Schach-ProblemeFinden Sie die Lösung?
Jeden Samstag erscheint hier ein neues Problem. Viel Spass beim Grübeln!
Problem Nr. 4966
In eigener Sache: Die Leitung der TA-Sportredaktion hat beschlossen, die ganze Rubrik «Schach» einzustellen. Als Grund wird «mangelnde Beachtung» angeführt. Das aktuelle Problem Nr. 4966 könnte bereits das letzte sein.
Joseph und Thomas Warton (England), Chess, 1941. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Eines der typischen Probleme der beiden britischen Brüder, die oft zusammen komponiert hatten.
Lösung an Klaus Köchli, Fontana 1, 6535 Roveredo. Tel. 079 519 58 64, E-Mail: k.koechli@bluewin.ch.
Lösung Nr. 4965
Sven Ekström und Gunnar Andersson (Schweden), Lunds Dagblad 1947, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Der Td5 kann gleich viermal geschlagen werden, ohne dass Weiss darauf eine Antwort hätte. Denn verschwindet der Turm vom Brett, bleibt auch der Springer ohne Deckung und der schwarze König bekommt ein weiteres Fluchtfeld. Weiss muss also resolut vorgehen und macht das am besten, wenn er den Sd4 präventiv in Sicherheit bringt. Dabei räumt und deckt dieser dem Td5 das Drohmattfeld d4. Von den acht möglichen Springerzügen sind also diejenigen plausibel, bei denen der Springer auf ein ungedecktes Feld zieht. Das sind immerhin fünf Möglichkeiten:
1. Sc6!? (droht 2. Td4 matt), aber 1. … Kxd5! ; 1. Sc2!?, aber 1. … Sfxd5! ; 1. Se2!? , aber 1. … Txd5!; 1. Sdf5!?, aber 1. … Sbxd5! Jeder der vier Versuche scheitern an einer anderen Eliminierung des Td5, da Weiss die entstehenden Blockschäden wegen Selbstbehinderung nicht nutzen kann! Es bleibt ein einziger Springerzug, der keinen Mattzug verunmöglicht:
1. Sde6! droht 2. Td4 matt
1. … Kxd5 2. Lc6 matt!; 1. … Sfxd5 2. Db1 matt!; 1. … Txd5 2. De1 matt!; 1. … Sbxd5 2. Lg6 matt!
Es ergeben sich drei lupenreine Stocchi-Blocks auf d5. Das heisst, dass die Blockierung des Fluchtfeldes jeweils die einzige Schädigung darstellt. Eigentlich müssten daher die drei Mattzüge Db1, De1 und Lg6 gleichzeitig möglich sein, aber die schlagende schwarze Figur differenziert dieses Terzett durch ihre Gangart oder auch durch Linienöffnungen für einen eigenen Verteidiger (hier sind es bei den Springerzügen die Db8 bzw. der Tf8). Die schwarzen Themazüge zeigen also Tripelvermeidung. Probleme mit diesem Thema hatten wir in den vergangenen Jahren einige Male präsentiert, das letzte Mal mit der Nr. 4943 von Musante.
Leider fehlen bei dieser berühmten Aufgabe die Satzmatts auf die bereits in der Diagrammstellung spielbaren Annahmen des Turmopfers; insbesondere dasjenige auf den Königszug. Dafür besticht die Aufgabe durch den exklusiven, an den vier Themazügen scheiternden Auswahlschlüssel des Springers!
Wird ein durch weisse Selbstbehinderung differenzierter Auswahlschlüssel mit Dualvermeidung (bzw. hier bei den Stocchi-Blocks Tripelvermeidung) kombiniert, haben wir das Krim-Thema vor uns. Ein weiteres, glänzendes Beispiel zu diesem Thema war die Nr. 4857 von Touw, wie sich der seit über einem halben Jahrhundert aktive Tagi-Löser Nuot Biveroni aus Effretikon erinnerte. Eine thematisch exzellente, aber auch löserfreundliche Aufgabe.
Kommentare: Dieser sehr schöne Zweizüger hat ziemlich den gleichen Inhalt wie Nr. 4857 von Touw: Das Krim-Thema, also Auswahlschlüssel mit Stocchi-Blocks kombiniert. Unterschied: Auf 1. – Kxd5 liegt kein Satzmatt bereit. (N. Biveroni, Effretikon) Stocchi-Blocks und Selbstverstellungen für das Themenalbum! (A. Nievergelt, Winterthur) Stocchi-Block mit thematischen Verführungen, auch für die Königsvariante. Gut gemacht, aber für die Darstellung sollte auf die Königsflucht bereits im Satz eine Fortsetzung bereitstehen. (Th. Maeder, Bern) Statt mit dem Turm zu fliehen oder ihn mit dem Schlüsselzug zu decken droht Weiss mit dem Turm matt zu setzen und zwingt Schwarz, ihn viermal zu schlagen. Dadurch entsteht ein wunderschöner Stocchi-Block! (S. Bomio, Lugano) Nur einer der acht möglichen Züge mit dem Springer d4 führt zum Erfolg und das preisgekrönte Problem beinhaltet vier verschiedene Matts und sieben verschiedene Verführungen – fantastisch! (M. Rüfenacht, Basel) Der Sd4 muss das Feld für den bedrohten Turm räumen und hat das ganze Springerrad zur Auswahl. Aber nur auf Sc6 kann er nicht geschlagen werden, kann weiterhin 2. Td4 decken und blockiert zudem keinen der eigenen Mattzüge. (C. Nordt, Hombrechtikon) Pures schwedisches Kristall! Ein angenehmer Sieg für den Löser, der die sieben Verführungen vermieden hat. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Quatre essais thématiques. Joli! (Th.Ott, Genf) Schöner Räumungs- und Auswahlschlüssel. Man muss für den Springer ein Feld finden, wo er nicht stört. (D. Friedli, Ostermundigen) Dass der Td5 nicht sinnvoll geschützt werden kann, erkennt man schnell. Warum also ihn nicht stehen lassen und eine Drohung suchen, wo er eine wichtige Rolle spielen könnte? Diese Suche wird mit der freudigen Entdeckung eines perfekten Springerrades belohnt! Den richtigen Rösselsprung herauszufinden ist dann nur noch eine kleine Fleisssache. (G. Rusch, Spreitenbach) Springerrad-Auswahlschlüssel, der Td5 von der Rolle des viermaligen Opfers zu derjenigen des Mattsetzers: leicht und vom Feinsten! (R. Gygax, Genf) Der 1. Preis lässt vermuten, dass der angegriffene Turm stillhalten muss. Und da auch das klassische Springerrad ins Auge fällt, gilt es also, sieben Springerzüge auszuschliessen. Nicht sehr schwierig, aber unterhaltsam. (W. Weidert, Zürich)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; K. Köchli, Bonstetten; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4964
Julio Peris Pardo (Spanien), El Ajedrez Español, 1943, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die weissen Leichtfiguren kontrollieren die Fluchtfelder des schwarzen Königs, während die Dame den Tc4 auf seinem Platz festhält. Der Lf8 ist die einzige Figur ohne Aufgabe, aber sein Versuch, den Sd7 mittels Deckung des Fluchtfeldes e5 zu unterstützen, scheitert knapp: 1. Ld6? (droht 2. Sf6 matt) Ld4! 2. d3? exd3! und der Bauer g2 verunmöglicht das Damenmatt auf der langen Diagonalen. Da dieser feldblockende Bauer ein seitens des Komponisten eher unbeholfenes und wenig elegantes Mittel zur Verhinderung von 3. Dg2 matt wäre, kann man davon ausgehen, dass der Bauer noch eine andere Funktion hat. Tatsächlich droht nach seinem Doppelschritt eine Matt, das drei Leichtfiguren einbezieht:
1. g4! droht 2. Sf6+ Ke5 3. Ld6 matt!
1. … Lc5 2. Lb5! (droht 3. Dxc4 matt) axb5 3. Dxa8 matt!
1. … Ld4 2. d3! (droht 3. Dxc4 oder 2. dxc4 matt) exd3 3. Dg2 matt!
Der Läufer verstellt zweimal den gefesselten Turm, so dass dieser nach linienräumenden Opfern mit dem Mattzug direkt entfesselt werden kann. Das ist das Gamage-Thema, das hier zweimal verzögert genutzt wird.
Die 2. weissen Opferzüge sind analog linienräumend und provozieren bei den Opferannahmen die dritten, fatalen Linienöffnungen.
Wegen der ursprünglich je dreifachen Linienverstellungen sind beide Damenmatts im Diagramm kaum voraussehbar, was den angestrebten Überraschungseffekt dieser attraktiven, lösernahen Aufgabe erhöht.
1. … Lb8 2. Sxe3+ Kd4 3. Dxc4 matt.
Kommentare: Zwei schöne, mehrfach maskierte Gamage-Varianten. (Th. Maeder, Bern) Ein eher einfach gestrickter Verstelldreier mit Charme und Ornamentik! (W. Neef, Ulm) Ein wirklich sehr schönes Problem. Dem Matt der Dame über die langen Diagonalen stehen drei Steine im Wege sowie eine potenzielle Blockierung durch den Turm, was dies eigentlich unmöglich erscheinen lässt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Der Schlüssel ist nicht so schwierig: der Bauer auf g2 steht auffallend untätig herum. Aber wer würde denken, dass die Dame auf g2 und auf a8 Matt setzt!? (D. Friedli, Ostermundigen) Ein prächtiges Problem mit einem feinen Schlüssel und zwei beeindruckenden, analogen Mattführungen jeweils durch schwarze Selbstverstellungen des Turms und Damenlinienöffnungen in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Lugano) Die doppelte Turmblockade nebst folgender doppelter Linienräumung und freier Bahn für die Dame waren gar nicht so einfach zu finden. Zum bedauerlichen Abschluss der Tagi-Schachspalte war das noch einmal ein Leckerbissen. (W. Weidert, Zürich) Die beiden Hauptparaden des schwarzen Läufers werden nach versteckten weissen und schwarzen Linienöffnungen als Grimshaw-Verstellungen genutzt. (N. Biveroni, Effretikon) So ein Kleinod klingt wie Verse von Rilke oder Eichendorff. Eine Ehre für das Schach, dem universellen Spiel und Kunst seit Jahrhunderten. Würde die Schweizerpresse das nicht verstehen, wäre es eine Ungerechtigkeit und Verfall der Kultur! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4963
Touw Hian Bwee (Indonesien), E. Cacciari Memorial Turnier, 1974, 4. ehrende Erwähnung. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Der indonesische Grossmeister Touw, dessen Namen gemäss seinen chinesischen Vorfahren mit dem Nachnamen beginnt, lässt dem Löser die Wahl zwischen zwei strategisch analogen Schlüsselzügen. Auf beliebige Züge des Sd3 droht der Turm auf dem geräumten Feld mattzusetzen. Darauf hat Schwarz die starke Parade 1. … Sd2! mit Unterbruch der 2. Reihe, so dass e2 zum Fluchtfeld wird.
Nehmen wir von den möglichen Springerzügen dasjenige Beispiel mit der zur Lösung analogen Einleitung:
1. Sxc5? droht 2. Td3 matt. Weiss bildet eine Batterie.
1. … Tbd8 2. Sxb3 matt; 1. … Tgd8 2. Sxg4 matt; 1. … Sc1 2. Sb7 matt; 1. … Sf2 2. Dxf4 matt, 1. … Sd4 2. Sd5 matt; aber eben 1… Sd2!!
Ein erster, fortgesetzter Angriff mit 1. Sc1!? und präventiver Deckung des Be2 scheitert an 1. …Tgd8! Es dringt hingegen der zweite fortgesetzte Angriff mit der Bildung der anderen Batterie durch:
1. Sxf4! droht 2. Td3 matt
1. … Tbd8 2. Txb3 matt! ; 1. … Tgd8 2. Sxh3 matt!
