Tennis, er wusste, es würde ein Leckerbissen werden. Und wie sich Alcaraz und Djokovic hin und her jagten, wie mal der eine, dann wieder der andere tonangebend war, war faszinierend.
Wie eine Wachablösung
Vor zehn Jahren hatte Murray Wimbledon den ersten Heimsieg seit 1936 beschert, zehn Jahre später erlebte das Turnier wieder einen bahnbrechenden Final. Es fühlte sich an wie eine Wachablösung. Obschon Djokovic, was er auch an diesem Nachmittag demonstrierte, noch längst nicht bereit ist, der jungen Generation Platz zu machen. Aber Alcaraz ist erst 20, er spielte erst sein viertes Rasenturnier – von ihm wird man noch ganz viel sehen. Er wird ziemlich sicher nur noch besser werden, denn er lernt rasant.
Dabei war er im ersten Satz seines ersten Wimbledon-Endspiels völlig chancenlos gewesen. «Ich dachte, ich muss mich steigern, sonst wird es ein ziemlich enttäuschender Final», sagte er im Siegerinterview. Das tat er dann auch. Er zwang Djokovic im zweiten Durchgang in ein Tiebreak, und da verpasste der Serbe bei 6:5 einen Satzball mit einem leichten Rückhandfehler. Der nächste folgte sogleich, und Alcaraz packte seine Chance. Hätte Djokovic mit 2:0-Sätzen geführt, er hätte sich den Sieg wohl nicht mehr nehmen lassen.
Anders als in Paris, als Alcaraz nach dem 1:1-Satzausgleich Krämpfe bekommen hatte, drehte der Spanier nun so richtig auf und gewann den dritten Durchgang klar. Nach einer ausgedehnten WC- oder Besinnungspause kam Djokovic stark zurück, spielte nun offensiver und erzwang einen fünften Satz, im dem Alcaraz das wegweisende Break zum 2:1 schaffte. Worauf Djokovic sein Racket zertrümmerte. Diesen Vorsprung liess sich Alcaraz nicht mehr nehmen. Insgesamt gewann er nur zwei Punkte mehr: 168:166. Alcaraz gelangen 66 Winner bei 45 unerzwungenen Fehlern – exzellente Statistiken.
Djokovic, der faire Verlierer
Djokovic zeigte sich wie immer als fairer Verlierer. «Was für eine Qualität am Schluss, als du für den Match aufgeschlagen hast. Unglaublich!», sagte er zu Alcaraz. «Du hast es total verdient, du warst der bessere Spieler. Ich dachte, du würdest mir Probleme auf Hartplatz und auf Sand bereiten, aber nun ist es eine komplett andere Story. Unglaublich, wie schnell du dich angepasst hast an Rasen. Ein grosses Kompliment!»
Es sei schwer zu schlucken, zu verlieren, wenn man so nah dran gewesen sei, sagte Djokovic. «Aber ich habe auch einige Matches gewonnen, die ich gut auch hätte verlieren können. Wie 2019 gegen Roger (Federer), als ich zwei Matchbälle abwehrte und noch siegte. Ich wurde gesegnet mit so vielen unglaublichen Matches über die Jahre. Ich muss auch dankbar sein.»
Als ihn Platzinterviewerin Annabel Croft auf die Unterstützung in seiner Box ansprach, schaute er hoch zu seinen Liebsten und sah dort seinen Sohn Stefan. «Es ist schön, dass mein Sohn immer noch da ist und lacht», sagte er. Dann übermannten ihn seine Emotionen und begann er zu weinen. «Sorry», sagte er noch. Und: «Ich liebe euch und umarme euch fest.»
Alcaraz strahlte beim Siegerinterview, lobte sein Team, lobte Djokovic und sprach davon, dass für ihn ein Traum wahr geworden sei. «Es ist unglaublich, gegen dich zu spielen», sagte er zum Serben. «Du inspirierst mich sehr. Ich glaube, du bist mit 36 wahrscheinlich noch fitter als ich.» Natürlich freue er sich, dass König Felipe VI. aus Spanien angereist sei für sein grosses Match. Wie schon am US Open 2022. «Zweimal waren Sie dabei, zweimal habe ich gewonnen», sagte Alcaraz. «Ich hoffe, Sie kommen öfter an meine Spiele.»
Djokovic lässt bei seinem Aufschlag nichts anbrennen.
Alcaraz verkürzt mit einem Ass auf 3:4. Der Spanier hat 134 Punkte geholt, Djokovic 130.
Der Ball von Djokovic ist im Aus.
Aufschlagwinner.
Alcaraz gleitet aus, aber alles ist okay.
Djokovic holt sich das Game mit einem Aufschlagwinner.
Starker Return von Alcaraz, er schliesst am Netz ab.
Jetzt ist Djokovic wieder der Chef auf dem Court.
Djokovic souverän.
Vorhandwinner Alcaraz. Er hat erkannt: Djokovic wird sich nicht selber schlagen. Er muss nun wieder etwas mehr forcieren.
Wie erholt sich Alcaraz von diesem Rückschlag?
Break Djokovic! Alcaraz powert, doch der Serbe bringt alles zurück. Und schliesslich begeht Alcaraz den Fehler.
Doch Djokovic bleibt dran. Der nächste Breakball!
Alcaraz wehrt auch diesen Breakball ab. Mit einem Stoppball gegen die Laufrichtung von Djokovic.
Doch er holt sich den nächsten Breakball mit einem brillanten Return.
Ein fürchterlicher Fehler von Djokovic. Er spielt eine leichte Vorhand ins Aus.
Und ein Vorhandfehler hinterher. Breakball Djokovic.
Leichter Fehler von Alcaraz am Netz.
Beide ringen um die Vormacht in den Ballwechseln. Es geht hin und her.
Vorhandwinner, Djokovic gleicht aus.
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