Schach-ProblemeFinden Sie die Lösung?
Jeden Samstag erscheint hier ein neues Problem. Viel Spass beim Grübeln!
Lösung Nr. 4946
Jewgenij Bogdanov (Ukraine), Šahovska kompozicija, 1993. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser etwas unübersichtlichen, reich beladenen Stellung versteckt sich eine erstaunlich klare, logische Lösung mit zwei analog verlaufenden Hauptvarianten. Zuerst gilt es, die Stellungsmerkmale zu erkennen: Vier schwarze Langschrittler kontrollieren das Feld e5. Zieht dort der Bauer mit Schach ab, kann Schwarz sowohl mit dem Turm wie mit dem Läufer parieren, da just dieser vorgerückte Bauer der Dame die Nutzung der so entstandenen Grimshaw-Verstellung verhindert: 1. e6+? Te5! oder Le5! und 2. Dd7 matt bzw. 2. Df7 matt sind unmöglich. Und obwohl sich dabei beide schwarzen Figuren selbst fesselten, könnte der auf g2 lauernde Springer nicht davon profitieren, da die von ihm avisierten Mattfelder e3 bzw. f4 weiterhin durch die dahinterstehenden Schwerfiguren kontrolliert werden: 2. Se3+? T1xe3! bzw. 2. Sf4+? Dxf4!
Ideal für Weiss wäre es, wenn die beiden Langschrittler auf e5 schlagen würden, aber da die Züge 1. … Txe5?? und 1. … Lxe5?? mit den direkten, blocknutzenden Mattfolgen 2. Dd7 matt bzw. 2. Df7 matt nicht erzwungen werden können, deckt Weiss zur Unterstützung seiner Dame den Be5 mit dem Le7. Diesen Hauptplan kann er auf zwei Arten mittels zweier Probespiele ausführen:
1. Ld6!? (droht 2. Df7 matt), aber 1. … Txe5! Der Turm kann mit einer Nietvelt-Parade schadlos in die Batterie schlagen, da er bei Ausführung der Drohung durch die direkte Entfesselung wieder verteidigungsfähig würde: 2. Df7+? Te6! Das erwartete Matt 2. Dd7 wird hingegen durch den eigenen Läufer auf d6 verhindert. Die Selbstfesselung des Turms hat, wie erwähnt, wegen des Te1 keine nachteiligen Auswirkungen.
Eine exakt analoge Situation ergibt sich, wenn der Le7 den Bauern von der anderen Seite deckt: 1. Lf6!? (droht 2. Dd7 matt), aber 1. … Lxe5! Jetzt würde der Le5 bei Ausführung der Drohung wieder verteidigungsfähig (2. Dd7+? Ld6!), während die Selbstbehinderung diesmal durch die Verstellung der Damenlinie zum Mattfeld auf f7 erfolgt. Der negative Effekt der Fesselung wird diesmal durch die Dh2 neutralisiert.
Beide Versuche, den Hauptplan durchzusetzen, scheitern also an weisser Selbstbehinderung. Weiss beginnt daher mit einem Vorplan:
1. c3! droht 2. Td4+! cxd4 3. c4 matt
1. … Tc1 2. Ld6! (droht 3. Df7 matt) Txe5 3. Se3 matt! (2. … b5 / cxd6 / Sh6, Sf6 3. Tc5 / Sxb6 / Se7 matt)
1. … Dg1 2. Lf6! (droht 3. Dd7 matt) Lxe5 3. Sf4 matt! (2. … Sf6 3. Se7 matt)
Zur Verteidigung müssen Turm und Dame die doppelte Kontrolle der Turmlinie bzw. der Läuferdiagonale aufgeben. Diese Deckungsverminderung erlaubt es Weiss, wieder auf die Durchsetzung des Hauptplans zurückzukommen. Er kann nun die entstehenden Selbstbehinderungen in Kauf nehmen, da sich wegen der Selbstfesselungen zwei alternative Mattmöglichkeiten durch den Sg2 ergeben. Dies ist die Münchener Idee, die dank diverser Analogien in den Varianten in einer besonders klaren Doppelsetzung gezeigt wird. Bei dieser Idee ist zentral, dass sich Weiss als Folge des Vorplans bei der Ausführung des Hauptplans selbst behindern kann, ohne dass dies das Matt verhindern würde. Nebenspiel:
1. … Te4 2. Txe4 (droht 3. Dd7, Df7 und c4 matt) Txe4 3. dxe4 matt
Dass die Idee mit Selbstbehinderung beim spontanen, ersten Versuch 1. e6+? Te5! und Le5! mit dem doppelt linienverstellenden Bauern bereits angedeutet wird, stellt eine zusätzliche, witzige Pointe dar. Das Problem hatte zwar keinen Preis gewonnen, wurde aber trotzdem in das FIDE-Album aufgenommen. Zur Münchener Idee siehe auch die Nr. 4826 von Beugelsdijk.
Kommentare: Das ist sicherlich eine der harmonischsten Darstellungen des Münchner Themas. (Th. Maeder, Bern) Die Probespiele 1. Ld6? und 1. Lf6? sind verfrüht und scheitern an 1. … Txe5! bzw. an 1. … Lxe5! (Nietvelt-Paraden) Durch einen Vorplan mit subtilem Bauernschlüssel werden zwei Lenkungen und anschliessend die gleichen Selbstfesselungen wie in den Probespielen erzwungen, die jetzt aber zum Matt führen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Die hintere schwarze Linienfigur muss abgelenkt werden, damit es Sinn macht, die vordere zu einer Nietvelt-Parade in die Fesselung zu zwingen. Allerdings führt nach 1. … Dg1 der Versuch 2. Ld6? zu keiner sauberen Dualvermeidung, weil das ausser an 2. … Txe5 auch unthematisch an 2. … b5! scheitert. (W. Neef, Ulm, DEU) Es scheint klar, dass das Feld e5 eine Hauptrolle spielt. Zudem fällt auf, dass der Sg2 deutlich auf die Felder e3 und f4 schielt, obwohl beide gut gedeckt werden. Somit muss der Hebel dort angesetzt werden: Der hintere Langschrittler wird weggelenkt und der vordere gefesselt. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Ein schwieriges Problem, mit einem unauffälligen Lösungszug und komplexen Stellungen. Thematisch geht es um die Ablenkung und der folgenden Fesslung der beiden Langschrittlerpaare, so dass der Sg2 entweder auf e3 oder f4 mattsetzen kann. (C. Nordt, Hombrechtkon) Ein hochverdienter Platz im FIDE-Album für dieses Problem; von einem würdigen Nachfolger von Rudenko! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Es war beeindruckend, wie nach dem stillen Zug 1. c3! gegen die vier schwarzen Langschrittler ein Matt herbeigeführt werden kann. Ein wegen der vielen Verführungen rund um den Novotny-Schnittpunkt e5 sehr schwieriges Problem. Es hätte einen Preis verdient gehabt. (W. Weidert, Zürich) Wunderschön inhaltsreich, nur schade, dass so ein beträchtliches Potenzial nur teilweise ausgeschöpft wird, wie z.B. die differenzierten Damenmatts auf d7 und f7 beim Schlagen des Batteriebauern. (R. Gygax, Genf) Nach diesem harten Brocken zum Jahresbeginn können die folgenden Probleme nur einfacher werden. (R. Schweizer, Neuhausen)
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; R. Wüthrich, Langenthal; B. Liphardt, Reinach.
Lösung Nr. 4945
Almiro Zarur (Brasilien), British Chess Federation 1962, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein spektakuläres Duell prägt diese Aufgabe zum Jahresabschluss. Auffallend ist die grosse Bewegungsfreiheit der beiden Könige. Der schwarze König kann alle vier diagonalen Fluchtfelder betreten und hat danach ein weiteres Fluchtfeld auf der 5. Reihe. Der weisse König als Batterievorderstein hat hingegen gleich fünf Möglichkeiten, mit einem Abzugsschach diese Reihe für den Kf5 unzugänglich zu machen bzw. seine Rückkehr auszuschliessen. Somit bietet sich ein ungewöhnlicher Auswahlschlüssel mit Schachgebot an, der aber durch die feinen, analog motivierten Widerlegungen der falschen Versuche plausibel wird:
1. Ka6+? Ke6! (2. Te7 matt??); 1. Kc6+? Kg6! (2. Sh4 matt??); 1. Ka4+? Ke4! (2. Dc2 matt??) und 1. Kc4+? Kg4! (2. Sh6 matt??) Viermal entstehen durch die Batterieabzüge Fesselungen eines weissen Steines, so dass Schwarz mit derjenigen Königsflucht pariert, bei der die nun gefesselte Figur mattsetzen sollte.
Es bleibt nur der orthogonale Abzug und der Kf5 reagiert mit einer klassischen Sternflucht:
1. Kb4+!
1. … Ke6 2. Te7 matt; 1. … Kg6 2. Sh4 matt; 1. … Ke4 2. Dc2 matt; 1. … Kg4 2. Sh6 matt.
In diesem aussergewöhnlichen, technisch hervorragend realisierten Zweizüger sind die vier Verführungen der zentrale Teil des Inhalts. Sie beschreiben einen weissen Königsstern, der mit richtungsgleichen, parallelen Königszügen gekontert wird und die somit ebenfalls einen schwarzen Königsstern bilden. Angesichts dieses anspruchsvollen und spektakulären Inhaltes ist hier ein Schlüsselzug mit Schachgebot, der normalerweise verpönt wäre, absolut gerechtfertigt.
Kommentare: Der Begriff «Fernopposition» gehört eigentlich ins Partieschach, passt aber hier auch nicht schlecht. Ein Stern des weissen und Sternflucht des schwarzen Königs. Zum Glück hat der Kb5 noch eine Abzugsmöglichkeit mehr! Ein witzig-geniales Silvesterfeuerwerk! (N. Biveroni, Effretikon) Und alle Löser sehen Sternchen… Ein technisch gut gemachtes Beispiel, dass auch ein Schachschlüssel manchmal akzeptabel sein kann. (Th. Maeder, Bern) Herrliche Kombination eines weissen Königsterns in den Verführungen mit einer Sternflucht! Bei einer solchen Leistung sollte der Schachschlüssel nicht stören! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Quatre essais magnifiques: la Dame, la Tour et les Cavaliers blancs sont cloués! Superbe! (Th. Ott, Genf) Die schwarzen Langschrittler verhindern den Königsstern zur Räumung der 5. Reihe, aber der Kb5 hat noch das Ausweichfeld b4 und zwingt damit den schwarzen König zu einer Sternflucht mit vier Varianten. (W. Weidert, Zürich) Sternflucht. Die anderen Abzugsschachgebote des weissen Königs scheitern an der Parallelbewegung des schwarzen Kollegen. (R. Schweizer, Neuhausen) Statt dem Kf5 mit dem Schlüssel Fluchtfelder zu nehmen, lohnt es sich, mit Schach sein aktuelles Feld zu versperren. Der Kb5 hat einen fünffachen Abzugsschach-Auswahlschlüssel, aber nur 1. Kb4+ dringt durch; in allen anderen Fällen ist eine der zum Mattsetzen nötigen Figuren gefesselt. Sehr einheitlich und schön; dieses Mal nicht allzu schwer zu lösen. (B. Liphardt, Reinach) Wenn der Kb5 auf ein weisses Feld zieht, um den Kf5 auf ein weisses Feld zu zwingen, gelingen die Angriffe wegen Fesselungen nicht. Die Lösung, welche jeweils die identischen Folgezüge wie alle obigen Verführungen aufweist, lautet 1. Kb4+! (C. Nordt, Hombrechtkon) Der König hat fünf Möglichkeiten, durch ein Abzugsschach seinen Rivalen auf eines der vier Fluchtfelder zu treiben, aber natürlich funktioniert nur eine davon. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine wunderbare und nicht besonders schwierige Aufgabe. Der Kf5 hat vier Fluchtfelder. Nimmt man an, dass er sie behalten muss, liegt ein Schachgebot fast auf der Hand. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Leichter Eliminierungsansatz, da bestimmte Figurenbewegungen zu einem fatalen Gegenschach führen und weil ohne Schachschlüssel die Anfälligkeit des Sf7 jede Lösung ausschliesst. (R. Gygax, Genf) In den Verführungen sind die vier Fesselungen der Da2, des Ta7 und der beiden weissen Springer prächtig komponiert. (B. Wernly, Muri BE) Der 1. Preis hat mich zu Beginn von einem Abzugsschach im 1. Zug abgehalten. Als ich dann einsehen musste, dass es doch nicht anders geht, wurde ich durch die Erkenntnisse betreffend die vier falschen Abzugsschachs entschädigt: Für jeden falschen Schritt des Kb5 auf ein weisses Feld hat der Kf5 genau ein Fluchtfeld, welches Weiss jedoch das Mattsetzen nicht erlaubt, weil die einzige jeweils dafür in Frage kommende Figur gefesselt ist – und erst noch ist es immer eine andere. Sehr einfallsreich ausgeheckt! (G. Rusch, Spreitenbach)
Weitere richtige Lösungen sandten: K. Köchli, Bonstetten; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4944
Dolf Wissmann (Niederlande), Schackend Nederland, 1983, spezielle ehr. Erw. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Versuche, mittels Freilegung der 4. oder 5. Reihe sofort Matt zu drohen, können leicht pariert werden. 1. d5? (droht 2. Db4 oder 2. Dxa4 matt) gxf4! und 1. c6? (droht 2. Sc4 matt) d5! und die Linie ist blockiert. Versucht die Dame direkt mittels eines Umgehungsmanövers anzugreifen, wird sie durch den Bf3 ausgebremst: 1. Dh2? (droht 2. Dd2+) f2!. Will sie hingegen dem Angriff durch den Bg5 ausweichen, um still 2. d5 zu drohen, wird der Be6 zum Störefried: 1. De4? oder 1. Dg4? exf5! und die Dame muss erneut reagieren. Eliminiert der König den lästigen Bauern, kann Schwarz die Pläne mit einem Gegenschach durchkreuzen: 1. Kxg5? c6! 2. d5? Lxd8+! Tut es hingegen der Läufer, können sich die Bauern schadlos auf der 5. Reihe opfern: 1. Lxg5? (droht 2. d5!) d5! 2. cxd6 e.p. c5! und nun ist 3. bxc6 e.p. wegen der fehlenden Fesselung des Lb6 nicht matt. Nur wenn der Bauer den Bg5 «en passant» schlagen könnte, passten alle Teile der weissen Angriffsidee zusammen. Dazu braucht es aber den Beweis, dass der letzte schwarze Zug Bg7-g5 war.