1. … Sc1 2. Lxc5 matt! ; 1. … Sf2 2. Sg6 matt!
In beiden Variantenpaaren sind die Schädigungen der Türme und der Springer im Vergleich zur erwähnten Verführung vertauscht (Verlust der Felddeckung und Verlust der Linienkontrolle).
1. … Sd4 2. S4d5 matt!
Als Zugabe folgt, wie in der Verführung, ein Thema B2 – Matt auf d5, das aber diesmal durch den anderen Springer ausgeführt wird. («Thema B2» heisst, dass Weiss wegen eines schwarzen Fluchtfeldblocks mit dem Mattzug eine eigene Linie verstellen darf.) Das sind insgesamt fünf Mattwechsel zwischen der Lösung und der analogen, batteriebildenden Verführung mit reziproken Wechseln der Schädigungen.
1. … Sxf4+ 2. Dxf4 matt
Häufungen von Mattwechseln waren bereits damals keine Neuheit mehr, aber trotzdem ist die bescheidenen 4. ehrende Erwähnung auch angesichts der offenen, übersichtlichen Konstruktion eine unverständliche tiefe Klassierung dieser überaus eleganten Aufgabe.
Kommentare: Fünf Mattwechsel und jede Menge Funktionswechsel auf beiden Seiten. (Th. Maeder, Bern) Ein prächtiges Quintett von Mattwechseln! (N. Biveroni, Effretikon) Cinque mats sont différents à l’essai et à la clé ! Parfait! (Th. Ott, Genf) Sehr ansprechender Zweizüger mit grosser Analogie und prächtigen Mattwechseln zwischen Verführung und Lösung. (S. Bomio, Lugano) Eine sehr feine Aufgabe! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Der Td7 stellt nach dem Schlüsselzug die Drohkulisse auf. Bei Verteidigung und Mattsetzung herrscht dann Vollbeschäftigung aller Schwer- und Leichtfiguren. (W. Weidert, Zürich) Ein toller Schlüsselzug, der sowohl eine Batterie als auch ein Gegenschach bietet: ein Szenario vom Feinsten, das eines ersten Preises würdig gewesen wäre! (R. Gygax, Genf) Die Aufgabe hat mir sehr gut gefallen, weil sie sehr abwechslungsreich ist. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: C. Nordt, Hombrechtikon, G. Rusch, Spreitenbach, D. Friedli, Ostermundigen, R. Schweizer, Neuhausen; K. Köchli, Bonstetten, B. Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4962
Eeltje Visserman (Niederlande), Probleemblad 1960, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auffällig ist die Anordnung der vier schwarzen Langschrittler, die in einer sogenannte Orgelpfeifen-Formation am linken Brettrand stehen. Sie stehen zwar nicht auf einer einzigen Linie, aber entscheidend ist, dass sich ihre Wirkungslinien auf vier Feldern doppelt überschneiden. Das legt Nowotny-Verstellungen oder aber Grimshaw-Nutzungen nahe, falls Schwarz die Schnittpunkte besetzen muss. Noch sind keine verstellungsnutzende Matts in Sicht, aber mit dem Schlüssel bereitet Weiss ein faszinierendes Schnittpunktfestival vor.
1. Sg2! droht 2. Sg7+! Sxg7 3. e6 matt
1. … Txd4 2. c3! (droht 3. Sxe3 matt und Sxd4 matt) Td3 3. Tf1 matt; 1. … Lxd4 2. c4! (droht 3. Sxd4 matt und 3. Tf1 matt); 1. … Tc3 2. Dc4! (droht 3. Tf1 matt und 3. Sd4 matt) Txc2 3. Sxe3 matt; 1. … Lc4 2. Dc3! (droht 3. Sd4 matt und 3. Sxe3 matt) Lxe6 3. Tf1 matt.
In den ersten beiden Varianten greifen Turm und Läufer auf d4 zu, werden aber selbst zu Zielen einer Mattdrohung, wenn der Bauer auf der c-Linie die Nowotny-Schnittpunkte besetzt und somit die zweite schwarze Linie nach d4 kappt. In den beiden anderen Varianten besetzt die Dame die gleichen Nowotny-Schnittpunkte, räumt dabei das Drohmattfeld d4 und profitiert von der Verstellung der anderen nach d4 gerichteten Deckungslinie. Nicht zu unterschätzen ist auch die Wahl des Steines, der die Verstellung im 2. Zug erzeugt. So scheitert nach 1. … Txd4 2. Tc4?? an 2. … Txd6! und 1. … Lxd4 2. Tc4?? an 2. … Lxe5! (Der sich wohl automatisch ergebende Zyklus bei den Mattpaaren der Doppeldrohungen ist eine weitere Zugabe: AB, BC, CD und DA, unter Differenzierung von Sxd4 matt und Sd4 matt) Ein prachtvolles Spektakel!
Kommentare: Die Turm-Läufer Schnittpunkte c3 und c4 locken auf falsche Fährten. Es braucht einen schwer zu findenden Vorbereitungszug und dann folgen vier Bilderbuch-Nowotnys. Grossartig. (W. Weidert, Zürich) Grosses Spiel mit Doppeldrohungen nach vier Nowotny-Verstellungen. Die erste (2. c3) zwingt Schwarz zu einem Grimshaw, die zweite und dritte (2. Dc4 und 2. Dc3) macht die schwarze Parade zum Grimshaw. Nur nach der vierten Novotny-Verstellung (2. c4) kann Schwarz nicht beide Drohungen zugleich abwehren. (N. Biveroni, Effretikon) Lipizzaner Auftakt und Abschluss, hochkomplexe Nowotny-Aufgabe mit doppelten Drohungen und einem Trio von permutierenden Mattzügen: eine atemberaubende Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Nach dem Auswahlschlüssel mit feiner Drohung folgen vier prächtige, sehr gut untereinander harmonierende Mattführungen durch Ausnützung von Grimshaw- und Nowotny-Verstellungen. Ein erstklassiges, schwieriges Problem! (S. Bomio, Bordighera ITA) Natürlich nicht Neues, aber alles in einem: ein guter Schlüssel mit komischer Turmverstellung, vierfacher Nowotny, doppeltes Damenopfer: Deshalb ist es ein Meisterwerk! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Unter den vielen bedeutenden niederländischen Problemisten war Visserman der grösste, und hier sieht man wieso. Der Turm könnte auch anderswo stehen – neckisch, dass er ihn so aufgestellt hat, dass man den Springer nicht nach g2 ziehen will. (Th. Maeder, Bern) Auf die Doppeldrohungen im 2. Zug von Weiss folgen gut versteckte Verteidigungen von Schwarz; aber Weiss hat jeweils einen Mattzug, der die gegenseitigen Verstellungen von Turm und Läufer ausnützt. Das Drohspiel liegt einigermassen auf der Hand, aber es war nicht so einfach, herauszufinden, auf welches Feld der Sf4 ziehen muss. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé vraiment difficile, il y a quatre deuxièmes coups des Blancs magnifiques! Ce n’était pas facile… (Th. Ott, Geneve) Die Hemmung, den angegriffen Springer wegzuziehen, trübt den Blick für die Lösung. (R. Schweizer, Neuhausen) Wahrlich ein sehr eindrückliches Meisterwerk! In drei Hauptvarianten kann der jeweils aktive schwarze Stein die zwei Drohungen in einem zweiten Schritt neutralisieren, ermöglicht danach jeweils einen weiteren Mattzug. Zudem werden beim zweiten weissen Zug die Felder c2 oder c3 entweder durch die Dame oder den Bauern zur Linienunterbrechung blockiert. (C. Nordt, Hombrechtikon)
Lösung Nr. 4961
Walentyn Rudenko (Ukraine), Československý šach, 1958, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Gegen die ungedeckte Königsflucht nach f5 muss etwas unternommen werden. Zieht die Dame auf die 5. Reihe, kann wegen der dadurch entstehenden Fesselung des Sd5 dieser Fluchtversuch mit 2. Txf4 matt beantwortet werden. Auf 1. Dc5? entwischt der Ke4 jedoch unbehelligt auf die dritte Reihe: 1. … Kd3!
Interessanter ist der andere Versuch: 1. Da5 !? droht 2. Dxd5 matt
1. … Kf5 x 2. Txf4 matt A; 1. … Kd3 y 2. Sxf4 matt! B und 1. … Sd5 zieht z 2. Txe3 matt C, aber 1. … Sb6!
Weiss hat aber noch ein anderes Mittel gegen die drohende Königsflucht, und wiederum gibt er dabei ein zweites Fluchtfeld frei:
1. Dd6! droht 2. Dxd5 matt
1. … Kf5 x 2. Sxf4 matt! B, 1. … Kd3 y 2. Txe3 matt! C, 1. … Sd5 zieht z 2. Txf4 matt! A
In der Lösung gibt es dieselben Abspiele wie in der Verführung und auch die drei Mattzüge tauchen wieder auf. Sie sind nun aber bezüglich der schwarzen Antworten zyklisch verschoben. Zyklische Wechsel von drei Variantenmatts in 2 Phasen stellen einen Lačný-Zyklus dar, benannt nach dem slowakischen Komponisten Ľudovít Lačný (1926-2019). Hier ist dem ukrainischen Grossmeister die Darstellung dieses ambitionierten Themas, mit zwei Königsfluchten als Themavarianten und einer zudem übersichtlichen Stellung, auf ausserordentlich elegante Weise gelungen.
Kommentare: Lačný-Zyklus nach zwei fluchtfeldgebenden Schlüsselzügen in Verführung und Lösung – sehr schön! (Th. Maeder, Bern) Die Lösung hat zyklisch verschobene Mattzüge zur Verführung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Diese hübsche Aufgabe zeigt einen lupenreinen Lačný! (N. Biveroni, Effretikon). Drei Verteidigungen und Mattzüge sind in beiden Phasen gleich, aber jeder Mattzug straft in der Lösung eine andere Verteidigung als in der Verführung. Und immer ergibt sich ein neues Mattbild! Beeindruckend! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Ohne den Hinweis in der Ausschreibung hätte ich den eigentlichen Gehalt dieses Problems glatt übersehen. Beim Versuch 1. Da5 erkennt man dann die zyklische Zugverschiebung eines Lačný. Damit wird auch die Preisverleihung klar. (W. Weidert, Zürich) Dieselben Mattzüge, aber vertauscht. (D. Friedli, Ostermundigen) Trois mats magnifiques varient entre l’essai et la solution (Th. Ott, Genf) Sehr ansprechender Zweizüger mit grosser Analogie (gleiche Schlüsselfigur, gleiches Drohmattfeld, jeweils eine weitere Fluchtfeldfreigabe, Springerselbstfesselung und Damenlinienöffnung) und drei schönen Mattwechseln zwischen Verführung und Lösung. (S. Bomio, Bordighera ITA) Subtiler, sorgfältig zu untersuchender Auswahlschlüssel für die Monarchin, die den d-Springer vorfesselt und die Kontrolle des d3-Feldes zurückerlangt, so dass das Springerrad fallefrei wird: ein brillanter Zweizüger! (R. Gygax, Genf) Ob der Komponist wohl beabsichtigt hat, mit dem grossen weissen Materialaufwand den Löser in die Irre zu führen? Dabei ist doch schnell ersichtlich, dass die Dame die Hosen anhat und auf der schwarzen Schwäche d5 mattsetzen möchte. Die Abspiele sind dennoch oder vielleicht gerade deswegen sehr sehenswert! (G. Rusch, Spreitenbach) Wieder geht es um einen nicht offensichtlichen, aber gut konstruierten Zweizüger. Der weisse Bauer auf e7 fällt sofort auf. Er ist nicht für eine Umwandlung vorgesehen, sondern deckt d6 für die Dame. (J. Meli, Bern) Um den Abzugsmatt bietenden Springer zu schützen, funktioniert lediglich Dd6 als Schlüsselzug in dieser leichten, aber feinen Aufgabe. (K. Köchli, Bonstetten)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal, B. Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4960
M. Bony (Frankreich), La Bataille, 1948. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Dreizügige Miniaturen mit einem Rex Solus gibt es sicherlich Hunderte, aber gar ein «Sechssteiner» mit einem derart thematisch kompakten Inhalt ist eine absolute Seltenheit! Diese Aufgabe ist wohl einer der verblüffendsten Funde der Problemliteratur. Der Komponist hatte diese Idee also kaum erarbeitet, sondern er fand die korrekte Stellung in einem glücklichen Moment am Brett, wie einen Edelstein inmitten eines Schotterfeldes.
