Mehr Autoposer in ZürichSo viele Lärmautos hat die Polizei erwischt
In den ersten drei Monaten des Jahres ist die Zürcher Stadtpolizei härter gegen laute Sportwagen vorgegangen. Das zahlt sich aus.
35 Autos hat die Stadtpolizei Zürich in diesem Januar, Februar und März vorübergehend aus dem Verkehr genommen. Der Grund: Sie machten zu viel Krach. Damit gab es in den ersten drei Monaten von 2021 fast gleich viele Stilllegungen wie im gesamten Vorjahr mit 36.
Deutlich zugenommen haben auch die Verzeigungen wegen unerlaubter technischer Änderungen: Im ganzen Jahr 2020 kam es in der Stadt Zürich zu 352 davon. Und bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat die Stadtpolizei 216 Autobesitzer verzeigt, weil diese ihre Autos mit illegalen Tricks lauter gemacht haben. Das schreibt der Stadtrat in der gerade erschienenen Antwort auf eine FDP-Anfrage.
Die üblichen Treffpunkte fielen weg
Dass die Massnahmen gegen lärmige Autos so stark angestiegen sind, hat zwei Gründe: Corona brachte mehr Autoposer in die Stadt. In der Folge hat die Stadtpolizei härter durchgegriffen.
Lange habe sich das «Autoposen» – also das Vorführen lauter Autos vor Publikum – auf schöne Sonntagnachmittage beschränkt, schreibt der Stadtrat. Die Anti-Corona-Massnahmen hätten dies geändert. Wichtige Treffpunkte der Szene seien durch Schliessung weggefallen. «Das Phänomen verlagerte sich auch in die späten Abendstunden am Wochenende.» Vor allem am Seebecken habe das Kreisen der Autoposer nächtliche Staus verursacht, vertont durch «Hupkonzerte und hochdrehende Motoren», schreibt der Stadtrat.
Als Reaktion räumte die Stadtpolizei vorübergehend Orte, wo sich die Besitzer lauter Autos gern treffen. Ende Februar zum Beispiel wies sie über 100 Leute mit 60 Autos vom Parkplatz am Mythenquai weg. An einem April-Wochenende sperrte die Stadtpolizei im Seefeld Querstrassen und weitere Wendestellen. Damit habe sie «das mehrfache Befahren der Bellerivestrasse» verhindert. Der Verkehr sei flüssiger gelaufen, es gab weniger Lärm.
Anspruchsvolle Kontrollen
Auffällige Autos prüft die Stadtpolizei. Um manipulierte Abgasanlagen oder Steuergeräte zu finden, messen Expertinnen Lärm und Abgase oder kontrollieren den Unterboden. Autos, die nicht den Vorschriften entsprechen, beschlagnahmt die Polizei. Bestätigt das Strassenverkehrsamt den Befund, werden die Autos fahruntauglich gemacht und die manipulierten Auspuffe abmontiert (in den ersten drei Monaten von 2021 ist dies bereits 30-mal geschehen). Die Besitzer werden verzeigt.
Schwierig bei diesen technischen Beanstandungen sei, dass jeder Fahrzeugtyp eine andere Lärmobergrenze habe. Die Arbeit setzte «ein ausgeprägtes Fachwissen» voraus und mache viel Aufwand, schreibt der Stadtrat.
Ein Sprecher der Stadtpolizei Winterthur sagt auf Anfrage, dass die Besitzer oft Dämmmaterial vom Auspuff entfernten. Das lasse sich zum Teil nicht von Auge feststellen, weil die Stellen wieder schön zugeschweisst und poliert würden.
Noch schwieriger ist der Nachweis, dass gewisse Lenker absichtlich zu laut fahren. Dazu müsse der Lärm «objektivierbar dokumentiert werden» und einem Auto zugewiesen werden können, schreibt der Stadtrat.
Dass die präparierten Autos mehr Krach machen als ein Durchschnittsfahrzeug, hat eine Messung der Stadtpolizei an der Hohlstrasse bewiesen. Die lautesten lärmten dabei so stark wie ein Presslufthammer. Durchschnittlich nehme man aufgerüstete Fahrzeuge viermal lauter wahr als normale Vorbeifahrten.
Auch die Kantonspolizei Zürich geht regelmässig gegen die Lärmautos vor. Ende Mai hat sie davon bei mehreren Kontrollen im Kanton 29 «ausser Verkehr gesetzt».
Die Polizeikorps würden sich zum Thema austauschen, schreibt der Stadtrat. Dabei habe sich ergeben, dass überall die gleichen Probleme beim Vollzug bestünden. Der Stadtrat unterstützt daher nationale Bemühungen, neue Mittel «gegen übermässig laute Fahrzeuge und Fahrstile» zu entwickeln.
bat/lop
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