Letzte Corona-Orientierung des BAGSchweiz verzichtet auf zweiten Booster
Wer eine zweite Auffrischimpfung will, kann diese zwar bekommen. Allerdings geschieht dies auf eigene Verantwortung, denn die Impfkommission sieht keinen Nutzen im zweiten Booster.
Die Schweiz gehört weiterhin zu den Ländern mit den höchsten Infektionsraten. Täglich steckten sich zurzeit wohl rund 100’000 Menschen mit dem Coronavirus an, sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag. Gegenwärtig dürfte ein Zehntel der Bevölkerung das Virus tragen und ansteckend sein. Zwar meldete das BAG am Dienstag nur 23’793 bestätigte Neuinfektionen, jedoch ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Vermehrt steckt sich auch wieder die ältere Bevölkerung an. Tanja Stadler, Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce, plädiert im Interview denn auch dafür, allen den zweiten Booster zugänglich zu machen. Doch die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) gibt keine Empfehlung für die zweite Auffrischimpfung. Die aktuelle Evidenz spreche nicht für einen zweiten Booster, weder für die allgemeine Bevölkerung noch für spezifische Gruppen, sagte Ekif-Präsident Christoph Berger an der 100. und vorerst letzten regulären Corona-Medienorientierung des BAG. Entscheidend sei für die Impfkommission der Schutz vor schwerer Erkrankung, und dieser sei nach vollständiger Impfung und einem Booster weiterhin gut. Eine zweite Auffrischimpfung erhöhe den Schutz vor einer Infektion nur vorübergehend.
Berger betonte jedoch, dass niemandem die zweite Auffrischimpfung vorenthalten werde. Wer eine solche wünsche, erhalte diese. Es werde aber darauf hingewiesen, dass eine solche Impfung «off-label» erfolge, also auf eigene Verantwortung. Zurzeit werde an adaptierten Impfstoffen für Omikron gearbeitet. Sobald diese verfügbar seien, müsse zuerst die Wirksamkeit geprüft werden, bevor eine solche Auffrischimpfung allenfalls für Herbst empfohlen würde. Stadler plädiert hingegen dafür, den Booster frühzeitig aufzugleisen, damit im September geimpft werden könne.
Trotz der nach wie vor hohen Infektionszahlen dürfte der Bundesrat nächste Woche die letzten verbliebenen Massnahmen aufheben. Auf den 1. April fallen damit die Maskenpflicht für den öffentlichen Verkehr und die Isolationspflicht für Infizierte voraussichtlich weg. Möglicherweise wird dies kurzfristig nochmals zu einem Anstieg der Fallzahlen führen. «Allerdings gehen dem Virus allmählich die Wirte aus», sagte Mathys. Rund 80 Prozent der Bevölkerung dürften mit der seit Ende Dezember dominanten Omikron-Variante in Kontakt gekommen sein. Deshalb rechnet Mathys damit, dass im Laufe des April die Infektionszahlen deutlich zurückgehen. Die wärmere Witterung werde dabei ebenfalls helfen.
Dennoch empfiehlt Stadler, in geschlossenen Innenräumen die Maske weiterhin zu tragen. Mathys appellierte an die Eigenverantwortung in der Bevölkerung. Die Zeit, in der der Staat die Menschen an der Hand führe, sei vorbei. Dennoch sei die Maske in Läden oder im ÖV nach wie vor sinnvoll, und wer Symptome habe, solle sich testen lassen und zu Hause bleiben.
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