Natürlich muss der schwarze König am Ausbruch gehindert und die Umwandlung des Bc7 vorbereitet werden. Der Schlüssel nimmt dem Kc5 zwar zwei Fluchtfelder, gesteht ihm aber gleichzeitig zwei andere zu. Durch diese ausgeglichene Bilanz ergibt sich ein Give and Take-Schlüssel, der ein Fluchtfeld mittels Opfer freigibt:
1. Sd6! Zugzwang
1. … Kb6 2. c8=D! Kxa7 3. Db7 matt; 1. … Kc6 2. c8=S! Kc5 3. Tc7 matt; 1. … Kd6 2. c8=T! Ke6 3. Tc6 matt.
Die drei Königsfluchten auf die 6. Reihe erfordern jedes Mal eine andere Umwandlung des Freibauern, um die Forderung zu erreichen. Ein reizendes Kleinod!
Kommentare: Ein schwarzer König, der seine Einsamkeit dem Zugzwang ausgesetzt ist: diese Umwandlungs-Delikatesse ist ein Meisterwerk an Schlichtheit, Effizienz und Ästhetik! (R. Gygax, Genf) Eine durch ihre Schlichtheit bestechende Komposition, gewürzt mit Zugzwang, Opferangebot und drei verschiedenen Umwandlungen. Bei jeder der drei möglichen Antworten im ersten Zug bleibt der schwarzen Majestät im zweiten Zug nur ein einziges Fluchtfeld. Schnörkellos und sehr ästhetisch! (G. Rusch, Spreitenbach) Verblüffende Aufgabe mit wohlbegründeten Unterverwandlungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Schon erstaunlich, dass das alles eindeutig ist. (Th. Maeder, Bern) Bony bietet Entspannung pur, nach dem Dreizüger von Dombrowskis! Eine erstaunlich leichtfüssige 3/4-Allumwandlung! In W. Speckmanns Buch «Perlen der Schachkomposition» mit dreizügigen Miniaturen ist diese Aufgabe nicht enthalten, offenbar war sie ihm nicht bekannt. (N. Biveroni, Effretikon) So eine Perle hätte wohl einen Platz in der «dreizügige Miniaturen»-Sammlung von Speckmann verdient! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Ohne Umwandlung sind die weissen Kräfte zu schwach und die Königsflucht über c4 muss verhindert werden. Der Schlüsselzug ermöglicht beides und 3 beeindruckende Umwandlungen beantworten die Züge des Königs. Bei nur 6 Steinen erstaunlich reichhaltig. (W. Weidert, Zürich) Sehr hübsches Rex solus-Zugzwangproblem mit Fluchtfelder wechselndem Opferschlüssel und prächtigen Mattführungen durch ausdifferenzierte Bauernumwandlung. Und das alles mit nur sechs Steinen! (S. Bomio, Bordighera ITA) Die Lösung beinhaltet eine Unterverwandlung zur Pattvermeidung und eine zur Deckung des Springers sowie ein Turmopfer mit jeweils unerwarteten Mattbildern. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein geniales Problem mit drei verschiedenen Verwandlungen. Jeder der sechs Steine hat seine wichtige Aufgabe. Die drei verschiedenen Matts sind gut in die Wege geleitet. (J. Meli, Bern) Der Dreizüger hat Spass gemacht. Der Bauer auf c7 war verräterisch! (B. Wernly, Muri BE) C’est absolument génial… Trois défenses du Roi noir et trois promotions! Superbe! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; B. Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4959
Leopold Szwedowski (Polen), Het Parool, 1973; 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Der Te5 ist einem dreifachen Angriff ausgesetzt. Würde er durch die Dame geschlagen, könnte Weiss mit 2. Sf3 matt antworten. Wenn hingegen der König oder der Läufer zugreifen, bleibt Schwarz unbehelligt. Besonders gegen die drohende Königsflucht muss sich Weiss vorsehen. Der simple Wegzug des angegriffenen Turmes brächte aber nirgends eine entscheidende Stellungsverbesserung und wäre bei einem prämierten Problem wegen des Fluchtfeldraubes ohnehin nicht denkbar.
Weiss wählt einen interessanteren Plan: Er zieht seinen Ld5, um dem Te5 das Feld für eine Mattdrohung zu räumen. Gleichzeitig sperrt er Linien der schwarzen Schwerfiguren, um nun auf alle Annahmen des Turmopfers Mattzüge zu ermöglichen. Von den drei analogen Optionen ist aber nur eine richtig:
1. Lf7!? (droht 2. Td5 matt) mit Sperrung der f-Linie des Tf8:
1. … Kxe5 2. Lg7 matt! ; 1. … Lxe5 2. Sxf5 matt!, ferner 1. … Dxe5, Df3+ oder Dxd3 2. S(x)f3 matt, aber 1. … Txd3!!
1. Lf3!? (droht 2. Td5 matt) mit Sperrung der Linie der Dg3:
1. … Kxe5 2. De3 matt! ; 1. … Lxe5 2. Le3 matt!, ferner 1. … Dxf3+ 2. Sxf3 matt, aber 1. … Dxe5!
Es geht nur die Sperre der Turmlinie auf der 3. Reihe:
1. Lb3! droht 2. Td5 matt; 1. … Kxe5 2. Dc3 matt!; 1. … Lxe5 2. c3 matt!
Vergleicht man nun in den beiden Verführungen und der Lösung die beiden neu ermöglichten Matts, erkennt man je einen dreifachen Mattwechsel in beiden Varianten. Ein solcher Mehrfachmattwechsel bei mindestens 2 Varianten heisst im Fachjargon Zagoruiko (nach Leonid Zagoruiko, 1923-1999). Noch präziser beschrieben ist es ein 3x2 Zagoruiko, wobei die erste Zahl für die Anzahl der Phasen und die zweite Zahl für die Anzahl der involvierten Varianten steht. Dieser 3x2 Zagoruiko wirkt durch die einheitliche Strategie mit Liniensperren beim Auswahlschlüssel des Läufers besonders harmonisch. Nebenspiel:
1. … Dxe5, Df3+ oder Dxd3 2. S(x)f3 matt
Kommentare: 3x2 Zagoruiko. Das hatten wir schon bei Aufgabe 4851 des gleichen Autors, dort aber mit Batteriespiel. Hier sind die schwarzen Paraden einheitlicher. Schlägt der König, so muss noch sein Ursprungsfeld kontrolliert werden; schlägt der Läufer, so wird er als Block genutzt. Herrlich, erfordert genaues Hinschauen! (N. Biveroni, Effretikon) Einheitlicher Zagorujko. Aber die ungedeckte Satzflucht und die grobe Widerlegung 1. … Dxe5 gefallen mir weniger. (Th. Maeder, Bern) Ausweichschlüssel, wobei sorgfältig zu untersuchen ist, welche Schwerfigur gesperrt werden soll: eine herrliche, trotz ungewöhnlicher Redundanz fast perfekt dualfreie Komposition! (R. Gygax, Genf) Attraktives Problem mit Mattfeld räumendem Läuferauswahlschlüssel, grosser Analogie und schönen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Il y a des mats différents entre les essais et la solution! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Bald wird klar, dass Ld5 abziehen muss, damit der von Schwarz bedrohte Turm mattsetzen kann, wobei der Läufer aber entweder auf Lf7, Lf3 oder Lb3 Linien blockieren muss. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein gut konstruierter Zweizüger mit glatten Verführungen! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Der Te5 spielt die Opferrolle, da der Ld5 im im Wege steht. (J. Meli, Bern) Ein dreifaches Turmopfer und eine Gegenschachvariante. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen sandten: W. Weidert, Zürich; K. Köchli, Bonstetten; B. Wernly, Muri BE; R. Schweizer, Neuhausen; G. Rusch, Spreitenbach; B. Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4958
Alfreds Dombrovskis (Lettland), 4th lichnoe pervenstvo Latvijskoj SSR, 1955; 1. Platz. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Beim Anblick des Diagramms taucht unweigerlich die Frage auf, welche Rolle der ausgesperrte La1 in der Lösung wohl einnehmen wird. Ob er als Batteriehinterstein eventuell nur eine Nebenrolle in einem Nebenspiel hat oder aber eine tragende Rolle in den Hauptvarianten, muss vom Löser rausgeknobelt werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Batterie zu aktivieren. Sofortige Züge des Td4 oder gar die Idee, ihn z.B. mit 1. Dxd7? zu opfern, sind zu optimistisch, da der Turm dabei die Kontrolle über die von ihm kontrollierten Fluchtfelder d5, e4 und f4 aufgibt. Dies könnte auch durch ein folgendes Abzugsschach des Kb2 nicht kompensiert werden: z.B. 1.Td1?, aber Lxf2!
Interessanter sind einleitende Königszüge, so dass der Td4 zum Batterievorderstein wird. Dass er sich dabei Gegenschachs aussetzt, ist nicht das Hindernis, aber die Läufer können auf andere Art parieren: 1. Kb1? Le4+? Td3+! usw., aber 1. … Lxf2! Dieselbe Parade mit Kontrolle der Diagonalen der Da7 folgt nach 1. Kc1? Lf4+? Td2+! usw., aber wieder 1. … Lxf2! Auf 1. Kb3? pariert schliesslich 1. … Lxd5+!, da das Gegenschach ein Fluchtfeld schafft: 2. Tc4+ Kxe6!
Die Erkenntnis, dass es nicht die Gegenschachs sind, die diese Versuche scheitern lassen, kann jedoch auf die richtige Spur führen. Die Lösung beginnt mit einem unauffälligen Damenzug:
1. Db6! droht 2. Sf5! und 3. Dxd6 matt
Die vermeintlich gleichwertige Drohung 2. Txb4?? scheitert an 2. … Kxd5!, denn nun deckt der Lg3 das Feld d6.
1. … Lf4! 2. Kb1!! (droht 3. Dxd6 matt) Le4+ 3. Td3 matt!; 1. … Le4! 2. Kc1!! (droht 3. Dxd6 matt) Lf4+ 3. Td2 matt!; 1. … dxe6! 2. Kb3!! (droht 3. Dxd6 matt) Lxd5+ 3. Tc4 matt!
Zweimal blockiert der erste schwarze Zug eines der drei vom Td4 kontrollierten Fluchtfelder. Weiss setzt nun seinen König einem Gegenschach aus, wodurch das zweite Fluchtfeld blockiert wird. Mit dem Kreuzschachmatt behält der Turm die Kontrolle über das dritte Fluchtfeld. Ähnlich ist die dritte Variante, nur dass dort der Bauer mit einem Blockzug beginnt und der Turm, nach der Blockierung des ersten Fluchtfeldes, mit dem Kreuzschachmatt die beiden anderen Fluchtfelder auf der 4. Reihe unter Kontrolle hält.
