Eklat um «Playboy»-AuftrittFranzösische Staatssekretärin liess sich «lasziv» ablichten
Frauen dürfen frei über ihren Körper verfügen – immer, fordert Marlène Schiappa (40). Das Fotoshooting der Französin provoziert Kritik, von Marine Le Pen bis zur Premierministerin.

War es wirklich Strategie? In Frankreich gehen die Menschen auf die Strasse, Präsident Emmanuel Macron hat sich mit seiner Rentenreform und auch der Art, wie er sie vermittelt hat, extrem unbeliebt gemacht. Und plötzlich richtet sich das Rampenlicht auf die französische Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft, Marlène Schiappa. Die heute 40-Jährige, die diesen Posten seit Sommer 2022 innehat, sorgte schon früher für Schlagzeilen. Jetzt ziert sie das Cover der neuen französischen Ausgabe des Magazins «Playboy».
Innendrin folgen ein Dutzend Seiten Interview über Frauenrechte, LGBTQ-Rechte und mehr oder eher weniger laszive Bilder der Staatssekretärin. Nie unbekleidet, versteht sich. Die umtriebige Politikerin, die von 2017 bis 2020 als Frankreichs erste Staatssekretärin für die Gleichstellung der Geschlechter amtierte, ist stolz auf das von ihr initiierte Verbot sexistischer Beleidigungen; sie taxierte Frankreich früher als das erste Land der Welt, das Belästigung auf der Strasse bestrafe: Das 2018 in Kraft getretene «Gesetz zur Verstärkung des Kampfes gegen sexuelle und sexistische Gewalt» wird auch «Loi Schiappa» (Gesetz Schiappa) genannt.
Dass die Rechts-aussen-Oppositionelle Marine Le Pen Schiappas (Selbst-)inszenierung «mitten in der sozialen Krise» als Steilvorlage für Tadel nutzte, erstaunt nicht. Doch selbst von Mitstreiterinnen in der feministischen Sache wird sie nun kritisiert. Zum einen dafür, dass ein Auftritt ausgerechnet im sexistischen «Playboy»-Magazin dem Feminismus keinen Dienst erweise und eher wie Aufmerksamkeitshascherei wirke: Man zweifelt an der Ehrlichkeit ihres Einsatzes für die Frauen.
Kein Respekt vor dem Volk?
Mehr noch stösst aber das Timing von Schiappas Aktion auf. Selbst Premierministerin Élisabeth Borne formulierte, die «Playboy»-Publikation sei «nicht angemessen» gewesen, «erst recht zu dieser Zeit». Sandrine Rousseau, Politikerin der Grünen und ein Kopf der französischen #MeToo-Bewegung, pointiert: «Ich habe schwer den Eindruck, dass es sich hier um eine Nebelkerze handelt.» Es mangele an Respekt vor dem französischen Volk.
Stimmen aus der Regierung äussern sich «niedergeschmettert», man habe eine Art Aprilscherz vermutet. Schiappa verwahrt sich gegen die Kritik. «In Frankreich sind die Frauen frei», unterstreicht sie. Und twittert, das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen, sei überall und immer zu verteidigen.
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Marlène Schiappa hatte noch nie Mühe damit, für sich dazustehen. Aufgewachsen in einer Sozialwohnung in einem Einwandererviertel der Kapitale, ging sie früh auf Demonstrationen, wagte 19-jährig eine Ehe und eine Scheidung, heiratete wieder, studierte an der Sorbonne, hatte mit 23 Jahre ihr erstes von zwei Kindern.
Ständig in den Medien
Von ihrem Mann, «ein perfekter Vater», trennte sie sich nach siebzehn gemeinsamen Jahren, als sie Ende 2022 bei einem UNO-Auftritt in New York einen amourösen «coup de foudre» erlebte. Als die junge Mutter mit Diplom im Fach Kommunikation noch in einer Werbeagentur arbeitete, warf sie hin, als die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für sie nicht stimmte, und rief 2008 den Blog «Maman travaille» ins Leben. Ausserdem schreibt sie unter Pseudonym erotische Literatur.
2017 stellte die Vielarbeiterin das Blogschreiben ein, stieg ins Team Macron ein und wurde rasch zu einer der sichtbarsten Gestalten der Bewegung. Bis heute ist sie ständig in den Medien – oder hebt sich mit Verve hinein.
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