Der schnelle Abgang des SportchefsSchuiteman geht aus persönlichen Gründen – steckt mehr dahinter?
Überraschung beim Rekordmeister: Der Niederländer hört per sofort auf, er bat den Verein, seinen Vertrag aufzulösen.
Es will einfach keine Kontinuität reinkommen bei GC. Es ist noch kein Jahr her, da stand wieder einmal ein Umbruch an. Sportlich, aber auch in der Geschäftsleitung, wurde so gut wie alles ausgewechselt, die Mission Wiederaufstieg wurde ausgerufen. Unter chinesischen Besitzern, die bis heute ein Mysterium sind.
Bernard Schuiteman war der Sportchef in diesem Konstrukt, der Nachfolger von Fredy Bickel. Er trat mit ganz viel Tamtam auf, bei einer Medienkonferenz kurz vor Wiederanpfiff der Meisterschaft holte er ungefragt zum Rundumschlag aus, warf der alten Führung amateurhaftes Verhalten vor. Im Fall des ablösefrei nach China gewechselten Marko Basic sagte er: «Jeder Anfänger hätte da noch etwas Geld herausgeholt.»
Als er dann durfte, krempelte Schuiteman selbst gehörig um. Bis im Januar 2021 hat er schon ganze 18 Spieler verpflichtet. Einige davon schlugen ein, andere enttäuschten, die Grasshoppers liegen nach 16 Spielen auf Rang 1 der Challenge League. Der Vorsprung im Aufstiegsrennen aber ist knapp, der FC Thun lauert mit nur einem Punkt Rückstand.
Noch im Januar holte Schuiteman mit Oskar Buur und Hachim Acheffay zwei weitere Spieler. Es sind seine letzten Verpflichtungen. Wie GC am Samstagmorgen überraschend mitteilt, legt der Niederländer sein Amt als Sportchef nieder. Er bat den Verein, seinen Vertrag aufzulösen. Grund dafür seien persönliche Gründe, er habe gespürt, dass die Rolle des Sportchefs nicht zu ihm passt, so zitiert der Club den 47-Jährigen.
Ob das schon alles ist? Bei all den Grabenkämpfen und Unruhen, die in den letzten Jahren bei GC herrschten, ist es schwer vorstellbar. Schuiteman selbst ist für eine Stellungnahme nicht erreichbar, dass er aber in einem Video auf der GC-Homepage erklärt, die Rolle als Sportchef wäre «speziell bei GC» nichts für ihn, sagt wohl mehr über den Club aus als über den Job an sich.
Berisha übernimmt Schuitemans Geschäfte
Schuiteman war von den Leuten, die nun auf dem Campus das Sagen haben, der, der in der Öffentlichkeit am meisten auftrat. Auch soll er sich, so ist es aus dem Umfeld des Clubs zu vernehmen, aus internen Querelen rausgehalten und sich auf das Sportliche konzentriert haben.
Und doch war auch er nicht frei von Vorwürfen, die enge Zusammenarbeit mit den Wolverhampton Wanderers, von denen GC in neun Monaten gleich sechs Spieler verpflichtete, kam nicht überall gut an. Durch die neue Strategie verloren Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ihre Plätze, die noch im Sommer eine wichtige Rolle spielten. Auch kritisierten ehemalige, teils verdiente Spieler die neue Führung, weil sie im Sommer vor die Tür gestellt wurden, um Platz zu machen für die Neuankömmlinge aus dem Ausland. Doch man darf sich fragen, wie gross Schuitemans Einfluss bei diesen Transfers wirklich war.
Der Niederländer musste sich stets gegen die Stimmen wehren, die sagten, GC verliere seine Identität nun vollkommen und werde zum Farmteam der Wolves. Die Phrase, dass nur ein richtiges Farmteam Spieler des Partners übernehmen müsse und er dagegen selbst wählen könne, wen er nach Niederhasli hole, wiederholte er stoisch, zuletzt im Interview mit dem Tages-Anzeiger. Er sprach lieber von guten Beziehungen. Die liegen auf der Hand: Der Premier-League-Verein gehört zur selben Maschinerie wie GC, hinter beiden Clubs steht der chinesische Konzern Fosun. Schuiteman selbst war früher als Scout tätig bei Wolverhampton.
Weiterhin sagt Schuiteman: «Ich hatte eine tolle Zeit beim Grasshopper Club Zürich und ich bin stolz, meinen Teil beigetragen zu haben, dass GC wieder auf Kurs ist. Ich wünsche dem Club von Herzen allen erdenklichen Erfolg und werde dessen Weg weiterhin gespannt verfolgen.» Der Rücktritt sei unausweichlich gewesen. Und doch hinterlässt er ein grosses Fragezeichen, einmal mehr. Schuiteman verlässt den Verein per 1. Februar. Seine Geschäfte übernimmt vorübergehend Geschäftsführer Shqiprim «Jimmy» Berisha.
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