1. … Lxh4 2. Txb4! und 3. Dd4 bzw. Dxd6 matt
Nach der Weglenkung des Lg3 dringt nun das vermeintliche Drohspiel durch.
1. … Lxd5 2. Te4+ Kxe4 3. De3 matt; 1. … Lxf2 2. Sf5 Lxd4+ 3. Dxd4 matt
Eine glänzende, mit drei Hauptvarianten höchst anspruchsvolle und sehr schwierig zu realisierende Idee des berühmten lettischen Komponisten (1923-2000), die aber auch dem Löser alles abverlangt!
Kommentare: Fantastisch! Man vermutet schon, dass diese Königszüge geschehen müssen, aber wie?? Ein Problem, das einem zur Verzweiflung bringen kann! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Wow – an einem Lösungsturnier hätte ich damit allein die ganze Zeit für die Dreizügerrunde verbraten. Dabei liegen die wunderschönen Kreuzschachvarianten einigermassen nahe, aber bis man alles beisammen hat… (Th. Maeder, Bern) Ich hätte wetten können, dass der erste Zug ein Königszug ist – und ich hätte die Wette verloren! Es gefällt mir sehr, dass es drei Varianten mit drei verschiedenen Königszügen im 2. Zug gibt. (M. Rüfenacht, Basel) Hier geht es um den Schutz des d-Turms: dieser Schachaustausch ist ein saftiges Kabarettstück, in dem sich das königliche Paar über die schwarzen Läufer lustig macht! (R. Gygax, Genf) Das Verteidigungspotential der beiden Läufer hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Wegen der kniffligen Varianten war die Lösung schwierig zu finden. Das Abzugsschach kommt dann auf spektakuläre Weise zustande. Der 1. Platz war verdient. (W. Weidert, Zürich)
Lösung Nr. 4957
Rudolf Wüthrich (Schweiz), Schweiz - Bayern, 1985; 4. Platz, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die weisse Batterie auf der 5. Reihe wird von Schwarz gleich sechsfach kontrolliert; besonders der direkte Angriff des Bauern b6 auf den Batteriehinterstein Ta5 ist lästig. Damit sie zum Einsatz kommen kann, muss eine Drohung mit Doppelschachmatt vorbereitet werden. Dies gelingt mit beliebigen Feldräumungszügen des Ld4, allerdings sollte dieser seinen Einfluss auf die schwarze Königsstellung beibehalten. Darum ist ein kurzer Rückzug auf der langen Diagonale die richtige Wahl:
1. Lc3! droht 2. Sd4 matt
1. … S7c5 2. Txf6 matt; 1. … S3c5 2. fxg5 matt; 1. … S7e5 2. De4 matt; 1. … S3e5 2. fxe5 matt.
Diese vier Varianten zeigen das Chicco-Thema, benannt nach dem italienischen Komponisten Adriano Chicco (1907-1990), aber auch bekannt als Moskau-Thema. Die Beschreibung ist folgende: Eine weisse Batterie droht ein Doppelschachmatt. Die Verteidigungszüge unterbrechen eine der beiden weissen Drohmattlinien und kontrollieren gleichzeitig die zweite Linie oder das Mattfeld. Dabei entstehen aber Schädigungen, die Weiss neue Mattführungen ermöglichen.
Da in unserem Fall keine Linienfigur, sondern ein Springer das Doppelschachmatt droht, gibt es nur eine thematische Linie, die Schwarz unterbrechen kann: Viermal besetzen die beiden Springer die 5. Reihe und schwächen so das drohende Doppelschachmatt auf ein einfaches Matt ab. Dabei werden auch zusätzlich die dahinterstehenden Türme eingeschaltet, die das Drohmattfeld d4 angreifen und so die Drohung widerlegen. Dem Berner Komponisten waren in dieser feinen Komposition vier saubere Themavarianten gelungen, was sich mit einer guten Klassierung in diesem Länderwettkampf auszahlte.
Kommentare: Das Moskau- oder Chicco-Thema in Vierfachsetzung, klar, schnörkellos und natürlich dualfrei! In zwei Abspielen kommt sogar eine zweite Batterie zum Zug. Gefällt auch nach bald vierzig Jahren noch. (N. Biveroni, Effretikon) Eine schöne Schweizer Darstellung des Chicco-Themas. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Vier Verteidigungen stellen das Moskau-Thema dar, mit dreimal fortgesetzter Verteidigung. (Th. Maeder, Bern) Elegant! (D. Friedli, Ostermundigen) Nach dem Wegzug des Ld4 droht Doppelschach und dies wiegt die Öffnung der zweiten schwarzen Turmlinie auf. Die vier erzwungenen symmetrischen Abwehrzüge der Springer geben dann die Kontrolle über f4 oder f6 auf oder blockieren e4. Nicht schwierig, aber doch sehenswert. (W. Weidert, Zürich) Nach der ziemlich naheliegenden Drohung mit einem das Mattfeld räumenden Läuferauswahlschlüssel und Doppelschachmatt folgen trotz symmetrischer Stellung der schwarzen Figuren vier gut ausdifferenzierte Matts nach Lenkungen der Springer auf die Batterielinie. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Räumungsschlüssel zu einer Doppelmattdrohung; die schwarzen Springer öffnen neue Paradeachsen auf Kosten ihrer Verteidigungsrolle: spektakulär, dualfrei und einfach! (R. Gygax, Genf) Nicht einer der schwierigeren Zweizüger, aber dass jede der vier Verstellungen der 5.-Reihe durch einen schwarzen Springer einen anderen Mattzug benötigt, ist sehr gelungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Es ist evident, dass der weisse Läufer seinem Springer für ein Schachgebot mit gleichzeitigem Abzugsschach Platz machen muss. Die nicht in Frage kommenden Felder sind schnell ausgemustert. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Schlichtheit entstehen gefällige Mattbilder. (G. Rusch, Spreitenbach) Après la clé il y a quatre défenses des deux Cavaliers noirs et quatre mats des Blancs assez superbes. (Th. Ott, Genf) Die schwarzen Springer sind machtlos. Auch die schwarze Dame kann nicht eingreifen, mit 2. Sd4 hat der Springer alles unter Kontrolle. Der Läufer geht geschickt aus dem Weg. Der Komponist musste ein Versteck für den weissen König finden. (J. Meli, Bern) Trotz des guten Tipps hat mich der Zweizüger recht viel Zeit gekostet. Ein Bravo für Rudolf Wüthrich! (B. Wernly, Muri BE)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; B. Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4956
Gerardus Goethart (Niederlande), Olympisches Kompositionsturnier 1948-1950, 1. Lob. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Kräftemässig sind sich Weiss und Schwarz fast ebenbürtig, aber mit einem ziemlich naheliegenden Springerzug vermag der Anziehende die gegnerische Dame auf der Stelle fast komplett aus dem Spiel zu nehmen:
1. Sd5! Durch diesen Sprung ins Zentrum findet sich die schwarze Dame in einer Brennpunktstellung wieder, von wo sie die beiden Brennpunkte b4 und e7, auf denen dieser Springer Matt droht, unter Kontrolle halten muss. Weiss versucht nun die Dame bei ihrer Deckungsaufgabe zu überlasten. Er droht einen Vektor, wie die Linien vom Brennpunkt zu dessen Bewacher heissen, zu unterbrechen, um die Dame vom zweiten kontrollierten Feld abzulenken: Es droht 2. Dc3! (droht 3. Sb4 und auch 3. Dxc4 matt) Dxc3 3. Sde7 matt
Durch die stille Drohung werden auch weniger offensichtliche Verteidigungsideen möglich:
1. … Ld1 2. De2! (3. Sde7 matt) Dxe2 3. Sb4 matt, mit Unterbruch des Vektors e1-e7 durch die Db2. (2.Dc3? Sf3~+!)
1. … Lxd3 2. Dd2! (3. Sb4 matt) Dxd2 3. Sde7 matt, nun mit Unterbruch des Vektors e1-b4. (2. De2? Lxf5!) Die weisse Dame muss also präventiv den Ld3 hinterstellen, um die Schaffung eines Fluchtfeldes auf d6 nach 2. … Lxf5 zu verhindern.
1. … Lg3 oder Lxf2 2. De5! (droht 3. Se7 matt) Dxe5 3. Sb4 matt; (2. Dc3? Lxd6! bzw. Lc5!; nach Wegzug des Lh4 ist das Mattfeld e7 nach 2. … fxe5 nicht mehr gedeckt.)
Das Drohspiel inbegriffen unterbricht die Dame also in den Fortsetzungen je zweimal die beiden Vektoren, die zu den Brennpunkten b4 und e7 zeigen. Eine aussergewöhnliche Häufung des Motivs! Dazu kommt die Variante:
1. … Sf3 ~ 2. Tb6+! Kc5 3. D(x)d4 matt
Da es in den ersten drei Abspielen stille Fortsetzungen gibt, die ein Matt im dritten Zug drohen, kann auch das typische Zweizügerthema Pseudo Le Grand entdeckt werden. Vergleicht man in den ersten beiden Abspielen die Drohmatts auf die Sperrzüge der Dame und die dann effektiv erfolgenden Matts, kann man einen reziproken Wechsel der weissen Züge feststellen: 2. De2! droht 3. A matt, Dxe2 3. B matt bzw. 2. Dd2! droht 3. B matt, Dxd2 3. A matt. Dieser reziproke Tausch von Drohzug und Matt in zwei Varianten (oder Phasen) ist das Kennzeichen des Le Grand-Themas. Dazu gehört auch ein identischer Verteidigungszug in beiden Varianten. Bei unterschiedlichen Verteidigungszügen, wie es in unserem Fall 2. … Dxe2 und 2. … Dxd2 sind, handelt es sich daher noch um einen Pseudo Le Grand.
Dass diese Vierfachsetzung mit einheitlichen Liniensperrzügen der Dame nur ein Lob erhalten hat, hängt wohl mit der hohen Qualität der Probleme zusammen, die an diesem prestigereiche Olympiade-Turnier teilgenommen hatten.
Kommentare: Die weisse Dame opfert sich viermal, um ihrer schwarzen Kollegin die Sicht auf einen der Brennpunkte zu nehmen. Heutzutage würde man «Pseudo-le Grand» dazuschreiben und vermutlich mehr als nur ein Lob erhalten… (Th. Maeder, Bern) Ein Schlüssel, der die schwarze Dame festnagelt, wobei Gefahren von Gegenschach und Fluchtfeldfreigabe abzuwehren sind: schön vielfältig! (R. Gygax, Genf) Nur von e1 aus hat die schwarze Dame die beiden Brennpunkte b4 und e7 gleichzeitig im Auge. Durch raffinierte Vektorunterbrechungen gelingt es Weiss, sie aus ihrer Warte zu locken. Eine äusserst harte Nuss! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Schlüsselzug muss die schwarze Dame zwei Mattfelder bewachen und ist dadurch an ihren Platz gefesselt. Blockierung oder Weglenkung ist damit angesagt und dies gelingt mit originellen Opfern der weissen Dame. (W. Weidert, Zürich) Mit dem Schlüsselzug schielt Weiss auf b4 und e7 und bindet damit die schwarze Dame, weil nur sie diese beiden möglichen Mattfelder beherrscht. Diese «Fesselung» versteht Weiss geschickt auszunutzen. Allerdings sind nicht alle weissen Fortsetzungen trivial. (G. Rusch, Spreitenbach) Es ist ziemlich auffallend, dass der Schlüssel durch den Sf4 ausgeführt wird. Aber die stille Drohung und die Paraden sind fein und nicht so leicht zu finden. Ein interessantes Problem. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Der Schlüsselzug zwingt wegen der Drohungen Sb4 und Sde7 mit Matt die schwarze Dame zum Verbleib auf e1. Diese Linien dürfen durch die schwarzen Züge nicht selbst verstellt werden, aber die geeigneten Verstellungen dieser Linien durch die weisse Dame ist in den Abspielen essenziell. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach dem feinen Springerschlüssel ist die Dame an die Linien e1-a5 und e1-e8 gebunden und Schwarz kann sich gegen die Drohung nur mit den anderen Figuren verteidigen. Dadurch entstehen aber schöne Mattführungen dank Springer- und Läuferlenkungen und neuen Damenverstellungen. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Der Springer gelangt auf einen sehr günstigen Platz und kann sowohl auf b4 wie auf e7 mattsetzen. Die schwarze Dame darf sich nicht von der Stelle rühren, um die beiden Felder unter Kontrolle zu halten. (D. Friedli, Ostermundigen) J’avais la clé très rapidement, mais je ne voyais pas la menace… Finalement, j’ai réussi: La menace est bonne et les quatre deuxièmes coups des Blancs sont géniaux! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4955
Cyril Swindley (Schweden), The Problemist 1981, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die Besetzung des Linienschnittpunktes e5 durch den Te8 sieht sehr verlockend aus, da so eine Nowotny-Verstellung mit der typischen Doppeldrohung entsteht. Aber Schwarz kann seinerseits mit einer Nowotny-Verstellung auf f2 kontern, die durch die doppelte Linienverstellung dem eigenen König zwei Fluchtfelder schafft: 1. Te5? droht 2. Sc5 matt und 2. Sxf4 matt, aber 1. … f2!!
