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So hält man den Erfolg aus

Die Kunstfigur Elton John (Taron Egerton) stieg in einem irrsinnigen Tempo zum Superstar auf. Foto: David Appleby (Paramount Pictures)
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Natürlich mögen sich jetzt viele fragen, wer denn dieser Taron Egerton sei. Die Frage ist berechtigt, aber wenn es so etwas wie einen gerechten Filmgott gibt, dann sollte sich diese, ähnlich wie bei Rami Malek, dem Hauptdarsteller aus «Bohemian Rhapsody», bald einmal erübrigen. Der 29-jährige Egerton, der erst vor einigen Jahren als Schau­spieler zu arbeiten begann, spielte unter anderem den Skispringer Michael Edwards in «Eddie the Eagle» und wirkte jüngst im «Robin Hood»-Remake mit.

Egerton hat, so könnte man sagen, in seinem noch schmalen Repertoire ein Faible für eigenwillige Helden entwickelt, und das kommt ihm jetzt in «Rocketman» zugute. Gleich in der ersten Szene tritt er da als Para­diesvogel auf, schreitet mit Engelsflügeln und aufgesetzten Teufelshörnern im Donnerschritt auf die Kamera zu, nur wartet da kein begeistertes Konzertpublikum, sondern eine Selbsthilfegruppe, in die sich der echte ­Elton John 1990 zwecks Drogenentzugs tatsächlich begeben hat.

In filmischer Hinsicht ist das ein konventioneller Kniff, der dem Drehbuchautor Lee Hall dazu dient, die Lebensstationen von Reginald Kenneth Dwight – so Elton Johns bürgerlicher Name – von der Kindheit her aufzurollen. Es gab da einen Vater, der zu Gefühlen nicht fähig war (Steven Mackintosh), und eine unkeusche Mutter, die verlassen wurde (Bryce Dallas Howard).

Immerhin war da noch die Grossmutter (Gemma Jones), die das musikalische Talent des ­kleinen Reggie förderte. Und der stieg dann mit einem für ­damalige Verhältnisse irrsinnigen Tempo vom Begleitmusiker zum Superstar auf.

Virtuos inszeniert

«Rocketman» breitet diese Karriere und den anschliessenden drogenbedingten Niedergang in aller Ausführlichkeit aus, wobei der traditionelle Zugriff durch schmissige Musicalszenen immer wieder aufgebrochen wird. Anlässlich von Elton Johns Livepremiere im angesagten Troubadour-Club in Los Angeles lässt Regisseur Dexter Fletcher sämtliche Figuren vom Boden abheben. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs dreht sich zum Song «Pinball Wizard» die ganze Bühne (die Kamera wirbelt mit). Und als sich der Star nach übermässigem Tabletten- und Drogenkonsum in den Pool wirft, begleitet ihn ein Unterwasserballett, während vom Grund der junge Reggie (Matthew Illesley) heraufsäuselt.

Das alles ist von Dexter Fletcher virtuos inszeniert, schliesslich ist das derselbe Mann, der «Bohemian Rhapsody» zu einem guten Ende brachte, nachdem der ursprüngliche Regisseur Bryan Singer gefeuert worden war. Man kann die beiden Filme durchaus vergleichen: Die Queen-Film­biografie und das Elton-John-Musical erzählen vom Weg zum Erfolg, aber auch vom Aushalten dieses Erfolgs. Und was die Hauptdarsteller betrifft: Rami Malek war als Freddie Mercury eine Naturgewalt, doch zu oft war man abgelenkt vom Blick auf dessen künstliches Gebiss.

Mimische Kraft

Bei Taron Egerton irritieren die Kostüme und das Brillenre­pertoire – beides gehört zur Kunstfigur Elton John – weit weniger, die mimische Kraft kommt besser zur Geltung. Egerton spielt Hoffnung, Überzeugung und Power, er verkörpert Verzweiflung, Besoffenheit und Lust. Und wenn wir vom ­Begehren reden, dann können wir vermelden, dass es in «Rocketman» im Ge­gensatz zu «Bohemian Rhapsody» deutlich weniger prüde zu- und hergeht, man schaut den Männern auch mal ungeniert beim Küssen oder beim Sex zu. Sollte der Film ein Erfolg werden, dann ebnet das Paramount-Studio bezüglich Darstellung von Schwulen im Mainstreamkino anderen Filmen den Weg.

Schade bloss, dass just in diesen zwischenmännlichen Szenen keine zündenden Dialoge stattfinden– weder in den Begegnungen mit Eltons Lover und Manager John Reid (Richard Madden) noch in Eltons künstlerischer Beziehung zu seinem Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell).

Letzterem fällt in «Rocketman» die undankbare Aufgabe zu, die meiste Zeit bloss aufmunternd oder begeistert dreinzuschauen. Sonst wird nur noch ­erwähnt, dass sich Elton John und Bernie Taupin nie gestritten hätten. Da sprechen wir lieber mit einem Elton-John-Klassiker: «Saturday Night's Alright for Fighting».

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Ab morgen in den Kinos.