Dieser Beweis lässt sich so erbringen: Der schwarze König kann im letzten Zug nicht vom doppelt überdeckten Feld b4 nach a5 gelangt sein, so wie die Bauern a4 und h4 nicht gezogen haben können. Dasselbe gilt für die eingekerkerten Ta6 und Lb6, während die Bauern a7, c7 und d7 noch gar nie gezogen haben.
Weiss hat noch 14 Steine auf dem Brett; der 15. Stein wurde durch den Ba4 geschlagen. Also bleibt nur noch ein Schlag übrig. Somit ist klar, dass keiner der restlichen drei schwarzen Bauern im letzten Zug geschlagen hat, weil vor jedem Schlag ein Doppelbauer bestanden hätte, der nur mit einem unmöglichen, 17. Schlag überhaupt hätte entstehen können. Der Be6 kann im letzten Zug aber auch nicht von e7 gekommen sein, da sonst der Ld8 eingeschlossen wäre. Da der Bg5 wegen des Schachs nicht von g6 gekommen sein kann, bleibt der Doppelschritt des g-Bauern der einzige mögliche Zug.
Somit ist die einzige legale Lösung: 1. gxf6 e.p.!! (droht 2. d5! und 3. Db4 bzw. Dxa4 matt) d5 2. cxd6 e.p.! (droht 3. Sc4 matt) c5 3. bxc6 e.p. matt!! 1. … Kxb5 2. d5 Ta5 3. Dc4 matt
Drei aufeinanderfolgende «En passant»-Schläge bilden die Lösung dieses exklusiven, geistreichen Dreizügers, dessen Ausgangsstellung die mit Retroanalyse zu ergründende Lösung kaum erahnen lässt. Ein grossartiges, nicht ganz harmloses Rätselproblem des niederländischen Grossmeisters im Lösen von Schachproblemen!
Kommentare: Als einzig möglicher, letzter schwarzer Zug bleibt nur g7-g5, was Weiss durch einen e.p.-Schlag kontert, um seine Dame zu retten. Nach diesem schwer zu enträtselnden Schlüssel folgt als «Belohnung» eine verblüffende Mattführung mit zwei weiteren e.p.-Schlägen. (S. Bomio , Bordighera, ITA) Aller guter «En passant»-Schläge sind drei. (A. Nievergelt, Winterthur) Als einziger legaler letzter Zug von Schwarz bleibt der Doppelschritt Bg7-g5, was zur Lösung mit drei gestaffelten e.p.-Schlägen führt. Das sieht man auch nicht alle Tage! (N. Biveroni, Effretikon) Das Schwierigste bei einem e.p.-Schlüssel ist sicherzustellen, dass Schwarz gerade den Doppelschritt des betreffenden Bauern ausgeführt hat: Ein originelles «im-Vorübergehen»-Rätsel, unterhaltsam und lustig! (R. Gygax, Genf) Da der vorangehende schwarze Zug nur g7-g5 gewesen sein kann, sind es in der Lösung insgesamt drei «En passant»-Züge (C. Nordt, Hombrechtikon) Drei e.p.-Schläge: Ein ganz außergewöhnliches, tolles Problem! (B. Liphardt, Reinach) Ein versteckter, dreifacher «En passant»-Schlag zum Jahresende, wie nett! (A. Rein, Wiesloch, DEU) Sehr schön, die drei «En passant»-Züge zum Matt! (R. Wüthrich, Langenthal) Einen «En passant»-Schlag in einer Aufgabe hatte ich natürlich schon gesehen, aber dreimal, vom Schlüssel bis zum Matt, in 60 Jahren noch nie! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Von (festtäglicher) Entspannung keine Spur. Die Lösung fand ich nicht «en passant». (R. Schweizer, Neuhausen)
Eine weitere richtige Lösung sandte: Th. Maeder, Bern.
Lösung Nr. 4943
Horacio Musante (Argentinien), F. Gamage-Memorial Turnier, 1958, 3. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung mit weitläufig verteilten Angreifern und konzentriert am Brettrand stehenden Verteidigern spielt die weisse Dame vorerst nur eine bescheidene Rolle. Sie unterstützt den Lf3, falls der schwarze König auf f5 nähme: 1. … Kxf5 2. Lxg4 matt! Dieses Satzspiel bleibt bestehen, falls die Dame sich mit einem Schrittchen nach e2 aktiver stellt und dabei eine Mattdrohung aufstellt:
1. De2? droht 2. De6 matt
Schwarz kann den das Drohmattfeld stützenden Bauern auch noch mit drei anderen Steinen schlagen, so dass das Fluchtfeld f5 blockiert wird:
1. … Dxf5 2. De7 matt!
1. … Sxf5 2. Sd5 matt!
1. … gxf5 2. Da6 matt!
Das sind drei lupenreine Stocchi-Blocks, denn alle drei Matts sind ausschliesslich wegen der nun fehlenden Fluchtmöglichkeit des Königs möglich geworden. Schwarz hat also nicht zusätzlich z.B. auf schädliche Weise eine weisse Linie geöffnet oder die Deckung eines Mattfeldes aufgegeben. Oder anders gesagt: Denkt man sich auf dem Feld f5 statt des weissen Bauern einen zugsneutralen, schwarzen Stein, wären ausser dem Drohmatt alle drei Variantenmatts gleichzeitig möglich.
Dieses Mehrfachmatt wird aber durch die Eigenschaften der drei blockenden Steine bzw. deren Züge auf ein einziges Matt reduziert. Schwarz verfügt jedoch über die Widerlegung 1. … Se3!, denn so wird die Angriffslinie unterbrochen.
Die Dame muss das Feld e6 abseits des direkten Einflussbereichs der Verteidiger anpeilen:
1. Db3! droht 2. De6 matt
Ein erster, attraktiver Mattwechsel ergibt sich nach der Königsflucht:
1. … Kxf5 2. Le4 matt
Und auch die Matts auf die Blockvarianten ändern sich; wiederum mittels Tripelvermeidung:
1. … Dxf5 2. Le7 matt!
1. … Sxf5 2. Se4 matt!
1. … gxf5 2. Ta6 matt!
Bei diesen vier Mattwechseln fallen zudem je zweimal die Entsprechungen «gleiche Figur» (Lf3, Sc3) bzw. «gleiches Mattfeld» (a6, e7) auf.
Sowohl in der Verführung wie der Lösung ergeben sich also Stocchi Blocks, wie wir sie ganz zu Beginn des Jahres beim Dreizüger Nr. 4894 von A. Casa angetroffen hatten.
Dem argentinischen Meister ist hier die Darstellung dieses anspruchsvollen Themas nicht nur auf höchst elegante Weise gelungen, sondern er hat es gleich doppelt mit jeweiligen Mattwechseln dargestellt! Eine brillante kompositorische Leistung!
Kommentare: Dreifacher Mattwechsel nach Stocchi-Blocks; sehr elegant! (Th. Maeder, Bern) Vier sehr schöne Mattwechsel zwischen der Verführung 1. De2? und der Lösung! Sehr schön und harmonisch, wie in zwei Varianten das Matt jeweils auf demselben Feld erfolgt, aber durch eine andere Figur. Und in den anderen beiden Varianten erfolgt das Matt jeweils durch dieselbe Figur, aber auf einem anderen Feld. (B. Liphardt, Reinach) Sehr ansprechender Zweizüger mit wunderschönen Mattwechseln bei den Stocchi-Blocks zwischen Verführung und Lösung. (S. Bomio, Bordighera ITA) Sehr schöner, vierfacher Mattwechsel! (R. Wüthrich, Langenthal) Vier Mattwechsel zwischen Verführung und Lösung: Zweimal mit Matts auf dem gleichen Feld und zweimal mit der gleichen Figur. Also wahrscheinlich einer der besten Zweizüger von Musante: Zwei Probleme in einem, mit der Signatur eines Fuchses auf dem Gebiet des Zweizügers! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Un essai (1. De2? Ce3!) et une solution avec quatre mats changés super-grandioses! (Th. Ott, Genf) Wenn man die Matts der Verführung 1. De2? mit denen der Lösung vergleicht, fällt auf, dass sie sich alle unterscheiden. Schwarz unterbricht aber mit 1. … Se3! die wichtige e-Linie, und Weiss hat danach keinen Mattzug. (G. Rusch, Spreitenbach) Die Versuchung ist zwar gross, eine ansonsten rollenlose Dame zu spielen, aber welcher Nachbar des schwarzen Königs ist zu schützen? Eine herrliche kleine Sammlung gut unterscheidbarer Matts! (R. Gygax, Genf) Im Satzspiel kann auf 1. … Kxf5 Doppelschach durch Abzug des Lf3 folgen und die Besetzung der Diagonale a2-e6 durch die Dame ist daher zielführend. Weiss kann also den Bf5 vierfach einstehen lassen. Ein nicht sehr schwieriges Problem mit attraktiven Matts. (W. Weidert, Zürich) Man ist zuerst versucht, die Dame nach e2 zu ziehen, aber nur nach 1. Db3! hat das Schlagen des Bauern f5 verheerende Folgen. (K. Köchli, Bonstetten) Interessant ist, dass es weder in Verführung noch Lösung eine Rolle spielt, dass nun der Bd2 sich in eine Dame verwandeln kann. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; C. Nordt, Hombrechtikon.
Lösung Nr. 4942
František Matoušek (Tschechien), «Ústřední jednota českých šachistů», 1914, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Gerade mal ein einziger Springer steht dem schwarzen König gegen die weisse Übermacht zur Seite. Aber genau diese Rolle als Einzelkämpfer schafft ihm eine überraschende Verteidigungsmöglichkeit: Auf das naheliegende 1. Sc4? wird er zum Siegfried, wie eine Figur genannt wird, die wegen Patt unverwundbar ist. Er verhilft seinem König mit der Linienunterbrechung 1. … Se3!! zu zwei Fluchtfeldern, denn nun setzte 2. Dxe3?? patt. Dieselbe Verteidigungsidee nützt auch gegen 1. De1? Se3!
Flüchtet der ungedeckte Se5 auf andere Felder, schliesst der Springer die 6. Reihe und schafft neben dem Fluchtfeld e6 auch eine Gegenschachdrohung auf f7: z.B. 1.Sd7? oder 1. Sf3? Sd6!! Da Weiss den Se5 nicht retten kann, zieht er mit dem Tb6 gegen die drohende Liniensperre in die andere Bretthälfte.
1. Tf6!
1. … Kxe5 2. Db6! Zugzwang Kd5 / Kf4 / Sf5 zieht 3. Txf5 / De4 / D(x)d6 matt
Nach einer subtilen, stillen Fortsetzung kommt es zum ersten Fesselungsmatt. Die Höhepunkte folgen aber nach den Zügen des Sf5:
1. … Sf5 zieht 2. Sb4+! Kxe5 3. Da1 matt!!
Beliebige Züge des Springers geben die Kontrolle über die lange Diagonale auf, was die Dame mit einem Zug in die Ecke zum Modellmatt ausnützt. Der Springer kann aber präziser verteidigen und diesen Mangel mit einer anderen Liniensperre kompensieren.
1. … Se3! 2. Sd7! Zugzwang Kd4 3. Td6 matt!! Modellmatt (2. … Se3 zieht 3. Dc5, Sb4 bzw. Sc3 matt)
1. … Sd4! 2. Sc4! (Zugzwang) Kc5 3. Tf5 matt!! Modellmatt (2. … Sd4 zieht 3. Td6, Sb4 bzw. Sc3 matt)
Die fortgesetzten Verteidigungen des Sf5, die den Fehler seiner beliebigen Züge korrigieren, führen zu zwei exklusiven Fesselungsmodellmatts durch den Turm. Die Dame deckt dabei zwar keine Felder, aber die Matts werden erst durch ihre Fesselungen des Springers möglich.
Die Mattduale nach den beliebigen Springerzügen in diesen beiden Varianten müssen in Kauf genommen werden. Sie beeinflussen das Hauptspiel nicht und werden durch die echoartige Analogie der beiden Modellmatts bei weitem aufgewogen. Mit seinen insgesamt drei Modellmatts erfüllt das Problem die Forderung der traditionellen böhmischen Schule, zeigt aber auch zweimal die neuzeitlichere Idee einer fortgesetzten Verteidigung durch den Sf5. Ein hervorragendes böhmisches Problem in Meredithform, mit modernen Stilelementen!