Gegen diesen generell starken Verteidigungszug hilft jedoch ein beliebiger Zug des Le3, weil dadurch das Feld e3 ein zweites Mal gedeckt und die doppelte Verstellung der e-Linie um einen Stein reduziert wird. So kann dann der Se4 selbst die 2. Reihe mit einer Mattdrohung verstellen, da er kompensatorisch die e-Linie öffnet. Es handelt sich also um einen Auswahlschlüssel des Le3, dessen Differenzierung durch analoge Verteidigungen erfolgt:
1. Lxf4? (droht 2. Sf2 matt), aber 1. … Te5!; 1. Lc5? aber 1. … Le5!; 1. Ld4? aber 1. … Te7!; 1. Ld2? aber 1. … Se3!; (1. Lxa7? Dxa7!)
Schwarz kann sich nur verteidigen, indem er die e-Linie präventiv verstellt, so dass bei Ausführung des Drohzugs wiederum ein Fluchtfeld auf e2 entstände. Er ist damit bei vier Versuchen des Läufers erfolgreich, da dieser seinen Mitstreitern eine Mattmöglichkeit verwehrt. Es geht nur:
1. Lb6! droht 2. Sf2 matt
1. … Te5 2. Sxf4 matt; 1. … Le5 2. Sc5 matt; 1. … Te7 2. Dd4 matt; 1. … Se3 2. Td2 matt; 1. … Le6 2. Dxf1 matt
Zu den vier Verführungswiderlegungen, von denen nun zwei einen Grimshaw auf dem erwähnten Nowotny-Schnittpunkt verursachen, kommt eine fünfte analoge Verteidigung dazu. Allen liegt dieselbe Idee zu Grunde: Da Weiss mit der Drohung eine Linie zum Themafeld e2 verstellt, kontert Schwarz mit der Verstellung einer zweiten, auf dieses Feld zielenden Linie. Dies entspricht dem Thema A, aber hier ist zweite Linie noch durch den Drohstein maskiert, so dass es sich bei den Verteidigungen um Lewman-Paraden handelt. Dieses «maskierte Thema A» ist hier gleich fünffach dargestellt und effektvoll mit einem Auswahlschlüssel kombiniert worden. (zu diesem Thema siehe auch die Nr. 4845 Brügge)
Kommentare: Die Lewman-Paraden auf e5 entpuppen sich als Grimshaw-Verstellungen und funktionieren deshalb nur in je einer thematischen Verführung. (Th. Maeder, Bern) Fünf Lewman-Paraden, von denen leider nur vier eine Verführung widerlegen. Erinnert an Nr. 4845 von J. Brügge, wo allerdings zu jeder der fünf Paraden eine entsprechende Verführung passte! (N. Biveroni, Effretikon) Der naheliegende Nowotny auf e5 scheitert an einer raffinierten zweifachen Verstellung. Durch einen präzisen Läuferauswahlschlüssel werden die schwarzen Figuren auf die e-Linie gelenkt (darunter entsteht auch eine Grimshaw-Verstellung) und ermöglichen fünf prächtige Matts. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Die Novotny-Verführungen auf d6 und e5 scheitern und nach Sf2 blockiert Weiss selbst beide Turmlinien. Zieht der Le3 weg, muss Schwarz die e-Linie verstellen und das Drohmatt Sf2 wird fünfmal durch ein anderes Matt ersetzt. Aus der Novotny-Verführung auf e5 wird dann in diesem reichhaltigen Problem eine Grimshaw-Verstellung. (W. Weidert, Zürich) Alle Verführungen haben den Mattzug Sf2 im Blick. Schwarz kann sich jedoch wehren, indem er die e-Linie unterbricht und dadurch dem König das Fluchtfeld e2 ermöglicht. Der Lösungszug droht zwar ebenfalls mit 2. Sf2 matt, aber jetzt kommt Schwarz bei jeder möglichen Entgegnung sich selbst in die Quere. Sehr hübsch, aber relativ einfach. (G. Rusch, Spreitenbach) Jeder Zug von Schwarz, der dem Te8 die e-Linie unterbricht, ermöglicht dafür andere Mattzüge. Unterhaltsam! (D. Friedli, Ostermundigen) Auffallend, wie die Widerlegungszüge als Verteidigungen zurückkehren! Wegen des gut versteckten Schlüssels und der feinen Widerlegungen ein recht tückischer Zweizüger. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Quatre essais assez faciles et une jolie clé (Th. Ott, Genf) Schachprobleme mit thematischen Verführungen sind immer schön! (R. Wüthrich, Langenthal) Der Läufer auf e3 muss aus dem Weg. Verdächtig ist die Ansammlung der Dame, des Läufers und des Bauern in der oberen Ecke links. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; K. Köchli, Bonstetten; C. Nordt, Hombrechtikon.
Lösung Nr. 4954
Alex Casa (Frankreich), Probleemblad 1953, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Obwohl die beide schwarzen Türme je ein Mattfeld des Sd7 bewachen müssen und somit an die c-Linie bzw. an die 6. Reihe gebunden sind, braucht es ein überlegtes Vorgehen von Weiss, um die schwarze Verteidigung zu überwinden. So wird der spontane Versuch 1. Db8? dank des Springers gerade noch vereitelt, der sich in die Linie wirft und so ein Tempo gewinnt (1. … Sd6!). Nach dem folgenden Damenzug entwickelt sich aber ein faszinierender Lösungsverlauf:
1. Da5! droht 2. De1! (3. Dh1 matt) Txe2 / Tf6 3. Sc5 / Sxf6 matt
Auf den ersten Blick scheint es, dass es ausser 1. … Tc3 2. Dxc3 nebst 3. Dd3 matt gar keine vernünftige Verteidigung gibt. Aber da es sich um eine stille Drohung handelt, hat Schwarz einen Zug mehr Zeit, um die Verteidigung zu organisieren. Tatsächlich gibt es zwei subtile Turmzüge, die nicht nur keinen direkten Einfluss auf den Verlauf des Drohspiels nehmen, sondern sich sogar vom Drohmattfeld entfernen. Die Verteidigungsidee dieser Züge ist die gleichzeitige Kontrolle beider zu bewachenden Mattfelder, so dass der jeweils andere Turm von seiner Deckungsaufgabe entbunden wird und verteidigen kann:
1. … Tcc6! (2. De1? Tgf6!) 2. Da6! (droht 3. Dd3 matt) Txa6 3. Sc5 matt, bzw. 2. … Tc3 3. Dxg6 matt!
1. … Tgc6! (2. De1? Txe2!) 2. Dc7! (droht 3. De5 matt) Txc7 3. Sf6 matt, bzw. 2. … Te6 3. Dxc2 matt! (falls 2. … Sd6 3. Sf6 matt)
Dabei ziehen die beiden Türme auf ihren gemeinsamen Linienschnittpunkt, wo sie je eine Holzhausen-Verstellung verursachen. Sind diese Verstellungen wie hier wechselseitig, werden sie ausserhalb des deutschen Sprachraums Wurzburg-Plachutta genannt. Ein «wechselseitiger Holzhausen» und ein «Wurzburg-Plachutta» sind also Synonyme. Die Dame bietet sich darauf den Türmen mit analogen Zügen als Opfer an, die zudem Hinterstellungen sind. Nimmt der Turm die Dame gemäss der Holzhausen-Verstellung, verliert er die Kontrolle über das bewachte Mattfeld. Pariert er hingegen die neue Drohung der Dame, öffnet er ihr fatalerweise die Linie zum anderen Turm, der mit Matt geschlagen wird. Ein abwechslungsreicher Lösungsverlauf mit ausnahmslos geistreichen Zügen auf beiden Seiten. Dies alles wird in einer traumhaft sparsamen Stellung präsentiert. Eine Perle von einem Schachproblem!
Kommentare: Eleganter Wurzburg-Plachutta mit nur einem Hauch von Symmetrie. (A. Nievergelt, Winterthur) Die Lenkungsopfer der Dame nach den Holzhausen-Verstellungen fand ich noch subtiler als die beiden Verteidigungszüge. Das Angriffspotential von Dame und Springer ist beeindruckend. Ein tolles Problem. (W. Weidert, Zürich) Die überraschende Drohung erzwingt zwei prächtige analoge Mattführungen durch Holzhausen-Verstellungen Auch ästhetisch ein sehr attraktives Problem! Senz’altro uno dei più belli problemi dell’autore! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Weil die schwarzen Türme weder mit 1. … Txe2 noch mit 1. … Tf6 ein Gegenschach heraufbeschwören können, kann sich Weiss eine prächtige stille Drohung leisten. Die darauffolgenden Holzhausen-Verstellungen werden einerseits gewohnt klassisch und anderseits mit Angriffen auf den hintern Turm widerlegt. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Zuerst denkt man, dass das Schwarz kaum parieren kann, aber dann entdeckt man den Wurzburg-Plachutta. Auf alle Fälle ein Leckerbissen! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Die beiden schwarzen Türme und der schwarze Springer stehen hervorragend und fordern den ganzen Einfallsreichtum von Weiss. Das eigentliche Kunststück besteht darin, eine Drohung aufzustellen, die mit den beiden «Verdopplungen» der schwarzen Türme zurechtkommt. Überaus witzig zudem, dass die Dame es fertigbringt, vom gegenüberliegenden Ende der Diagonale her mit Matt zu drohen. Ein wahres Prunkstück! (G. Rusch, Spreitenbach) Die Monarchin von einer eindrucksvollen Schachbrettdurchquerung zu einer sensationellen Opferrolle bei der Ausrichtung der schwarzen Türme: Ein ästhetisches Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Die schwarze Verteidigung wird gestärkt, wenn einer der beiden Türme nach c6 zieht, weil dann dieser Turm beide Mattzüge vom Springer parieren könnte. Weiss kontert dann diese Verteidigungsversuche mit einem Opferzug der Dame, der bei Annahme den ursprünglichen Springermattzug zulässt oder bei Deckung des Drohmattfeldes durch den Turm das Schlagen des anderen Turms ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nur knapp scheitert der Versuch 1. Db8? (droht 2. De5 matt) an 1. … Sd6! 2. Dh8 Te6! Ziemlich schwierig, und die zweiten Züge der Dame auf die beiden schwarzen Turmzüge sind nicht gerade offensichtlich. (D. Friedli, Ostermundigen) Superbe! J’adore! (Th. Ott, Genf) Dieser Schnittpunkt ist aus zwei Gründen ungewöhnlich. Einerseits werden die verstellten Steine jeweils daran gehindert, vom König wegzuziehen, statt wie üblich zu ihm hin. Und andererseits überquert der Drohzug in anderen Aufgaben häufig den Schnittpunkt; hier hingegen muss Schwarz seine Türme verdoppeln. Leider ist nur die Verstellung 1. … Tcc6 «neudeutsch-logisch» einwandfrei: Das Probespiel 1. Da6? (1. … Txa6!) folgt als Fortsetzung auf die Verteidigung 1. … Tcc6. Aber auch so ist das ein tolles Stück! (Th. Maeder, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4953
Jens Künzelmann (Deutschland), Schach 1984, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser Aufgabe geht es für einmal mehr um die exemplarisch schöne Darstellung einer Problemidee als um das Auffinden eines rätselhaften Inhaltes. Die Chance ist also sehr gross, dass der Löser gleich mit seinem allerersten Versuch auf den Schlüssel stösst. Denn es ist der natürlichste Zug in der Stellung, der die weissen Figuren aktiver werden lässt und dabei gleich drei Mattdrohungen aufstellt:
1. Lc4! droht 2. Te4 matt / Td3 matt / Sb3 matt
1. … Td6 2. Te4 matt; 1. … Dxe5 2. Td3 matt; 1. … Sf2 2. Sb3 matt
Diese drei Verteidigungen reduzieren die dreifache Mattdrohung jeweils auf ein einziges Matt. Wird eine Mehrfachdrohung, mit also drei oder mehr drohenden Matts, durch alle verteidigenden Züge differenziert, haben wir eine Darstellung des Fleck-Themas.
