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Hersteller schrauben an Kameras 
Sind unsere Handyfotos überhaupt noch authentisch?

Zeigt die Kamera des Smartphones die Wirklichkeit – oder ein über Gebühr geschöntes Abbild der Realität? Das Bild ist an der jährlichen Tech-Konferenz re:publica im Mai 2018 entstanden.
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Wer glaubt, dass die Smartphone-Kamera einen unverfälschten Blick auf die Welt einfängt, der täuscht sich: Die Hersteller betreiben einen beträchtlichen Aufwand, dass die Bilder das Auge des Betrachters erfreuen. Denn die Qualität der Kamera ist eines der entscheidenden Merkmale, die darüber entscheiden, ob ein Nutzer mit seinem Telefon zufrieden ist oder nicht.

Einige der Eingriffe sind dazu da, die Mankos der winzigen Objektive und Sensoren wettzumachen: Die Algorithmen rechnen Bildrauschen weg, schärfen die Fotos nach und korrigieren Verzerrungen der Linse oder imitieren im Porträt-Modus die Bildwirkung einer Kamera mit grossem Bildsensor. Die Algorithmen machen auch die Kontraste gefälliger und sie sorgen dafür, dass auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Bilder entstehen. Manche Hersteller jagen auch Beauty-Filter über die Aufnahmen: Die «optimieren» bei Selfies die Proportionen, rechnen Hautunreinheiten weg und helfen der inneren Schönheit auch äusserlich auf die Sprünge.

Lassen wir uns gängeln?

Haben die Hersteller den Bogen überspannt? Das hat sich letzte Woche ein Kolumnist des Magazins «The New Yorker» gefragt: «Die neuen iPhone-Kameras prägen, viel mehr als den meisten Nutzern bewusst ist, unsere Erwartungen an ein Foto und die Bildgestaltung.»

Was der Kolumnist anspricht, ist ein Disput, der viel älter ist als das Smartphone. Pressefotografen wollen und müssen die Wirklichkeit möglichst getreu abbilden. Sie dürfen Aufnahmen nur in engen Grenzen nachbearbeiten. Wenn eine Kamera-App eigenmächtig weitreichende Optimierungen vornimmt, könnte das ein berufsethisches Dilemma auslösen. In der Fotokunst hingegen wurde schon immer alles gemacht, was technisch möglich war. Eine beliebte Technik in der Dunkelkammer ist das Abwedeln und Nachbelichten, mit der sich das Sujet eindrücklich vom Hintergrund abheben lässt.

Also der alte Kulturpessimismus in einem digitalen Mäntelchen? Man kann und darf das so sehen: Was die meisten Leute mit ihrem Smartphone betreiben, ist Alltags- und Gebrauchsfotografie. Es ist völlig in Ordnung, wenn das Smartphone ihnen diese Tätigkeit so einfach wie möglich macht. Was ich als Problem sehe, ist eine Globalisierung der Bildästhetik und der Zwang zum perfekten Bild: In der analogen Fotografie haben nicht nur die Kamera und das Objektiv den Bildeindruck geprägt, sondern vor allem auch der Film. Wie sehr manche Leute dieser Zeit nachtrauern, erkennt man an Produkten wie den RNI Films- oder der VSCO-App, die die Anmutung unzähliger Filme digital simulieren.

Auch mit dem Smartphone ist authentische Fotografie möglich.

Wenn man sich des Problems bewusst ist, kann man auch mit dem Smartphone authentisch fotografieren: Auch mit dem Handy kann man seinen Stil pflegen. Wichtig ist, die Kontrollmöglichkeiten der Kamera zu kennen: Indem man aufs Display tippt, lässt sich die Belichtung und der Fokus setzen.

Viel weiterreichende Möglichkeiten erhält man mit Kamera-Apps, die auf die manuelle Bedienung ausgelegt sind und vielerlei Parameter einstellen lassen, die das Telefon normalerweise automatisch trifft: Zu den bekanntesten Apps in diesem Bereich zählen Halide, Manual oder Camera+. Kamera-Apps für Android sind Camera FV-5 Lite und DSLR Camera Professional. Da es in der Android-Welt viel grössere Unterschiede bei der Hardware gibt, ist der manuelle Modus der Standard-Kamera-App eine gute Wahl, wenn es denn einen gibt.

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Der Name ist Programm: In der Manual-App legt man Verschlusszeit, ISO und Weissabgleich selbst fest.
Mit der Halide-App überlässt der Fotograf die Belichtungsparameter nicht den Algorithmen.
Die Camera+-App stellt manuelle Optionen zur Verfügung, hält aber auch die Kameramodi bereit, die man von den «grossen» Kameras kennt.

)Die meisten dieser Profi-Kamera-Apps speichern Bilder wahlweise im Rohdatenformat. Eine RAW-Datei zeichnet sich dadurch aus, dass sie die (mehr oder weniger) unbearbeiteten Sensordaten enthält: Das zeigt sich daran, dass ein Bild auf den ersten Blick flau und wenig eindrücklich wirkt, weil die Kontraste nicht optimiert worden sind und das Bildrauschen nicht weggerechnet wurde. Dafür sind die Bilder «authentisch» und geben einem die Möglichkeit, ihnen in der Nachbearbeitung den eigenen Stempel aufzudrücken. Und sie lassen erahnen, welche Schwerarbeit die Algorithmen bei jeder Betätigung des Auslösers normalerweise leisten.

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