Kommentare: Ein hochkarätiger Zwölfsteiner mit herrlichen Mattbildern, darunter drei Modellmatts, kombiniert mit fortgesetzter Verteidigung des schwarzen Springers, der sich – nach stillen zweiten Zügen – dreimal unverhofft in einer Fesselung findet. Ein echter Wurf! (N. Biveroni, Effretikon) Klassische und strategische Ideen im Böhmerstil. Ein prächtiges Beispiel, aber zum Lösen verrückt schwer! (Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Sehr schwierig zu lösen! (D. Friedli, Ostermundigen) Ein herausragendes böhmisches Problem mit drei Modellmatts und drei wunderbaren Fesselungsvarianten. Trotz der weissen Übermacht waren der Schlüssel und die Folgezüge wegen der vielen schwarzen Verteidigungsmöglichkeiten eine echte Knacknuss. Alles passt hier harmonisch zusammen. (W. Weidert, Zürich) Höchst unkonventionell; nicht dualfrei, dafür eindrucksvoll vielfältig aufgrund fehlender Drohungen: ein verdienter Hundertjähriger! (R. Gygax, Genf) Der Turm muss auf der 6. Reihe bleiben, aber die Seite wechseln, damit e6 nicht zum Fluchtfeld werden kann. Ein so reichhaltiges Problem zu kreieren, das mit nur drei schwarzen Figuren auskommt, von denen sogar nur zwei ziehen können, ist hohe Kunst – ebenso die drei Varianten mit doppeltem Zugzwang! Etwas schade nur, dass einige Stellungen mehr als einen Mattzug erlauben. (G. Rusch, Spreitenbach) C’est absolument génial ! Il y a quatre variantes passionnantes avec Zugzwang et des superbes clouages du Cavalier noir. (Th. Ott, Genf) Uff, diese Verknüpfung klassischer und neuer Problemideen war eine echte Knacknuss! (C. Nordt, Hombrechtikon). In den drei Hauptvarianten ergibt sich jeweils eine Fesselung des Springers, wenn der schwarze König im 2. Zug zieht. Ein sehr einheitlicher und schöner Meredith. (B. Liphardt, Reinach) Wieder ein prächtiger Zugzwang-Oldtimer mit knappem Materialaufwand; reichhaltiger als die Nr. 4941, aber auch viel schwieriger! Nach dem subtilen Hinterstellungsschlüssel folgen wunderschöne, sehr gut ausdifferenzierte Mattführungen mit präzisen Fortsetzungen und schwarzen Springerselbstfesselungen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Das war wohl eines der schwierigsten Stücke, die ich hier je gelöst habe! (Th. Maeder, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4941
Benjamin G. Laws (England), «Jamaica Gleaner», 1884, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Angesichts der deutlichen weissen Übermacht macht man sich bei diesem attraktiven Klassiker wegen des fehlenden Satzmatts auf die schwarze Königsflucht 1. … Kd4 vorerst keine Gedanken. Erst wenn man bemerkt, dass Weiss selbst mit dem naheliegendsten Damenzug keine Drohung aufstellen kann, weil die Felder d4, e3 und f2 nicht gleichzeitig kontrolliert werden können, kommt man ins Grübeln: 1. Dc2? scheitert schlicht am einzigen Wartezug 1. … a7-a6 (a5)!
Um die Wirkung auf der Diagonale a7-g1 zu verstärken hilft nur ein frecher Schlüsselzug:
1. Da5!! Zugzwang
1. … Kd4 2. Dc3 matt
1. … Kf2 2. Sg4 matt!
1. … bxa5 2. Lc5 matt!! Modellmatt
1. … a6 2. Dxb6 matt
1. … f2 2. Dc3 matt
1. … Lc1 zieht 2. D(x)d2 matt
Der pointierte Schlüsselzug mit dem abseitigen Damenopfer gibt zwar ein weiteres Fluchtfeld frei, kontrolliert nun aber entscheidend die Felder auf der benachbarten Diagonale a5-e1. Nach Annahme des Damenopfers ergibt sich zudem ein Modellmatt. Ein schlackenloser, zeitlos eleganter Zweizüger mit spektakulärem Schlüssel.
Kommentare: Nachdem man leicht resigniert festgestellt hat, dass aktive Drohungen von Weiss nicht zum Ziel führen, bleibt noch der Versuch mit Zugzwang. Umso schöner dann die Feststellung, dass sich diese Idee mit einem Damenopfer kombinieren lässt, das sowohl bei Annahme als auch bei Ablehnung «funktioniert». Ein schlichtes Problem mit besonderem Reiz! (G. Rusch, Spreitenbach) Ein luftiges und doch abwechslungsreiches Zugzwangproblem dank unaufdringlichem Opferschlüssel mit Fluchtfeldfreigabe. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein Opferschlüssel der Extraklasse mit Zugzwang und zweiter Fluchtfeldfreigabe: ein unvergesslicher Oldtimer! (R. Gygax, Genf) Ein reichhaltiges Zugzwangproblem mit einem gefälligen Schlüssel. Und falls die Dame geschlagen wird, sieht man auch noch ein Mustermatt. (W. Weidert, Zürich) Eine luftige Aufgabe mit Fluchtfeldfreigabe und effektvollem Damenopfer. (N. Biveroni, Effretikon) Ein immergrüner Zugzwang-Oldtimer mit überraschendem Damenopferschlüssel und sehr hübschen Mattbildern! (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein Damenopferschlüssel und ein zusätzliches Fluchtfeld für den schwarzen König machen den Reiz dieser schlanken Aufgabe aus. (D. Friedli, Ostermundigen) 1. Da5! sieht zu gut aus, um nicht die Lösung zu sein. (Th. Maeder, Bern) Après la sublime clé et l’intéressant Zugzwang, il y a, parmi d’autres, la prise de la Dame blanche avec le mat 2. Fc5. Superbe! (Th. Ott, Genf) Der Bauer b6 ist sofort verdächtig. Ein «lockerer» Zweizüger mit einem überraschenden Damenzug. (J. Meli, Bern) Ein prächtiges Zugzwangproblem mit fünf überraschenden Varianten. (B. Wernly, Muri BE)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon.
Lösung Nr. 4940
Chris Handloser (Schweiz), «idee & form» 2003, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung fallen die beiden schwarzen Türme auf, die mit der Kontrolle der Felder c6 und e5 sofortige Matts verhindern. Somit liegt ein Läuferopfer auf dem Schnittpunkt der beiden Turmlinien nahe, um eine Plachutta-Verstellung zu schaffen.
Bei einer solchen Verstellung besetzt Weiss den Schnittpunkt zweier Linien von gleichschrittigen, schwarzen Langschrittlern. Dadurch entsteht eine Doppeldrohung, die mit der Annahme des Opfers durch die beiden Langschrittler zwar noch abgewehrt werden kann. Da dadurch aber der andere Langschrittler verstellt bleibt, setzt Weiss nun mit demjenigen Drohzug fort, der diese Verstellung ausnützt und den Stein auf dem Schnittpunkt von seiner ursprünglich kontrollierten Linie ablenkt.
Diese Ablenkungen geschehen wie bei der nahverwandten Holzhausen-Verstellung, nur dass dort die Verstellungen auf dem Schnittpunkt ohne weissen Opferstein erzwungen werden. (siehe Nr. 4864 Werner, oder auch Nr. 4880 Hannemann)
1. Le6! droht 2. Sxc6 matt und 2. Le5 matt
Gegen diese Doppeldrohung ist nur die Annahme des Opfers wirksam.
1. … Texe6. Reflexartig versucht man nun die Verstellung auszunutzen. Aber die für eine Plachutta-Verstellung typische Fortsetzung 2. Sxc6+? wäre nur erfolgreich, wenn Schwarz auch dieses zweite Opfer annähme:
2. … Sxc6+? Txc6?? 3. Le5 matt, aber 2. … Kc4! 3. Sd6+?? Dxd6!
Lehnt Schwarz also das Opfer ab und nutzt mit dem König die neue Fluchtmöglichkeit, ist kein Matt möglich.
2. Le5+! Weiss kommt nur zum Ziel, wenn er mit der vermeintlich schwächeren Plachutta-Drohung fortsetzt!
2. … Txe5 3. Dc4 matt und 2. … Kd5 3. Lf6 matt!!
1. … Tgxe6. Auch hier scheitert die erwartete Fortsetzung 2. Le5+? wiederum an der nun möglichen Königsflucht, während bei Annahme des Opfers alles themagemäss verliefe:
2. … Le5+? Txe5?? 2. Sxc6 matt, aber 2. … Kd5! 3. Lf6+?? Lxf5!
2. Sxc6+! Wiederum schlägt die Fortsetzung durch, die aus der Verstellung des Te7 keinen Nutzen zieht.
2. … Txc6 3. Dd5 matt und 2. … Kc4 3. Sd6 matt!!
Beide Varianten gipfeln nach den Königsfluchten in spektakulären, fesselungsnutzenden Matts. Verstärkt wird der harmonische Eindruck zudem durch den jeweils reziproken Tausch der Flucht- und Mattfelder von König und Dame. Die Plachutta-Verstellung auf e6 wird also auf überraschende, paradoxe Weise genutzt.
Wieland Bruch schrieb in seinem Preisbericht: «Plachutta-Nutzung einmal nicht wie gewohnt, sonders andersherum! Das ist nun wirklich paradox und dank der subtilen und einheitlichen Dualvermeidung auch strategisch hochinteressant. (…) Der klare Turniersieger trägt unverkennbar die ganz persönliche Handschrift des Autors. (…) Glückwunsch!»
Als Zusatz-Problem stellt sich dem Löser nun natürlich die Frage, was denn das Läuferopfer auf e6 nützt, wenn es nicht für eine reziproke Verstellung der Türme dient. Die Antwort ist die mittels einer Doppeldrohung erzwungene Annihilation des Läufers, um der Dg8 die Diagonale zu den Mattfeldern c4 und d5 so öffnen zu lassen, dass die schwarze Dame keine Zeit zum Eingreifen hat.
Ein abwechslungsreiches, in tadelloser Form realisiertes Problem, das nicht nur durch die paradoxe Idee, sondern auch durch die Analogien bei den raffinierten Mattbildern und der Dualvermeidung in den beiden Varianten begeistert. Ein eindrückliches Meisterwerk.
Kommentare: «Verkehrter Plachutta» – schade, dass der Satz mit dem «richtigen Plachutta» nicht ganz funktioniert. (Th. Maeder, Bern) Witzig und überraschend: Der gute alte «Plachutta», aber gegen den Strich gebürstet! (N. Biveroni, Effretikon) Durch eine Plachutta-Drohung entstehen zwei analoge, prächtig ausdifferenzierte Mattführungen: Schwarz schlägt zuerst den weissen Läufer, fesselt dann durch Königsfluchten seinen Turm und erlaubt zwei imponierende Mattbilder oder öffnet die weisse Damenlinie mittels Annihilation zu einem zweiten Matt. (S. Bomio, Bordighera ITA) Dass der lästige weisse Läufer durch einen Plachutta geopfert werden kann, war wegen der resultierenden Öffnung der Läufer- oder Damenlinie nicht leicht herauszufinden. Der 1. Preis und der Begriff Meisterwerk gehen voll in Ordnung. (W. Weidert, Zürich) Ein besonders harmonischer und eleganter Inhalt mit Plachutta und Fesselungsmatts. Tatsächlich ein Meisterwerk! (Ch.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Doppelte Drohung dank genialem Provokationsschlüssel im Schnittpunkt der schwarzen Turmachsen, Fesselungen, Abzugsblockade: tatsächlich ein absolutes Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Dass dem Ld5 eine Schlüsselrolle zukommen könnte, ahnt man ziemlich schnell. Nach dem Durchschauen der Verführungen kommt die freudige Entdeckung 1. Le6, womit durch die Unterbrechung der relevanten schwarzen Turmlinien sowohl Sxc6 matt als auch Le5 matt droht. Gegen das famose Zusammenspiel der weissen Figuren gibt es kein Entrinnen. (G. Rusch, Spreitenbach) Zwei Wunderzüge nach der Königsflucht. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein wirklich sehr schön gestaltetes Problem. Der Läuferlösungszug blockiert die schwarzen Türme und droht mit zwei Mattzügen unterschiedlicher Steine. Wenn nun Schwarz mit den Türmen den Läufer schlägt, folgen die gleichen schachbietenden Züge wie zuvor und zuletzt muss der dritte weisse Zug Fesselungen, Verstellungen und Linienöffnungen geschickt nutzen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé facile, les deux variantes noires sont étonnantes, la suite est géniale et les clouages des Tours permettent de mater (Th. Ott, Genf) Ein prächtiges Problem, das auch für weniger routinierte Löser gut lösbar ist. Besonders schön ist das reine Matt 3. Sd6 matt! (B. Wernly, Muri BE) Nicht unbedingt schwer zu lösen, dafür ein sehr schönes Problem! (R. Wüthrich, Langenthal)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4939
Per-Erik Back (Schweden), Schackvärlden, 1943, 5. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Auf zwei starke schwarze Züge, die Königsflucht und das Gegenschach, hätte Weiss bereits eine Antwort. Die beiden Satzmatts sind: 1. … Kxd5 2. Tc5 matt und 1. … Sc5+ 2. dxc5 matt. Wäre das Fluchtfeld d5 gedeckt, stünden Weiss bereits die drei Mattzüge 2. Sc4, Se4 und Sf5 matt zur Verfügung. Weiss versucht nun aber nicht das Fluchtfeld mit etwa 1. e4? (1. … Se3!) zu decken, sondern spielt
1. Kc8! droht 2. Td7 matt, mit dem Satzmatt 1. … Kxd5 2. Tc5 matt
Das Satzmatt bleibt in der Lösung gleich. Spannend wird es hingegen bei den drei folgenden Abspielen: Zur Widerlegung des Drohspiels wird Schwarz nun dreimal gezwungen, eine weisse Deckungslinie zu diesem Fluchtfeld zu öffnen, so dass theoretisch die drei erwähnten Springermatts gleichzeitig möglich wären. Aber durch den Verteidigungszug selbst und eine Schliessung der Deckungslinie durch den Mattzug reduzieren sich diese Mattmöglichkeiten jeweils auf eine einzige:
1. … Tc2 2. Sf5 matt! (2. Se4+?? Kxd5! verstellt die soeben geöffnete Diagonale der Dh1, bzw. 2. Sc4+?? Txc4!)
