GP SilverstoneVerstappen gewinnt Taktik-Thriller – Vettel-Fiasko im Jubiläumsrennen
Der Niederländer entscheidet das Rennen in Silverstone für sich und verhindert somit den fünften Sieg im fünften Saisonrennen der Mercedes. Hamilton als Zweiter egalisiert Schumachers Rekord von 155 Podestplätzen.
Im Taktik-Thriller von Silverstone ist Max Verstappen beim nächsten Desaster für Sebastian Vettel zu seinem ersten Formel-1-Saisonsieg gerast. Mit einer meisterhaften Reifen-Strategie verwies der Niederländer von Red Bull am Sonntag beim Jubiläumsrennen der Motorsport-Königsklasse das in diesem Jahr erstmals geschlagene Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas auf die Plätze zwei und drei. Der britische Weltmeister zog 70 Jahre nach dem ersten Grand Prix der Geschichte in England mit seinem 155. Podestplatz mit Michael Schumacher gleich. «Das war nicht unser Tag», räumte Hamilton ein.
«Jungs, was für ein tolles Rennen. Ich danke euch, danke an die Fabrik. Wir geben weiter Gas», sagte der glückliche Verstappen im Boxenfunk nach seinem neunten Karrieresieg und sprang seinen Ingenieuren und Mechanikern vor Freude in die Arme: «Wir werden das feiern!»
Hülkenberg stark, Vettel desolat
Vertretungsfahrer Nico Hülkenberg verpasste zwar in seinem zweiten Aushilfseinatz für Racing Point erneut das Podium, lieferte aber hinter Teamkollege Lance Stroll mit Platz sieben eine beachtliche Vorstellung ab. Nach einem Blitz-Dreher erlebte Vettel mit Position zwölf sein nächstes Desaster. Über Boxenfunk kritisierte er sogar die Ferrari-Reifenstrategie scharf. Stallrivale Charles Leclerc verpasste als Vierter knapp das Podest.
«Mir gehen die Antworten aus», meinte ein ratloser Vettel schon vor dem Erlöschen der Roten Ampeln. «Der Wurm ist drin.» Und wie! Schon in der ersten Kurve geriet der viermalige Weltmeister mit seinem Ferrari ins Schlingern und drehte sich von der Piste. Der 33-Jährige hatte noch Glück, dass er keinen Konkurrenten touchierte. Vettel, der im Training schon einen Motorschaden erlitten hatte, wurde von Startplatz elf ganz nach hinten durchgereicht.
Hülkenberg kam nicht so gut weg wie erhofft. Er habe auch nicht viel üben können, bemerkte Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer, lobte den Rheinländer aber im gleichen Atemzug für die Runden danach: «Er macht das gut.»
Der Ersatzmann für den am Coronavirus erkrankten Mexikaner Sergio Pérez bekam sofort Druck von Verstappen und verlor als sensationeller Start-Dritter einen Platz. «Ich habe die Zugspitze vor mir, dabei bin ich kein Bergsteiger, habe aber meine Bergsteigerschuhe mitgebracht», meinte Hülkenberg lachend vor seinem zweiten Renneinsatz für Racing Point, nachdem ihn vergangene Woche ein Kupplungsschaden ausgebremst hatte.
Es brodelt hinter den Kulisse
Einen Imageschaden erlitt die Formel 1 ausgerechnet an dem Wochenende, an dem die Motorsport-Königsklasse an den ersten Grand Prix ihrer Geschichte am 13. Mai 1950 in Silverstone erinnerte: Der vergiftete Streit um das angeblich illegale Kopieren von Bauteilen bei Racing Point überschattete die Formel-1-Tage in England.
Alfa Romeo erreichen das Minimalziel
Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi in den beiden Alfa Romeo blieben im vierten Rennen hintereinander ohne Punkte. Von ganz zuhinterst gestartet gelang es dem Finnen als 15. immerhin, sowohl den Haas von Grosjean als auch die beiden Williams hinter sich zu lassen. Giovinazzi, der direkt vor Räikkönen ins Rennen ging, erreichte das Ziel als 17. und klassierte sich somit ebenfalls noch vor den beiden Williams. Immerhin im Rennen sind die Alfa Romeo nicht die langsamsten - ein schwacher Trost. (dpa/jda)
Hier die komplette Startaufstellung von heute für Sie zur Übersicht:
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Alfa-Romeo-Sauber
Auch Antonio Giovinazzi und Kimi Räikkönen lief es überhaupt nicht im Qualifying, sie gehen von den Startplätzen 19 und 20 ins Rennen und können wohl nur noch Schadensbegrenzung betreiben, wenn alles normal läuft heute. Die beiden Williams und die beiden Haas zu schlagen, muss das Ziel sein.
Kampf ums Podest
Hinter den beiden Mercedes kommen mehrere Fahrer in Frage für den dritten Platz auf dem Podest. Die grosse Geschichte des gestrigen Qualifyings schrieb Nico Hülkenberg, der sich im Racing Point auf Platz 3 klassierte - und dies, nachdem er als Ersatzfahrer für Sergio Pérez (Coronavirus) erst letztes Wochenende das Auto kennenlernte und im Rennen dann aufgrund eines Kupplungsschadens gar nicht starten konnte! Sein grösster Konkurrent um den Platz hinter den Silberpfeilen dürfte Max Verstappen sein, der in den letzten drei Rennen auf dem Podest stand und in der WM-Wertung nur knapp hinter Bottas liegt.
Auch Daniel Ricciardo im Renault, der bereits vor einer Woche im Rennen als Vierter überzeugte und jetzt von Platz 5 startet, könnte durchaus ums Podest mitkämpfen. Sein Problem ist jedoch, dass er nur noch einen Satz frischer harter Reifen hat, da sein Team bereits am Freitag im Training einmal die besten Rennreifen aufzog.
Die Ferrari konnten hingegen nicht mit den Schnellsten mithalten und landeten lediglich auf den Rängen 8 (Leclerc) und 12 (Vettel). Wir sind gespannt, ob es ihnen im Rennen besser läuft und sie noch eine Aufholjagd starten können.
Ausgangslage an der Spitze
Ganz vorne hat sich nichts geändert: Die Mercedes bleiben eine Klasse für sich und dominierten das Qualifying mit fast einer Sekunde Vorsprung auf den Rest des Feldes. Etwas ungewohnt ist jedoch die Reihenfolge der Silberpfeile: Nach drei Poles in Serie musste sich Hamilton wieder einmal seinem Teamkollegen Bottas geschlagen geben. Der Finne muss das heute durchziehen und so vor der Heimkulisse von Hamilton ein Zeichen setzen, dass er den Weltmeistertitel noch nicht abgeschrieben hat. Er liegt nach vier Rennen bereits 30 Punkte hinter dem Briten zurück.
Willkommen
Ein herzliches Willkommen an alle Fans der Königsklasse des Motorsports! Gestartet wird heute wie bereits vor Wochenfrist im englischen Silverstone - das Rennen steht ganz unter dem Motto "70 Jahre Formel 1".
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