Kritik des Spitals ZollikerbergSpitaldirektorin fordert Rückkehr zum Normalbetrieb
In einem Interview kritisiert Orsola Vettori, Direktorin des Spitals Zollikerberg, den wegen der Corona-Krise noch immer geltenden Operationsstopp.
![Die Spitäler im Kanton Zürich sind vorbereitet auf eine Welle an Corona-Patienten. Aber kommt eine solche überhaupt noch?](https://cdn.unitycms.io/images/3XNLmANtq8S9ygXQhccaxh.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=V9MwVrqS774)
Die Zürcher Spitäler haben sich wegen der Coronakrise auf einen Patientenansturm vorbereitet. Doch dieser ist bislang nicht gekommen. Stattdessen bleiben wegen des geltenden Operationsstopps viele Betten leer. Die Spitäler wünschen sich eine Rückkehr zum Normalbetrieb.
«Der Ansturm kommt nicht, so wie es derzeit aussieht», sagt Orsola Vettori, Direktorin des Spitals Zollikerberg und Vorstandsmitglied des Verbandes Zürcher Krankenhäuser, in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Zeitung «Tages-Anzeiger». Zunächst habe es geheissen, die grosse Welle komme Ende März. Bis jetzt sei sie jedoch nicht zu sehen.
Im Spital Zollikerberg seien in der mit 36 Betten eingerichteten Isolationsstation bislang nie mehr als 6 Corona-Patienten gelegen. In allen Zürcher Spitälern würden derzeit 50 Corona-Patienten intensiv mit Beatmung behandelt, rund 160 Plätze seien frei.
Dass die Welle ausgeblieben ist, liegt nach Vettoris Einschätzung daran, dass die Intervention des Bundesrates für die Deutschschweiz früh genug erfolgt sei und dass die Bevölkerung recht diszipliniert sei. Deshalb wäre es an der Zeit, den Stopp von nicht dringlich angezeigten medizinischen Eingriffen und Therapien zu beenden, sagt die Spitaldirektorin.
![Alleine im März seien die Erträge im Spital Zollikerberg um mehrere Millionen eingebrochen, sagt Orsola Vettori.](https://cdn.unitycms.io/images/FbLfkcaoKw0AoHfg_v0Mdg.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=jEjkgsnzhAc)
«Abteilungen stehen halb leer»
Dass weiterhin nur dringliche Behandlungen erlaubt seien, sei einerseits schwierig für das Personal, das wenig zu tun habe. Ausser der Geburtenabteilung stünden alle anderen Abteilungen halb leer. Andererseits sei es finanziell eine toxische Situation für die Spitäler. Sie hätten deutlich weniger Erträge, aber zusätzliche Aufwendungen für die Corona-Sondermassnahmen.
Dauere dieser Zustand noch einige Wochen an, summierten sich die Mindereinnahmen der Zürcher Spitäler auf einen dreistelligen Millionenbetrag, befürchtet Vettori. Im Spital Zollikerberg seien die Erträge alleine im März um mehrere Millionen Franken eingebrochen. Auch wenn das Operationsverbot falle, sei das Spital nicht gleich wieder voll. Zuerst müsse man Kontakt aufnehmen mit den Patientinnen und Patienten, deren Eingriffe verschoben wurden.
Und selbst wenn die Coronawelle trotz allem noch komme, könnte man die notwendigen Betten freischaufeln, sagt die Spitaldirektorin. Die Zürcher Spitäler seien so gut vernetzt, dass sie gemeinsam binnen weniger Tage sehr viele Kapazitäten bereitstellen könnten.
«Mit dieser Flexibilität müsste man arbeiten, statt teure Ressourcen wochenlang leer stehen zu lassen», sagte sie. Sie hätte sich daher vom Bundesrat eine massvolle, differenzierte Lockerung gewünscht. (sda/ham)
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