1. … Sxd4 2. Se4 matt! (2. Sc4+?? Kxd5! verstellt die soeben geöffnete Diagonale des La2, bzw. 2. Sf5+?? Sxf5!)
1. … exd4 2. Sc4 matt! (2. Sf5+?? Kxd5! schliesst die soeben geöffnete Linie des Th5, bzw. 2. Se4+?? Txe4!)
Diese Mattdifferenzierungen können so umschrieben werden: Öffnet Schwarz mit dem Verteidigungszug eine weisse Linie zu einem Fluchtfeld, muss Weiss von zwei scheinbar möglichen Mattzügen denjenigen wählen, der diese weisse Deckungslinie nicht wieder unterbricht.
Dies ist die Definition des Mari-Themas (nach dem italienischen Komponisten Alberto Mari, 1882 -1953), das in einem Variantenpaar mit reziproker Mattnutzung und passiver Dualvermeidung dargestellt wird. In unserem Problem haben wir drei Themalinien und somit ergibt sich ein formschöner Mari-Zyklus mit Trippelvermeidung; passiv bei den eigene Linien verstellenden Mattzügen und aktiv bei der Kontrolle des dritten möglichen Mattfeldes durch den Verteidiger. Trotz der geringen Anzahl Varianten erfordert die Wahl des jeweils richtigen Mattzugs Aufmerksamkeit und so ergibt sich eine ansprechende, inhaltliche Fülle. Ein elegantes Problem!
Kommentare: Zyklische Tripelvermeidung mit fast einheitlichen Effekten. (Th. Maeder, Bern) Sehr schöne Trippelvermeidung. Abwechslungsweise deckt Weiss mit Dame, Turm und Läufer den weissen Bd5. (R. Wüthrich, Langenthal) Fluchtfeldaufhebende Paraden und Lipizzaner in der Hauptrolle eines originellen und schönen, dualfreien Szenarios! (R. Gygax, Genf) Wunderbar. Ein verdienter Platz im Fide-Album! (C.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Der weisse König müsste trotz des drohenden Springerschachs nicht wegziehen, aber auf c8 kontrolliert er entscheidend das Feld d7. Danach öffnen die Abwehrzüge Linien der weissen Langschrittler und dies führt zu 3 dualfreien Springermatts. Schlägt der König auf d5, ergibt sich zusätzlich eine attraktive Fesselungsvariante. (W. Weidert, Zürich) Einfach zu durchschauen. Die weisse Schwäche d7 kann nur der König aufheben: 1. Kc8 ermöglicht gleichzeitig das Doppelschach Td7. Alle aussichtsreichen Verteidigungszüge entblössen jeweils eine Linie zum zuvor ungeschützten Bd5, womit dem schwarzen König dieses potenzielle Fluchtfeld genommen wird. (G. Rusch, Spreitenbach) Ein Problem mit schönen Verführungen, im wahrsten Sinn des Wortes, die mich recht lange vom Schlüsselzug abgelenkt hatten. (B. Wernly, Muri BE) Après la clé intéressante, il y a cinq mats différents! La case d5 est très importante. (Th. Ott, Genf) Ohne den schwarzen Randbauern wäre der Königszug als Lösung offensichtlich. (R. Schweizer, Neuhausen) Sehr schöne Trialvermeidungen! (N. Biveroni, Effretikon)
Weitere richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; C. Nordt, Hombrechtikon.
Lösung Nr. 4938
Andrej Schurawljow (Russland), Wettkampf Tula - Moskau 1987 3. Platz, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Sofortige Abzüge der weissen Batterie wären verfrüht, denn der gegnerische König könnte sich über eines der entstehenden Fluchtfelder in Sicherheit bringen. Weiss verbessert also zuerst seine Stellung. Ein feldräumender Hinterstellungszug des bislang unbeschäftigten Td8 schafft eine stille Drohung:
1. Tg8! droht 2. d8=S! (droht 3. Sf7 matt) Txd5 3. Sg6 matt (2. d8=D?, droht 3. Sg6 matt, geht nicht wegen 2. … Txd5!!)
1. … Sh5 2. Lb6+! Kf4 3. Lxc7 matt; 1. … Se6 oder Se8 2. Lf2+! Kf4 3. Lxg3 matt
Der Wahl des Feldes mit dem Schlüsselzug wird in diesen beiden Abspielen bereits klar: Es geht um die Kontrolle des Feldes g5 durch den Turm auf g8. Die schädlichen, linienöffnenden Züge des Sg7 sind zudem auf treffliche Art dualvermeidend, so dass jeweils nur ein Abzugsschach auf der Diagonalen a7-g1 zum Ziel führt.
1. … Tc5 2. Lg5+! Kd4 3. Lxf6 matt; 1. … Txd5 2. Lc1+! Kd4 3. Lb2 matt
Auch hier sind die Turmzüge für Schwarz schädlich, da der La6 durch die Öffnung der Diagonalen a6-f1 die Kontrolle über die zukünftigen Fluchtfelder c4 und d3 erlangt. Damit wird eine dualistische Fortsetzung mit zwei Abzugsschachs auch der Diagonalen c1-h6 provoziert. Die Turmzüge differenzieren jedoch wiederum selbst die beiden Fortsetzungen dualvermeidend.
Eine stille Drohung gibt Schwarz mehr Zeit zur Verteidigung. Dadurch können sich auch Varianten mit versteckteren Verteidigungsideen ergeben, die für den Löser schwieriger zu entdecken sind. Hier sind gleich drei Verteidigungen nicht gegen die Drohung gerichtet, sondern suchen ausschliesslich das Gegenspiel mittels einer Schachdrohung. Somit entsteht ein Variantenquartett, bei dem viermal eine Siers Batterie zum Einsatz kommt – für einmal mit einem Läufer als Vorderstein: Mittels Abzugsschach lenkt dieser den gegnerischen König auf ein von ihm freigegebenes Fluchtfeld und setzt ihn dann selbst matt.
Direkt gegen das Drohspiel ist hingegen diese Zusatzvariante gerichtet:
1. … Txb7 2. d8=D! (droht 3. Sg6 matt) Txd5 3. Dxd5 matt! (2. … f4 3. L-a7 matt oder L-g1 matt)
Der schwarze Doppelturm ist abgebaut und somit wird die Parade 2. … Txd5 gegen die neue Dame wirkungslos. Dass diese Variante die «Verführung» 2. d8=D? des Drohspiels als nun wirksame Fortsetzung wieder aufnimmt, ist eine gelungene Pointe und rundet den thematischen Inhalt mit den vier durch Dualvermeidung differenzierten Abzügen einer Siers Batterie auf perfekte Weise ab.
Kommentare: Ein sehr schöner Dreizüger mit schiefem Echospiel, wie man es häufig in Hilfsmattproblemen sieht, und zweimal reziproker Dualvermeidung. (Th. Maeder, Bern) Geschickter Auswahlschlüssel als Schutz vor einem Gegenschach durch den Springer, dazu die verblüffende Show des Batterieläufers: eine grossartige Kreation. Hut ab vor den Lösern! (R. Gygax, Genf) «Siers’ Läufer» im Quartett, aus allen Läufer-Himmelsrichtungen! Garniert mit Springer-Umwandlung in der gut versteckten Drohung und Damen-Umwandlung in einer Nebenvariante. Hat das Löserherz erfreut! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Schlüsselzug muss der Tb5 für den La6 und der Sg5 für den Tg8 Linien öffnen. Sehr schön sind dann die Läufermattzüge auf allen vier Seiten. (R. Wüthrich, Langenthal) Schwarze Schachdrohungen verhindern nach dem Wegzug des Turms zwar die Bauernumwandlung, haben dann aber vier sehenswerte Abzugsschachs der Turm-Läufer-Batterie auf beiden Läuferdiagonalen zur Folge. (W. Weidert, Zürich) Nach dem Schlüssel sind die vier thematischen Abzüge des Le3 recht beeindruckend! Un «trois coups» pour grosses pointures! (C.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Schon die Mattdrohung durch einen dritten Springer ist originell, doch am meisten Kopfzerbrechen bereitete mir die Frage, wohin mit dem Turm. (D. Friedli, Ostermundigen) Schwer durchschaubare Drohung mit subtilem, Feld räumendem Hinterstellungsschlüssel und stiller Fortsetzung mit Bauernunterverwandlung und prächtige, paarweise analoge, fein ausdifferenzierte Mattführungen durch weisse Linienöffnungen und Batterienutzungen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Absolument génial! Après la clé, les Blancs ne jouent que le Fou sur les deuxièmes et sur les troisièmes coups. Mais pourquoi n’a-t-il que le troisième prix? (Th. Ott, Genf) Die Lösung zu finden war anspruchsvoll, was im Nachhinein etwas verwundert. Wohl weil eigentlich zwei Probleme drinstecken. (C. Nordt, Hombrechtikon) Weiss kann sich nicht ausschliesslich auf sein Abzugsschach verlassen, weil nicht gleichzeitig d4 und f4 gedeckt werden können, und muss also eine zweite Drohung aufbauen, gleichzeitig jedoch einem Schachgebot von Schwarz im zweiten Zug zuvorkommen. Was liegt näher, als dem d7-Bauern die Umwandlung zu ermöglichen?! Aber einzig Tg8 kann eine denkbare Flucht des schwarzen Königs auf die g-Linie verhindern! Ein sehr vielseitiges Problem mit imposanten Mattbildern, wo zur Abwechslung – je nach Verlauf – auch einmal drei Springer zusammenspannen müssen, um das Matt zu erzwingen. (G. Rusch, Spreitenbach)
Lösung Nr. 4937
Fadil Abdurahmanović (Bosnien), Schach-Echo 1975, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem brillant konzipierten Problem gab es mehrere Verführungen zu beachten. Der weisse Turm im Zentrum ist ungedeckt und zudem durch vier weitere Steine angegriffen. Falls Schwarz zugreifen würde, hätte Weiss darauf bereits vier Antworten:
1. … Kxe5 2. Df6 oder Lg7 matt; 1. … Txe5 2. c3 matt; 1. … Lxe5 2. Dxd2 matt; 1. … dxe5 2. Lc5 matt
Räumt nun der Springer das Feld, um dem Te5 ein Drohmatt zu ermöglichen, muss er aufpassen, dass er die vier bestehenden und die nun neu geschaffene Mattmöglichkeit auf 1. … Sxe5 nicht beeinträchtigt.
1. Se7? (droht 2. Td5 matt), aber 1. … dxe5!, da der Lf8 verstellt ist.
1. Sf6? aber 1. … Kxe5! und es gibt kein Matt auf der langen Diagonalen.
1. Se3? aber 1. … Lxe5!, weil das Damenmatt auf d2 unmöglich ist.
1. Sc3? aber 1. … Txe5!, da das Mattfeld auf c3 blockiert ist.
1. Sb6? aber 1. … Sxe5! und der Ta6 kann die neu geschaffene Mattmöglichkeit auf d6 nicht nutzen.
Nur auf c7 kommt der Springer keinem Mitstreiter in die Quere:
1. Sc7! droht 2. Td5 matt
1. … Kxe5 2. Lg7 matt; 1. … Txe5 2. c3 matt; 1. … Lxe5 2. Dxd2 matt; 1. … Sxe5 2. Txd6 matt; 1. … dxe5 2. Lc5 matt
Ein sechsfacher Auswahlschlüssel des Sd5, der durch fünf verschiedene Opferannahmen auf e5 differenziert wird und dort viermal einen Block verursacht. (Für Stocchi-Blocks fehlt die alleinige Blocknutzung beim Mattzug. So werden die Matts zusätzlich durch Linienöffnungen bzw. Aufgabe der Deckung des Mattfeldes ermöglicht.)
1. … Se3 2. Txe4 matt
Das altbekannte Thema eines Auswahlschlüssels wird hier mit auf wunderbare Weise mit einheitlich motivierten Verführungswiderlegungen auf dem gleichen Feld kombiniert: Ein brillant konzipiertes, zeitloses Meisterwerk.