In unserer Aufgabe gibt es zudem noch drei Verteidigungen, die alle Drohungen gleichzeitig parieren. Auf diese sogenannten Totalparaden folgen dann neue Mattbilder. Dies geschieht hier passenderweise wieder auf den gleichen drei Feldern wie bei den differenzierenden Varianten!
1. … Sd6 2. Td5 matt; 1. … Sxe5 2. Lb6 matt; 1. … f2 2. Se2 matt
Entspricht die Anzahl der Drohungen exakt der Anzahl der Totalparaden wie in unserer Aufgabe, haben wir einen Karlström-Fleck.
In unserem überaus eleganten Musterbeispiel kommen noch die Übereinstimmungen der Verteidigungsfelder hinzu, so dass alle sechs thematischen Verteidigungen lediglich auf den drei Feldern d6, e5 und f2 stattfinden. (siehe zum Thema Karlström-Fleck auch die Nr. 4891 von Bakcsi)
Zudem gibt es noch die Unterscheidung, ob bei einem Problem mit dem Fleck-Thema alle spielbaren schwarzen Züge gegen die Mehrfachdrohung verteidigen, was ein gebundener Fleck wäre, oder ob es auch schwarze Züge gibt, die keinen Einfluss auf das Drohspiel haben. Diese weit häufigere Form, die wir auch in unserer Aufgabe haben, wird freier Fleck genannt.
Kommentare: Ein Karlström-Fleck, wie er im Buche steht: Fleck mit drei sehr schönen Totalparaden! (N. Biveroni, Effretikon) Das Fleck-Thema ergänzt durch drei Abwehrzüge, die alle drei Drohungen nach dem Schlüsselzug abwehren. Schwarz muss dann jedoch Matts durch die an der ursprünglichen Drohung nicht beteiligen Springer und Läufer zulassen. Ein reichhaltiges Problem. (W. Weidert, Zürich) Ich betrachte das Fleck-Thema nicht einmal als ein Thema, sondern eher als Darstellungsform. Hier gibt es immerhin drei Totalparaden. (Th. Maeder, Bern) Neben den Differenzierungen hat Schwarz drei Totalparaden. Sehr schön sind die drei Verteidigungspaare auf den Feldern d6, e5 und f2 (R. Wüthrich, Langenthal) Erstaunlich, dass trotz der drei Mattdrohungen nach dem Schlüsselzug Schwarz doch noch drei Züge hat, auf die Weiss mit drei weiteren Zügen mattsetzen muss und dass es bei allen sechs Varianten keine Mattduale gibt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Gegen die dreifache Drohung hat Schwarz zwei Verteidigungsmöglichkeiten: entweder widerlegt er sämtliche Matts, aber er erlaubt dadurch drei neue schöne Matts durch Lenkung, Block und Verstellung oder er verhindert turnusgemäss nur jeweils zwei Matts. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Drei Totalparaden. Alle andern schwarzen Abwehrversuche bannen höchstens zwei Drohungen. (R. Schweizer, Neuhausen) Eine recht klare Aufgabe nach Mass für bescheidene Löser. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Weiss muss das Hauptaugenmerk auf die Beherrschung des Feldes d5 richten. Wenn gleichzeitig eine Mattdrohung aufgebaut werden muss, kommen für diese Aufgabe nur zwei Felder des weissfeldrigen Läufers in Frage. (G. Rusch, Spreitenbach) Äusserst originell, mit einer dreifachen Mattdrohung: diese geniale Komposition ist ein würdiger 1 Preis! (R. Gygax, Genf) Ein sehr leichter Zweizüger (J. Meli, Bern) Dieser Zweizüger hat Spass gemacht und war gut lösbar (B. Wernly, Muri BE)
Weitere richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten.
Lösung Nr. 4952
Cornelis Goldschmeding (Niederlande), Probleemblad 1967, 3. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auffällig sind in diesem gut besetzten, aber übersichtlichen Diagramm die beiden Damen am Brettrand, die sich direkt gegenüberstehen und so dieselbe Diagonale kontrollieren. Das Schlagen der Gegnerin bringt aber weder Weiss noch Schwarz einen Vorteil, da beide Damen so gedeckt sind, dass ihre Wirkung nach dem Schlag umgehend erneuert wird:
1. Dxg1? hxg1=D! bzw. 1. … Dxa7 2. Lxa7!
Trotzdem ist die Situation für die schwarze Dame unangenehm, muss sie doch von ihrem Randfeld aus gleich vier mögliche Mattfelder im Auge behalten: g5, g3, e3 und d4. Der weisse Plan besteht nun genau darin, die gegnerische Dame bei ihrer mehrfachen Bewachungsaufgabe zu überlasten. Dies gelingt mit einem unscheinbaren Einleitungszug:
1. Tb3! droht 2. Tb4+ Txb4 3. Sd2 matt (2. … Dd4 3. D oder Txd4 matt)
1. … Sf4 2. Sxg5+! A Dxg5 3. De3 matt B; 1. … Sf3 2. De3+! B Dxe3 3. Sg3 matt C; 1. … Se5 2. Sg3+! C Dxg3 3. Dd4 matt D; 1. … Ld5 2. Dd4+! D Dxd4 3. Sxg5 matt A.
Beim Versuch die vierte Reihe zu verstärken bzw. ein Fluchtfeld auf f3 zu schaffen, verursachen die drei schwarzen Leichtfiguren vier Vorausverstellungen ihrer Dame: In den ersten zwei Varianten wird die zukünftige Deckungslinie zum Mattfeld verstellt, in den beiden anderen die Linien eines rettenden Gegenschachs unterbrochen. Reiht man die Varianten richtig auf, ergibt sich somit ein brillanter, analog motivierter, viergliedriger Zyklus der weissen Fortsetzungen! Ein Meisterwerk.
Dazu die Nebenvarianten
1. … Dxa7 2. Lxa7! (droht 3. Sxg5 / Sg3 matt) Tg2 3. Tb4 matt; 1. … La8, Lb7 2. Tb4+ Tc4 3. DxL matt; 1. … d2 2. D oder Te3+ Dxe3 3. T bzw. Dxe3 matt (ein «Dual minor», also ein tolerierbarer Dual); 1. … Db6 2. Dxb6 usw. und 1. … Dc5+ 2. Dxc5 usw.
Kommentare: Der lupenreine Viererzyklus der 2. und 3. Züge von Weiss ist an sich schon sehr schön, aber die einheitliche Nutzung der schwarzen Verteidigungszüge als Linienverstellungen macht die Aufgabe zu einem erstklassigen Kunstwerk. (N. Biveroni, Effretikon) Viergliedrige Zyklen der zweiten und dritten weissen Züge gibt es wie Sand am Meer. Dieser hier ist aber ein sehr früher, und dank der einheitlichen Vorausverstellungen der schwarzen Dame auch ein sehr schöner. (Th. Maeder, Bern). Ein wunderschönes, schwieriges Problem mit subtiler Drohung und sehr gut harmonierenden Mattführungen in den Hauptvarianten: dank fein erzwungenen Selbstverstellungen wird die schwarze Dame jeweils ausgetrickst und es entstehen dadurch vier prächtige, überraschende Mattbilder. Magnifico! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Bemerkenswert, dass jeder zweite Zug zum Mattzug in einem anderen Abspiel wird! Vier fantastische, dualfreie Varianten mit Verstellungsnutzung! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Absolument magnifique! (Th. Ott, Genf) Bedenkenlos kann der Tc3 den Tb2 herausfordern – Schlagen auf der b-Linie ist wegen Sd2 matt tabu. Obwohl in Überzahl und mit drei eigenen Schachdrohungen vermag Schwarz gegen das perfekte Zusammenspiel der weissen Figuren nichts auszurichten. Die Suche nach den vielfältigen schwarzen Antworten und deren Fortsetzungen hat richtig Spass gemacht! (G. Rusch, Spreitenbach) Eine harte Knacknuss mit unscheinbarem Schlüssel und überraschenden Varianten, bei denen die weissen Springer eine Hauptrolle spielen. (D. Friedli, Ostermundigen) Das Satzspiel 1. … Dxa7 legt schnell nahe, dass der Tc3 bewegt werden muss. Aber wohin und dann die vier Varianten herauszufinden, in denen die schwarze Dame nach einem weissen Figurenopfer jeweils durch eine eigene Leichtfigur blockiert ist, war doch ein ziemlich harter Brocken. (W. Weidert, Zürich) Trivial sind der Opferschlüssel und die Drohung, aber genial die Antworten auf die schwarzen Paraden. Es gibt zwar keine Matteindeutigkeit, ist jedoch wunderschön vielfältig! (R. Gygax, Genf) Ein schönes Duell der beiden Damen! (R. Wüthrich, Langenthal)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4951
Wacław Grzankowski (Polen), Die Schwalbe, 1986, Lob. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In Abwesenheit der beiden Damen zeigen die vollzählig auf dem Brett stehenden Offiziere beider Lager ein Duell auf zwei Schnittpunkten. Das Feld e4, der Schnittpunkt der Linien des Te2 und des Lb7, bietet sich für eine Nowotny-Verstellung mit der entsprechenden Doppeldrohung an, obwohl auf die möglichen Gegenschachs dieser Langschrittler, wie auch der beiden Springer, bereits Matts bereitstünden:
1. … Te5+ / Lf3+ / Sf6+ / Sxg3+ 2. Lxe5 / Txf3 / Txf6 / fxg3 matt
All diese vier Abspiele ergeben sich, selbst ohne Schachgebot, auf den reizvollen Versuch 1. Kh4? droht 2. Sh5 matt, der aber 1. … Lxf2! scheitert. Die beiden thematischen Versuche sind:
1. Sce4!? droht 2. Tf3 / Le5 matt; 1. … Tc3? 2. Sxe2 matt, aber 1. … c3!; 1. Sge4!? droht 2. Tf3 / Le5 matt; 1. … c3? 2. Sd3 matt, aber 1. … Tc3!
