Premiere zu HauseStreaming-Hit statt Kinoerfolg
In den USA ist der Animationsfilm «Trolls World Tour» erfolgreich auf Streaming-Portalen gestartet. Auch in der Schweiz werden immer mehr Premierenfilme online zugänglich gemacht.
Verschieben, verschieben, verschieben. So lautete bislang die Strategie der Kinobranche – angefangen vom James-Bond-Film «No Time to Die» bis hin zum Filmfestival von Cannes. Erster grosser Abweichler dieser Aufschubtaktik ist nun der Animationsfilm «Trolls World Tour», der gemäss den Branchenblättern «Variety» und «The Hollywood Reporter» am Osterwochenende einen Rekordstart auf amerikanischen Streaming-Plattformen hingelegt hat.
Das Hollywoodstudio Universal Pictures spricht vom mit Abstand besten Filmdebüt in Sachen digitaler Vermarktung, ohne allerdings genaue Zahlen zu nennen. Gemäss Brancheninsidern soll «Trolls World Tour» am Eröffnungstag jedoch zehnmal mehr eingespielt haben als der bisherige Spitzenreiter «Jurassic World: Fallen Kingdom» – bei einem Preis von knapp 20 Dollar für 48 Stunden Ausleihe.
Dass «Trolls World Tour» direkt auf dem Streaming-Markt lanciert wurde, dürfte gemäss «Variety» nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass die internationale Marketingkampagne für den 100 Millionen Dollar teuren Animationsfilm bereits vor Wochen angelaufen ist. Gemäss Universal Pictures Switzerland wird der Film ab 23. April auch in der Schweiz zur Online-Ausleihe verfügbar sein.
Filmmiete funktioniert auch über Kino-Websites
«Trolls World Tour» ist damit der erste grosse Film, der hierzulande keine Kinoauswertung erfährt, aber es ist nicht der einzige. Kleinere Schweizer Verleiher wie Outside the Box haben bereits Ende März damit begonnen, ihre Premierenfilme online zugänglich zu machen. Dieses sogenannte Theatrical-VOD-System erlaubt es Zuschauern, den Film ihrer Wahl zu Hause über die Website ihres bevorzugten Kinos zu kaufen.
Den mexikanischen Dokumentarfilm «Midnight Family» hat Outside the Box in der Westschweiz mit knapp 30 Partnerkinos lanciert, in der Deutschschweiz wird er ab 16. April auf den Websites von fast 20 Kinos abrufbar sein – zum Preis von 10 Franken, wobei die Einnahmen zwischen dem Kino und dem Verleiher geteilt werden.
«Midnight Family» oder auch das kürzlich mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnete Drama «Le milieu de l'horizon» haben es auf mehrere Hundert Downloads gebracht – nicht allzu viel, möchte man meinen. Christian Ströhle, Pressesprecher von Outside the Box, sagt allerdings: «Natürlich bleiben die Ergebnisse bescheiden, aber sie sind ermutigend für eine ganz neue Erfahrung, ein Filmangebot zu entwickeln, das auf lange Sicht eine zusätzliche Einnahmequelle sein könnte.»
Es bestand eine echte Erwartung seitens des Publikums.»
Auch der Verleih Frenetic macht seine kürzlich noch im Kino lancierten Filme jetzt online zugänglich. «Mare» von Andrea Staka zum Beispiel ist mit Einverständnis der Kinos auf den Plattformen cinefile.ch und myfilm.ch zu sehen und hat es dort auf über 700 Zugriffe gebracht. Im Kino wäre sicherlich mehr möglich gewesen, allerdings soll «Mare» nach Ende des Lockdown auch wieder in den Sälen gespielt werden.
Einen relativen Erfolg vermeldet auch das Filmfestival Freiburg (FIFF), das seine reguläre Ausgabe absagen musste, aber Teile des Programms – namentlich die Wettbewerbsfilme – online zugänglich machte. Thierry Jobin, künstlerischer Direktor des FIFF, resümiert: «Auf der Plattform Festival Scope war unser Angebot von einem Dutzend Filmen, das auf je 200 Eintritte (Klicks) begrenzt war, vor dem Stichtag 19. April aufgebraucht. Es bestand also eine echte Erwartung seitens des Publikums.»
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«Trolls World Tour»: Ab 23.4. unter anderem auf Swisscom TV Air
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