Kommentare: Das Informalturnier des Schach-Echo war damals weltweit eine der besten Adressen, und man sieht, warum dieser prächtige Zweizüger sogar dort obenausschwang. (Th. Maeder, Bern) Nicht schwer, aber eindrücklich, dass der ungedeckte Te5 von Schwarz fünfmal geschlagen werden kann, dabei aber Linien öffnet bzw. versperrt. Damit dies gelingt, darf der feldfreigebende Sd5 keine der folgenden Mattzüge behindern. (C. Nordt, Hombrechtikon) Brillant, wie sich durch die schwarzen Abwehrzüge – fünfmal wird der Turm geschlagen – Linien öffnen und schliessen und neue Matts ermöglichen. (D. Friedli, Ostermundigen) Trotz einer leicht zu erkennenden Schlüsselfigur, da der benachbarte Turm am Knotenpunkt der schwarzen Angriffe steht, ein Meisterstück der Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Prächtiger Auswahlschlüssel mit fast vollständigem Springerrad, fünf von sechs Verführungen scheitern an der Verstellung einer eigenen Linie. (N. Biveroni, Effretikon) Attraktives Problem mit einem Mattfeld räumenden, virtualen 7/8-Springerrad. (S. Bomio, Bordighera) Ein recht didaktisches Problem für (fortgeschrittene) Anfänger! Da schon fünf Matts im Satz vorhanden sind, versuchte ich es zuerst mit 1. Sc7! und musste feststellen, dass alles klappte. (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Cinq essais et la clé. Jolis mais relativement faciles. (Th. Ott, Genf) Ein herrlicher Reigen von Verführungen mit identischer Drohung, ausgelöst durch ein beinahe perfektes Springerrad und verbunden mit dem Kunststück, dass jede Verführung durch eine andere Figur widerlegt wird! Dass es dann trotzdem der Springer ist, der den entscheidenden ersten Zug ausführt, schmälert die Schönheit dieser Komposition in keiner Weise und wird auch wettgemacht durch die Vielfalt der Mattzüge. (G. Rusch, Spreitenbach)
Weitere richtige Lösung sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4936
Alexander Kusowkow (Russland), Probleemblad 1987, 2. ehr. Erw., Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Mitten in einem imposanten Figurenhaufen steht der Se5, der von gleich fünf schwarzen Steinen bedroht wird. Würde er geschlagen, entstünde in vier Fällen immerhin ein Fluchtfeldblock. Greift allerdings der schwarze König selbst zu, hat Weiss schlicht keine klugen Fortsetzungen. Er muss also in erster Linie etwas gegen die Drohung 1. … Kxe5 bereitstellen und dies gelingt mit einem feldräumenden Schlüssel:
1. Th4! droht 2. Dxd3+ Kxe5 3. Sg4 matt
1. … Kxe5 2. Sg4+! Ke4 3. De2 matt
Mit einem Schachgebot wird der König wieder aus seiner Festung geholt. Nun folgen aber vier pointierte Hauptvarianten mit stillen, fein differenzierten Fortsetzungen durch den Springer:
1. … Dxe5 2. Sf1! (droht 3. De2 matt und 3. Sg3 matt) De5~ / Tf6 3. De2 / Sg3 matt
1. … dxe5 2. Sd1! (droht 3. De2 matt und 3. Sc3 matt) Td6 3. Sc3 matt
Die stillen Fortsetzungen lassen Schwarz Zeit für eine Reaktion. Daher muss bei der Wahl des Springerzugs die jeweils beste schwarze Entgegnung in Betracht gezogen werden, also diejenige, die dem König ein Luftloch schaffte.
1. … Tfxe5 2. Sf5!! (droht 3. Sg3 matt) D, T, L, Bxf5 / Kxf5 3. De2 / Txf4 matt
1. … Tdxe5 2. Sd5!! (droht 3. Sc3 matt) T, Lxd5 / Kxd5 3. De2 / a8=D, L matt.
In beiden Varianten besetzt Weiss die von Schwarz soeben verlassenen Felder: Das ist zweimal das paradoxe Thema Umnow 1. Überraschenderweise kommt Weiss nicht zum Ziel, wenn der Se3 die Türme schlägt, sondern erst, wenn dieser sich ihnen auf ebendiesen Feldern selbst opfert!
Diese attraktiven Fortsetzungen werden dadurch begründet, dass dem Le6 jeweils die Diagonalen zu den weissen Türmen unterbrochen werden müssen. Die entsprechenden Springerzüge auf die Grundlinie, die dieselben Drohungen auslösten, scheiterten an 2. … Lxg4! bzw. an 2. … Lxc4! und die nun entfesselten Bauern verhinderten die Drohmatts. Ein überraschend reichhaltiges Problem mit raffiniertem Variantenspiel!
Zum Thema Umnow 1 siehe auch die Nr. 4888 Matthews & Burger. Beim ebenfalls paradoxen Thema Umnow 2 verteidigt sich Schwarz hingegen mit der Besetzung des Drohmattfeldes.
Kommentare: Die beiden Umnov-Varianten kommen ziemlich überraschend. Dafür gibt es mit der ungedeckten Satzflucht und dem Bauern a7 deutliche Wegweiser Richtung Lösung. (Th. Maeder, Bern) Sozusagen Blackbox mit Nebenkammern, überraschende Umnov-Fortsetzungen nach den beiden Turm-Paraden. (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr schönes symmetrisch Problem, mit glasklarer Idee. Überraschend, dass beide Springer geopfert werden, ist doch der schwarze König von eigenen Steinen gefangen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Parce qu'apparemment insignifiante, la clé est plus difficile à trouver que la menace. Les coups tranquilles du cavalier provoquent à leur tour des mats inattendus! (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Da hat Weiss eine gewaltige schwarze Festung zu knacken! Dass Weiss mit einem Turm dem Se3 Platz machen muss für die anschliessende Mattdrohung De2, liegt einigermassen nahe. Aber für die Ermittlung des richtigen Turmes müssen alle Varianten fein säuberlich durchgerechnet werden. Huch! (G. Rusch, Spreitenbach) Gegen die Drohung kann Schwarz im ersten Zug fünffach parieren, indem er den Se5 schlägt. (R. Wüthrich, Langenthal) Schwarz in einem kompakten Block von 14 Figuren; davon sind neun unbeweglich: ein origineller, witziger, nicht im geringsten trivialer Dreizüger! (R. Gygax, Genf) Die kompakte Ansammlung von Figuren macht es zuerst schwierig, den Überblick zu behalten. Aber dann opfert sich der Se5 insgesamt sechsmal und zweimal auch noch sein Kollege für das Matt; mit wundervollem Sinn für Symmetrie. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a quatre coups du cavalier superbes. (Th. Ott, Genf) Das verlockende Damenschach auf d3 legt den Schlüssel nahe. Der fünffach einstehende Se5 sorgt für ein eindrückliches halbes Springerrad des Se3, und der Le6 verhindert duale Fortsetzungen. Da mussten sich die Teilnehmer an der Lösermeisterschaft schon anstrengen. (W. Weidert, Zürich)
Lösung 4935
Wjatscheslaw Piltschenko (Russland), «64» – SHahmatnoe obozrenie, 1986, 2. ehr. Erw., Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Beliebige Züge des Ld6 ermöglichten die Drohung 2. Td6 matt. Schwarz kann als Verteidigung dreimal die 4. Reihe besetzen:
1. Ld6 ~? droht 2. Td6 matt
1. … Le4 2. Dxe4 matt x1
1. … Sd4 2. Sf4 matt! x2
1. … Sc4 2. Dxc4 matt x3
zudem: 1. … Sb5 2. Dc4 matt
Aber 1. … Sxb4! lässt diesen primären Angriff scheitern.
Um diese Parade schädlich werden zu lassen, setzt der Läufer den Angriff fort. Mit einem sekundären Angriff präzisiert er das Zielfeld und deckt das Feld d4 ein zweites Mal.
1. Lc5!? droht 2. Td6 matt
1. … Le4 2. Dxe4 matt y1
1. … Sd4 2. Dxd4 matt y2
1. … Sc4 2. Sf4 matt! y3
Ferner: 1. …Sxb4 2. Dd4 matt,
aber 1. … Sb5!
Der sekundäre Angriff ist erst erfolgreich, wenn die zweite Deckung des Feldes d4 von der anderen Seite erfolgt:
1. Le5! droht 2. Td6 matt
1. … Le4 2. Sf4 matt! z1
1. … Sd4 2. Dxd4 matt z2
1. … Sc4 2. Dxc4 matt z3
Vergleicht man die ersten beiden Varianten der Lösung (z1 und z2) mit den ersten beiden des primären Angriffs 1. Ld6~? (x1 und x2) ist ein Wechsel der Schädigungsnutzungen erkennbar. Dies ist das Merkmal des Bikos-Themas, das so definiert wird: Bei einem Variantenpaar werden in zwei Phasen Schlagnutzung und Blocknutzung reziprok vertauscht. (nach dem griechischen Komponisten Spyros Bikos (1911-1987).
Da es in dieser Aufgabe aber drei für das Thema interessante Varianten und drei Phasen gibt, können zwei weitere Variantenpaare ausgemacht werden, die das Bikos-Thema zeigen: x2 / x3 und y2 / y3, sowie y1 / y3 und z1 / z3. Somit ergibt sich ein Zyklus von Variantenpaaren, die das Bikos-Thema insgesamt dreimal darstellen.
Weitere Varianten:
1. … Sxb4 2. Dd4 matt
1. … Sb5 2. Dc4 matt
Zudem ist interessant, dass der Zug 2. Sf4 in allen drei Phasen als Thema B2 - Matt erscheint; jeweils nach verschiedenen Fluchtfeldblocks auf d4, c4 und e4. Beim Thema B2 darf mit dem Mattzug ein eigener Langschrittler verstellt werden, da das von ihm kontrollierte Fluchtfeld des gegnerischen Königs von Schwarz geblockt wurde. Ein viertes Mal taucht der besagte Springerzug zudem als Drohmatt in der Verführung 1. Df2? (aber 1. … g5!) auf.
Ein fortgesetzter Angriff, die dreifache Darstellung des Bikos-Themas und drei Thema-B2 - Matts des Sh3 auf der 4. Reihe ergeben einen leichtbekömmlichen Themenmix: Eine für die Teilnehmer angenehme Aufgabe zum Auftakt des Wettkampfs.
Kommentare: Fortgesetzter Angriff und dreimal Thema B2. Entweder die Dame kann auf c4, d4 oder e4 schlagen, oder der Springer kann eine Blockade nutzen: Matt- und Paradenwechsel in einer wunderbar lockeren Stellung. (N. Biveroni, Effretikon) Ein guter Einstieg in ein Lösungsturnier. Ökonomisch und übersichtlich, aber man muss genau hinschauen. (Th. Maeder, Bern) Après l’essai et la clé, il y a deux mats qui varient complètement. Jolis! (Th. Ott, Genf) Ein geeignetes, einfaches Aufwärm-Problem zum Einstieg in die Meisterschaft. (C. Nordt, Hombrechtikon) So eine «Bananenschale» von Problem verlangt vor allem grosse Aufmerksamkeit (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Ein Räumungsschlüssel liegt auf der Hand, aber nicht, dass der Läufer ausgerechnet auf das einzige Feld zieht, auf dem er geschlagen werden kann, was übrigens nicht das Geringste am Drohmatt ändert. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Lösung, die Spass gemacht hat. Die Drohung 2.Te6 matt nach Wegzug des Läufers ist vielversprechend, aber wohin wohl? Ausgerechnet das Läuferopfer bringt die Lösung. (B. Wernly, Muri BE) Man sieht schnell, dass der Ld6 wegziehen muss und das Feld e5 bietet sich an, damit der Te8 Sinn macht. Ein gefälliges, einfaches Problem. (W. Weidert, Zürich) Unterhaltsames und elegantes Auswahlschlüsselrätsel, eine herbstliche Leichtkost! (R. Gygax, Genf) Leicht verdaulich ohne Hintersinne. Der weisse Läufer räumt seinen Platz für die Mattdrohung durch den Turm. Auf alle Abwehrvarianten von Schwarz hat Weiss eine passende Antwort exklusiv auf der vierten Linie. (G. Rusch, Spreitenbach)
Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4934
Lauri Ruonala (Finnland), Suomen Shakki, 1977, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Feldräumungszüge des Le5 würden der Dame sogleich eine Mattmöglichkeit im Zentrum verschaffen. Aber Schwarz kann sowohl mit dem La3 wie mit dem Sc1 dagegenhalten. Zum Beispiel:
1. Lf6? droht 2. De5 matt, aber 1. … Lb2! oder 1. … Sd3!
Dabei öffnen die Verteidiger der Dame allerdings Linien, die ihr den Zugang zu den Felder a8 bzw. h1 ermöglichen. Die Damenzüge auf diese Eckfelder wären Matt, wenn nicht der schwarze Turm sie bewachte. Präzisierende, fortgesetzte Angriffszüge des Le5 mit Unterbrechung einer Deckungslinie des Th8 können die beiden Verteidigungen nur differenzieren:
1. Lb8!? (droht 2. De5 matt) Lb2?? 2. Da8 matt!, aber 1. … Sd3! und
1. Lh2!? (droht 2. De5 matt) Sd3?? 2. Dh1 matt!, aber 1. … Lb2!
Um trotzdem mit diesem Plan zum Ziel zu gelangen, braucht Weiss die Hilfe des Gegners: Er lenkt daher zweimal den Sg7 auf die Randlinien, um eine erste Verstellung des Turms zu erwirken. Danach räumt er der Dame das Mattfeld mit demjenigen Läuferzug, der die zweite Turmlinie verstellt. Nun sind die Linienöffnungen der beiden ursprünglichen Paraden fatal:
1. Sd7! (droht 2. Sf6 matt)
1. … Sh5 2. Lb8! (3. De5 matt) Lb2 / Sd3 2. Da8 / Dh1 matt
1. … Se8 2. Lh2! (3. De5 matt) Lb2 / Sd3 2. Da8 / Dh1 matt
Auf die gewährte Königsflucht folgt jeweils ein Läufermatt auf f3: 2. … Kd5 3. Lf3 matt
So auch in der Nebenvariante
1. … Lb2 2. Sexc5+ Kd5 3. Lf3 matt
Zu einer Verlängerung der Kurzdrohung führt:
1. … e2 2. Sf6+ Ke3 3. Lf4 matt
Der Schlüsselzug gewährt zwar eine Königsflucht, die aber mit einem Kurzmatt beantwortet wird. Somit dürfte er trotzdem rasch in Erwägung gezogen werden. Danach kommt es zu raffinierten, stillen Feldräumungszügen des Läufers an den Brettrand. Eine Aufgabe mit einem unterhaltsamen, das Brett optimal nutzenden Lösungsverlauf.
