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Meinung

Kolumne «Schweizer Herzfrequenzen»
Sind Sie ein Fan der Schweiz?

Swiss flags are placed over the chairs on the day of the friendly international match Switzerland versus Brazil in the stadium St. Jakob Park in Basle, Switzerland, on November 15, 2006. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Schweizerfahnen haengen am Tag des Freundschaftsspieles Schweiz gegen Brasilien, im Stadion St. Jakob in Basel, ueber den Sitzreihen, aufgenommen am 15. November, 2006. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Gemäss einer neueren Umfrage schämt sich etwa die Hälfte der hiesigen Bevölkerung für gewisse Dinge, die es heute in der Schweiz gibt. Fast ebenso viele sagen aber auch, dass sie zu ihrem Land stehen, selbst wenn es Fehler macht.

Geht es Ihnen auch so? Hand aufs Herz: Wie stehen Sie zur Eidgenossenschaft? Wie verbunden fühlen Sie sich eigentlich mit der Schweiz?

Zunächst einmal: Unter Verbundenheit wird die gefühlsmässige Zugehörigkeit eines Menschen zu seiner sozialen Umgebung verstanden. Eine derartige Bindung kann sich gegenüber sozialen Gruppen, aber auch gegenüber geografischen Räumen entwickeln und wesentlich zur Identität beitragen. So können wir uns beispielsweise nicht nur als Teil einer männlichen, weiblichen oder nonbinären Community fühlen, sondern auch emotionale Bande zu Quartieren, Regionen oder ganzen Nationen knüpfen.

Derartig konstruierbare kollektive Raumidentitäten haben ihren Ursprung im Zusammenleben innerhalb territorialer Abgrenzungen, die sowohl von innen als auch von aussen erlebt werden. Gefühle nationaler Identität und Zugehörigkeit etablierten sich dabei insbesondere mit der Entstehung moderner Staatlichkeit seit dem achtzehnten Jahrhundert.

Die Untiefen des Nationalismus sind nicht weit

Während in überschaubaren Territorien das Gemeinschaftsgefühl meist über den persönlichen Austausch der Mitglieder vermittelt wird, existiert es in grösseren Gebilden wie einer Nation vor allem über unsere Vorstellung, einem Verbund von Gleichen anzugehören. Ungeachtet möglicher realer Ausbeutungen und Ungleichheiten legen dort gemeinsam geteilte und tradierte Erfolgsgeschichten, Schicksale, Symbole, Rituale oder Traditionen das Fundament einer gefühlsbetont aufgeladenen Gemeinsamkeit.

Auch wenn stark ausgeprägte Empfindungen nationaler Verbundenheit als Garantinnen politischer und sozialer Stabilität gelten: Wenn die Herzensangelegenheit blind vor Liebe macht und sich in nationalem Überschwang entlädt, sind die Untiefen des Nationalismus nicht weit. In diesem Fall rührt die Suche nach nationaler Identität eine bisweilen gefährliche Mischung aus Überhöhung des Eigenen und Abwertung des anderen an.

In der Schweiz fühlen sich fast 95 Prozent mit ihrem Land verbunden, über die Hälfte sogar sehr. Diesbezügliche Gefühle gegenüber dem Wohnort, dem Kanton oder auch Europa hinken teilweise deutlich hinterher. Und gemessen an den Zahlen der Europäischen Wertestudie vermag bis auf ein paar skandinavische Länder keine europäische Nation einen derart hohen Rückhalt in der Bevölkerung zu vermelden.

Darüber hinaus bekennen hier im Land rund zwei Drittel, dass sie lieber Bürgerin oder Bürger der Schweiz als irgendeines anderen Landes der Welt sein möchten. Und fast 40 Prozent vertreten sogar die Meinung, dass die Welt besser dastünde, wenn die Menschen anderer Nationen mehr wie die Schweizerinnen und Schweizer wären.

Der Pass verstärkt das Zugehörigkeits­gefühl

Geht es um die Verbundenheit mit dem eigenen Land, dann schlägt der Puls in der Deutschschweiz höher als in den anderen Sprachregionen. Ausschlaggebend ist einmal mehr auch der rote Pass: Wer ihn in der Tasche hat, fühlt sich dem Land stärker zugehörig als diejenigen, die ihn nicht besitzen. Das Gleiche gilt für Menschen, die häufig Gottesdienste besuchen und sich dem bürgerlichen Politspektrum nähern. Und auch mit zunehmendem Alter und sozialem Status gewinnt die Zuneigung zur Schweiz an Gewicht.

Und wie ist es jetzt bei Ihnen? Erliegen auch Sie dem Charme der Willensnation? Vielleicht noch mehr, wenn der Nationalfeiertag vor der Tür steht?

Dieser Artikel erschien am 14. Juni 2024, zum Nationalfeiertag publizieren wir ihn erneut.