So schmeisst Kilchsperger die Fussball-Kiste
3 Stunden und 53 Minuten Champions-League-Fussball auf dem Pay-TV-Sender Teleclub. Wie war das?
Sieben Minuten noch bis Mitternacht. Es ist alles vorbei. Nur die wichtigste Frage steht noch im Raum: Wie war er nun, der erste grosse Champions-League-Abend auf Teleclub? Die Antwort lautet: Gut, aber nicht problemfrei.
Teleclub hat die Schweizer Champions-League-Rechte ab dieser Saison für Dienstag exklusiv, am Mittwoch überträgt auch SRF, im Gegensatz zum Pay-TV-Sender mit seinem Komplett-Paket allerdings nur eine Partie. Und der Final wird ebenfalls nur bei Teleclub zu sehen sein.
Roman Kilchsperger ist ab 20 Uhr der Moderator im aufgemotzten Studio mit Publikum, und schnell nach Sendungsstart sitzen die drei Experten Rolf Fringer, Marcel Reif und Mladen Petric bei ihm. Das ist personell dick aufgetragen, wie bei den deutschen oder englischen Pay-TV-Sendern. Vielleicht ist es auch etwas gar dick. Petric kommt in dieser Runde selten zu Wort. Vermutlich hätte er mehr zu sagen, als er es bei der grossen Premiere getan hat.
Hinter den Kulissen: Claudia Lässer führt uns durch das neue Studio von Teleclub.
Natürlich behält ein TV-Format mit Unterhaltungsspezialist Kilchsperger nicht die ganz grosse Ernsthaftigkeit. Es gibt da und dort ein paar markige Sprüche, und ein Treffer ist bei Kilchsperger schnell einmal «ä Chischte». Fringer zieht das eine oder andere Mal mit. Das Hauptereignis des Abends ist der Livematch Liverpool - PSG, kommentiert vom früheren SRF-Reporter Dani Wyler. Zur Ausgangslage von YB gegen Manchester United, Juventus und Valencia witzelt Fringer: «In dieser Gruppe kann es YB schon auf Platz 4 schaffen.»
Schlecht tut das der Sendung nicht. Und auch das hat mit Kilchsperger zu tun. Abgesehen davon, dass alle immer von Anfield Road sprechen, obwohl das Liverpooler Stadion zwar an der Anfield Road liegt, aber nur Anfield heisst, leistet sich Kilchsperger kaum Patzer. Er ist ausgezeichnet vorbereitet, kennt die Zahlen und Fakten. Gewagt an seinem Auftritt ist höchstens sein Hemd, das, nun ja, farblich interessant ist.
Es gibt in der Stunde bis zum Matchbeginn in Liverpool Vorberichte, auch zu YB oder Dortmund. Ein Social-Media-Spezialist im Studio gehört offenbar schon bald zum Standard, auch wenn der Erkenntnisgewinn häufig bescheiden bleibt. Bei Teleclub übernimmt FCZ-Spielerin Meriame Terchoun diese Aufgabe. Einmal wird auch in die Zürcher Labor-Bar geschaltet, wo Teleclub mit einer weiteren Livesendung und noch zwei Experten (in diesem Fall Pascal Zuberbühler und FCB-Profi Silvan Widmer) die zwei frühen Partien mit Anspielzeit um 18.55 Uhr begleitet.
Reporter Gianni Wyler ist aus der Labor-Bar allerdings kaum zu verstehen, so laut ist es im Hintergrund. Und überhaupt der Ton: Er ist beim Hauptereignis Challenge League statt Champions League. Live aus Anfield klingt Giannis Vater Dani wie Mario Santi in den Achtzigern aus dem Bernabéu. Eine Erklärung zur schlechten Akustik gibt es während der Sendung nicht. Und dass die Einschaltung zum Livespiel erst beginnt, als das Publikum in Liverpool längst damit begonnen hat, «You‘ll Never Walk Alone» zu singen, tut dem Fussball-Romantiker weh.
Vor, zwischen und nach dem Livespiel überzeugen die Videoanalysen des früheren Trainers Fringer. Der ehemalige Livekommentator Reif ist mit seinen launigen, oft kritischen Einwürfen ein passender Gegenpol zu Kilchsperger und Fringer. Das könnte funktionieren mit diesem Team. Doch ob Teleclub auch zeitlich die Bedürfnisse der Zuschauer erfüllt? Der Abend ist lang. 3 Stunden und 53 Minuten Sendung für einen Livematch, für alle Spiele und alle Tore danach, für die Interviews mit Jürgen Klopp und Xherdan Shaqiri von Dani Wyler. Auf Dauer ist das für manchen vielleicht zu lang.
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