Zweimal pariert Schwarz mit einer Nowotny-Verstellung auf c3, die die Linien der beiden Langschrittler Ta3 und La1 unterbricht. Es widerlegt diejenige, bei der Weiss mit den Springern kein Ersatzmatt zur Verfügung hat. Die Nowotnys der weissen Angreifer werden somit mit Nowotnys durch Schwarz gekontert! In diesem selteneren Fall, bei dem die Rollen vertauscht werden, wird die geschädigte Partei erwähnt; man spricht also von weissen Nowotnys. Als Lösungszug bleibt schliesslich der dritte mögliche Nowotny mit dem Läufer, auf den zwei weisse Nowotnys auf c3 in den Hauptvarianten folgen:
1. Le4! droht 2. Tf3 / Le5 matt
1. … Tc3 2. Sxe2 matt; 1. … c3 2. Sd3 matt; 1. … Sf6+ 2. Txf6 matt; 1. … Sxg3+ 2. fxg3 matt
Ein wahres Schnittpunktfestival, das durch die variantenreiche Verführung 1. Kh4!? trefflich ergänzt wird.
Kommentare: Schwarz wehrt sich mit Nowotnys gegen die weissen Nowotny-Versuche. (Th. Maeder, Bern) Zweimal kann Schwarz eine Nowotny-Verstellung parieren, indem er ebenfalls mit einer solchen antwortet, was in der Lösung aber nicht mehr hilft. Sehr gediegen! (N. Biveroni, Effretikon) In diesem graziösen Zweizüger harmonieren die Verführungen und die Lösung gut untereinander: von den drei möglichen Nowotny-Schlüsseln ermöglicht nur einer die im Satz schon vorhandenen Mattbilder. Eine weitere unthematische Verführung rundet das Problem ab und wird durch eine subtile Fesselung widerlegt. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Durch die Besetzung des Schnittpunktes d4 kann Weiss eine Doppeldrohung aufstellen. Für dieses Unterfangen kommen vier Figuren in Frage, aber nur dem Läufer ist Erfolg beschieden. Schwarz kann nur kontern, indem er den Schnittpunkt c3 besetzt oder Schach bietet, womit sich dann aber neue Türen öffnen. Eine gefällige Komposition mit identischem Figurenmaterial. (G. Rusch, Spreitenbach) Die doppelte Mattdrohung nach dem Nowotny auf e4 lässt sich mit der Besetzung des T/L-Schnittpunkts c3 beseitigen, wonach jeweils einer der Springer mattsetzen kann. Ein reizvolles Schnittpunkt-Doppelpack. (W. Weidert, Zürich) Der Lg6 ist als Schlüsselfigur mit Nowotny-Verstellung die Seele dieser interessanten Aufgabe, bei der zudem die Widerlegungen der Verführungen in der Lösung zum Matt führen. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Der Lösungszug verunmöglicht nicht nur die beiden eigentlich harmlosen Gegenschachs mit Turm und Läufer, sondern ermöglicht mit der Unterbrechung dieser beiden Linien das Mattsetzen in vielen Abspielen. Daneben spielen noch die zwei Gegenschachs mit den Springern und die Besetzung des Feldes c3 eine Rolle. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein grossartiger Schlüssel, der jede grosse Diagonale für ein Matt frei gibt: eine originelle Konstruktion, gewürzt mit ein paar Verführungen! (R. Gygax, Genf) Der Läufer besetzt den Schnittpunkt e4 nicht etwa, um zwei weitere Gegenschachs (1. … Te5+ und 1. … Lf3+) auszuschliessen, denn mit 2. Lxe5 bzw. 2. Txf3 matt hat Weiss auch gegen diese ein Rezept. Aber er muss 1. … Txe6 abwehren, gegen das es sonst kein Gegenmittel gibt. (D. Friedli, Ostermundigen) Joli! (Th. Ott, Genf) In dieser Aufgabe braucht es ausser den beiden Damen und je sechs Bauern alle restlichen 18 Figuren. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4950
Josef Křivohlávek (Tschechien), Pat a Mat 1999, 2. ehr. Erw. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Anlässlich des 20. International Solving Contests hatten die Löser der Kategorie A diesen Dreizüger zu lösen. Es ist erstaunlich, dass die weisse Damenbatterie mit einem Turm als Vorderstein nicht sofort erfolgreich ist, aber der exponierte schwarze König findet auf alle Batterieabzüge einen Fluchtweg hinter seine Verteidiger oder aber Weiss hat schlicht keinen Zug, um den Angriff abzuschliessen: z.B. 1. Te5+? Kf3 2. Df5+ Kxg3 3.?
Versucht Weiss hingegen die Abzugsschach mit stillen Zügen vorzubereiten, hat Schwarz Zeit einzugreifen und kann z.B. mit 1. … De3! dem König zu Hilfe eilen oder diesem mit 1. … c5! ein neues Schlupfloch auf c6 schaffen. Damit die Batterie überhaupt erfolgreich abziehen kann, muss Schwarz zu schädlichen, Fluchtfeld blockierenden Lenkungen gezwungen werden. Zudem braucht es eine Drohung mit Schachgebot, um die schwarze Gegenwehr weitmöglichst einzuschränken. Eine solche findet sich nach dem nicht allzu fernliegenden Damenschlüssel:
1. Dg6! droht 2. De8+! Kxg6 3. Dg6 matt
Nur der Td3 kann auf die Drohung reagieren; er schafft durch all seine Züge dem König ein Fluchtfeld auf d3.
1. … Txd6 2. Tf4+! Kd5 oder Ke5 3. Df5 matt; 1. … Txg3 2. Te5+! Kf4 oder Kf3 3. Df5 matt
Zweimal nutzt darauf Weiss den entstandenen Fernblock, das heisst, der Ke5 wird zu seinem Turm hingelenkt, der ihm dann den weiteren Fluchtweg blockiert. Noch raffinierter ist das zweite Variantenpaar:
1. … Td4! 2. Txf2+! Kd5 3. Se3 matt!; 1. … Te3! 2. Tc5+! Kf3 3. Sc4 matt!
Der Turm blockt zwei vom Sc2 kontrollierte Fluchtfelder. Der Springer kann diese Blocks aber nur nutzen, wenn der König auf ein günstiges Feld gelenkt wird. Dies geschieht verzögert mit entsprechenden, analogen Batterieabzügen, die zudem die Deckungen der Mattfelder aufheben. Nach 1. … Td5 und 1. … Tf3 folgen die Kurzmatts 2. Tf4 matt bzw. 2. Te5 matt. Alle Entgegnungen, auf die 2. De8+ wie im Drohspiel folgt, haben wir weggelassen. Ein unterhaltsames und inhaltlich kompaktes Problem des damals 80-jährigen Komponisten!
Kommentare: Nach der gefälligen Drohung kommen als Paraden nur sämtliche Züge des Turmes mit Räumung des Feldes d3 in Frage. Es gibt vier schöne Mattfolgen, alles Königsfluchten, zweimal blockiert der Td3 ein entscheidendes Fluchtfeld, zweimal verstellt er den Lf2 bzw. die Da7. Wunderbar analog sind diese 2x2 Abspiele! (B. Liphardt, Reinach) Vier schöne Varianten. Oft rümpft man die Nase, wenn die Abspiele sehr symmetrisch sind – und grad bei einem Lösungsturnier bedeutet das ja, dass die Teilnehmenden nur die halbe Arbeit verrichten müssen. Aber bei dieser Anlage ist kaum etwas anderes möglich. (Th. Maeder, Bern) Nach der feinen Drohung mit Turmopfer und Damenrückkehr folgen prächtige, paarweise analoge Mattführungen durch Turm(fern)blöcke und ausdifferenzierte Batterieausnützung. Dieses reichhaltige Problem hätte vielleicht eine höhere Auszeichnung verdient. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Raffiniert und überraschend werden die beiden vierfach gedeckten Felder d4 und e3 für ein Springermatt freigespielt. Hübsch auch die reziproke Beziehung 1. …Td4 / Te3 und 3. Se3 / Sd4 matt! (N. Biveroni, Effretikon) Aus den Abwehrzügen des schwarzen Turms resultieren zwei Variantenpaare mit jeweils symmetrischen Antworten des weissen Turms. Besonders das Variantenpaar auf der D/L-Diagonalen bringt den Sc2 wirkungsvoll zur Geltung. (W. Weidert, Zürich) Ein geschenkter Schlüssel, mit der Dame hin und her und einem Batterieturmopfer, variantenreich trotz ähnlicher Abschlüsse, Abzugsschach wie im Lehrbuch: ein spannender Klassiker! (R. Gygax, Genf) Weiss hat eine erstaunlich kraftvolle Batterie zur Verfügung, die aber nicht sofort funktioniert. Schön, dass zum Schluss auch der Sc2, der eine passive Rolle zu spielen scheint, mattsetzen darf. (D. Friedli, Ostermundigen) Witzig, dass die Dame erst auf g6 zieht, dieses Feld wieder verlässt, die Deckung des Turms aufgibt und diesen opfert und dann zurück auf g6 mattsetzt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine schwierige und recht elegante Drohung mit überraschendem Switchback erlaubt vier Abspiele. Der vierfache Turmblock ist imponierend! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) La Tour blanche joue systématiquement le deuxième coup: génial! Dans la menace, avec son troisième coup, la Dame revient sur la case de la clé! Et il y a incroyablement peu de pièces blanches – et les Noirs sont incroyablement forts! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4949
Dmitri Banny (Ukraine), H. Albrecht MT 1984, 4. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Anlässlich des «20. International Solving Contests» wurde den Lösern der Kategorie A in der ersten Runde dieser Zweizüger vorgelegt. Von drei für Weiss vielversprechenden, voneinander unabhängigen Möglichkeiten erweisen sich zwei als starke Verführungen, die der Lösung qualitativ ebenbürtig sind und zudem auf subtile Weise widerlegt werden. Diese beiden Fehlversuche erhöhen aber nicht nur die Schwierigkeit, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil des thematischen Inhaltes. Die Buchstaben hinter den Zügen dienen zur Erklärung der Thematik.
1. Db1? A droht 2. Te3 matt B. 1. … Dxe6 x 2. Tf3 matt! C, aber 1. … Sc3!! y.
1. Tf3? C droht 2. Sg5 matt D. 1. … Dxe6 x 2. Db1 matt! A, aber 1. … exf4!! z.
Bei diesen Verführungen gibt es auf die Variante 1. … Dxe6 einen reziproken Wechsel des Schlüssel- und des Mattzugs. Das ist das Salazar-Thema, dessen Themenbeschreibung ursprünglich etwas umfänglicher war und das in dieser einfachen Form auch Reversal 1 genannt wird. Das betreffende Buchstabenschema zu diesen beiden Verführungen sieht so aus: 1. A? 1. …, x 2. C matt und 1. C? 1. …, x 2. A matt.
Die Lösung ist schliesslich: 1. Sf3! droht 2. Sfg5 matt
1. … Sc3 y 2. Te3 matt! B; 1. … exf4 z 2. Seg5 matt! D
Die Drohzüge der beiden Verführungen erscheinen in der Lösung als Mattzüge just auf diejenigen Verteidigungszüge, an denen sie in den Verführungen scheiterten! Das ist das paradoxe und daher immer reizvolle Dombrovskis-Thema mit dem wiederum auf die obigen Zeilen bezogenen Buchstabenschema 1. V1? droht 2. B matt, aber y! und 1. V2? droht 2. D matt, aber z! 1. L! y 2. B matt und 1. … z 2. D matt (V = Verführung; L = Lösung)
1. … Dxe6 2. Db4 matt!