Kommentare: Ein beeindruckendes Turm-Dame Fernduell, Dame und Le5 mit spektakulären entscheidenden Schachbrettquerungen: ein 1. Preis der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Ein attraktives Problem. Zuerst versuchte ich, mit dem Wegzug des Le5 der Dame Platz fürs Matt zu machen, aber das scheiterte jedes Mal an 1. … Lb2 oder 1. … Sd3. Nur mit dem Springerzug gelingt es, gleichzeitig die obere und die rechte Seite des Bretts für den Turm zu sperren sowie die linke oder untere Seite für die Dame zu öffnen. (D. Friedli, Ostermundigen) Bei der Brettausnutzung kriegt dieses Problem die Höchstnote. (Th. Maeder, Bern) Präzise wie eine Uhrmacherarbeit: Ein schönes Problem aus dem Norden! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Weiss muss spätestens im zweiten Zug mit Matt drohen, da sonst Schwarz aktiv wird. Das fast vollständig eingezäunte freie Feld f6 verlockt schon rein optisch dazu, den Sb6 im zweiten Sprung von dort matt setzen zu lassen. Nach dem Schlüsselzug ergeben sich variantenreiche, gefällige Fortsetzungen, wobei mir besonders die Mattbilder mit der Dame auf a8 und h1 gefallen. (G. Rusch, Spreitenbach) Dass es da um die Diagonale a8-h1 geht, ist bald erkannt. Dass man dafür aber dem schwarzen König ein Fluchtfeld gewähren muss, ist nicht so offensichtlich. Pfiffiger Kampf um die grosse weissfeldrige Diagonale. Dass die Mattzüge in beiden Hauptvarianten die gleichen sind, stört mich etwas, liegt aber am Thema. (N. Biveroni, Effretikon) Es ist überraschend, dass der Turm neutralisiert und der Dame der Zugang zur Diagonalen h1/a8 freigemacht werden kann. Ein einfacher Schlüsselzug, aber die Züge von Le5 waren dann nicht leicht herauszufinden. (W. Weidert, Zürich) Es lebe die Symmetrie! (R. Schweizer, Neuhausen) Ein schönes Problem mit ansprechender Nutzung der langen Diagonale. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach der ziemlich naheliegenden Kurzdrohung mit Fluchtfeldfreigabe folgen zwei sehr schöne analoge Mattführungen mit Turmverstellungen und Damenlinienöffnungen in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Bordighera ITA) La clé est facile, mais alors, il y a deux variantes magnifiques! (Th. Ott, Genf)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Wüthrich, Langenthal. Eine unterhaltsame Aufgabe mit überraschenden Fortsetzungen.
Lösung Nr. 4933
Richard Büchner (Deutschland), Promadas 1930, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

In diesem trotz der vielen Steine übersichtlichen und einladenden Diagramm gibt es auffällige Stellungsmerkmale. Die weissen Türme fesseln ihre schwarzen Kontrahenten und die weissen Läufer hinterstellen die eigenen Springer. In einem Fall ergibt sich so eine Batterie, während im anderen Fall der Springer den Läufer faktisch vom Geschehen ausschliesst. Somit liegt der attraktive Schlüsselzug ziemlich auf der Hand:
1. Sd6! droht 2. Se4 matt
1. … Kxd6 2. Df8 matt
1. … cxd6 2. Sxf1 matt!
Die zwei thematischen Varianten ergeben sich, wenn der Sf1 das Drohmattfeld deckt.
1. … Sd2 2. Sc4 matt! (2. Sf5+? Txg1!)
1. … Sg3 2. Sf5 matt! (2. Sc4+? Tf2!)
Der Springer gibt die Kontrolle über die Batterie auf und somit kann Weiss diese abziehen. Dabei muss er aber auch den hängenden Sd6 decken, was bei beiden möglichen Zügen die Entfesselung eines schwarzen Turmes verursacht. Matt ist nur derjenige Abzug, bei dem der nun entfesselte Turm wegen der vorausgehenden Verstellung das Abzugsschach nicht stören kann. Das ist zweimal das Thema Goethart (benannt nach dem Niederländer Gerardus Goethart, 1892-1969), dessen Definition so lautet: Weiss darf einen schwarzen Stein indirekt entfesseln, weil dieser zuvor verstellt wurde und somit nicht mehr parieren kann.
Ganz ähnlich ist das Thema Gamage. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der gefesselte Stein nach dessen Verstellung direkt entfesselt werden darf. Das bedeutet in einem Zweizüger, dass der entfesselnde Mattzug durch die Dame ausgeführt wird. Weitere Varianten:
1. … Te5 2. Dxe5 matt
1. … Lb7 2. Sxb7 matt
Eine instruktive Aufgabe mit gutem, fluchtfeldgebendem Schlüssel, die das Thema Goethart in Doppelsetzung zeigt.
Kommentare: Gamage oder Goethart, das ist hier die Frage. Wie üblich wird man fündig im Themenlexikon «kunstschach in begriffen»: es handelt sich um das Goethart-Thema! (Th. Maeder, Bern) Nach dem zweifachen Springeropferschlüssel mit Läuferlinienöffnung entstehen zwei wunderschöne analoge Hauptvarianten mit ausdifferenzierter Batterie-Ausnützung: Weiss kann jeweils nur den Turm entfesseln, der zuvor vom Springer verstellt wurde. (S. Bomio, Bordighera ITA) Nachdem Schwarz in den beiden Themavarianten mit seinem Sf1 einen eigenen Turm von der weissen Batterie weggesperrt hat, kann Weiss diesen Turm gefahrlos mit seinem Se3 entfesseln und dabei gleichzeitig den hängenden Springer-Kollegen decken. Die Zugrichtung hat ihm der Sf1 ja schon vorgegeben: ein perfekter «Paso doble»! Nicht allzu schwierig, weil ja der Lg8 auch noch gerne einen Job hätte. (N. Biveroni, Effretikon) Passive Dualvermeidung in den Hauptvarianten nach einem Opferschlüssel und feinen Nebenvarianten: Ein gefälliger Zweizüger! (C.-H. Matile, Fontainemelon) In drei Varianten kann Weiss die Turmfesselungen ausnützen. Besonders elegant ist die doppelte Fesselung nach Annahme des Springeropfers durch den Bc7 und Abzugsschach durch den anderen weissen Springer. (W. Weidert, Zürich) Beide weissen Läuferdiagonalen spielen eine Rolle. Die eine wird durch den Schlüsselzug geöffnet (dass der Sf7 wegziehen muss, ist recht offensichtlich), die andere erlaubt mehrfach ein Abzugsmatt. (D. Friedli, Ostermundigen) Wunderschön dualfrei, mit einem achsenfreigebenden Opferschlüssel und Entfesselung des richtigen Turms: eine grossartige Kreation! (R. Gygax, Genf) Die Verführung mit Doppelschach (1. Sxg5!?) scheitert einzig an 1. ... hxg5 2. De5+ d5! In der Lösung muss der weisse Springer einen anderen Weg nach e4 wählen, der recht viele komplexe Mattbilder erfordert, insbesondere im Vergleich zur Verführung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Alle vier Türme sind zwar lebenswichtig, aber hier zu einer Statistenrolle gezwungen. Der Held ist der Sf7: Drohung und gleichzeitiges Opferangebot. Stirbt er den Opfertod, wird er von seiner Dame oder seinem Springerkollegen gerächt, ansonsten springt sein Kollege ein oder er schlägt selbst zu. Eine kreative und witzige Komposition! (G. Rusch, Spreitenbach) La clé est relativement facile, mais il y a, parmi d’autres, deux mats magnifiques (Th. Ott, Genf) Das vermeintliche Springeropfer lässt diverse Matts zu und ist gut ausgedacht. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen; K. Köchli, Bonstetten.
Lösung Nr. 4932
Joseph Goldschmidt (Israel), Al Hamishmar 1956, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Von den Problemen, die vor einem knappen Monat an der 46. Weltmeisterschaft im Lösen von Schachproblemen in Batumi (GEO) gestellt wurden, haben wir für unsere Löser eine Knacknuss aus dem Open ausgewählt. In dieser «Aufwärmrunde», die einen Tag vor der eigentlichen Weltmeisterschaft stattfindet, gibt es in zwei Runden je ein Problem aller sechs Disziplinen zu lösen. Da eine Runde 90 Minuten dauert, ist der Löser zu Beginn etwas weniger unter Zeitdruck. Trotzdem lohnt es sich zu planen, in welcher Reihenfolge man die Aufgaben anpackt und wieviel Zeit man pro Problem aufzuwenden bereit ist, damit am Schluss für die jeweils investierte Bedenkzeit möglichst viele Punkte resultieren.
Schon bei diesem rätselhaften Dreizüger könnte jedoch ein gefasster Zeitplan mit budgetierten Lösungszeiten durcheinandergebracht werden: In dieser etwas verwirrenden Stellung kontrolliert Weiss die schwarze Königstellung zwar gut, aber es gibt keine Indizien auf ein Thema oder auf welche Weise Weiss an besten angreifen soll. Die Dame steht von einer Gruppe schwarzer Steine abgeschirmt fernab des Kf5 und kann nicht in nützlicher Frist eingreifen. Der Sa3 kann hingegen Mattdrohungen aufstellen, die aber ziemlich offensichtlich widerlegt werden:
1. Sb5? (droht 2. Sxd6 matt) cxb5 2. Dxd5! mit mehrfacher, undeckbarer Mattdrohung. Aber Schwarz pariert mit 1. … La3!
1. Sc4? scheitert ebenfalls an diesem Zug, aber in erster Linie an 1. … Txc4!
Auch der andere Springer hat einen Versuch, der doppelt scheitert:
1. Sf8? (droht 2. Le6 oder Lg6 matt) Txf7 2. Dxf7 Sf4 3. Dxf6 matt, aber 1. … Sf4! oder 1. … fxe5!
Irgendwann wird man dann auch den subtilen, unauffälligen Schlüssel versuchen, der ein hübsches Drohspiel auslöst:
1. exf6!! droht 2. Lg6+ Ke6 3. Sf8 matt!
Weiss deckt präventiv das zukünftige Fluchtfeld e7, um so ein Matt zu drohen, das den Block des Sd5 nutzt. Schwarz kann sich nun mit «Anti-Fernblock-Zügen» des Springers verteidigen:
1. … Sb4 2. Sb5! (droht 3. Sxd6 matt) cxb5 / Txd7 3. De4 / Dxd7 matt
1. … Sc3 2. Sc4! ~ 3. Sxd6 bzw. Sxe3 matt
1. … Se7 2. Sf8! ~ 3. Le6 matt
Im Bestreben seinem König eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen, verursacht der Sd5 Verstellungen und lässt die zuvor harmlosen Angriffsversuche der beiden weissen Springer zu Gewinnzügen werden!
1. … Sf4 2. gxf4 ~ 3. Tg5 matt
1. … Sxf6 2. Lxf6 ~ 3. Tf4 matt bzw. 3. Tg5 matt
Der Springer entblockt also insgesamt fünfmal ein künftiges Fluchtfeld seines Königs. Um die volle Punktzahl zu erhalten (5 Punkte gibt es maximal für eine richtig und vollständig gelöste Aufgabe) mussten diese fünf Varianten aufs Lösungsblatt. Eine weitere Variante, bei der nur das Matt der Drohung ändert, konnte hingegen weggelassen werden.
1. … Tc8 2. Lg6+ Ke6 3. Te4 matt
In dieser zunächst schwer lesbaren Position gibt es überraschenderweise doch fünf thematisch zusammenhängende Varianten. Ein ideales Problem für ein Lösungsturnier, um auch routinierte Löser zu fordern.
