Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Handball-Königstransfer
Seine Freundin lotste den Champions-League-Sieger in die Schweiz

Der Champions-League-Sieger im Anflug in der Zürcher Saalsporthalle: Martin Popovski, beobachtet von Michail Zhyla.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es zwickt ihn noch ein bisschen im Oberschenkel, also hält sich Martin Popovski im Training zurück. Doch dann lässt es ihm keine Ruhe. Der Linkshänder bittet Goalie Nikola Marinovic zwischen die Pfosten. Und setzt danach aus spitzem Winkel und kurzer Distanz einen Drehball nach dem andern am Routinier vorbei ins Goal. Via nahem Pfosten, via weitem Pfosten. Der rechte Flügel aus Nordmazedonien zeigt eindrücklich, dass er über das verfügt, was man als «feines Händchen» bezeichnet.

Heute Mittwoch beginnt für ihn und GC Amicitia Zürich die Meisterschaft, am 2. Juni 2019 feierte Popovski seinen bisher grössten Erfolg. Mit Vardar Skopje gewann er vor beinahe 20’000 Zuschauern in Köln mit einem 27:24 über Veszprem die Champions League. Die ist auch im Handball der wichtigste Club-Wettbewerb. Am Tag darauf ging es im Privatjet des Clubbesitzers zurück in die Heimat, in Skopje warteten 250’000 Begeisterte auf die Helden.

Einige warten noch immer auf ihr Geld

Sie jubelten auch dem 26-jährigen Popovski zu, obwohl der eine eher bescheidene Rolle im Final gespielt hatte. «Ich sass nur auf der Bank», sagt er offen. Und erklärt, warum er sich trotzdem nicht weniger als Sieger fühlt. «Wir waren über das ganze Jahr ein Team, wir Ersatzspieler halfen den Stars, sich auf die Höhepunkte vorzubereiten. Wir ermöglichten ihnen wichtige Ruhezeit, wenn wir in Partien gegen schwächere Gegner ihre Rollen übernahmen.»

Der Triumph Vardars war für alle eine Überraschung. Besitzer Sergei Samsonenko, ein Russe, der sein Geld mit Firmen aus dem Sportwettensektor gemacht hat, tat alles für sein Team – ausser die Löhne zu bezahlen. «Immer wieder vertröstete er uns auf später», erinnert sich Popovski. «Wir diskutierten, ob wir zu spielen aufhören sollten. Aber wir sind Sportler. Als zwei Stammkräfte vor dem Finalturnier der Champions League mit Streik drohten, hat er ihnen schnell einen Betrag überwiesen. Einige warten noch immer auf ihr Geld», sagt der 26-Jährige.

Er selber hat zehn Tage vor der Abreise nach Zürich mit dem Besitzer eine (nicht monetäre) Lösung gefunden. Samsonenko hat die Handball-Abteilung von Vardar verlassen, sein Nachfolger muss mit deutlich weniger Geld operieren.

Jakub Szymanski ist bei GC Amicitia nicht mehr Spielertrainer, sondern er steht nur noch an der Seitenlinie.

Popovski suchte eine neue Aufgabe oder Destination, weil er sich nicht mehr mit der Rolle auf der Bank zufriedengeben wollte. Vier Angebote hatte sein Manager vorliegen, «alle boten in etwa das Gleiche. GC Amicitia bemühte sich früh, Sportchef Thomas Heer erzählte mir, dass man den Club wieder zurück an die Spitze führen will.»

Der wichtigere Grund für den Wechsel in die Handball-Anonymität nach Zürich, wo im letzten Jahr im Schnitt knapp 400 Zuschauer kamen, war ein familiärer, wie er sagt. Bei einem Nationalteam-Termin in der Heimat lernte er seine Freundin kennen, die zwar auch aus Nordmazedonien stammt, aber im Tessin aufgewachsen ist und in der Schweiz arbeitet. Seit seinem Wechsel wohnt er nun mit ihr in Olten. Sie fährt zur Arbeit nach Bern, er zu den Trainings nach Zürich. Mit dem Zug. «In der Heimat waren wir immer mit dem Bus unterwegs, ich liebe das Zugfahren.»

Die Teamkollegen bei Vardar gaben nie etwas weiter

Wegen Corona musste er zweieinhalb Monate länger als geplant in Nordmazedonien bleiben und bei seiner Ankunft in der Schweiz zuerst noch eine Quarantäne aussitzen. Deshalb ist der Königstransfer der Zürcher erst seit dem 15. August im Training dabei.

Obwohl er noch lange nicht das ist, was man Routinier zu nennen pflegt, will er seinen Mitspielern vermitteln, was er im Handball gelernt hat. «Die Teamkollegen bei Vardar, die in der Hierarchie höher standen, haben nie etwas an uns Junge weitergegeben. Ich bin ganz anders.» Auch deshalb steht Deutsch lernen weit oben auf seiner Prioritätenliste. Der Computer-Ingenieur versteht und spricht neben seiner Muttersprache auch Serbisch, Kroatisch, Bulgarisch, Bosnisch, Montenegrinisch und Englisch. Diese Vielseitigkeit erhofft sich sein Team von ihm auch im Spiel.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.