Nationale VorlagenDie Zürcher Städte überstimmen das Land
Bei den Nationalstrassen und beim Mietrecht kehrten die Grossstädte im Kanton Zürich das Resultat.
Nicht selten klagen die Städterinnen und Städter, dass die konservativen Landgemeinden anders stimmen als sie und am Ende obsiegen. Am Sonntag war es für einmal umgekehrt. Zu klagen hatten die Stimmenden vom Land. Zumindest bei zwei eidgenössischen Vorlagen wurden sie von den grossen Städten überstimmt.
Den Ausbau der Nationalstrassen lehnte der Kanton Zürich ab, obwohl zehn von zwölf Bezirken dafür waren. Im Bezirk Dielsdorf zum Beispiel sagten nahezu 60 Prozent der Stimmenden Ja zu den neuen Tunnels und Autobahnspuren. Auf Gemeindeebene gab es sogar drei Landgemeinden mit Ja-Anteilen von über 70 Prozent. Zu ihnen gehörten Oetwil an der Limmat und Hüttikon. In Berg am Irchel sagten sogar 81,5 Prozent Ja zu mehr Autobahn.
Auch Landgemeinden waren skeptisch
Doch das nützte ihnen nichts. Denn die Bezirke Zürich und Winterthur stemmten sich derart entschieden gegen mehr Beton, dass am Ende ein kantonales Nein in der Höhe von 51,6 Prozent resultierte. In Zürich waren fast zwei von drei Stimmenden gegen den «Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen», in der Stadt Winterthur knapp 63 Prozent.
Zu den Nein-Grossstädten gesellten sich 20 weitere Ortschaften. Darunter figurierten grössere Städte wie Uster und Schlieren, aber auch klassische Landgemeinden wie Schlatt, Hausen am Albis oder Wald.
Interessant: Ausgerechnet jene Zürcher Dörfer, die geografisch am nächsten bei einem konkreten Projekt liegen – nämlich beim Fäsenstaubtunnel in Schaffhausen –, sagten Nein. Flurlingen lehnte den Ausbau mit 52,4 Prozent ab, in Feuerthalen gabs mit 529 zu 529 Stimmen ein Patt, was auf der offiziellen Website als Nein gewertet wurde.
Grosser Stadt-Land-Graben beim Mietrecht
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Vorlage zur Untermiete. Die drei Bezirke Zürich, Winterthur und – sehr knapp – Uster sagten Nein. Neun Bezirke stimmten zu, am deutlichsten Andelfingen und Meilen. Und trotzdem resultierte ein kantonaler Nein-Anteil von 53,7 Prozent.
Dass dieser Wert sogar gut zwei Prozentpunkte höher liegt als der nationale Durchschnitt, liegt an den Städten. Dort ist der Wohnungsdruck offensichtlich höher als auf dem Land. Unter den insgesamt 21 ablehnenden Gemeinden sind alle grösseren Städte und Gemeinden. Zürich sprengte gar die Zweidrittelmehrheit.
Von den 16 grössten Zürcher Gemeinden sagte nur Horgen Ja zu schärferen Vorgaben für die Untervermietung von Wohnungen. Dafür war das Land fast geeint dafür. Wie bei den Autobahnen fällt Hüttikon auf. Das Furttaler Dorf sagte hier sogar am deutlichsten Ja, mit einem Anteil von 73,4 Prozent.
Ellikon stimmt wie linke Stadtkreise
Bei der Eigenbedarfsvorlage zum Mietrecht war das Zürcher Nein geschlossener. Zwar sagten je sechs Bezirke Ja beziehungsweise Nein, aber die ablehnenden sind bevölkerungsreicher. Die kantonalen 57,3 Prozent Nein bedeuten 3,4 Prozentpunkte mehr als der nationale Wert.
Bei der Reform der Gesundheitsfinanzierung scherte wiederum kein Bezirk aus, wenn auch in Zürich (52,3 Prozent Ja) deutlich weniger Begeisterung herrschte als in Meilen (66,6 Prozent). Nein sagten nur vier Stadtzürcher Kreise, zwei Winterthurer Stadtkreise und Ellikon an der Thur.
Fehler gefunden?Jetzt melden.