Stadthausareal-Verkauf kommt nun doch vors Volk
Erstmals bietet der Adliswiler Stadtrat Einsicht in sämtliche Offerten für die Bebauung des Stadthausareals. Dabei wird klar, dass es Anbieter gab, die für die Parzellen im Zentrum bis zu elf Millionen mehr geboten hätten, als die vom Stadtrat erkorene Siegerin. Nun kommt die Vorlage vors Volk.
Es ist eine bemerkenswerte Kertwende in einem Dossier, in dem der Adliswiler Stadtrat seit langem keine gute Figur mehr macht: Das Adliswiler Stimmvolk soll nun doch über die Verträge für das Stadthausareals an der Urne befinden können.
Der Entscheid wurde am Montag publik und bildet den momentanen Höhepunkt einer langen Diskussion. Nach einem Investorenwettbewerb im Jahr 2011 bekam die Leutschenbach AG den Zuschlag, das 6200 Quadratmeter grosse Stadthausareal im Zentrum von Adliswil unter Auflagen mit vier Häusern zu bebauen.
Das Adliswiler Parlament hatte den Verkauf der Parzellen im Dezember 2015 abgesegnet. Zwei Rekurrenten fanden aber, dass der Stadtrat den Einnahmenverzicht beziffern soll, welcher mit dem Verkauf aufgrund der Auflagen in Kauf genommen werde. Nachdem die Stimmrechtsbeschwerde zuerst vom Bezirksrat Horgen abgelehnt wurde, stellte sich das Zürcher Verwaltungsgericht vor einem Jahr hinter die Bedenken der Rekurrenten und wies den Stadtrat an, das Projekt nochmals zu überarbeiten, etwa was den geschätzten Verkehrswert des Areals betrifft.
Volle Transparenz
Nachdem zwei neue, unabhängige Schätzungen ergeben hatten, dass die Parzellen nicht unter Wert weggegeben werden, sagte der damalige Finanzvorstand und heutige Stadtpräsident Farid Zeroual (CVP) im April, die Vorlage komme nochmals unverändert ins Parlament und müsse nicht vors Volk.
Vier Monate später ist alles anders. Nachdem die Grünen, die Freien Wähler und die SVP eine Urnenabstimmung gefordert hatten, wurde das Projekt vom neu konstituierten Stadtrat unter der Federführung der neuen Finanzvorsteherin Karin Fein (Freie Wähler) neu diskutiert. «In der Vergangenheit wurde immer nur das Siegerprojekte beurteilt», sagt Karin Fein. Um volle Transparenz zu schaffen, habe der Stadtrat dieses Mal für die Berechnung eines möglichen Einnahmenverzichts alle Kaufangebote aus dem Investorenwettbewerb von 2011 berücksichtigt und nicht die Schätzungen gemäss der geltenden Bau- und Zonenordnung (BZO).
Bislang stellte sich der Stadtrat auf den Standpunkt, dass aufgrund der Schätzungen das Land nicht unter Wert verkauft werde. Vielmehr würde sogar ein Mehrwert von rund 160 000 Franken resultieren, sagte Farid Zeroual im April gegenüber dieser Zeitung. Für Zeroual war das Problem damit gelöst, denn das Adliswiler Parlament habe die Kompetenz, über Geschäfte mit einem Einnahmeverzicht von bis zu drei Millionen Franken selbst zu befinden.
Bewerber bot 19,5 Millionen
Die neue Finanvorsteherin ist anderer Meinung. «Diese Betrachtungsweise war rein theoretisch», sagt Karin Fein. Um eine realistische Schätzung des Landwerts unter Marktbedingung zu erhalten wurden deshalb die Offerten aus dem Jahr 2011 aus der Schublade gezogen. Und siehe da: Der Einnahmenverzicht zwischen dem damals höchsten Kaufangebot und dem von der Jury ausgewählten Gewinner Leutschenbach AG beträgt über 11 Millionen Franken
Ein Mitbewerber, der in der ersten Runde ausschied, bot demnach 19,5 Millionen für das Areal. Dieser erfüllte jedoch Auflagen zur öffentlichen Zugänglichkeit und publikumsorientierten Nutzung nicht. Die Siegerin Leutschenbach AG erfüllte die Auflagen und bot 8,1 Millionen Franken. «Nun soll das Volk entscheiden, ob das von der Jury 2011 gewählte Projekt einen derart hohen Einnahmenverzicht rechtfertigt», sagt Karin Fein. Ein Termin für den Urnengang steht noch nicht fest.
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