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Meinung

Rad-WM der Superlative
Spektakel, eine Bühne für alle und eine Schweizer Kontroverse

Grosse Begeisterung: An den «Super Worlds» wurde nicht nur den Stars – wie Mathieu van der Poel im Bild – eine perfekte Bühne geboten.
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Aus Schweizer Sicht haben die Radweltmeisterschaften in Glasgow viel zu reden gegeben. In erster Linie aber nicht wegen der sportlichen Ausbeute. Diese blieb hinter den Erwartungen. Auch wenn die Schweizer Delegation mit guten Medaillenchancen im Mountainbiken und im Zeitfahren angereist war. Beides Hoffnungen, die sich – ausser in den Teamwettkämpfen – nicht erfüllten. Für positive Überraschungen sorgten hingegen Stefan Küng und Elise Chabbey in ihren jeweiligen Strassenrennen. Er mit einem starken 5. Rang, sie mit einer beherzten und kilometerlangen Solofahrt.


Es war aber der Auftritt von Marlen Reusser, der weit über die Schweizer Veloszene hinaus Schlagzeilen erzeugte. Als absolute Topfavoritin trat sie im Zeitfahren an, gab dann aber mitten im Rennen lust- und energielos auf und hockte sich neben der Strecke ins Gras. Dieses Verhalten ist im Radsport eine Premiere. Und prompt entbrannte eine Diskussion um Rechte und Pflichten von Spitzensportlerinnen. Doch nicht nur das. Die Aktion der Bernerin hat die grundsätzliche Debatte um die mentale Gesundheit im Sport und deren Schutz in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ja, dieser Umstand ist kein Edelmetall, das man feiern und begiessen kann. Er stellt aber – bei aller Kontroverse aus sportlicher Sicht – zweifelsfrei einen gesellschaftlichen Gewinn dar.

Die «Super Worlds», wie diese Radweltmeisterschaften auch genannt wurden, sind aber auch selbst eine Premiere. Noch nie haben sämtliche Radsportdisziplinen ihre Weltmeisterinnen und Weltmeister an einem Ort gekürt – auf Bahn und Strasse, Parkett und Parcours sowie im Gelände. Was mehr Fans und Journalisten als gewöhnlich anzog.

Ein Schaufenster für den Para-Sport

Sie haben den Facettenreichtum des Radsports ins internationale Schaufenster gestellt. Disziplinen, die fernab der Öffentlichkeit und der Aufmerksamkeit der Medien ein Schattendasein fristen, erhielten eine prominente Bühne. Ähnlich verhält es sich mit den Para-Sportlerinnen und -Sportlern. Für gewöhnlich beginnen ihre grossen Wettkämpfe –besonders die Paralympics –, wenn nicht nur die nicht beeinträchtigten Athletinnen und Athleten bereits abgereist sind. Auch der dazugehörende Medientross und das internationale Publikum sind dann schon weitergezogen.

Eine zentrale WM wie jene in Glasgow hat sie von der Sogwirkung der grossen Stars der Rennrad- und Mountainbikewelt profitieren lassen. Denn die meisten Fans sind nicht nur für einen der Wettkämpfe angereist, sondern haben mehrere Tage in Schottland verbracht und die Gelegenheit genutzt, verschiedenen Titelkämpfen beizuwohnen. Sind auf ihren Plätzen sitzengeblieben, nachdem die Stars von den Podesten stiegen, und haben die Para-Sportlerinnen und -Sportler gefeiert. In dieser Hinsicht haben sich die «Super Worlds» auch für die Schweiz gelohnt. Schliesslich sind es ihre Paracyclerinnen, die am meisten Medaillen nach Hause bringen. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb unser Land von diesen «Super Worlds» und der in Glasgow entfachten Begeisterung für den Velosport profitieren dürfte. Denn in den kommenden zwei Jahren werden Weltmeistertrikots in der Schweiz vergeben: 2024 in Zürich auf der Strasse und 2025 im Wallis im Mountainbike - dann aber wieder getrennt.