Recherche zu PFAS-VerschmutzungGiftige Chemikalien in den Böden könnten die Schweiz 26 Milliarden Franken kosten
Eine internationale Medienrecherche zeigt: Die Verschmutzung mit Ewigkeitschemikalien kommt die Schweiz teuer zu stehen. Ein schnelles Verbot der Gifte ist trotzdem unwahrscheinlich.
![Verschneiter Waldweg im Valle Vergeletto, umgeben von Bäumen und Felsen, mit Eis und Schnee bedeckt. Fotografiert von Reto Oeschger.](https://cdn.unitycms.io/images/6uQsefp5qsz9dxh_y8-PZi.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=ZIxkv-AD7wk)
Ewigkeitschemikalien – die Bezeichnung klingt schon verhängnisvoll. Sie wird für sogenannte PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) verwendet. PFAS sind stabile Chemikalien, die sich in der Umwelt nicht abbauen. Und sie sind überall im Boden und im Wasser zu finden. Das «Forever Pollution Project» unter Beteiligung von SRF hat nun errechnet, wie viel es die Schweiz kosten würde, sich von der PFAS-Kontamination zu befreien.
Mithilfe von Wissenschaftlern aus den USA und Norwegen wurden eine Minimalvariante und ein umfassendes Szenario erstellt. Wie SRF schreibt, müsste die Schweiz mit der Minimalsanierung mindestens eine Milliarde Franken über 20 Jahre aufwenden, um sogenannte langkettige PFAS loszuwerden. Der Grossteil der Kosten entfiele dabei lediglich auf stark belastete Erde, nur ein kleiner Teil würde für die Aufbereitung von Trinkwasser und Abfalldeponien verwendet.
Ausserdem dürften ab sofort keine weiteren PFAS-Chemikalien mehr in die Umwelt gelangen. Eine optimistische Idee: So geht die EU etwa davon aus, dass die Gruppe dieser «forever chemicals» über 10’000 Varianten umfasst.
Allgegenwärtig in Alltagsgegenständen
Die PFAS-Chemikalien sind in Alltagsgegenständen allgegenwärtig: Sie stecken unter anderem in Beschichtungen für Pfannen, in Lebensmittelverpackungen, Kabelummantelungen, Dichtungen, Medizinschläuchen, in Wetterjacken, Hightech-Wasserfiltern, Brennstoffzellen und Elektrolysezellen und Lithiumionenbatterien. PFAS sorgen für glatte Oberflächen, an denen weder Schmutz, Fett noch Wasser hängen bleiben. Sie sind äusserst stabil, halten hohen und tiefen Temperaturen und vielen aggressiven Chemikalien stand.
Ein schnelles, umfassendes PFAS-Verbot ist darum unwahrscheinlich. Für einen solchen Fall errechneten die Wissenschaftler des «Forever Pollution Project» für die Schweiz Kosten von 26 Milliarden Franken während 20 Jahren, wie SRF schreibt. Das wären 1,3 Milliarden Franken jährlich, die für die PFAS-Sanierung ausgegeben würden. In diesem Szenario wären die Ewigkeitschemikalien aber nicht verboten und würden weiterhin in die Umwelt gelangen.
Allgegenwärtige PFAS-Grundbelastung nicht gelöst
EU-weit lägen die Kosten bei der Minimalvariante laut dem Bericht bei 95 Milliarden Euro während 20 Jahren. Im umfassenden Szenario bei 2000 Milliarden Euro. Diese Prognosen basieren auf konservativen Schätzungen, so das Medium. Die Zahlen bezögen sich lediglich auf die Sanierung stark belasteter Standorte. Die überall bestehende Grundbelastung mit PFAS wäre damit noch nicht gelöst, auch wenn künftige Technologien das Verfahren billiger machen könnten.
Zur Sanierung kommen laut Bericht ausserdem die gesundheitlichen Folgekosten dazu: Viele PFAS-Varianten haben einen nachgewiesenen oder potenziellen Einfluss auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Zudem wären Kompensationszahlungen denkbar, wenn Fleisch- oder Milchprodukte wegen zu hoher PFAS-Werte nicht mehr verkauft werden können.
Der Bund will ab dem 1. November 2026 PFAS-Stoffe in Produkten verbieten, in denen sich diese leicht ersetzen lassen. Die Vernehmlassung dazu läuft bis Ende März.
flu
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