Kommentare: Das hat mich viel Zeit gekostet in Batumi. Der abseits stehende Sa3 führt einen schnell auf die Varianten 1. … Sb4 2. Sb5 und 1. … Sc3 2. Sc4, aber ich hatte Mühe, eine Drohung zu finden, gegen welche die Züge des Sd5 verteidigen. (Th. Maeder, Bern) Nach dem Schlüsselzug muss der Sd5 seine starke Verteidigungsposition aufgeben, um seinem König ein Fluchtfeld zu verschaffen. Sein 5/8-Rad macht dann in zwei Varianten aus den anfänglichen Versuchen des abseits stehenden Sa3 wirksame Angriffszüge. Ein tolles Problem und eine echte Knacknuss mit vielen Versuchungen, einem nicht leicht zu findenden Schlüssel und komplexen Abspielen. (W. Weidert, Zürich) Sehr originell, verführungsreich, Schwarz mit einem ausgeklügelten Verteidigungsplan und einem überraschenden Springerrad in Nahduell-Modus: besonders anspruchsvoll für ein Lösungsturnier! (R. Gygax, Genf) In letzter Verzweiflung versucht man Schlagschlüssel, ungern, auch wenn es «nur» einen Bauern trifft. (R. Schweizer, Neuhausen) Eine schwer durchschaubare Drohung, aber auch die ausdifferenzierten Mattführungen nach den fünf Fluchtfeld räumenden Springerzügen sind nicht leicht zu finden! Ein prächtiges, sehr reichhaltiges, schwieriges Problem! (S. Bomio, Lugano) Mit dem Wegzug des Springers verschafft Schwarz seinem König ein entferntes Luftloch! (R. Wüthrich, Langenthal) Ein merk-würdiger Brocken! (C.-H. Matile, Fontainemelon)
Lösung Nr. 4931
Martin Hoffmann (Schweiz), Die Schwalbe 1989, 5. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dem Zürcher Internationalen Meister der Schachkomposition gelang hier eine exemplarisch schöne Darstellung eines komplexen Linienthemas. In der übersichtlichen unteren Bretthälfte sind die weissen Langschrittler und die beiden vorgelagerten Springer derart ordentlich aufgestellt, dass die wichtigen Linien und Schnittpunkte schnell ins Auge fallen. Der Te1 und der Lf2 decken allein die Fluchtfelder e6 und c5 und deren Linienschnittpunkt e3 ist ein Angriffsfeld beider Springer. Deren Schachgebote verstellten aber die beiden Langschrittler, öffneten aber immerhin je eine neue Deckungslinie zu einem der beiden Feldern c5 und e6, so dass der schwarze König nur ein Fluchtfeld hätte:
1. Sce3+? Ke6! und 1. Sge3+? Kc5!
Nun könnte Weiss versuchen, mit antikritischen Zügen diese Verstellungen zu vermeiden, aber Schwarz widerlegt zweimal mit einer Lewman-Parade:
1. Te4!? vermeidet die Verstellung des Te1 mit dem Drohmattzug 2. Sce3 matt!, der zwar den Lf2 verstellt, dafür aber kompensatorisch die c-Linie öffnet. Aber Schwarz unterbricht die noch maskierte c-Linie mit 1. … Sc3! (Lewman-Parade)
1. Ld4!? vermeidet die Verstellung des Lf2 mit dem Drohmattzug 2. Sge3 matt!, der zwar den Te1 verstellt, dafür aber kompensatorisch die Diagonale c8-h3 öffnet. Diesmal unterbricht Schwarz mit der Lewman-Parade 1. … f5! die noch maskierte Diagonale.
Die weisse Dame, die bislang nur für die Matts in zwei Satzspielen verantwortlich war (1. … cxb5 2. Dxb5 matt und 1. … Td7~ 2. Dxd6 matt), schafft mit einem subtilen, doppelten Hinterstellungszug die entscheidende Verstärkung:
1. Dc8! droht 2. Dxc6 matt
In zwei Hauptvarianten ermöglicht nun Schwarz der Dame die Kontrolle über die beiden Felder e6 und c5, so dass die beiden Springer alternierend auf e3 mattsetzen können.
1. … Td7~ 2. Sce3 matt!! (2. Sge3+?? Kc5!)
Mit der Öffnung der c-Linie zur Deckung des Feldes c5 darf der Springer nun die e-Linie verstellen, da das Feld e6 jetzt von der Dame kontrolliert wird.
1. … cxb5 2. Sge3 matt!! (2. Sce3+?? Ke6!)
Und weil die Diagonale des Lh3 zur Deckung des Feldes e6 geöffnet wird, darf die Diagonale des anderen Läufers mit dem Mattzug verstellt werden, da die Dame nun das Feld c5 kontrolliert.
Diese thematischen Eigenschaften mit der Dualvermeidung bei den zwei sich anbietenden Mattzügen zeichnen das Thema E der Linienkombinationen aus. Auf dieses Diagramm bezogen nochmals zusammengefasst: Weiss deckt mit zwei Langschrittlern je ein Fluchtfeld des schwarzen Königs. In zwei Themavarianten öffnet Schwarz eine weisse Linie, so dass je ein Fluchtfeld seines Königs nun doppelt gedeckt ist. Da die sich anbietenden Mattzüge die Deckungslinien dieser Langschrittler in ihrem Schnittpunkt unterbrechen, führt nur derjenige Zug zum Matt, der eine weitere Linie zum nur einmal gedeckten Fluchtfeld öffnet.
Im Vergleich zu den oben erwähnten Satzspielen haben sich in den beiden Hauptvarianten zudem zwei Mattwechsel ergeben. Zwei weitere Varianten runden das reichhaltige Programm ab:
1. … Lc7 2. Sxf6 matt
1. … Sc7 2. Sb6 matt
Auch ohne Fachwissen wird der Lösergenuss über dieses perfekt inszenierte Wechselspiel zwischen Linienöffnungen und Linienschliessungen, den analogen Verführungen und Mattwechseln nicht geschmälert!
Kommentare: Nachdem die beiden thematischen Verführungen einheitlich an Lewman-Paraden scheitern, zeigt sich in der Lösung das Thema E. Man muss sehr genau schauen, welcher Springer wann wo mattsetzen kann. (N. Biveroni, Effretikon) Thema E, dessen Definition für mich aber kompliziert ist. Egal, es war ein angenehmer Spass und ein Erfolgserlebnis, das sicher jeder theoretisch nicht versierte Löser empfindet, der alle Verführungen vermieden hat! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Die Verführungen scheitern daran, dass dem König ein Fluchtfeld bleibt, entweder auf den Läuferdiagonalen oder auf den vertikalen Turmlinien. Nur der Schlüssel erlaubt den beiden Springern auf dem Schnittpunkt e3 mattzusetzen. (D. Friedli, Ostermundigen) In den Hauptvarianten erzwingt der feine Schlüssel zwei Damenlinienöffnungen und ermöglicht Weiss die Verstellung mit den Mattzügen von zwei anderen Deckungslinien. (S. Bomio, Lugano) Die vier möglichen Schachgebote der weissen Springer schlagen erst durch, nachdem die Dame von c8 aus die Felder e6 und c5 ins Visier genommen hat. Ein komplexes Problem durch die Vielzahl von weissen und schwarzen Liniensperrungen und -öffnungen. Das Problem hat Spass gemacht. (W. Weidert, Zürich) Ein wirklich sehr gehaltvolles Linienthema. Mit dem Schlüsselzug werden neue Matts sowie die Deckung der c-Linie und der Diagonale c8-h3 erreicht, was nötig ist, weil die Springer beim Matt auch eigene Linien verstellen. Die Verteidigungsversuche der schwarzen Steine blockieren und öffnen wiederum Linien. Zudem können die Springer schlussendlich auf allen vier möglichen Positionen mattsetzen, jedoch keine der weissen Türme oder Läufer. (C. Nordt, Hombrechtikon) Man ist ja geneigt, die ansonsten fast nutzlose Dame zu bewegen: eindrucksvolles Festival von Linienöffnungen und -schliessungen, mit einer heissen Verführung! (1. Ld4!?) (R. Gygax, Genf) Weder mit Turm noch Läufer den gemeinsamen Schnittpunkt zu überschreiten, braucht einige Überwindung. (R. Schweizer, Neuhausen) Das Feld c7 steht im Zentrum dieses Problems. Besonders schön: 1. … cxb5, die Dame deckt das Feld c5 und Sge3 matt wird möglich. (B. Wernly. Muri BE) Die Dame schielt mit dem Schlüssel nach c5 und e6 (R. Wüthrich, Langenthal); Zum Glück stellt uns der Autor Martin Hoffmann mit «kunstschach in begriffen» ein Themenlexikon zur Verfügung, wo man fündig wird: Thema E! (Th. Maeder, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten.
Lösung Nr. 4930
Wolfgang Pauly (Rumänien), La Stratégie, 1911, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Schwarz droht zwar den Bauern auf a1 umzuwandeln, aber unangenehmer wäre es für Weiss, wenn der König in die Ecke flüchtete, um sich dann mit einer Umwandlungsfigur auf b1 abzuschotten.
1. Le5? (droht 2. Tf1 matt) scheint vorerst das probate Mittel, um auf 1. … Ka1?? mit 2. c4! diese Umwandlung zu verunmöglichen und die Drohung durchdringen zu lassen. Aber nun rettet sich der König mit der Flucht gegen die Brettmitte. Weiss wartet also ab und beginnt mit dem Bauernzug:
1. c4! Zugzwang
1. … Ka1 2. Le5! Kb1 3. Tf1 matt
1. … a1=D oder T 2. Lg5! und 3. Tf1 matt
1. … a1=S 2. Td5! und 3. Td1 matt
1. … a1=L! 2. Lh6! gxh6 und 3. Tf1 matt
Viermal blockt Schwarz seinem König das Fluchtfeld a1 mit einer Bauernumwandlung, was überraschenderweise gleich drei präzise und verschiedenartige Fortsetzungen erfordert. Während es bei den meisten Problemen für Weiss nur einen Unterschied macht, ob sich der schwarze Bauer, wegen der unterschiedlichen Zugsarten, in eine Dame oder aber in einen Springer umwandelt, kommt hier der attraktive Zusatz einer wegen der Pattdrohung spezifisch zu behandelnden Umwandlung in einen Läufer dazu.
Ein unterhaltsamer Meredith des bedeutenden, vielseitigen Komponisten, der in der Entwicklung vieler Disziplinen des Kunstschachs eine Vorreiterrolle einnahm.
Kommentare: Nach dem unauffälligen Bauernzugzwangschlüssel mit Läuferlinienöffnung wird der Läufer zur Hauptfigur des Problems: er widerlegt eine raffinierte Pattdrohung, schützt seinen König vor einer Schachdrohung oder fesselt einen Bauern. Ein hübscher, rätselhafter Oldtimer des grossen deutsch-rumänischen Komponisten! (S. Bomio, Lugano) Nicht schwer, doch originell, unterhaltsam, mit herrlichen Varianten: ein Meredith-Juwel! (R. Gygax, Genf) Drei Umwandlungen in einem Meredith-Dreizüger! Die Genauigkeit der zweiten Züge ist beeindruckend. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Pauly gehört zu meinen Lieblingskomponisten. Wie immer subtil und mit Ueberraschungseffekten, wie, den Läufer nicht sofort ziehen zu dürfen. (M. Hoffmann, Zürich) Der Schlüssel öffnet die Diagonale a1-e5 für den Läufer und schliesst gleichzeitig die Diagonale a6-f1 für die schwarze Dame. Bejahrte und junggebliebene 3/4-Allumwandlung mit hübscher Umgehung der Pattfalle nach der Läufer-Unterverwandlung. (N. Biveroni, Effretikon) Für einmal ein ziemlich einfach zu lösender Dreizüger. Dennoch ergeben sich überraschende Mattführungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein hübscher Zugzwang mit Unterverwandlung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ansprechende, gelungene Komposition, bei der schnell einmal klar wird, dass Weiss die Beherrschung von c1 und c2 nicht aufgeben darf, und dass der Turm das Matt ausführen muss. Gleichzeitig gilt es aber auch, ein Patt zu vermeiden. Etwas schade, dass die Umwandlungen a1D und a1T die gleiche Fortsetzung haben. (G. Rusch, Spreitenbach) Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, dass der Bauer auf c4 vorrücken muss, um die Diagonale a6-f1 für die umgewandelte Dame zu sperren und die Diagonale e5-a1 für den Läufer zu öffnen. Etwas schade, dass die Umwandlung in Dame und Turm zur gleichen Fortsetzung führt. (W. Weidert, Zürich) Seulement onze pièces et les quatre deuxième coups sont extrêmement beaux! (Th. Ott, Genf) Gut konstruiert, aber relativ einfach und übersichtlich. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten; H. Locher, Grenzach-Wyhlen, DEU.
Lösung Nr. 4929
Julius Buchwald (USA), 2nd Friendship Match 1970 18. Platz, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die Fesselung der weissen Dame verhindert, dass diese auch gleich drei Feldern mattsetzen kann. Der einzige taugliche Versuch, die Dame zu entfesseln ermöglichte ihr sogar eine vierte Mattmöglichkeit:
1. Se5!? droht 2. Dc4 / Dc2 / Dd3 und nun auch Dd4 matt
Diese vierfache Fleck-Drohung kann durch vier Verteidigungen der schwarzen Springer auf die e-Linie dank der gleichzeitig erfolgenden Linienöffnungen differenziert werden. Ein erste Totalparade 1. … Txe4 2. Sxe4 matt kann Weiss noch meistern, aber 1. … d1=D! lässt diesen Versuch scheitern. Weiss bringt seinen Gegner jedoch auf andere Art dazu diese Springerzüge zu spielen, so dass die De4 viermal entfesselt wird und aktiv werden kann:
1. Ta8! droht 2. Tc8 matt
1. … Se7 2. Dc4 matt!
1. … S6e5 2. Dd4 matt!