Auf diese Verteidigung folgt in der Lösung ein dritter Mattwechsel! Dazu die beiden Nebenspiele:
1. … Lf6, Lxh6 2. Dh7 matt; 1. … Txf3 2. gxf3 matt
Eine gelungene Kombination der beiden modernen Themen Salazar und Dombrovskis! Zum Dombrovskis-Thema siehe auch die die Nr. 4881 Savournin und zum Thema Salazar die Nr. 4905 Wassylenko & Schanschin
Kommentare: In diesem sehr attraktiven Problem harmonieren die Verführungen und die Lösung gut untereinander: die Widerlegungen der Verführungen führen zu Matts in der Lösung und zwischen den Verführungen und der Lösung gibt es zwei schöne Mattwechsel. (S. Bomio, Bordighera ITA) Zwei starke Verführungen 1. Tf3? und 1. Db1? mit jeweiligen Mattwechseln auf 1. … Dxe6 und fünf verschiedenen, schönen Matts in der Lösung. Mir gefällt das Problem. (B. Liphardt, Reinach) Die Verführungszüge werden zu Mattzügen und die Widerlegungen erlauben in der Lösung zwei zusätzliche Matts. Eine beachtenswerte Leistung (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Eine geschickte Springer-Substitution hebt die Gefahr eines Fluchtfelds auf e5 auf und bietet der Dame ein grossartiges Matt: ein köstlicher Mattbilder-Zweizüger! (R. Gygax, Genf) Letzten Endes dreht sich direkt oder indirekt alles um das Feld f4. Mit dem nicht naheliegenden Lösungszug bleibt die Verteidigung von f4 aufrechterhalten, gleichzeitig droht der Sf3 einerseits matt und bietet sich andererseits als Opfer an. (G. Rusch, Spreitenbach) Magnifique mais, tout de même un peu facile… (Th. Ott, Genf) Schwarz droht mit dem Schlagen eines Turms oder eines Bauern dem König Fluchtfelder zu öffnen. (R. Schweizer, Neuhausen) 1. Sf3 ist mein Lösungsvorschlag für diesen interessanten Zweizüger. Warum braucht es den Läufer auf a8? Wenn die Dame auf «Reisen» geht, fesselt er den Bauer auf d5. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten; D. Friedli, Ostermundigen; C. Nordt, Hombrechtikon; R. Wüthrich, Langenthal; W. Weidert, Zürich; N. Biveroni, Effretikon.
Lösung Nr. 4948
Mariano Gambin (Spanien), El Ajedrez Español, 1962-1964, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Der schutzlose König am unteren Brettrand ist ein klares Indiz, dass die vor ihm stehenden weissen Figuren vorerst nicht aktiv werden können. Es liegt also an den Steinen in der rechten oberen Brettecke, einen Angriffsplan in Gang zu bringen. Viel Spielraum haben diese nicht; der einzige mögliche erfolgreiche Abschluss scheint ein Matt mit dem Springer zu sein. Dazu müsste der Bauer f5 gedeckt werden, was jedoch fatale Linienöffnungen bewirkte. Gleich vier entsprechende Probespiele scheitern an Gegenschachs:
1. Dc2? (droht 2. Sg8 oder Sg4 matt) Ta1+!; 1. Sxd6? Dxb4+! , aber auch 1. … Lxd6!; 1. Le4? Tc1+!; 1. e4? Dg1+!
Aber Weiss verfügt über ein kleines, effizientes Manöver, um auf engstem Raum den Spiess umzudrehen:
1. Tg8! droht 2. Txf7+! Txf7 3. Tg6 matt
Auf diesen Vorplan kann Schwarz nur mit entblockenden Läuferzügen reagieren, die aber seinen drei Langschrittlern in Quere kommen:
1. … La1 2. Dc2! und 3. Sg4 matt (2. … Da1+??)
1. … Lb2 2. Sxd6! und 3. Sg4 matt (2. … Dxb4+??)
1. … Lc3 2. Le4! und 3. Sg4 matt (2. … Tc1+??)
1. … Ld4 2. e4! und 3. Sg4 matt (2. … Dg1+??)
Auf die pfiffige Einleitung folgen vier analoge Verteidigungszüge und Schädigungen, gefolgt von wiederum analogen weissen Fortsetzungen. Dies alles in logischer Form und einer gediegenen, schlackenlosen Darstellung. Der einzige Wermutstropfen in diesem eindrücklichen Werk ist die doppelte Widerlegung des Probespiels 1. Sxd6?, was auf die grossen Schwierigkeiten zur korrekten Realisierung dieser ambitionierten Idee hindeutet.
Kommentare: Ein schönes Stück! Zum Meisterwerk fehlt, dass das Probespiel 1. Sxd6? nicht eindeutig nur an 1. … Dxb4+ scheitert. (Th. Maeder, Bern) Eine knifflige Drohung mit Turmlinienöffnung und Turmopfer auf kleinstem Raum! Die einzige schwarze Verteidigungsmöglichkeit ist eine mehrfache Fluchtfeldfreigabe durch den Läufer. Dadurch entstehen aber vier analoge Mattführungen dank schwarzen Selbstverstellungen. Ein sehr originelles, gut gebautes Problem! (S. Bomio, Bordighera ITA) Die zugrunde liegende Idee wird vier Mal dargestellt. Der schwarze Läufer löst das Problem, wie Weiss den Bf5 decken kann, da jeder seiner Züge ein Schachgebot verhindert. Zusammen mit dem nicht trivialen Schlüssel war das eine reizvolle Aufgabe. (W. Weidert, Zürich) Wie entlastet man den Sh6 vom Schutz des Bf5? Während die Antworten auf die vier Fluchtfeldfreigabe-Paraden des Läufers ins Auge springen, ist der atemberaubende Pas-de-deux der Türme alles andere als offensichtlich! (R. Gygax, Genf) Wie aus einem Guss, aber der Umstand, dass die Verführung 1. Sxd6 zusätzlich an 1. … Lxd6 scheitert, trübt das Bild leider ein bisschen. (N. Biveroni, Effretikon) Ein ausgezeichneter Schlüssel, schwerer zu finden als die Varianten. Einheitlicher geht es nicht! Eine interessante Aufgabe eines uns unbekannten Problemisten. (Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Vier Probespiele scheitern an schwarzen Schachgeboten. Mit dem Schlüssel wird der Le5 zum Ziehen gezwungen. All seine Züge führen aber zu einer Verschlechterung der Stellung, da vier starke Verteidigungen verunmöglicht werden.Das gefällt mir sehr gut und mein Lösungsaufwand hielt sich erfreulicherweise in Grenzen. (B. Liphardt, Reinach) Une clé superbe et quatre deuxièmes coups extraordinaires. J’aime beaucoup! (Th. Ott, Genf) Wie aus dem Lehrbuch der logischen Schachschule. Dass f5 gedeckt werden muss, um mit Sg4 matt zu setzen, wird schnell klar. Da aber weder die Da4, der Lc6, der Sb5 noch der Be3 wegziehen dürfen, weil dann Gegenschach droht, muss der Vorplan gefunden werden, der zumindest ein Schachgebot aufweisen muss, damit Schwarz nicht doch noch zum Gegenschach kommt. Bei den Abspielen verunmöglicht dann der schwarze Läufer eines der gesamthaft vier Gegenschachgebote, was dann die Realisierung des Hauptplans ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.
Lösung Nr. 4947
Jean-Marc Loustau (Frankreich), 7. WCCT, 2001-2004, 6. Platz. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die thematische Auflage des 7. Weltkompositionsturniers war die Darstellung von mindestens drei thematisch verschiedenartigen Variantengruppen, in denen es jeweils mindestens ein Variantenpaar mit dem entsprechenden Motiv geben sollte. 6 Varianten waren also die Minimalanforderung, die zudem verschiedene Mattbilder aufzuweisen hatten. Diese Anzahl wurde natürlich bei allen Problemen auf den Spitzenplätzen übertroffen. Das Siegerproblem brillierte mit 3 Variantentrios, also insgesamt 9 thematischen Varianten, und dies bei nur gerade 17 Steinen.
Das vorliegende Problem brachte es auf 4 thematisch unterschiedliche Variantenpaare mit den folgenden Schädigungsmotiven:
1. La7! droht 2. e4 matt; 1. … Scxe3 2. De4 matt, 1. … Sfxe3 2. Le4 matt, Schädliche Linienöffnung
1. … Sd2 2. Dxa5 matt; 1. … Sg3 2. Lg8 matt, Verstellungen
1. … Scd6 2. Sb6 matt, 1. … Sfd6 2. Se7 matt, Fluchtfeldblock
1. … Dxa7 2. Dc6 matt1. … Txa7 2. Db5 matt, Aufgabe der Mattfelddeckung
Vier Variantenpaare waren unter den topklassierten Problemen kein aussergewöhnlicher Inhalt, aber hier kommen die beiden schwarzen Springer in je drei verschiedenen Gruppen zum Einsatz! Neben dieser vorzüglichen Einheitlichkeit ist sicherlich auch die Konstruktion vom Richtergremium positiv bewertet worden. Da genau die Hälfte der doch insgesamt 20 Steine am Brettrand positioniert ist, bleibt trotzdem eine übersichtliche, ansehnliche Stellung. «A good ambassador for the Chess Problem» meinte der britische Preisrichter, also beste Werbung für das Problemschach.
Dazu kommen die vier unthematischen Varianten:
1. … Dxc8 2. Dc6 matt; 1. … Tc5 2. Txc5 matt; 1. … Tg8+ 2. Lxg8 matt; 1. … Lb1 2. Dxc4 matt
Kommentare: Die Forderung des Weltkompositionsturniers hat der Autor brillant realisiert. Auffallend ist auch in diesem sehr reichhaltigen Problem die Zahl der fein ausdifferenzierten Varianten. (S. Bomio, Bordighera ITA) Ich war damals von diesem WCCT-Thema wenig begeistert; aber dies ist eine schöne Realisierung. (Th. Maeder, Bern) Avec la menace, il y a onze mats différents. Absolument génial! (Th. Ott, Genf) Ein schöner Zweizüger mit guten Verführungen und mit vielen schönen Varianten. Dass die Mattdrohung wahrscheinlich auf dem Feld e4 erfolgt, sieht man schnell. Aber 1. Dc2? scheitert an 1. … Dxc8! (B. Liphardt, Reinach) Das Variantenpaar mit Fluchtfeldblockierungen zeigt schöne Dualvermeidungen! Ein reichhaltiger und überraschend kniffliger Zweizüger, bei welchem mir speziell die Springer-Paraden gefallen. (N. Biveroni, Effretikon) Ein Zweizüger von aussergewöhnlicher Grosszügigkeit mit zwölf Paraden, Auswahlschlüssel, Selbstblockaden, Fluchtfeldsperrungen und Linienöffnungen. (R. Gygax, Genf) Ein sehr schön konstruiertes und gut lösbares Problem. Kaum vorstellbar, dass es einen ähnlichen Zweizüger mit mehr Abspielen geben kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Alles in allem zehn verschiedene Mattzüge! Hut ab! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Gegenüber der Vorwoche geradezu erholsam. Nach attraktivem Schlüssel ergibt sich naturgemäss aus der Turnierforderung eine Fülle von Varianten, bei denen die beiden schwarzen Springer eine Hauptrolle spielen. (W. Weidert, Zürich) Mit nur zwei agierenden Figuren neun Verführungen zu komponieren, ist beeindruckend, wie auch die zwölf Entgegnungen auf den Schlüsselzug. (G. Rusch, Spreitenbach) Gar nicht so einfach, das richtige Feld für den Läufer zu finden. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen sandten: K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.
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