Unsere Recherchen zu GeheimdienstfällenSo spionieren China, Russland und die USA in der Schweiz
Die Schweiz ist ein Paradies für Agentinnen und Agenten. Sie nutzen das Land für Spionage, aber auch um Morde und Entführungen vorzubereiten. Wir haben für Sie unsere wichtigsten Recherchen in Text und Podcast zusammengestellt.
Die Schweiz ist aufgrund ihrer starken Wirtschaft, des Finanz- und Rohstoffhandelsplatzes und als Standort internationaler Organisationen wie der UNO und der Fifa höchst interessant für ausländische Nachrichtendienste. Besonders aktiv sind Agentinnen und Agenten Russlands, Chinas und der USA. Viele von ihnen operieren unter diplomatischer Tarnung. Offiziell sie sind in der Schweiz an Botschaften, Konsulaten oder beispielsweise für die Vereinten Nationen akkreditiert, doch in Tat und Wahrheit beschaffen sie Informationen oder sie führen verdeckte Operationen durch.
Bundeshaus-Redaktor Thomas Knellwolf beschäftigt sich seit Jahren mit Spionageaktivitäten in der Schweiz, und er hat zusammen mit Redaktionskolleginnen und -kollegen mehrere Fälle enthüllt. Nun haben wir zu den spannendsten Fällen die sechsteilige Podcast-Serie «Unter uns» produziert. Als Abonnent oder Abonnentin können Sie sich ab sofort alle Folgen anhören.
Thomas Knellwolf hat über seine Recherchen ein Buch geschrieben, das ab Dienstag im Buchhandel aufliegt. Sie können «Enttarnt. Die grössten Schweizer Spionagefälle» bestellen. Zur Buchvernissage organisieren wir auch eine Podiumsdiskussion zum Thema. Im Buch werden die folgenden und andere Fälle der vergangenen Jahre neu aufgerollt und zum Teil erst enthüllt.
Russland geht am aggressivsten vor
Wladimir Putins Staat hat gegen 80 Agentinnen und Agenten unter diplomatischem Cover in der Schweiz stationiert. Einen von ihnen hat der Schweizer Nachrichtendienst jüngst beschattet, als er Scharfschützen-Munition beschaffte, zudem kaufte er Apparate, die zur Herstellung chemischer Waffen eingesetzt werden können. Weiter reisten in den vergangenen Jahren immer wieder russische Militärspione an den Genfersee, von wo aus sie Hackingoperationen durchführten und auch einen Mordanschlag planten. Darüber reden wir im Podcast.
Alarm wegen Chinesen im Berner Oberland
Neben Russland hält vor allem China die Schweizer Spionageabwehr auf Trab. Zuletzt beschäftigte sich der Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB) intensiv mit dem Gasthof Rössli in Meiringen. Eine chinesische Familie hatte das Hotel direkt am Rollfeld des einzigen reinen Schweizer Militärflugplatzes erworben. Nun können wir aufdecken, wie der NDB der mutmasslichen chinesischen Spionageaktion gegen die Schweizer Luftwaffe auf die Spur kam – nämlich dank einer Polizeikontrolle wegen Terrorverdachts. Was dann passierte, lesen Sie hier. Im Podcast hören Sie erstmals, wie ein Familienangehöriger den Erwerb des Rössli erklärt.
Der lange Arm der Türkei
Der türkische Geheimdienst MIT wollte 2016 einen türkischstämmigen Schweizer Geschäftsmann entführen. Die Operation, die auf einem Friedhof im Zürcher Oberland eingefädelt wurde, scheiterte, weil jener Mann nicht mitmachte, der ein Betäubungsmittel in ein Getränk für den Geschäftsmann träufeln sollte. Zudem observierte der Schweizer Nachrichtendienst die türkischen Agenten, und er dokumentierte, wie sie auch Hass unter Türkinnen und Türken in der Schweiz säten. Im Podcast redet erstmals das anvisierte Entführungsopfer.
Big Brother USA will alles wissen
Die Vereinigten Staaten sind einer der engsten Partner der Schweiz in Sicherheitsfragen. Dies hält aber die US-Geheimdienste nicht davon ab, selbst auf schweizerischem Territorium aktiv zu werden. Im Podcast wird der Fall der St. Galler Familie Tinner aufgearbeitet, bei der der amerikanische Auslandsdienst CIA eigenmächtig Hausdurchsuchungen im Rheintal vornahm. Im Buch geht es auch um die Affäre um die Zuger Verschlüsseltechnikfirma Crypto AG, die jahrzehntelang im Geheimen von der CIA und dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) beherrscht wurde.
Spione im Wirtschaftskrieg mit Deutschland
Im Buch und im Podcast erzählen wir zudem, wie die Bundesrepublik auch unter Einsatz des BND das Bankgeheimnis knackte. Die Eidgenossenschaft versuchte, sich zu wehren, indem sie ihrerseits einen Agenten nach Deutschland schickte. Allerdings flog er auf und wurde vor Gericht gestellt. Deutschland und die Schweiz schlossen ihren kurzen, aber heftigen Wirtschaftskrieg mit einem No-Spy-Abkommen ab.
Israel versus Hizbollah in Bern
Der älteste im Buch und im Podcast aufgerollte Fall ist von grosser Aktualität, denn er betrifft Israel und die libanesische Terrormiliz Hizbollah und weist einige Parallelen zu heute auf. 1998 versuchte der israelische Geheimdienst Mossad den Telefonanschluss eines Hizbollah-Sympathisanten in Liebefeld bei Bern zu verwanzen, doch die Aktion flog auf. Die Mossad-Agentinnen und -Agenten versuchten, sich mit einer vorgetäuschten Sexszene zu retten, was sogar klappte: Nur ein erwischter Israeli kam vor Gericht; zwei als Liebespärchen getarnte Mossad-Angehörige wurden wegen Polizeipannen laufen gelassen.
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