1. … S4e5 2. Dc2 matt!
1. … Se3 2. Dd3 matt!
Durch die Entfesselung der Dame sollten eigentlich die eingangs erwähnten Damenmatts gleichzeitig möglich sein. Aber die hinter den Springern stehenden Langschrittler decken jeweils zwei Mattfelder und der Springer deckt bzw. lässt das dritte Mattfeld gedeckt, so dass die Dame jedesmal ein unterschiedliches, viertes Mattfeld findet. Eine reizende und elegant realisierte Idee!
1. … Txe4+ 2. Sxe4 matt
Am 14. Oktober findet in Bern die alljährliche, internationale Schweizermeisterschaft im Lösen von Schachproblemen statt. Der Wettkampf wird in 2 Kategorien ausgetragen. Während die Resultate der Kategorie A wiederum für die Titelvergabe und den Weltcup zählen, wäre die Teilnahme in der Kategorie B für alle Löser, die einmal ihre Löserstärke einschätzen und messen wollen, empfehlenswert!
Der obige Zweizüger, der an der Schweizermeisterschaft im Lösen von Schachproblemen 1994 gestellt worden war, entspricht vom Schwierigkeitsgrad her ungefähr demjenigen eines Zweizügers der heutigen Kategorie B. Genauere Informationen zur SLM 2023 können Sie auf www.kunstschach.ch erfahren oder über die Redaktion.
Eckdaten: Bern, 14. Oktober, Schwarztorstr. 31 (12:30 - 17:00 Uhr).
Kommentare: Schöne Linieneffekte mit Bi-Valven und an Herpai erinnernden Verstellungen. Leider gibt es den Dual in der Fleck-Verführung: 1. Se5? Se7 2.De4 und Dd4 matt (M. Hoffmann, Zürich) Die viermalige Entfesselung der weissen Dame erlaubt dualvermeidend vier perfekt differenzierte Damenmatts. Entgegen ersten Vermutungen kommt also nicht das Fleck-Thema zur Darstellung. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Weiss kann seine Dame nicht aktiv aus dem Schussfeld nehmen, sondern muss eine Drohung finden, die Schwarz zu dieser Arbeit zwingt. Mit dem Ausfallschritt 1. Ta8 und der darauffolgenden Mattdrohung auf c8 durch die «hohle Gasse» gelingt dies hervorragend. Gar nicht so einfach wie zu Beginn gedacht. (G. Rusch, Spreitenbach) Lustige und köstliche, dualfreie Konfrontation zwischen der entfesselten Monarchin und dem schwarzen Springerduo! (R. Gygax, Genf) Nach naheliegendem Schlüsselzug folgen vier Entfesselungen der Dame. Die Liniensperrungen der schwarzen Figuren ermöglichen dualfreie Matts auf den vier Feldern um den schwarzen König. Sehenswert. (W. Weidert, Zürich) Beim Versuch, die Dame durch 1.Se5? zu entfesseln, erhält der schwarze König mit 1. … d1=D! ein Fluchtfeld. Doch wenn der Turm durch die Hintertür ein Matt auf c8 droht, wird die weisse Königin durch die Abwehrversuche der beiden Rappen entfesselt und kann auf die vier Züge auf ebenso vielen Feldern mattsetzen. (D. Friedli, Ostermundigen) Nach den fein erzwungenen Damenentfesselungen folgen vier ausdifferenzierte, gut harmonierende Mattbilder. Ein schönes, auch ästhetisch attraktives Problem! (S. Bomio, Lugano) Fein ausdifferenzierte Entfesselungsvarianten. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarz droht 1. … Txe4+, was aber mit 2. Sxe4 matt pariert werden kann. Die Finesse des Problems ist nun, dass vier schwarze Springerzüge – mit dem Ziel, die c-Linie zu kontrollieren – diese Schachdrohung verunmöglichen und die damit entfesselte Dame auf vier unterschiedlichen Feldern ganz nah dem schwarzen König mattsetzen kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a quatre superbes mats, après des déclouages. Bien joué! (Th. Ott, Genf) Ein relativ leichtes Problem, wenn man sieht, dass der Turm auf a4 sonst keine Aufgabe hat. (J. Meli, Bern) Lückenlose Darstellung einer geistreichen Idee! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Schön, dass die vier Springerzüge, die das Drohmatt verhindern, vier verschiedene Matts der Dame ermöglichen. (H. Locher, Grenzach-Wyhlen, DEU)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten.
Lösung Nr. 4928
Petko A. Petkov (Bulgarien), Shahmatna mis'l 1968, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser interessanten Stellung scheitern die sofortigen Angriffsversuche 1. Lxd5+? und 1. Txe5+? an der genügenden Deckung der beiden Zentrumsbauern d5 und e5 durch das schwarze Läuferpaar und die beiden Türme. Dabei stehen die vier Langschrittler so auf dem Brett, dass sich diese Deckungslinien auf den Feldern d4 und e6 überschneiden. Weiss versucht nun seinen Gegner zu Verstellungen auf diesen Schnittpunkten zu zwingen. Er hat dazu zwei Pläne:
1. Sh6!? droht 2. Tg4 matt, aber 1. … Le6!
1. Lg7!? droht 2. Sf6 matt, aber 1. … Te6!
Noch haben jeweils die beiden Verstellungen auf e6 keine Auswirkungen, da die beiden Bauern ja auch von den beiden Langschrittlern in der unteren Bretthälfte gedeckt werden. Weiss versucht also zuerst eine Verstellung auf dem anderen Schnittpunkt zu provozieren, was ihm mit einer feinen Einleitung gelingt:
1. Da7! droht 2. Dxe3+!! Txe3 3. Sf2 matt
1. … Td4 2. Sh6! (droht 3. Tg4 matt) Le6 3. Txe5 matt!
1. … Ld4 2. Lg7! (droht 3. Sf6 matt) Te6 3. Lxd5 matt!
Um die Drohung abzuwenden, unterbricht Schwarz der Dame zweimal die Linie zum Opferfeld. Da dies aber auf d4, dem Schnittpunkt der beiden Langschrittler geschieht, wird jeweils eine erste Deckung der Zentrumsbauern aufgehoben. Entsprechend dieser Liniensperrzüge greift Weiss denjenigen Plan wieder auf, der mit der Drohparade auf e6 einen der beiden Zentrumsbauern definitiv ungedeckt lässt und von Weiss mit Matt geschlagen werden kann.
Die beiden ursprünglich mehrfach gedeckten Felder d5 und e5 werden also durch die Verstellungen der Deckungslinien von Weiss erobert und somit Treffpunkte genannt. Dies geschieht mittels der Nutzung zweier aufeinander folgenden Grimshaws auf den Linienschnittpunkten.
Diese ambitionierte Idee mit logisch strukturiertem Lösungsverlauf ist vom bulgarischen Grossmeister brillant umgesetzt worden. Alle technischen Schwierigkeiten wurden gemeistert (so auch der drohende Dual im Drohspiel 2. Sd2+?, aber exd2+!) und was vor allem verblüfft: Kein einziges Nebenspiel trübt die Klarheit der Ideendarstellung. Ein köstlicher, ästhetischer Leckerbissen!
Kommentare: Nach der feinen Drohung mit Damenopfer entstehen zwei prächtige analoge Varianten. Weiss erzwingt zwei paarweise gestaffelte schwarze Grimshaws und kann dadurch gerade auf den anfangs von Schwarz zweimal gedeckten Feldern Matt geben! (S. Bomio, Lugano) Nach überraschendem Schlüssel werden die beiden doppelt gedeckten Bauern d5 und e5 durch gestaffelte Grimshaw-Verstellungen auf d4 und e6 ihrer Deckung beraubt. Klipp und klar und schlackenlos: Preis verdient! (N. Biveroni, Effretikon) Zweimalige Ausführung einer doppelten Grimshaw-Verstellungsparade gegen eine Damenopferdrohung: ein originelles, grossartiges Szenario! (R. Gygax, Genf) Der schwarze König ist durch die doppelt gedeckten Bauern d5 und e5 abgeschirmt und es sieht nicht so aus, dass diese Deckung geknackt werden könnte. Aber ein doppelter Grimshaw ermöglicht das Matt auf d5 und der andere das Matt auf e5. Sehr stark. (W. Weidert, Zürich) Optimaler, versteckter Schlüssel mit Damenopferdrohung. Zweimal doppelter Grimshaw. Petkov ist ja ein Grosser unter den Grossen! (C.-H. Matile, Fontainemelon) Perfekt analoger Doppel-Grimshaw, in Gang gesetzt mit einem eleganten Damenschwenker. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarzer Grimshaw als Vorbereitung für schwarzen Grimshaw. (Th. Maeder, Bern) Ein schönes, aber recht schwer zu lösendes Problem. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a deux mats absolument géniaux. Grandiose! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4927
Arnoldo Ellerman (Argentinien), Good Companion 1921, 2. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Eine typische Komposition aus der Zeit, als die meisten Zweizüger noch keine definierten Themen zeigten und einphasig waren (d.h. es gab weder für die Lösung wichtige Verführungen noch Satzspiele). Merkmale ihres Inhalts waren vielmehr raffinierte Schlüssel, auf die viele effektvolle Varianten mit verschiedenartigen Schädigungen folgten.
Arnoldo Ellerman, der als Spezialist für Zweizüger einer der wichtigsten und produktivsten Komponisten des letzten Jahrhunderts war, vermochte in diesem Problem klassischer Stilrichtung aber auch moderne Elemente einzubringen. So scheint hier die Häufung des gleichbleibenden schädlichen Effekts der Verteidigungen bzw. der darauffolgenden Nutzungen die Grundidee der Komposition zu sein, der auch die Qualität des eher leichten Schlüssels untergeordnet wird. Gelungen sind neben der perfekten Konstruktion auch die Entsprechungen der Figurentypen der Verteidiger und verstärken den Eindruck eines harmonischen, durchkomponierten Werks.
1. Lg6! droht 2. Te4 matt
1. … Sd6 2. Sxe6 matt!
1. … Se3 2. Tf2 matt!
1. … Sxe2 2. Dxd2 matt!
1. … Sf5 2. Lxd4 matt!
Viermal verlässt ein Springer die 4. Reihe um zu verteidigen, verursacht dabei aber die Fesselung seines Kollegen. Die vier Verteidigungen verursachen zwar zwei schädliche Verstellungen, einen Block und zwei Linienöffnungen, aber schlussendlich sind jedes Mal die darauffolgenden Matts nur dank der Fesselung des auf der 4. Reihe verbliebenen Springers möglich. Ein effektvoller und durch die Einheitlichkeit der vier fesselungsnutzenden Matts attraktiver Inhalt! Weitere Varianten:
1. … Tf5 2. Dh4 matt
1. … Lf5 oder Ld5+ 2. S(x)d5 matt
Kommentare: Gefesselte Springer, Linienöffnungen und -schliessungen: ein wunderschöner, stilvoller Klassiker dieses argentinischen Schachkomponisten von legendärer Weitschweifigkeit! (R. Gygax, Genf) Eine reichhaltige Geschichte mit schwarzer Halbfesselung und vielen Verstellungen. (Th. Maeder, Bern) Dank einem relativ leichten Drohschlüssel muss viermal ein Springer die Halbfesselung verlassen, so dass das andere gefesselte Ross das Matt nicht verhindern kann. (C.-H. Matile, Fontainemelon) Jeder Zug eines schwarzen Springers aus der Halbfesselung lässt den Kollegen gefesselt zurück, was Weiss ausnützt. Ein hübscher Reigen komplexer Varianten! (N. Biveroni, Effretikon) Hochartistisches Gefüge von Selbstschädigungen, aber der Schlüsselzug ist praktisch die einzige Möglichkeit, eine Drohung aufzustellen. (A. Nievergelt, Winterthur) Leicht zu findender Schlüsselzug, aber dann beeindruckte die Fülle von Varianten mit ihren Liniensperrungen und Fesselungen. (W. Weidert, Zürich) Eleganter Schlüssel mit Schnittpunktüberschreitung und sehr gut harmonierende Mattbilder durch eine überraschende Kombination von schwarzen Verstellungen, Fesselungen und weissen Linienöffnungen. (S. Bomio, Lugano) Der Läufer muss über das kritische Feld e4 ziehen, damit der Turm auf diesem Feld mattsetzen kann. Zudem gibt es schöne Fesselungen und Selbstverstellungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Mattdrohung auf e4 durch den Turm liegt auf der Hand. Aber damit dieses Vorhaben gelingen kann, muss der weissfeldrige Läufer zuerst in den Nordosten wechseln, damit das Feld f5 durch den Turmzug nicht in seinen Diagonalschatten fällt und so zum Fluchtfeld für den schwarzen König wird. Ziemlich leicht. (G. Rusch, Spreitenbach) Der Schlüssel ist nicht gleich offensichtlich. Danach gibt es lauter Überraschungen in Form sich öffnender Linien, blockierter Fluchtfelder und gefesselter Figuren. Ein unterhaltsames Stück! (D. Friedli, Ostermundigen) Verstellungen, Fesselungen, Entfesselungen: Dies alles ist in diesem Problem vorhanden. (H. Wyss, Sierre) Il y a cinq mats extraordinaires; quatre sont cloués par la Ta4! Magnifiques, mais… assez faciles! (Th. Ott, Genf) Der Zweizüger hat Spass gemacht und war gut lösbar. (B. Wernly. Muri BE)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten.
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