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Schweizer Kletterer bricht Speed-Rekord von Ueli Steck

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Arnold (links) und der 2017 verstorbene Ueli Steck posieren 2013 auf der Kleinen Scheidegg vor der Eigernordwand.
Ein Alpinist und das Panorama: Dani Arnold bei der Besteigung der Eigernordwand im letzten Herbst.
«Es gibt keinen Schiedsrichter wie beim Fussball, es gibt nur dich und den Berg. Und keine Entschuldigungen», sagt der 34-jährige Schweizer.

Tagelang wartet er. Eigentlich sind es bereits zwei Jahre. Dann kommt der 27. Juli 2018. Und mit ihm stabile Witterungsbedingungen. Das optimale Wetterfenster. Die Gefahr einer unverhofften Kaltfront nichtig klein. Dani Arnold steht am Fusse der Nordwand des Grandes Jorasses. Er muss es wagen. Heute.

Nervös ist Dani Arnold nicht mehr. 2:04 Stunden später wird er die sogenannte Cassin-Route in Rekordzeit erklommen haben und auf 4208 Metern über Meer auf dem Gipfel stehen. Erschöpft und sichtlich berührt wird er in die Kamera schauen und sagen: «Es war ein grosser Traum von mir, hier ohne Hilfsmittel raufzuklettern. Jetzt hat alles geklappt, das ist einfach mega!»

Für den Schweizer ist die Besteigung ein Rekord, aber noch viel mehr. Es geht ein Projekt zu Ende, das der 34-Jährige seit 2016 ernsthaft verfolgt. In den letzten Jahren reiste Arnold an, kletterte die Route zweimal in Begleitung. Doch die äusseren Bedingungen verunmöglichten einen Rekordversuch: «Es hatte zu viel Schnee.»

Nicht einmal einen Karabiner dabei

Denn er will die 1200 Meter hohe Felswand allein und ohne Hilfsmittel erklimmen, in der Fachsprache free solo genannt. Ende Juli 2018 sind die Voraussetzungen dann endlich gut. Die Felswände sind nicht zu eisig, der Berg ist aber auch nicht zu trocken, sodass eine erhöhte Steinschlaggefahr vorherrschen würde. «Rückblickend hat es sich gelohnt, so lange auf den richtigen Zeitpunkt zu warten – auch wenn mir das schwer gefallen ist, denn Geduld gehört nicht zu meinen Stärken», sagt der Urner.

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Dem Berg zugelacht: So präsentiert Dani Arnold auf Facebook seinen Rekord.

Die Route am Grandes Jorasses, an der Grenze zwischen Frankreich und Italien, ist nicht allzu schwierig, aber sehr lang. «Es gibt viele lange Stellen, wo du schlicht nicht ausrutschen darfst.» Ohne jegliche Absicherung sowieso nicht. «Jede Schlinge gibt dir etwas Sicherheit. Doch ich hatte mit Absicht gar nichts dabei, nicht einmal einen Karabiner. Ich wollte diese pure Herausforderung.»

«Ich weiss, dass es eine gefährliche Sache ist. Das Restrisiko ist relativ gross. Wenn ich unten am Berg stehe, habe ich trotzdem keine Angst», sagt er. Der Weg führt oftmals fast senkrecht nach oben, es braucht höchste Konzentration. Dennoch kann es Arnold geniessen: «Ich hatte richtig Freude am Klettern.»

«Es gibt keine Entschuldigungen»

Es ist nicht der Zeitpunkt, sich Sorgen zu machen: «Während der gefühlt ewigen Vorbereitung hatte ich genug schlaflose Nächte. Eigentlich hätte es ja 1000 Gründe gegeben, die Besteigung nicht zu machen.»

Es ist auch nicht der Zeitpunkt, sich die Frage zu stellen, die er in seinem gleichnamigen Buch abhandelt: «Warum das alles?» Arnold sagt: «Ich kann etwas, das nicht viele Leute können. Das Bergsteigen ist meine grosse Freiheit. Es gibt keinen Schiedsrichter wie beim Fussball, es gibt nur dich und den Berg. Und keine Entschuldigungen.»

Es ist für Dani Arnold der Zeitpunkt, sich auszutoben. Auf den Bergen, «dem grössten Spielplatz der Welt», wie er sie nennt.

Video: Der Rekord im Video

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Steil und gefährlich: So besteigt Dani Arnold die Nordwand der Grandes Jorasses. Video: Youtube

Die Gipfel dominieren sein Leben, er lebt von seiner Leidenschaft, hält Vorträge, leitet Bergtouren. Und macht sich mit seinen Rekorden einen Namen: Mit seiner Zeit bricht er den Geschwindigkeitsrekord von Ueli Steck an der Grandes-Jorasses-Nordwand. Der 2017 im Himalaja verstorbene Schweizer hatte im Winter 2008 für eine andere Route an derselben Wand ebenfalls free solo 2:21 Stunden gebraucht.

Damit hält Arnold nun neben dem Matterhorn (Schmid-Route) auch am Grandes Jorasses den Speed-Rekord. Am Eiger (Heckmair-Route), der dritten ganz grossen Nordwand der Alpen, war seine zuvor geltende Bestzeit 2015 unterboten worden – von Ueli Steck.

Dessen Todesfall führte in der Schweiz einer breiten Öffentlichkeit wieder vor Augen, wie schnell auch ein Profi tödlich stürzen kann. Dani Arnold weiss das, seine Frau weiss das auch. «Natürlich hat sie Angst. Aber sie hat auch ein tiefes Vertrauen.» Am 27. Juli 2018 ruft er sie aus 4208 Metern über Meer an: «Ich bin oben. Alles ist gut.»