Seltsame Töne in der Stadt ZürichWoher kommt das rätselhafte Knallen?
Sie sind im Kreis 9 hörbar, aber auch im Kreis 5: dumpfe, zum Teil laute Knalle. Was ist der Grund? Selbst die Stadt rätselt.
Gleich vorneweg: Das ist eine Spurensuche. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die Antwort kennen, melden Sie sich doch bitte per Mail an zuerich@tages-anzeiger.ch.
Seit einigen Tagen knallts in der Stadt Zürich. Wo genau? Wir wissen es noch nicht. Am stärksten betroffen scheint der Kreis 9 – Altstetten und Albisrieden. Aber auch in den Kreisen 3 und 5 wurde das dumpfe Knallen gehört.
Manchmal ist es eher leise, manchmal ziemlich laut. Manchmal erinnert es an eine schwer beladene Palette, die von hoch oben auf den Boden fällt, manchmal an eine Sprengung, an den Überschallknall eines Flugzeugs.
Die Abstände sind unregelmässig. So knallte es wiederholt am Mittwochabend, darunter ein richtig lauter, dumpf hallender Wumms gegen halb zehn Uhr abends. Am Donnerstagmorgen häuften sich die Donner erneut.
Welche Baustelle ist es?
Die naheliegendste Erklärung ist: Arbeiten auf einer Baustelle verursachen das rätselhafte Knallen. Im Kreis 9 gibt es sehr viele Baustellen, Kran reiht sich an Kran.
Doch welche ist es, und was sind das für Maschinen oder Sprengungen?
Beim Stadtzürcher Tiefbauamt rätselt man. «Die aktuellen Bauprojekte des Tiefbauamts können nicht die Ursache sein», sagt eine Sprecherin. Und: «Der Kreischef der Stadtpolizei Zürich hat in der Vergangenheit auch solche Anfragen erhalten und kann sich die Geräusche ebenfalls nicht erklären.» Sie fügt noch an: Vielleicht sollten wir mal bei Cargo Sous Terrain nachfragen oder beim Astra.
Cargo Sous Terrain? Das ist das Milliardenprojekt für eine Schweizer Gütermetro. In Albisrieden wurden deswegen Tiefenbohrungen durchgeführt. Allerdings seien diese im August 2023 abgeschlossen worden, sagt ein Sprecher. Ein Zusammenhang sei ausgeschlossen.
Auch beim Bundesamt für Strassen, dem Astra, heisst es, dass ihre Arbeiten im Bereich der Grünau kaum die Ursache für die Knalle sein könnten.
Sind Temperaturschwankungen schuld?
Am meisten Kräne ragen zurzeit über dem Koch-Areal hoch. Das vormals besetzte Gebiet ist eine Riesenbaustelle. Es wäre naheliegend, dass die dortigen Arbeiten die Quelle der Donner sind. Nur: Wieso knallt es dann auch nachts um halb zehn?
Das Koch-Team rätselt ebenfalls und hat eine sehr technische Mutmassung parat. Ein dumpfer Knall am Abend könnte vielleicht auf Spundwände zurückzuführen sein, schreibt die Projektkoordination in einem Mail.
Spundwände sind metallische, meist rostrote Verbauungen, die in den Boden gerammt werden, um Baugruben zu sichern. Diese können sich bei Temperaturabfall etwas zusammenziehen oder bei Hitze ausdehnen. «Es kann sein, dass sich beim sogenannten Bohlenschloss unter Spannung etwas bewegt und man dies als dumpfen Knall wahrnimmt. Analog zu Holzbalken, die im Sommer knarren, da sie sich etwas ausdehnen», schreibt das Koch-Team.
Da es aber in den Zürcher Kreisen 9 und 5 derzeit einige aktive Baustellen mit Spundwänden gebe und Schallwellen je nach Untergrund auch wandern könnten, sei die Zuordnung zu einer konkreten Baustelle schwierig bis ausgeschlossen.
Sind es also spontane Donner-Knacker der Spundwände auf den vielen Baustellen in der Stadt? Oder gibt es eine andere Ursache?
Wir wüssten es gern genauer. Deshalb: Hinweise gern per Mail an uns.
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