Kommentar zu den Initiativen in KüsnachtSorgen und Ängste ernst nehmen
Die Altersinitiative wurde abgelehnt – aber knapp. Initiantin Beatrice Rinderknecht hat mit ihrem Vorstoss offensichtlich einen Nerv getroffen.
Manch ein Beobachter mag sich überrascht die Augen reiben: Gleich zwei Initiativen aus der Feder des linken Bündnisses Rotgrünplus fuhren in Küsnacht einen Ja-Stimmenanteil von mehr als 40 Prozent ein. Ausgerechnet im bürgerlich geprägten Küsnacht. Doch so einfach ist es nicht: Gerade in Küsnacht sind auch immer wieder eher linke oder grüne Anliegen erfolgreich.
Wenn Gesundheitsvorsteherin Susanna Schubiger darlegt, dass die Altersinitiative in der Ausführung schwierig geworden wäre, mag sie recht haben. Wie ausführungsfähig die Vorlage war, wird nun aber offen bleiben. Der Achtungserfolg zeigt allerdings, dass Initiantin Beatrice Rinderknecht Sorgen in Worte fassen konnte, die offensichtlich viele Stimmberechtigte beschäftigen. Dass gerade Alteingesessene aus der Mittelschicht sich angesichts sehr wohlhabender Einwohner Gedanken machen und sich sorgen, bei einer Privatisierung der Alterseinrichtungen zu kurz zu kommen, ist eine Realität. Manch ein Stimmberechtigter dürfte diese Ängste auf das Areal mit dem Seniorenheim am See – wahrlich ein Filetstück – projiziert haben. Der eine oder die andere 60- oder 70-Jährige hat vielleicht ein Ja eingelegt, weil er oder sie selbst dereinst dort unterkommen will.
Der Gemeinderat verfügt nun dank des Resultats weiterhin über eine grosse Flexibilität in der Alterspolitik. Und mit der integrierten Altersversorgung Küsnacht zeigt er lobenswerterweise auch Initiative. Er tut allerdings gut daran, die Sorgen der 46 Prozent, die der Rinderknecht-Initiative zugestimmt haben, ernst zu nehmen. Denn die Vorlage als «sozialistisch» zu brandmarken, wie dies im bürgerlichen Lager teilweise geschah, greift zu kurz. Vielmehr ging es bei dieser Abstimmung um Zweifel ganz normaler Küsnachterinnen und Küsnachter, die hoffen, dereinst einen schönen, geruhsamen Lebensabend in ihrer Gemeinde verbringen zu können.
Fehler gefunden?Jetzt melden.