Jubiläumsschwinget in AppenzellEin einmaliges Fest für Nicola Wey
Der Stäfner gehört zu den 120 Schwingern, die am Eidgenössischen Jubiläumsschwingfest in die Hose steigen. Klubkollege Shane Dändliker tanzt derweil auf einer Hochzeit.

So ein Kranz aus Eichenlaub, wie ihn Schwinger für ausgezeichnete Platzierungen erhalten, wiegt tatsächlich rund 64 Gramm. Symbolisch aber hat er weit mehr Gewicht. Und der eine mehr als andere.
Nicola Wey hat in dieser Saison vier Kränze geholt und damit mehr als je zuvor. Doch keiner ist ihm so viel wert wie jener vom Nordostschweizer Schwingfest (NOS) in Meilen, organisiert von seinem Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer. «Dass es geklappt hat mit dem Kranz am Heimfest, war einfach traumhaft», sagt er zwei Monate danach. Der 28-jährige Stäfner hat geliefert, als es am meisten gefragt war: Einzig im zweiten Gang, gegen den späteren Festsieger und Verbandskollegen Werner Schlegel, musste er sich geschlagen geben.

Als Nicola Wey nach diesem langen und erfolgreichen Tag Ende Juni nach Hause kam, platzierte er den Kranz von Meilen nicht bei den anderen neunzehn in der Glasvitrine. Nummer 20 bekam einen Ehrenplatz. «Er hängt als einziger ausserhalb und gut sichtbar», sagt er. Doch noch ist nicht ganz Schluss.
Kränze gibt es keine
Kurz bevor die Eichen in den Schweizer Wäldern langsam erröten, reisen die 120 erfolgreichsten Kranzer des Landes zum letzten Saisonhöhepunkt. Am Sonntag trifft sich die Schwingerelite in Appenzell, um den 125. Geburtstag des Eidgenössischen Schwingerverbands im Sägemehl zu feiern. Mit seinen starken Auftritten hat sich auch Nicola Wey eine Einladung zum Jubiläumsfest gesichert – als nur einer von vier Zürchern. Neben Wey wurden auch noch die beiden Oberländer Fabian Kindlimann und Gian Maria Odermatt sowie der Winterthurer Samir Leuppi vom Nordostschweizer Schwingerverband selektioniert.
Die Teilnahme sei für ihn eine Ehre, sagt Nicola Wey. Und: «An so einem Fest nimmt ein Schwinger höchstens einmal im Leben teil.» Geschuldet ist dies dem Rhythmus dieses Jubiläumsfests: Es findet nur alle 25 Jahre statt und ist punkto Prestige vergleichbar mit dem Unspunnen- oder dem Kilchberg-Schwinget.
Wie an diesen Klassikern werden auch am Gipfeltreffen im Appenzell keine Kränze vergeben. «Für den Sieger dieser Feste ist es natürlich grandios. An ihn erinnert man sich auch noch fünf Jahre später», bemerkt Wey. «Aber alle anderen haben kein Andenken. Wer hingegen an einem Eidgenössischen Eichenlaub gewinnt, trägt in der Rangliste für immer drei Sterne hinter seinem Namen. Darum sagt Wey, habe für ihn ein NOS oder das Eidgenössische nächstes Jahr im Glarnerland sportlich einen höheren Stellenwert.
Topfavoriten sind andere
Das soll nicht bedeuten, dass der Stäfner unvorbereitet nach Appenzell fährt. Er hat mit seinen Klubkollegen und im NOS-Verband intensiv trainiert, alle Schwünge nochmals technisch sauber durchgespielt. Hinzu kamen Mentaltrainings, die ihm helfen sollen, am Sonntag den Fokus richtig zu legen. Da es keine Kränze zu holen gibt, hat sich Wey das Absolvieren aller sechs Gänge zum Ziel gesetzt. Er weiss genau, was es braucht, damit nach vier Duellen nicht Schluss ist: «Ich muss mindestens einen Sieg und einen Gestellten liefern.»
Topfavoriten sind an diesem Tag andere, vom eigenen Verband Gigant Samuel Giger oder der junge Überflieger Werner Schlegel. Auch Fabian Staudenmann, Adrian Walter oder Joel Wicki hat Nicola Wey auf der Rechnung. Und er hätte auch seinem Klubkollegen Shane Dändliker einiges zugetraut. Doch der 29-jährige Feldbacher – auch er gewann in diesem Sommer vier Kränze – ist nicht dabei. Warum? Wey winkt mit einem breiten Grinsen ab: «Da müsst ihr ihn selbst fragen. Er ist ein ‹Löli›.»
Dändliker drückt die Daumen
Shane Dändliker kann über dieses Verdikt herzlich lachen und stimmt ihm freiweg zu. «Terminkollision» lautet die Kurzfassung seiner Begründung. Und genauer: «Einer meiner besten Freunde heiratet, und ich bin Trauzeuge. Der Entscheid ist mir in diesem Fall nicht schwergefallen.» Weil man sich für das Jubiläumsschwingfest zuerst qualifizieren musste, hat es Dändliker in seiner Planung Anfang Saison nicht aufgeführt – und der Freund hat sich beim Festlegen des Hochzeitstermins daran orientiert.
Shane Dändliker nimmt es mit Humor: «Jetzt habe ich die Hände frei, um den Verbandskollegen die Daumen zu drücken.» Insbesondere seinem Klubkollegen Nicola Wey.

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